Frankreich Rundfahrt - 2020
Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 1. Kapitel – Vorbereitung
Die Planung der Route ist für eine solch lange Radtour sehr wichtig. Das Eurovelo Projekt der EU unterstützt hierbei sehr gut mit Kartenmaterial, dass auf verschiedenen Seiten im Internet als GPS taugliche Daten heruntergeladen werden kann. Nach meinen schlechten Erfahrungen mit dem Garmin GPS-Gerät während der Tour durch Irland und Schottland (das Gerät versagte wegen eines Softwarefehlers seinen Dienst) lege ich alle Tourdaten auch auf dem Smartphone ab. Somit habe ich immer ein Backup-System. Das Garmin GPS-Gerät ist inzwischen erneuert. Das alte Gerät ließ sich nicht mehr verwenden und leider waren damit auch alle Track-Aufzeichnungen verloren. Alle Tracks und Daten doppelt zu verarbeiten kostete viel Zeit. Da ich diese Tour direkt vor meiner Haustüre starte, entfällt die Suche nach Tickets für Zug, Fähre etc.
Ich muss auch zugeben, dass es für mich etwas ganz Besonderes ist, an der eigenen Haustüre zu starten und auch dort wieder anzukommen, ohne weitere Verkehrsmittel zu nutzen. Das geht (aus Zeitgründen) nicht immer. Nachdem die Vorbereitung der Tour-Navigation abgeschlossen ist kümmere ich mich um mein Fahrrad „Speedy“ und den Gepäckanhänger „Bobby“. Meine treuen Begleiter brauchen neue Reifen, frische Bremsbeläge und einen Check ob alle Schrauben noch fest sind nachdem die letzte Tour durch Irland und Schottland schon sehr anspruchsvoll fürs Material war.
Darüber hinaus regele ich noch mit der Pflegekraft meiner Mutter wie sie mich bzw. meine Schwester und den Pflegedienst erreichen kann.
Irgendwann kommt der Augenblick für die letzte Email im Büro-Homeoffice und die letzten Telefonate fürs THW. Ich fliege zwar nicht zum Mond, doch ich nutze meine Radtouren auch, um zumindest für eine gewisse Zeit aus dem Alltag herauszukommen. Wenn ich jeden Abend Emails bearbeite und tagsüber in Telefonkonferenzen teilnehme bleibe ich besser zu Hause!
Alles ist bereit, die Tasche vom Bobby ist wieder prall gefüllt, mein Rucksack ist voll mit Proviant…. Es kann los gehen.
Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 2. Kapitel – Auf dem Weg nach Frankreich
1. Tag Leonberg - Bochingen
Der Weg führt mich aus Leonberg heraus Richtung Westen in den Stadtteil Silberberg. Ich habe einen Routenplaner die Strecke bestimmen lassen. Ich wollte für die Strecke nach Calw einfach eine andere Strecke fahren, als ich sie bislang kenne. Ein großer Fehler!! Denn ich habe wieder den gleichen Routenplaner verwendet, wie die für Rückfahrt von Ottenbronn letzte Woche. Dieser Routenplaner nutzt wohl die Einstellung "verwende die beschissenste Strecke". Denn immer wieder nahm der Routenplaner Wege die es eigentlich nicht mehr gibt. Die Wege enden irgendwo und ich muss umdrehen. Oder es geht so derart steil nach oben, dass ich absteigen und schieben muss. Mit dem schweren Gespann ist das gar nicht so einfach. Schließlich habe ich es nach Calw geschafft. Das hat jedoch deutlich mehr Kraft gekostet als geplant. In Calw aktiviere ich den nächsten Track. Die Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee Route. Ich kenne Teile der Strecke gut, denn ich bin hier schon oft gefahren, wenn ich die meine Schwester im Schwarzwald besucht habe. In Wildberg mache ich eine kurze Rast. Dann geht es weiter nach Nagold. Die nächste Station ist Horb. Kurz vor Horb zieht ein Gewitter zieht auf und beginnt sehr kräftig zu regnen, zu blitzen und donnern! Ich finde zwischen den Feldern keinen Schutz und werde völlig nass. Natürlich habe ich mir gleich meine Regenklamotten angezogen. Doch bei dem starken Regen bleibt nichts trocken. Zum Glück finde ich wenig später eine Scheune. Hier stehe ich unter. Ich nutze die Zeit und suche nach einer Unterkunft. Ich wollte in Horb auf den Campingplatz übernachten. Doch nach dem Regen ist mir der Sinn nach einer festen Unterkunft, statt dem Zelt. Ich suche im Internet nach Unterkünften. In Horb gibt es nichts. Ich muss weiter bis Oberndorf. Hier gibt's für 60 Euro das Günstigste was ich in der Nähe finden konnte. Morgen ist das Wetter besser und dann wird im Zelt geschlafen.
