Donnerstag, 22.07.2021 — Qeparo - Igoumenitsa  

 

23. Tag
Wetter morgens: sonnig und schon sehr warm, leichter Wind
Tages-Kilometer: 106,8
Gesamt-Kilometer: 2608,1
Durchschnitt: 21,5
Fahrzeit: 4h43
Wetter tagsüber: sonnig und sehr heiß, mäßiger Wind, teilweise als Rückenwind 
Wetter abends: sehr warm
Abfahrt: 9:00 Uhr 
Ankunft: 16:15 Uhr + 1 Stunde

In der Nacht hat sich der starke Wind gelegt. Ansonsten ist es schon wieder sehr warm. Ich frühstücke ein bisschen aus meinem Proviant und sehe zu, dass ich nicht so spät los komme. 
Na ja, am Ende habe ich mich dann doch noch ein bisschen bei den Gastgebern festgequatscht und bin auch erst wieder um 9 Uhr los gekommen. Aber was solls? Ist auch immer schön sich mit den Leuten zu unterhalten. Ich schleppe mein Sach wieder die Treppe runter, hänge den Bobby ans Fahrrad und fahre los. Es geht gleich den Berg hinauf. Aber das war klar. Ich lasse mir Zeit und fahre gemütlich im kleinen Gang und ganz in Gedanken den Berg hinauf. Die Landschaft ist mal wieder wirklich schön. So komme ich ganz entspannt voran, wobei ich natürlich nach dem ersten Anstieg wieder komplett nass geschwitzt bin. Es gibt zunächst ein paar größere Steigungen, aber lange nicht so krass wie gestern. Irgendwann lasse ich die Berge hinter mir. In den Stadt Metoq mache ich Mittagspause. Es ist zwar noch nicht ganz Mittag, aber nachdem ich wenig gefrühstückt habe, hatte ich echt Hunger. Außerdem gab es an einer Kreuzung einen kleinen Imbiss, der mir ganz gut gepasst hat. Ich wollte ohnehin mein albanisches Geld noch ausgeben und warum nicht für ein gutes Mittagessen? Hier in der Stadt wäre nun auch die allerletzte Gelegenheit, um noch auf den Eurovelo 11 zu wechseln. Aber die Entscheidung ist gestern Abend bereits gefallen. Also geht's auf dem Eurovelo 8 weiter. Die Landschaft wird flacher und ganz in Gedanken flitze ich um einen Kreisverkehr, als ich plötzlich vor der Grenze stehe. Jedenfalls die Ausreise aus Albanien. Noch schnell ne kühle Cola, die Papiere raus kramen und dann zu Fuß weiter zur Grenze (50 Meter). Personalausweis geben kurzer Check das wars. Nun die Ausreise aus Albanien war echt einfach. Nach einem halben Kilometer komme ich dann an die Grenzstation zur Einreise nach Griechenland. Es ist wenig los, aber hier laufen Leute mit Einweg-Schutzkleidung, Masken, Gerichtsschutz herum. Oh man, in Albanien hat man mich in ersten Supermarkt ganz komisch angeschaut, als ich dort mit Maske rein bin. Danach habe ich es auch echt genossen mit Abstand im Supermarkt einzukaufen. Aber hier an der Grenze zu Griechenland ist wegen Corona richtig Tanz. Eine Dame in Einweg-Schutzkleidung kommt zu mir und fragt mich nach meinem PFL. Was für Ding?? Ich hab nen Personalausweis, nen Impfpass und mehr brauche ich als EU-Bürger nicht, wenn ich in die EU einreisen will. Das ist schließlich die Grundidee von dem Ganzen. Doch hier brauche ich noch ein Passagier Lokalisierungsfaktor Formular. Alter.... Haben die ein Rad ab??!?!?! Die wollen doch nicht allen Ernstes Deutschland in Punkto Bürokratie das Wasser abgraben?? Na wie auch immer. So ein Ding hab ich natürlich nicht. Als ich zu Hause los gefahren bin war davon noch keine Rede. "Kein Problem" sagt mir die Dame. Ich kann es online ausfüllen und dann ist die Einreise kein Problem. WLAN haben sie dazu extra eingerichtet. Also dann, warum nicht die Bürokratie erst mal glücklich machen. Zum Glück gibt's etwas Schatten und ich fange an.
Ach so, erst einmal einen eigenen Accout anlegen. Dann auf die Email zur Bestätigung warten, die tatsächlich ziemlich prompt auf meinem Email-Postfach landet. Die Link den ich anklicken muss funktioniert sogar und ich kann mir nun ein Passwort ausdenken. Na bislang wars ja noch einfach. Dann Anmelden auf der Seite des Zivilschutz. Nun geht die endlose Fragerei los:
- Name, Anschrift, Telefonnummer, Email Adresse 
- Wo komme ich her, wo will ich hin (genaue Adresse der Unterkunft, wobei das System irgendwie die Daten überprüft und ich verzweifelt  versuche die griechischen Buchstaben der Straße von meiner Unterkunft in das blöde Feld zu kopieren)
- Nummer der Personalausweises
- Datum der Impfung, welcher Impfstoff? 
- Notfall-Kontakt, über den man mich erreichen kann. Ich gebe die Adresse meiner Schwester an. Nur bei der Telefonnummer muss ich passen und schaue im Adressbuch meines Smartphone nach.

