Freitag, 23.07.2021 — Igoumenitsa - Preveza   

 

24. Tag
Wetter morgens: sonnig und warm, leichte Bewölkung, etwas Wind
Tages-Kilometer: 99 
Gesamt-Kilometer: 2707,1
Durchschnitt: 21,4 km/h
Fahrzeit: 4h36
Wetter tagsüber: sonnig, sehr heiß, windig, keine Wolken 
Wetter abends: sonnig, sehr warm 
Abfahrt: 09:15 Uhr 
Ankunft: 16 Uhr 

Geschlafen habe ich ganz gut. Nur die Stunde Zeitverschiebung bringt mich schon ein bisschen durcheinander. Ich weiche mein Müsli ein, kümmere mich um mein Gepäck und sehe zu, dass ich los komme. Weil Fahrrad und Bobby im Zimmer übernachtet haben, kann ich die Flaschen mit dem Wasser gleich dort anstecken, alles runter tragen und auf der Straße anhängen. Dann geht's raus aus der Stadt. Erst mal durch zahlreiche kleine Straßen teilweise steil bergauf und dann auf eine große Hauptstraße mit (zum Glück) wenig Verkehr. Die ersten Kilometer bleibt der Weg auf dieser Straße. Das ist zwar schön um zügig vorwärts zu kommen, aber so richtig toll ist das auch nicht auf dieser Straße. Und als hätte der Eurovelo das gehört zweigt der Weg ab und führt auf kleinen Straßen weiter durchs Land. Auch wenns oft hoch und runter geht, so macht das doch mehr Spaß. Irgendwann zweigt der Weg auf einen Schotterweg ab. Hm, darauf hab ich jetzt eigentlich keine Lust. Doch auch das erledigt sich nach ein paar Metern. Der Weg ist gesperrt. Hier ist kein Weiterkommen möglich. Auf der Karte sehe ich, dass die Hauptstraße nicht weit weg ist und wohl auch der einfachste Weg um nun weiter zu kommen. So schlimm ist die Hauptstraße ja auch nicht. Also geht's die nächsten Kilometer dort weiter, bis der Track ohnehin wieder auf die Hauptstraße trifft. Dann geht's wieder weg von der Hauptstraße zu entspannt nach oben um eine tolle Aussicht zu genießen. So ganz in Gedanken versunken fällt mir die Sache mit dem Seetunnel bei Preveza ein. Ach da war ja noch was....
Zwischen Preveza und Aktio gibt's einen 2 Kilometer langen Tunnel unter dem Meer hindurch. Ansonsten bleibt nun die Möglichkeit dem Eurovelo 8 zu folgen und um eine riesengroße Bucht herum zu fahren. Das sind ziemlich genau 150 Kilometer extra. Das Problem ist, dass der Tunnel für Radfahrer gesperrt ist. Das war mir schon vorher klar. Wie so oft kursieren natürlich Geschichten im Internet wonach vom Tunnelbetreiber jemand kommt, das Fahrrad auf einen kleinen Transporter lädt und einen so durch den Tunnel bringt. Davon gibt's auch Bilder. Nun das wäre natürlich super, diesen großen Umweg sparen zu können. Aber wie lange ist am Freitag Nachmittag wohl jemand dort, der einen mit nimmt? Also beschließe ich möglichst zügig zum Tunnel zu kommen, lasse ein paar Kilometer Strand mit Sand und Sonne quasi rechts liegen und nehme wieder die Hauptstraße. Um kurz nach 14 Uhr bin ich dann am Tunnel. Eigentlich nichts besonderes. Die Schilder mit dem Verbot für Fahrräder könnte man fast übersehen, wenn sie nicht so groß und zahlreich wären. Also stelle ich mich wie beschrieben unter eine Überwachungskamera und warte mal gespannt ab, was passiert. Parallel halte ich nach Transportern Ausschau und halte den Daumen nach oben. So wie früher eben klassisch beim Trampen. Wenn ich sonst mal an der Straße anhalte um was zu Essen oder zu Trinken schauen die Leute immer ganz neugierig. Aber nun starren alle in den Autos nur stur gerade aus. Bloß nicht hinschauen zu dem Typ der den Daumen hebt. Sonst springt vielleicht noch das Corona Virus ins Auto...? Ein paar alte klapprige Roller fahren an mir vorbei und durch den Tunnel. Ach so, die dürfen. Na das kann ich auch und hänge den Bobby wieder ans Fahrrad. Die können mich einfach mal und will grade los fahren, da kommt tatsächlich ein Transporter vom Betreiber des Tunnel. Ja wie, das ist ja