Das Gewitter ist vorüber. Der Regen lässt nach und ich kann dann weiterfahren. Es noch donnert es über dem Schwarzwald. Nach wenigen Kilometern erreiche ich Horb. Hier bin ich schon ab und zu mit dem Fahrrad gewesen. Dieses Mal führt der Track nicht am Neckar entlang sondern nimmt eine andere Route. Die führt zunächst über eine lange Strecke den Berg hinauf. Anstrengend aber gut, denn mir war nach dem Regen sehr kalt. Schließlich erreiche ich Bochingen bei Oberndorf. Hier kaufe ich mir etwas zum Essen und Trinken fürs Abendessen und fahre dann zum Apartment. Nach einer warmen Dusche, einem leckeren Abendessen und einem Bier falle ich müde ins Bett.
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2. Tag Bochingen - Böhringen
Am nächsten Morgen stehe ich um 6:30 Uhr auf. Draußen scheint die Sonne. Super! Das wird sicher ein schöner Tag. Doch noch ist es ziemlich kühl. Ich trage meine Sachen zusammen, frühstücke, kümmere mich ums Tagebuch und noch ein paar andere technische Dinge, putze die Zähne und bereite mich auf den zweiten Tag meiner Reise vor.
Um 8:30 Uhr fahre ich los. Es ist ziemlich frisch. Nach ein paar Höhenmetern kann ich die warmen Radlerklamotten ausziehen. Die Wege sind gut zu fahren. In der Ferne ist der große Turm von Rottweil zu sehen. Der erste Höhepunkt des Tages ist die Neckarquelle „Neggerquelle“ in Schwenningen. Ich bin dort schon einmal gewesen. Doch ich bin jedes Mal erstaunt, wie klein der Neckar eigentlich beginnt. Während ich an der Quelle stehe kommt eine Gruppe Radfahrer vorbei. Es geht weiter nach Donaueschingen. Dort muss ich eine Zwangspause machen, weil es stark zu regnen begonnen hat. Nach einer halben Stunde fahre ich weiter. Allmählich verlasse ich den Schwarzwald. Es geht hinauf zum Fürstenberg. Die Aussicht über die gesamte Umgebung ist ein Genuss, bevor es auf der anderen Seite des Berges steil abwärts geht.
Mein linkes Knie macht mir gerade ein bisschen Probleme. Ich habe es heute Morgen bergauf etwas übertrieben und bin im großen Gang mit viel Kraft den Berg hinaufgefahren. Das war vermutlich etwas zu viel kraft, denn tut es weh. Es ist nicht das Gelenk, sondern ein Muskel der schmerzt. Ich hoffe, dass es über Nacht besser wird. Kurz vor Radolfzell muss ich im GPS-Gerät den Track wechseln. Ich schaue, wie es mit der Übernachtung heute Nacht klappt. Hier am Bodensee sollte es zahllose Campingplätze geben. Leider Fehlanzeige. Nicht hier in der Nähe. Es gibt nur einen kleinen Campingplatz in der Nähe. Doch der gefällt mir. Ich baue mein Zelt auf. Nach einer angenehmen Dusche setze ich mich in den Biergarten und genieße den Abend. Was mir nicht behagt ist die große schwarze Regenwand, die am Horizont immer näherkommt. Ich erreiche noch rechtzeitig mein Zelt, bevor das Gewitter loslegt. Ich mache es mir gemütlich und gehe früh ins Bett.