Alles klar, weiter geht's. Denkst du... 
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Nee, jetzt oder?!?!?!
Auf einmal bekomme ich echt Blutdruck und fange schon an die Software-Entwickler dieser Welt zu verfluchen. Okay ruhig bleiben. Nochmal....
Bundesland, Grenzübergang, nächste Unterkunft, Personalausweis, Impfstoff, Notfall-Kontakt und was weiß ich noch welchen Scheiß die wissen wollten. 
Ihre Angaben werden geprüft.....

Die maximale Anzahl von Passagieren, die zum ausgewählten Datum über den ausgewählten Einstiegspunkt einreisen können, wurde erreicht. Bitte versuchen Sie es erneut mit einem anderen Datum.

Ja hat denen jemand ins Hirn geschissen???!!?!!? Tut mir leid für die Wortwahl, aber was soll denn der Mist? Die Dame in Einweg-Schutzkleidung kommt zu mir und fragt ob ich voran komme. Ich kopiere den Text in den Google Übersetzer und zeige ihr die Meldung. Oh.... Hm... Also....???
Ich solle es einfach mal direkt bei der Polizei in der Einreise versuchen und das Problem erklären. Also gut. Das ist eine gute Idee. Ich laufe die paar Meter weiter zum Grenzposten. Der Mann am Schalter schaut sich die Meldung an, schüttelt den Kopf und sagt mir, dass ich ohne dieses PFL nicht einreisen kann. Na das ist ja gut.  Zum Glück lässt der Mann aber mit sich reden. Ich erkläre ihm, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und vor drei Wochen in Deutschland los gefahren bin. Da war von einem PFL  noch keine Rede. Und wenn ich hier heute nicht einreisen kann, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als heute Nacht mein Zelt hier an der Grenze aufzubauen und dann morgen nochmal die Einreise zu machen. Ich muss ja weiterkommen. Nach Albanien will ich nicht zurück (so schön es dort auch war....!) schließlich hat der gute Mann ein Einsehen. "Griechenland und Deutschland sind ja Freunde" sagt er. Personalausweis bitte. Kurzer Check und der deutliche Hinweis, mach schon, fahr weiter....!
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich schnappe meine Sachen und gehe Gas. Ein bisschen später sortiere ich meinen Papierkram wieder in die Tasche vom Bobby. Geschafft. Aber ein bisschen ärgert mich das schon. So ein blödes Formular, ein Scheißdreck der einfach nicht richtig tut und schon steht man unter Umständen irgendwo ziemlich blöd da, weil irgendjemand eine Zeile in der Software nicht richtig getippt hat und es eben auch niemand getestet hat. Nun ja. Dafür geht's jetzt durch schöne Obst-Plantagen Richtung Igoumenitsa. Meist ohne große Anstiege. Ich konzentriere mich wieder einfach auf die Tour und versuche heute Abend mal das blöde PLF noch auszufüllen. Ich Ruhe. Auf dem Sofa. Bei nen Bierle.....
Die Unterkunft ist einfach zu finden. Ich bringe meine Sachen in den ersten Stock, freue mich über eine Dusche und starte noch eine Maschine Wäsche. Das ist wirklich mal ganz gut. Dann kaufe ich ein für morgen, kümmere nicht ums Fahrrad. Dort ist mittlerweile der hintere Bremsbelag völlig runter. Ich tausche den, esse zu Abend und will eigentlich noch ein bisschen in die Stadt gehen. Aber es ist wegen der Zeitverschiebung schon fast 23 Uhr. Dann wird es Zeit fürs Bett. Ich komme ja wieder nach Igoumenitsa, wenn ich die Heimreise antrete. Dann schaue ich mir die Stadt ein bisschen genauer an. Schön ist es hier auf jeden Fall. 

Das blöde PLF hab ich dann doch tatsächlich noch fertig bekommen. Nach drei weiteren Versuchen....