Mittwoch, 04.07.2012 — Grandafjördur – Eirikstadir
Mittwoch, 04.07.2012 — Grandafjördur – Eirikstadir
Tageskilometer: 140 km
Fast kein Regen, nur eine Zeit lang Nieselregen, keine Sonne, schwacher Wind, 13°C
Den heutigen Tagebucheintrag beginne ich gleich mit der Erkenntnis, dass ich beim Lesen der Karten wohl offenbar immer noch zu oberflächlich bin. Dem Aufmerksamen Leser des Tagebuchs ist sicher auch aufgefallen, dass ich doch gestern eigentlich nach Stykkisholmur gefahren bin. Heute ist die Etappe jedoch in Grandafjördur gestartet. Was ist hier los?
Nun, ich war fest davon überzeugt gestern bis Stykkisholmur gefahren zu sein. In Wirklichkeit bin ich aber nur bis Grandafjördur gefahren. Weil es am Morgen mit dem Start natürlich wieder mal schnell gehen sollte (ich trödle meist morgens etwas vor mich hin, bis ich auf dem Rad sitze…) habe ich nur schnell mal beiläufig in die Karte geschaut. Ich muss zuerst ein kurzes Stück zurück fahren, um wieder auf die „54“ zu kommen. Von dort kann es dann weiter gehen. Na dann mal los. Kilometer machen!
Nach ein paar Kilometern kommt mir die Sache aber komisch vor. Ich hätte die Abzweigung doch eigentlich gestern auch schon sehen müssen. Ich kann mich aber gar nicht daran erinnern, dass es hier eine Abzweigung gegeben hätte. Da stimmt doch wirklich etwas ganz und gar nicht! Jetzt nehme ich mir doch mal deutlich mehr Zeit für die Karte. Zusätzlich prüfe ich mit dem Navi meine Position. Dann bestätigt sich mein Verdacht. Falsche Stadt! Ich hätte gar nicht zurück fahren müssen / dürfen, sondern noch weiter in die Richtung, die ich gestern eingeschlagen hatte. Also muss ich umdrehen und wieder zurück nach Grandafjördur. Von dort dann weiter Richtung Stykkisholmur, nun aber den Abzweig nehmen. Dann sollte alles passen.
Merke: In Zukunft keinen Schnellstart mehr am Morgen.
Nun stimmt es auch mit der Karte wieder. An der richtigen Kreuzung nehme ich die richtige Straße. Das bis zu dieser Stelle sind heute bereits 70 Kilometer auf dem Zähler. Da die Straße eine Nebenstrecke ist, gibt es hier nur Schotter. Und so wird es auch für die nächsten 70 Kilometer erst einmal bleiben. Keine guten Aussichten, was die Strecke angeht. Aber die Landschaft entschädigt hier schon sehr! Stellenweise geht die Strecke sehr steil nach oben und erreicht fast schon Hochland-Niveau. Um mich herum breitet sich Lava-Wüste aus. Ein Vorgeschmack auf das, was mich im Hochland erwarten wird…
Ich habe mir gestern Abend auch noch lange überlegt, wie ich die weitere Rundreise gestalten soll. Die Westfjorde sollen sehr artenreich im Hinblick auf Vögel sein. Mit der Fähre wäre es ein Leichtes gewesen dort hin zu kommen. Aber die Distanzen dort zwischen den Dörfern sind fürs Fahrrad einfach zu groß. Ich hätte große Mengen an Proviant mitnehmen müssen. Wasser wäre vielleicht nicht so das Problem gewesen. Auch waren dort nur sehr wenige Campingplätze in der Karte zu finden. Wild campen ist dort wegen der Nähe zu Grönland nicht ganz ungefährlich, da von dort hin und wieder Eisbären auf kleinen Eisbergen ankommen. Zudem sind die Westfjorde sehr weitläufig. Da wären einige hundert Kilometer auf mich zugekommen und ich war dann auch nicht sicher, ob mir die Zeit reicht. Es soll in den nächsten Tag viel Regen geben und das drückt die Kilometerleistung schon nach unten. Vielleicht muss ich ein paar Tage Pause machen, bis das Wetter besser wird?
Für die heutige Nacht mache ich es mir auf einem kleinen Bauernhof gemütlich. Die Leute sind sehr nett und das Haus gefällt mir. Nach dem Abendessen ist Waschtag und die Kette bekommt ihr tägliche Ration Kettenfett bevor ich zu Bett gehe.