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3. Tag Böhringen - Laufenburg
Ich bin gestern Abend recht früh in meinen Schlafsack gekrochen, weil ich müde war und es beim Regen ohnehin nichts anderes zu tun gab. In der Nacht habe ich im Schlafsack geschwitzt wie verrückt. Und das, obwohl ich den Schlafsack nur über mich drüber gedeckt hatte. Ich habe ihn dann so weit es ging von den Beinen und vom Oberkörper runtergenommen. Dann wurde es besser. So richtig gut schlafe ich allerdings leider nicht. Ich muss zugeben, dass mir der Rücken oder irgendwas anderes auf dem harten Boden weh tut. Das gibt´s doch nicht! Als wach werde ist es schon hell. Es ist 7:30 Uhr. Zeit zum Aufstehen. Ich nehme mein Fahrrad und fahre zum WC-Gebäude. Anschließend frühstücke ich gemütlich und starte nach und nach in den Tag. Eigentlich hoffe ich auf die Sonne, damit sie mein Zelt trocknet. Aber das wird wohl nichts. So mache ich noch etwas Krafttraining, putze die Zähne und ziehe dann meine Radlerklamotten an. Die Joggingrunde entfällt bis auf weiteres.
Ich bin gespannt was der Tag heute bringt.
Ich habe gestern Abend noch entschieden eine kleine Änderung der Strecke vorzunehmen. Der Track würde ursprünglich in einem großen Bogen entlang des Bodensees verlaufen. Doch die Kilometer will ich mir sparen. Ich will am Ende des Bogens wieder auf den Track stoßen. Das bedeutet jedoch, dass ich einige Kilometer zurückfahren muss, bis zu einer Kreuzung an der ich gestern abgeboben bin. Wenig später überquere ich die Grenze zur Schweiz. Hier ist aber außer einem Schild nichts Besonderes zu sehen. Keine Corona-Kontrolle etc. Ich mache ein paar Bilder und fahre weiter. Bald schon bin ich auf dem ursprünglichen Track. Es geht weiter nach Schafhausen zum Rheinfall. In Schafhausen zwingt mich ein kräftiges Gewitter zu einer Pause, weil ich keine Lust habe die Regenklamotten anzuziehen. Der Regen lässt nach und ich fahre weiter. Allerdings währt die Freude nicht lange. Bald schon setzt erneut Regen ein. Nun wird es wohl doch Zeit für die Regenklamotten! Wegen des starken Regens sind nur wenige Besucher am Rheinfall. Anschließend fahre ich weiter nach Waldshut-Tiengen. Eine schöne Strecke trotz Dauerregen. Zwischendurch hört der Regen kurz auf. Doch kaum sind die Regenklamotten trocken kommt schon das nächste Gewitter. Hinter Waldshut-Tiengen verläuft die Route wieder am Rhein entlang. Die Wege bestehen aus Schotter und Sand. Ich habe das Gefühl, dass ich förmlich hören kann, wie Kette und Ritzel durch den Sand im Getriebe verschleißen. Ich möchte heute noch bis Bad Säckingen fahren. Doch dann wird mir der Regen einfach zu viel. Inzwischen ist es schon nach 17 Uhr. Ich suche im Internet nach Unterkünften in der Nähe von Bad Säckingen. Es gibt einige, die jedoch zum Teil sehr teuer sind. Wegen Corona sind zahlreiche Unterkünfte geschlossen. In Laufenburg finde ich eine Übernachtung nur wenige Kilometer entfernt. Ich buche die Unterkunft und bin eine knappe halbe Stunde später dort. Fürs Fahrrad und den Bobby gibt es einen trockenen Platz. Ich breite meine sauberen Sachen im Zimmer zum Trocknen im Zimmer aus. Denn irgendwie ist heute fast alles nass geworden. Die nassen Regenklamotten kommen in die Dusche und anschließend auch zum Trocknen ins Zimmer. Ich hoffe, dass ich die Klamotten morgen früh trocken einpacken kann und ich keine Regenklamotten mehr brauche. Nachdem ich geduscht habe laufe ich zum nahen gelegenen Supermarkt. Ich kaufe mir was fürs Abendessen und Proviant für morgen, sowie Milch fürs Frühstück. Dann lege ich mich aufs Bett und reibe mein Knie ein. Denn das ist immer noch dick geschwollen. Das gefällt mir gar nicht! Trotz Ibuprofen (wovon ich eigentlich gar nichts halte) und Salbe wird es nicht besser.
