Freitag, 13.10.2023 — Belfort (F) - Müllheim (D) / Leonberg 

 

32. Tag
Wetter morgens: sehr kühl, trocken, kein Wind 
Tages-Kilometer: 122 km
Gesamt-Kilometer: 3637 km
Durchschnitt: 22,7 km/h 
Fahrzeit: 5h20
Wetter tagsüber: sehr sonnig und warm, ab Mittag spürbarer Wind (Rückenwind)
Wetter abends: nach Sonnenuntergang wird es schnell kühl
Abfahrt: 8 Uhr 
Ankunft: 18:45 Uhr 

Um kurz vor 6 Uhr werde ich wach und starte in den Tag. Letzte Etappe heute. Der Gedanke freut und erschreckt mich zugleich. Ich weiche mein Müsli ein und.... Na wie jeden Morgen....
Ich starte heute bereits um 8 Uhr, damit es nicht zu knapp wird um in Müllheim den Zug um 13:06 Uhr zu erreichen. Schließlich sind es bis dort hin auch etwas mehr als 80 Kilometer. 
Um zügig aus Belfort raus zu kommen hilft mir das GPS Gerät. Das dichte Gewirr der Straßen und die gestressten Autofahrer im Berufsverkehr lassen sich leider nicht umgehen. So hoffe ich sehr, dass mich auf der letzten Etappe nicht noch jemand über den Haufen fährt. Nach ungefähr 10 Kilometern erreiche ich den Eurovelo der wieder entspannt an einem Kanal entlang verläuft. Es sitzen viele Angler am Ufer, dafür sind nur sehr wenige Radfahrer unterwegs entlang des Kanal. Das ändert sich allerdings, je näher ich nach Mulhouse komme. Mir fällt ein Mountainbike-Fahrer auf, der mit hohem Tempo an mir vorbeifährt. Der elektrischen Antrieb kann man nicht überhören. Ich bin erstaunt, fahre ich doch selbst etwas mehr als 30 km/h. Ich will nun mal wissen, ob das nur kurzfristig war und bleibe an dem Mountainbike dran. Über mehrere Kilometer kann ich die 35 km/h halten, doch um Schlaglöchern oder Bodenwellen auszuweichen bin ich zu schnell. Und ich will eigentlich nicht noch am letzten Tag mein Gepäckträger oder das Fahrrad kaputt fahren. Interessant war nur, entweder war das Ding illegal getuned, oder in Frankreich dürfen elektrische Fahrräder auch über 25 km/h hinaus angetrieben werden. Das will ich mal recherchieren, besonders im Hinblick auf den Unfall den ich ein paar Tage zuvor hatte.
In Mulhouse mache ich eine kurze Pause und genieße die warme Sonne und ein Baguette mit Käse von Proviant. Allzu lange kann ich heute die Sonne nicht genießen, denn ich will schließlich in Müllheim den Zug erreichen. Das wird auch tatsächlich nochmal spannend. In Mulhouse ist es leider gar nicht so einfach den richtigen Radweg zu finden. Dann kreuzt der Radweg große Hauptstraßen und irgendwie ist es einfach blöd und kompliziert. Zum Glück habe ich den Track auf dem GPS Gerät, der mir aber leider wegen einer Sperrung des Radweges dann zunächst auch nicht viel hilft. Ich folge einer Umleitung, deren Beschilderung leider sehr schnell aufhört. In einem großen Bogen erreiche ich dann schließlich doch wieder den Eurovelo.  Von dem muss ich mich nun hinter Mulhouse verabschieden. Der Eurovelo verläuft nun Richtung Süden nach Basel. Mein Weg führt nun das Rheintal hinauf bis Neuenburg am Rhein und dann weiter nach Müllheim. 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges erreiche ich den Bahnhof. Das nenne ich gutes Timing.
Die Anzeige am Bahnsteig verkündet nichts Gutes: Ein Zugteil fehlt. Das bedeutet es wird eng. Und tatsächlich... Eng ist eigentlich noch eine nette Formulierung. Es gibt zum Glück NOCH Platz für mein Fahrrad. Ein weiterer Radfahrer kann sein Fahrrad auch noch dazu stellen, dann ist Schluss. Der restliche Platz wird mit Menschen voll gestopft. An den nächsten Haltestellen müssen Leute draußen bleiben, weil absolut kein Platz mehr ist. Die Dame mit Fahrrad quetscht sich irgendwann noch in den Zug. Sie ist völlig genervt, weil das wohl jeden Tag so ist. Sie schimpft mit den Leuten, die die Bereiche für die Fahrräder blockieren, die Pöbeln zurück und so steigt die Stimmung im Zug. Ach, Deutschland, wie schön ist meine Heimat.... 
Es sind zwei Stunden Fahrt bis Karlsruhe. Irgendwann steigt die Dame aus und der Zug leert sich etwas. Mit 15 Minuten Verspätung erreichen wir Karlsruhe. Der Anschlusszug ist weg. Ist aber nicht schlimm. Ich will nur bis Pforzheim und da gibt es genug Alternativen. Gegen 17 Uhr erreiche ich Pforzheim. Dort fahre ich vom Bahnhof zum Kupferhammer. Für mich immer noch ein ganz besonderer Ort. Hier beginnt der Westweg. Ein Wanderweg bis nach Basel, den ich vor vielen Jahren mit meinem Wanderkumpel Pascal gelaufen bin. Ich denke immer wieder sehr gerne an die Wanderung. 
Gleichzeitig müdet hier am Kupferhammer die Würm in die Nagold. Und das Würmtal ist eines meiner schönsten Radtouren, die es hier in der Gegend zu fahren gibt. 
Endspurt durchs Würmtal. 
Um kurz vor 19 Uhr erreiche ich den Marktplatz in Leonberg. Ein Empfangskomitee erwartet mich beim Domizil. Sebastian hat schon ein kühles Weizenbier für mich bestellt, dass ich mir wirklich schmecken lasse. 
(Ich will ja eigentlich den Alkohol nicht verherrlichen, aber irgendwie gehört das eben inzwischen zum Abschuss meiner Radtouren dazu....)
Es kommen noch weitere Bekannt dazu und so sind wir eine schöne Runde, die den warmen Sommerabend auf dem Marktplatz genießen.  
Es wird früh dunkel und allmählich kühl. So mache ich mich gegen 21:30 Uhr auf die letzten Meter bis nach Hause. Natürlich schiebe ich jetzt mein Fahrrad!!! 
Haustüre aufschließen, Gepäcktaschen abnehmen, Wasserflaschen abnehmen, eigentlich alles wie jeden Abend nach einer Etappe. Nur die Unterkunft, die kommt mir eben doch sehr bekannt vor.

Damit ist dann meine Radtour von Gibraltar nach Hause abgeschlossen. 
Ich bin ganz froh, dass außer dem blöden Unfall mit dem blöden elektrischen Fahrrad nichts schlimmeres passiert ist.