Dienstag, 03.07.2012 — Lysuholl – Stykkisholmur

Dienstag, 03.07.2012 — Lysuholl – Stykkisholmur
Tageskilometer: 106 km
Erst kurz Sonne, dann kräftiger Regen, später nur leichter Regen, gegen Nachmittag Sonne und Wind, 13°C

Nach meinem ausgiebigen Bad gestern Abend, bin ich noch lange im großen gemeinsamen Wohnzimmer der Hütte gesessen. Dort gab es eine große Fensterfront, durch die die Abendsonne schien. Ich saß dort lange mit Gästen zusammen und wir haben viel über Island gesprochen.
Der Blick aus dem Fenster am Morgen verspricht einen trockenen Tag. Voller Tatendrang packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Heute will ich endlich mal richtig Kilometer machen. Es dauert einfach immer ein paar Tage, bis man sich an das Klima und natürlich auch ans tägliche Radfahren gewöhnt hat. Jetzt sollte es aber so langsam passen. Doch schon nach fünf Kilometern fängt es zu regnen an. Wie schon erwähnt: Aus Fehlern lernt man und ich ziehe mir umgehend meine Regenklamotten an. Dann sollte ja es schnell wieder aufhören. Aber da täusche ich mich. Im nächsten Augenblick legt es so richtig los. Nun ja, ganz so stört mich das nun nicht. Wichtig ist mir, dass die Füße trocken bleiben. Denn die werden bei mir einfach recht schnell kalt. Und mit kalten Füßen macht das Fahren keinen Spaß.
Bei so viel Regen, wie ich ihn in den letzten Tagen hatte, kümmere ich mich regelmäßig um die Kettenschmierung. Denn die Kette und das Schaltwerk müssen einfach einwandfrei funktionieren. Bislang lief da auch alles tadellos. Doch als ob es der Teufel gehört hätte, fängt die Schaltung zu spinnen an. Die Gänge schalten nicht oder springen über. Höhepunkt ist, dass die Kette übers größte Ritzel springt und sich zwischen Kassette und Speichen verklemmt. So ein Mist. Ich stehe jetzt im heftigen Regen und muss mit total verschmierten Pfoten erst einmal in der BOB-Tasche nach einem Lappen suchen, mit dem ich die blöde Kette irgendwie wieder zwischen Kassette und Speichen herauszerren kann. F…!! So ein blöder Mist. Ich komme erst einmal mehr oder weniger gut damit zurecht und fahre weiter. Am Abend prüfe ich alles nochmal genau und stelle das Schaltwerk neu ein. Morgen wird man dann sehen, ob es besser wird oder nicht.
Die Sache hat mich wirklich viel Zeit gekostet. Zum Glück schaffe ich es noch bis Stykkisholmur. Unterwegs habe ich mich zwar immer wieder mal über die blöde Schaltung geärgert, aber da gab es bald etwas ganz anderes, dass meine Aufmerksamkeit noch deutlich mehr in Anspruch genommen hat: Vögel. Aber das waren leider keine super süßen Piepmatze, die tollpatschig durchs hohe Gras stapfen, sondern richtig aggressive Mistviecher die ziemlich angriffslustig sind. Nun ja, die brüten offensichtlich in den Wiesen neben der Straße. Vor Autos haben die zwar Respekt, aber Radfahren haben offenbar genau die richtige Größe und Geschwindigkeit, um als Feind in Frage zu kommen. Das Bedeutet für die Vögel: Angriff. Nun weiß ich auch, dass ein Fahrradhelm nicht unbedingt nur bei Stürzen Schutz bietet.
In der Stadt schaue ich mir den Campingplatz an. Der sieht aber nicht wirklich einladend aus. Ist mehr für Wohnwagen gedacht, als für Zelte. Alternativ gibt es noch eine Jugendherberge, die aber leider schon belegt ist. In einem Gästehaus werde ich schließlich fündig und habe einen trockenen Platz für die Nacht.