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4. Tag Laufenburg - Mulhouse (F)
Um 7:30 Uhr wache ich auf und starte in den Tag. Mein Knie ist immer noch dick. Mist!!!
Ich schaue nach draußen und sehe nichts vom schönen Wetter. Alles voller Wolken. Zum Glück regnet es nicht! Ich mache mir Frühstück (wegen Corona darf in der Unterkunft kein Frühstück angeboten werden) und schließe mein Tagebuch von gestern ab. Dann will ich zügig aufbrechen.
Das war jedenfalls der Plan. Doch als ich los komme ist es schon 10:45 Uhr. Aber der Reihe nach...
Ich weiche als erstes mein Müsli ein (ich liebe Müsli das lange eingeweicht ist!) und gehe zum Fahrrad um dort den technischen Dienst zu machen. Hierzu hatte ich gestern Abend einfach keine Lust mehr. Außerdem geht der feine Sand viel einfacher weg, wenn dieser trocken ist. Ich muss eine Menge Sand aus der Kette und den Ritzeln fummeln. Danach, ohne Sand im Getriebe, hört sich die Gangschaltung wieder besser an. Nun ist Zeit fürs Frühstück. Ich weiche mir noch einen zweiten Teller voller Müsli ein und nutze die Zeit um meine Sachen zusammen zu packen. Wo ist denn nur die Zeit geblieben? Es ist schon kurz vor 10 Uhr?!? Jetzt muss ich mich aber wirklich beeilen! Hm, nein! Es ist Urlaub und die Dame vom Service ist noch mit einem anderen Zimmer beschäftigt. Ich packe in Ruhe zusammen, hole Speedy und Bobby aus der Garage, verstaue mein Gepäck, dann geht es weiter. Der Track verläuft entlang des Rhein Ufers. Sehr schön. Es ist ganz gut zu fahren. Mein linkes Knie macht mit. Nach ein paar Kilometern erreiche ich einen Radfahrer, der mit Anhänger und seinem Hund unterwegs ist. Stefan ist der Name des Radfahrers. Es ist schon seit 10 Jahren unterwegs. Wow! Respekt! Wir fahren ein Stück zusammen, bis er mit dem Hund eine Pause macht. Wir nutzen die Zeit und unterhalten uns sehr ausgiebig. Er ist ein sehr interessanter und intelligenter Mensch. Er hat seinen Lebensstiel so gewählt und kommt gut zurecht. Das imponiert mir irgendwie. Zu erzählen gibt es sicher sehr viel. Doch ich will möchte weiterfahren. Ich habe heute noch ein paar Kilometer vor mir. Ich nehme einen 20 Euro Schein aus dem Geldbeutel und gebe Stefan das Geld. Es waren sicher die am besten angelegten 20 Euro, die ich seit langem ausgegeben habe. Dann fahre weiter. Bad Säckingen, dann Rheinfelden. Mal geht es ein Stück durch die Schweiz, dann wieder zurück nach Deutschland. In Weil am Rhein überquere ich schließlich die Grenze nach Frankreich. Der Weg führt bis Mulhouse fast ausschließlich entlang eines Kanals. Dieser Weg war gut ausgebaut und so konnte ich ordentlich Dampf machen. Ich war gegen 17 Uhr in Mulhouse. Es gibt einem Campingplatz in Mulhouse. Alle anderen Campingplätze sind zu weit weg, oder liegen überhaupt nicht in der Nähe der Strecke. Ich will heute unbedingt das nasse Zelt trocknen. Denn das ist nun schon seit ein paar Tagen völlig nass im Beutel. Auch wenn ich gerne noch weiter gefahren wäre entscheide ich mich dafür nach nur 95 Kilometern für heute Feierabend zu machen. Die Hinweise zum Campingplatz waren nicht zu übersehen und es wäre blöd gewesen eine sichere Übernachtung auf diesem Campinglatz aufzugeben. Ich melde mich an der Rezeption an, suche mir einen schönen Platz, baue mein Zelt auf und gehe unter die Dusche.
