Samstag, 10.07.2021 — Selce - Otocac

 

11. Tag
Wetter morgens: in der Nacht sehr windig bzw stürmisch, immer noch sehr warm, stahlend blauer Himmel 
Tages-Kilometer: 94 Kilometer 
Gesamt-Kilometer: 1305 Kilometer 
Durchschnitt: 15,8 km/h
Fahrzeit: 6h00
Wetter tagsüber: sehr starker Wind bzw Sturm, sehr sonnig, erträgliche Temperaturen
Wetter abends: sonnig, windstill, warm, 27 Grad Celsius 
Abfahrt: 09:30 Uhr 
Ankunft: 18:15 Uhr 

Es wurde dann noch Manuela gespielt, als ich gegen 22:30 Uhr ins Bett gegangen bin. Nur ein paar Stunden später bin ich aufgewacht, weil im Zimmer plötzlich die Sachen durcheinander flogen. Es hatte ein starker Wind mit Sturmböen eingesetzt und weil ich überall die Fenster offen hatte zog es durch schlug die Fenster ran und wieder auf. Ich war erst mal ziemlich durcheinander und bin dann gerannt, um meine Sachen von der Wäscheleine zu holen und alle Fenster zu schließen. Dann bin ich wieder ins Bett und war ganz froh, dass der Sturm ums Haus pfeift und nicht um meine Zelt. Denn darin hätte ich auch nicht gut geschlafen. Damit wäre allerdings auch die Frage der weiteren Route für Heute beantwortet. An der stark befahrenen Straße werde ich nicht entlang fahren. Viel zu stark sind die Böen und das Risiko einen Schlenker zu machen. In den Bergen wird der Sturm sicher auch nicht grade angenehm sein, aber das muss ich nun erst einmal so machen. 
Zuerst mal gibt's Frühstück und dann packe ich meine Sachen zusammen, trage alles runter zum Bobby und lade ein. Doch grade als ich zum Haus hinaus laufe erwischt mich eine Windböe und wirft mich beinahe um. So viel zum Thema, ist das noch Wind oder schon Sturm...? Ich unterhalte mich noch ein bisschen mit dem Vermieter des Apartments über die möglichen Wehe für meine Route. Die meisten Wege, die er kennt sind Wanderwege und die sind geschottert. Den Eurovelo durch die Berge kannte er gar nicht, war aber sehr daran interessiert. So hat sich mein Start ein bisschen verzögert. Ich muss jedoch erst einen Kilometer auf der Hauptstraße fahren. Ganz wohl ist mir dabei nicht, weil viel Verkehr ist und der Wind irgendwie von allen Seiten kommt. Dann kann ich zum Glück abbiegen und die Hauptstraße verlassen. Nun geht's hoch in die Berge. Der Wind ist in Böen teilweise so kräftig, dass es irgendwie weh tut, wenn mich eine Böe mit voller Wucht von vorne erfasst. Ich konnte mich ein bisschen an den Büschen und Sträuchern orientieren: Immer wenn die ganz wild verwirbelt wurden machte ich mich wieder auf eine Wucht von vorne gefasst. Außerdem ging es die nächsten 20 Kilometer auch nur den Berg hinauf. Natürlich war der Wind nie als Rückenwind zur Unterstützung dabei. Leider. Nichtsdestotrotz war die Natur und die Aussicht hier oben einfach wunderbar. Viel schöner, als entlang der Hauptstraße. Und Autos gab's hier so gut wie gar nicht. Und wenn, dann hatten die genug Platz um gefahrlos zu überholen. Je höher ich den Berg hinauf kam, umso stärker wurde der Sturm. Ich musste mich teilweise kräftig zur Seite legen, um gegen den Druck des Sturm gegen zu halten. Sonst hätte mich der Sturm einfach von der Straße gefegt. Nehmen Wimpel vom Bobby habe ich auch abgebaut, weil den der Wind auch ziemlich übel verbogen hat. Ich hatte wirklich Angst, dass der Stab abbricht. Gegen Mittag hatte ich auch erst wieder knapp über 30 Kilometer auf dem Tacho und habe mir eine kurze Pause gegönnt. An einen Aussichtspunkt bot sich etwas Schutz vor dem Sturm. Dieser Aussichtspunkt markiert zugleich den Übergang vom Mittelmeer zum Kontinentalen Klima. Ach ja, dann soll das mal so sein, denke ich mir. Aber tatsächlich das wirklich sichtbar. Während bislang nur Büsche und Sträucher wuchsen und quasi auch gar keinen Schutz vor dem Wind boten waren nur wenige Kilometer weiter Wälder mit Fichten und anderen Bäumen zum sehen. Ganz wie im Schwarzwald. Das war schon erstaunlich. Aber offenbar scheinen die einen Berge deutlich mehr Regen zu bekommen, als die anderen. Nach der Pause ging es dann weiter bergauf. Den Sattelpunkt mit etwas über 1.000 Metern erreiche ich halbwegs windgeschützt. Nun geht es immer wieder mal bergauf und bergab. Erst am späten Nachmittag lässt der Wind nach bzw ich komme wieder in tiefere Lagen, wo der Wind kein solch großes Thema mehr ist. Dafür gibt es wieder tolle Abfahrten mit Kurven, Kurven und nochmal Kurven. Das macht richtig Spaß, nur hab ich Sorge, dass der Bobby nicht mal seitlich aufsetzt. Nun ja, die Freude war auch bald wieder vorbei und die verlorenen Höhenmeter musste ich teilweise wieder hoch fahren. Inzwischen merke ich auch wieder wie heiß es eigentlich inzwischen ist. Als ich mich dem Berg hinauf kurbel überholt mich eine Hochzeit. Die fahren im Autokorso den Berg hinauf zur nächsten Ortschaft. Ich halte kurz an, winke und lasse die Autos erst mal vorbei. Einer hält an und kommt mit einer Flasche Jägermeister auf mich zu. Ich winke ab und gebe zu verstehen, dass ich noch geradeaus fahren muss. Er lacht und steigt wieder ein. Nee.... Besser kein Schnaps am Tag (und auch sonst nicht...). Dann sind es noch 20 Kilometer bis Otocac. Ich hatte mich nach Campingplätzen umgeschaut. Aber hier in den Bergen gibt's so was nicht. Wild Campen wäre im Wald sicher möglich, aber das muss nun wirklich nicht sein. Also hatte ich am Nachmittag mal geschaut, wo es denn hier in den Bergen etwas zum übernachten gibt. Otocac scheint gar nicht so klein zu sein. Jedenfalls gab's ne Menge Zimmer zum Übernachten. Als ich in der Stadt bin kaufe ich mir erst mal was zum Abendessen und fürs Frühstück. Dann fahre ich zur Unterkunft. Die Vermieterin zeigt mir das Zimmer, ich dusche, esse zu Abend und kümmere mich ums Tagebuch. Ich genieße den warmen Abend. Um 20 Uhr waren es noch 27 Grad Celsius. Ich habe mal die Wettervorhersage für Leonberg angeschaut. Hm... Bescheiden.