unglaublich. Der Fahrer steigt aus und macht mir sofort sehr deutlich klar, dass ich es nicht wagen soll durch den Tunnel zu fahren. Okay, Freundlich. Der gibt mir einen zettel mit Telefonnummern von Taxi oder Bus-Unternehmen. Da kann ich anrufen, mich abholen und durch den Tunnel bringen lassen. Ich bitte ihn mich doch einfach mitzunehmen, wenn er doch jetzt eh durch den Tunnel fährt. Wortlos steigt er ins Auto und fährt weg. Der Dickkopf in mir sagt, dass es mir egal ist und ich jetzt durch diesen dämlichen Tunnel fahre. Fertig. Eine andere Stimme erinnert mich an mein nicht ganz korrekt ausgefülltes PFL von gestern. Wenn also zum illegalen Durchfahren des Tunnel auch noch Ärger mit dem blöden PFL dazu kommt, dann gibt's ne Menge Frust für nix. Also Tunnel abhaken und um die Bucht herum fahren. Da jetzt noch ein Taxi rufen und so weiter.... Nee, kein Bock. Ich fahre zurück zum Track und folge der Strecke ein Stück weit. Es geht entlang am Strand und einiges Restaurants direkt am Strand. Es ist schon 15 Uhr und ich habe echt Hunger. Meine Kekse sind auch fast alle gegessen und so beschließe ich erst mal in einem der Restaurants etwas zu Mittag zu Essen. Um 12 Uhr gab's nur ne Portion Kekse zwischendurch. Während ich die Einheimische Küche genieße überlege ich mir, wie ich morgen weiterfahre. Die Umfahrung der Bucht oder doch einen Transport organisieren? Zunächst mal beschließe ich einfach für heute Feierabend zu machen. Ich suche mir eine Unterkunft und lasse die Tour für heute gut sein. Auch mal okay nur nen "halben Tag" zu fahren... Die Innenstadt von Preveza ist gleich hinter der Unterkunft. Doch erst mal will ich duschen und ein bisschen abkühlen. Die Hitze ist wirklich anstrengend. Da wären eigentlich mehr Kilometer pro Tag drin.
Außerdem sollte ich nun wirklich mal schauen, wie ich die Rückreise gestalte. Fernzüge in Italien nehmen keine Fahrräder mit. Der Eurocity der Bahn schon, wenn Platz ist. Und genau darum sollte ich mich vielleicht doch mal kümmern und nicht erst in Athen. Aber nun habe ich ja auch die Planung wieder selber in der Hand. Das mit dem blöden Tunnel war Poker und ich hatte leider kein Glück. Es gibt nun aber keine weiteren Unsicherheiten mehr und ich kann genauer planen. Ich will ja schon einen ganzen Tag in Athen bleiben und nicht gleich in den nächsten Bus steigen und nach Hause fahren. 
Tunnel, Fähre, Zug, der ganze Mist nervt mich grade ein bisschen und ich beschließe zunächst mal einen Spaziergang durch die Altstadt zu machen. Und oh wow...! Wieder mal sehr sehr schön. Überall Restaurants und Geschäfte, es wimmelt von Menschen. Autos sind tabu! Nur Fußgänger (und nervige, stinkende Roller). Es funktioniert also schon....! Manche Abschnitte der Straßen sind komplett überwachsen mit Knöterich oder anderen Pflanzen. Echt sehr gemütlich. Ich setze mich vor ein Restaurant und trinke ein Bierle. Nebenbei überlege ich mir, wie ich die letzten paar hundert Kilometer der Tour noch am besten gestalte. Ich muss schon auch immer schauen, dass ich eine Unterkunft finde und die Etappen nicht zu lang werden. Ganz so einfach ist das gar nicht. Als ich wieder in der Unterkunft bin spreche ich mit dem Gastgeber über den Tunnel. Er ärgert sich sehr über den Tunnel, weil er die Menschen von zwei benachbarten Osten von einandem trennt. Früher ist man kurz mit der Fähre den halben Kilometer gefahren und war bei Freunden oder Verwandten. Als Kind zu Fuß kein Problem. Heute unerreichbar. Nur mit dem Taxi. Es telefoniert mit einem Bekannten. Und somit hab ich morgen früh doch jemand, der mich durch den Tunnel bringt. Das macht auch die Situation der Übernachtungen deutlich einfacher. 
Tja, manchmal gibt's eben doch nen Trumpf von dem man zunächst gar nichts weiß.