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Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 3. Kapitel – „Go West“ – Der Weg durch Frankreich
5. Tag Mulhouse - Besançon
Am nächsten Morgen stehe ich im kurz vor 7 Uhr auf. Ich stecke die Powerbank ans Netz zum Laden. Über Nacht habe ich im Zelt das GPS-Gerät und das Smartphone geladen. Grade weicht mein Müsli ein. Jetzt muss die Sonne nur noch das Zelt vom Tau und Kondenswasser trocknen, dann kann ich weiterfahren. Nach dem zweiten Teller Müsli bin ich wirklich satt. Ich räume meine Sachen zusammen, mache noch etwas Krafttraining und bereite mich auf die heutige Etappe vor. Ich fülle meine Flaschen mit Wasser, trinke nochmal ordentlich Wasser und mache mich dann auf den Weg. Der Track aus Mulhouse hinaus führt entlang eines Kanals. Der Rhein-Rhone-Kanal. Die Strecke ist quasi völlig flach. Nur anhand der Schleusen entlang der Strecke kann ich ausmachen, ob der Weg steigt oder fällt. Schnell ist klar, es steigt. Aber das ist quasi nicht zu merken. Damit ist heute "happy cycling" angesagt. Mal von den vielen Menschen die auch auf dem Weg unterwegs sind abgesehen. Da ich kein rücksichtsloser Radfahrer bin, fahre ich meist sehr vorsichtig an den langsameren Radfahrern vorbei. Schlimm sind mal wieder die Radfahrer mit elektrischem Antrieb. Denn denken irgendwie grundsätzlich, dass niemand schneller ist als sie. Man könnte wirklich meinen die Generation "Klopapier auf der Hutablage" ist vom Auto aufs elektrische Fahrrad umgestiegen. Weil auch Klingeln nicht immer hilft, findet meine Rücksicht dann leider irgendwann doch gewisse Grenzen. Nach ungefähr 40 Kilometern nimmt die Häufigkeit der Schleusen sehr stark zu und damit auch die Steigung. Nun ja, immer noch keine Steigung im Vergleich zu den Strecken in Irland. Ziemlich genau gegen Mittag erreiche ich dann den Übergang zu einem anderen Radweg. Von hier geht es in 10 oder 20 Kilometern zur Leonberger Partnerstadt Belfort. Dort will ich jedoch nicht hin, sondern ich folge den Eurovelo 6 in Richtung Besançon. Mal sehen, wie sich die Strecke entwickelt. Es gibt viel Wald hier. Eigentlich ist es wie im Schwarzwald oder vielleicht auch entlang des Rhein. Irgendwann wird das „happy cycling“ sicher leider zu Ende sein und die Arbeit beginnt. Es ist zu flach um wahr zu sein. Kaum gesagt, schon passiert es. Der Track verlässt den Kanal und es geht ordentlich nach oben. Jetzt erst merke ich, dass es inzwischen ziemlich warm geworden ist. Tja, das war es dann mit dem einfachen Tag. So schlimm war es dann aber auch nicht. Nach dieser Steigung führte der Weg bald wieder zurück zum Kanal. Ziemlich schnell habe ich heute die 100 Kilometer geschafft, die ich mir als Minimum gesetzt habe. Ab dieser Grenze mache ich regelmäßig alle 25 Kilometer eine kurze Pause. Bei der letzten Pause habe ich mich über eine Übernachtung auf dem Campingplatz informiert. In ungefähr 15 Kilometern Entfernung kommt der nächste Campingplatz. Das ist mir aber ehrlich gesagt noch zu früh. Ich will noch ein bisschen weiterfahren. Besançon wäre heute wirklich zu schaffen. Dort gibt es ebenfalls einen Campingplatz. Wunderbar, dann ist die Sache klar und ich fahre weiter.