Heiß, abends angenehmer Wind

Das Frühstück ist für 8 Uhr angesetzt. Ich muss mich wirklich sputen, denn auch wenn ich früh aufgewacht bin, trödle ich den ganzen Morgen irgendwie vor mich hin. Nach dem Frühstück, dass aus Omelette mit höllisch scharfen Bohnen, Brot mit Nutella, Tee und einem Muffin bestand, konnte es losgehen. Im Büro verteilt Jörg die Aufträge für heute. Die Fahrer sind auch schon vor Ort und haben die Abfahrtkontrolle schon fertig. Zuerst geht es heute zu einem von Briten betriebenen ETC (Ebola Treatment Center). Dort löst die Chlor-Lösung die zum Reinigen und Desinfizieren von Fahrzeugen, Material, Kleidung und Einrichtung verwendet wird, die Edelstahlpumpen samt Druckschalter und sonstigem Zubehör auf. Zusammen mit Sven notieren wir die Daten der defekten Teile. Eventuell lassen sich entsprechende Ersatzteile beschaffen, wie wir dann einbauen können. Das THW ist wohl eine der ganz wenigen Organisationen, die in Sierra Leone diesen technischen Support anbietet. Und das war auch gerne in Anspruch genommen. Genau aus diesem Grund sind wir da! Nach dem Stopp im ETC geht es weiter zu einem Wasserwerk bei der Stadt Kambia. Das hat Japan im Jahr 2012 errichtet als Entwicklungshilfe für die Bevölkerung in Sierra Leone. Leider sind von den Verantwortlichen, die damals in die Technik eingewiesen wurden nicht mehr viele Leute übrig. So kommt es, dass die Technik aufgrund kleiner Probleme wie beispielsweise einem gerissenen Bowdenzug, zum Stillstand kommt. Ich soll nun erst einmal in Erfahrung bringen, welches Knowhow der Operator vor Ort hat. Dann entscheiden wir, wo wir vielleicht noch etwas Nachschulen müssen. Es stellt sich schnell heraus, dass der Operator sich schon recht gut mit dem Betrieb der Anlagen auskennt. Beim Thema Wartung sieht es aber sehr düster aus. Warum und wie spannt man den Keilriemen des Dieselgenerators und solche Dinge lösten verwunderte Blicke aus. Ich mache einige Fotos von den Maschinen, um diese für ein paar Foto-Unterlagen zu verwenden, die das Thema Wartung und Pflege erklären. Die Gegend in der die Anlage liegt ist traumhaft schön. Mitten im Busch, an einem schönen Fluss. Der Operator lebt mit seiner Familie auf dem Gelände und bekommt für seine Arbeit 80 Euro im Monat. (Es stellt sich im Laufe meiner Zeit in Sierra Leone heraus, dass das schon recht viel Geld ist!) Wir fahren zurück nach Makeni. Unterwegs beobachte ich die Leute, die in Massen zu Fuß unterwegs sind. In der Stadt sind natürlich noch viel mehr Leute unterwegs, als außerhalb. Das erfreuliche an den Eindrücken, die ich in der Vorbeifahrt erhaschen kann ist, dass die Leute nicht aussehen, als würden sie extremen Hunger leiden. Es gibt natürlich auch keine fetten Leute. Aber diese Hungerbilder, die man vom Fernsehen her aus der Sahelzone kennt, gibt es glücklicherweise nicht! In Makeni angekommen laden wir die Fahrzeuge aus und richten Werkzeug und Material für den nächsten Tag her. Es gibt noch ein paar Infos vom Jörg zu aktuellen Aufträgen, zur Sicherheit und zum Abendessen. Rudi verbringt wieder den Abend am Herd und kocht ein vorzügliches Abendessen für uns alle. Weil ich es mit kochen nicht so habe, erledige ich den Abwasch. Wieder geht ein „guter Tag“ zu Ende!