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Strecke. Die ist sehr leicht zu fahren. Die Landschaft ist wirklich wunderschön! Ich bin sehr glücklich über diese Route! Vor lauter Freude über die schöne Landschaft und die schöne leicht zu fahrende Strecke fahre ich leider an der Abzweigung zum Campingplatz vorbei. Das bemerke ich aber erst als ich in Besançon aufs Smartphone schaue. Verdammt! Mal wieder nicht aufgepasst!! Denn ich wusste, dass der Campingplatz außerhalb der Stadt ist. Ich habe mir aber gemerkt, dass er hinter der Stadt und nicht vor der Stadt liegt. Ich müsste jetzt bestimmt 10 Kilometer zurückfahren, um zum Campingplatz zu kommen. Vermutlich bin ich aber sogar freudestrahlend an dem Schild vorbeigefahren? Mist! Nun ja. Ich schaue im Internet ob es in Besançon günstige Übernachtungen gibt. Mit 45 Euro bin ich dabei. Nun ja, wer zu blöd ist, der muss eben bezahlen. Also buche ich die Übernachtung im Hotel(!) und fahre bis in die City von Besançon.
Nach dem Duschen laufe ich zu einem Supermarkt hole Milch und Kekse für morgen und esse auf den Rückweg noch in einem Imbiss zu Abend. Ein bisschen Abstand wegen Corona gibt's noch, aber Masken... Nein, auch nicht im Supermarkt. Oh, tut das gut!!! Ich habe diesen Corona-Mist allmählich satt!
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6. Tag Besancon - nach Verdun-sur-le-Doubs
Als ich um 6:30 aufstehe und nach draußen schaue bestätigt sich leider meine Vermutung: Es regnet. Hm.... Nicht schön. Nun ja, bis los fahre ist noch ein bisschen Zeit. Ich trödele einfach ein bisschen vor mich hin während der Regen allmählich nachlässt. Ich kopiere die Aufzeichnungen vom GPS-Gerät aufs Smartphone, damit die Daten dort gesichert sind. Nachdem alles gepackt ist hole ich mein Fahrrad aus dem Keller vom Hotel. Ich muss unbedingt noch den Seilzug der Schaltung etwas ölen, denn nach dem vielen Regen ist Sand in die Umlenkung gekommen und jetzt krächzt es jedes Mal beim Schalten. Außerdem bekommt die Kette auch noch etwas frisches Öl und dann geht's los. Ich muss zunächst durch die Stadt um zurück zum Track zu gelangen. Dann geht's wieder den ganzen Vormittag dem Kanal entlang. Erneut „Happy Cycling“! Die Landschaft ist auch wieder sehr schön. Ziemlich steil ragen die Felsen neben dem Kanal in die Höhe. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann den Beginn der Rhein-Rhone-Kanals. Da hier ist dann leider die extrem gut ausgebaute Strecke zu Ende. Es hätte mich ehrlich gesagt sehr überrascht, wenn das so bis zur Atlantikküste weiter gegangen wäre. Dennoch ist die Strecke immer noch gut zu fahren. Nun jedoch verläuft ein Großteil auf Landstraßen, die jedoch wenig befahren sind. Alles in allem läuft es auch hier ganz gut. Nur vom Wasser sieht man nicht mehr viel. Dafür aber die endlose flache Landschaft Zentral-Frankreichs. Berge gibt es hier überhaupt keine, was das Fahren damit recht einfach macht. Darum will ich mich auch gar nicht beschweren. Die höchsten Erhebungen sind Silos fürs Getreide. Zwischendurch gab es leider ein Problem mit dem Track. Die Schilder sagen grade aus, der Track im GPS-Gerät sagt links. Eine Zwickmühle. Weil der Track bisher immer richtig war hat folge ich dem GPS-Gerät. Erst nach ein paar Kilometern kommt mir der Gedanke, dass die Schilder recht neu waren. Vermutlich gibt es den Weg noch nicht so lange und daher ist er noch nicht erfasst. Ich setze mir zwei Markierungen im GPS-Gerät und kann dies nach meiner Rückkehr den Leuten die die GPS-Daten erstellen mitteilen. Als ich wieder auf den ursprünglichen Track bin stehe ich vor einer Baustelle. Scheiße! Hier machen sie wohl grade die Strecke neu? Mist... Und jetzt? Ich muss tatsächlich ein Stück zurück in die Richtung aus der ich gerade gekommen bin.
Dann weist eine Umleitung den weiteren Weg. Am frühen Abend mache ich dann auf einem Campingplatz Feierabend. Diesmal achte ich auch sehr genau darauf, dass ich nicht wieder vorbeifahre. Denn für heute sind 137 Kilometer wirklich genug. Ich baue mein Zelt auf, gehe unter die Dusche, esse anschließend vom Proviant zu Abend und überlege mir die weitere Route. Spätestens morgen muss ich mich entschieden, wie ich weiterfahren möchte. Obwohl die Entscheidung eigentlich schon getroffen ist. Ich werde den Eurovelo 6 weiter bis zur Atlantikküste fahren. Einen Umweg zum Mittelmeer spare ich mir. Es sind zu viele Kilometer für diese Tour. So wird es nun eine Rundfahrt durch Nordfrankreich werden.
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7. Tag Verdun-sur-le-Doubs - Paray-le-Monial
Ich habe im Zelt sehr gut geschlafen. Ehrlich gesagt besser als in der Nacht zuvor im Hotel. Um 6:30 Uhr werde ich wach, weil die Sonne schon kräftig aufs Zelt scheint. Da in der Nacht ein leichter Wind ging und ich das Zelt nicht ganz geschlossen habe ist es trocken. Ich baue das kleine Solarpanel auf, um die Powerbank zu laden, mache mir etwas Frühstück, putze anschließend die Zähne und will dann mal zügig weiterkommen. Mein linkes Knie hat sich weitergehend erholt. Zum Glück!
Ich frühstücke, packe meine Sachen, dann kommt das Zelt in den Bobby, ich bringe den Müll weg, fülle meine Flaschen mit Wasser und mache mich auf den Weg. 9 Uhr. So früh bin ich selten gestartet. Die Route verläuft wieder entlang eines Kanals. Das macht das Fahren zwar einfach, aber auch ein bisschen eintönig. Ich will auf keinen Fall jammern! Denn so macht Fahrradfahren schon wirklich Spaß. Was heute allerdings nicht immer passt sind der GPS-Track und die Schilder entlang der Route. Offenbar wurde die Route weiter ausgebaut und der Track bei dem Portal, aus dem ich die Daten geladen habe, nicht aktualisiert. Das ist nicht so erfreulich. Nach dem Mittagessen ändert sich zudem der Verlauf der Strecke. Der Track führt jetzt nicht mehr am Kanal entlang, sondern wieder durchs Hinterland. Beim ersten Abstecher bin ich dem Track gefolgt, obwohl die Beschilderung anders war. Das brachte mir viele Höhenmeter. Ich merke nun wirklich jedes Kilogramm Gepäck, dass ich hinter mir herziehe. Dafür ist die Aussicht echt ganz gut. Die Landschaft erinnert mich an Irland. Auch viele kleine Wege, die zwischen Weiden und Wald verkaufen. Sehr schön, so gefällt mir das Radfahren. Und ehrlich gesagt sind die paar Höhenmeter wirklich nichts im Vergleich zu Irland!
Ich finde schnell wieder den neuen Weg und kann mir vorerst weitere Höhenmeter sparen. Doch nicht lange. Allmählich bin ich auch müde und schaue mich nach Campingplätzen um. Es gibt ein paar, die ganz nah am Track liegen. Super. So kann ich noch ein Stück fahren. Den nächsten Campingplatz lasse ich hinter mir und entscheide mich zum übernächsten zu fahren. Das war leider keine gute Idee. Denn als ich ziemlich müde nach 140 Kilometern am Campingplatz stehe ist der geschlossen. Ja so ein Scheiß!! Der nächste Campingplatz ist sehr weit weg und zurückfahren will ich nicht. Nun muss das Internet nach einer Alternative suchen. Und diese Alternative finde ich auch in einem großen alten Herrschaftshaus. Oh wow.... Das alte Haus stand 30 Jahre lang leer und keiner wollte es haben. Dann hat eine Familie das Haus gekauft, umgebaut und der Sohn betreibt es nun als Hotel. Seit 2019 und dann kam Corona. Nun ja. Für mich ist es wie ein Traum. Ein schönes Zimmer, eine große Gemeinschaftsküche, ein riesengroßer Aufenthaltsraum mit gemütlichen Sofas und ich bin der einzige Gast. Wow...!
Ich packe meine Sachen aus, nehme eine Dusche und wasche anschließend die Wäsche. Ich muss hier gar nicht selber waschen. Es gibt eine Waschmaschine und einen Trockner. Nachdem die Waschmaschine läuft gibt es Abendessen. Ich habe jetzt wirklich Hunger. Leider ist es schon spät und das Restaurant im Haus hat leider schon geschlossen. Das ist schade. Ich habe noch genug Proviant und so esse ich gemütlich in der riesengroßen Küche des Gästehauses. Nachdem die Wäsche fertig ist gehe ich ins Bett. Ich bin wirklich müde und irgendwie glücklich an diesem schönen Ort gelandet zu sein. Auch wenn ein Campingplatz mir schon sehr recht gewesen wäre!
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8. Tag Paray-le-Monial - Nevers
Am nächsten Morgen fällt es mir schon ein bisschen schwer diesen schönen Ort zu verlassen. Ich unterhalte mich noch lange mit dem Chef bevor ich den Bobby an mein Fahrrad hänge und mich auf den Weg mache. Zunächst muss ich durch die Stadt zurück zum Track finden. Der Tag startet auch mit „happy cycling“. Entlang am Fluss, viel Schatten, eine gemütliche Strecke... Ich weiß gar nicht mehr wann sich dann die Strecke wieder geändert hat. Weg vom Kanal, wieder durch die Landschaft. Die Abwechslung ist gut. Nur ist es in der Mittagszeit unglaublich heiß. Wenn es dann noch steil den Berg hinauf geht, wird es anstrengend. Dementsprechend hoch ist mein Wasserverbrauch. Ich habe zum Glück am Bobby noch eine zusätzliche Wasserflasche. Trotzdem ich muss unterwegs an einem Supermarkt anhalten und noch mehr Wasser kaufen. Leider passt der Track wieder einmal nicht zu den Schildern entlang der Route. Doch nun stört mich das nicht. Ich folge den Schildern und markiere die Abweichungen im GPS-Gerät. Am späten Nachmittag erreiche ich wieder einen Kanal und kann es auf den letzten 30 Kilometern gemütlich ausrollen lassen. In Nevers finde ich den Campingplatz ohne Probleme. Der ist auch geöffnet. Das habe ich zuvor schon im Internet geprüft. Ich baue mein Zelt auf, nehme eine Dusche, prüfe noch mein Fahrrad und will dann noch in die Stadt zum Einkaufen. Leider muss ich feststellen, dass die Supermärkte recht früh schließen. Zu früh und so laufe ich in die Innenstadt und finde dort in der Fußgängerzone einige Restaurants. Ich bestelle mir was zu essen und genieße den Abend. Das tut echt gut, draußen sitzen, etwas essen und sonst nichts mehr zu tun haben. Außer das Tagebuch schreiben.
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9. Tag Nevers - Gien
Um kurz vor 7 Uhr stehe ich auf und starte gemütlich in den Tag. Die Sonne scheint und heizt kräftig. Ich muss schon beim Zähneputzen schwitzen. Ich trinke nebenbei Wasser, dass aber sofort wieder raus geschwitzt wird. Boah, heute wird es wirklich warm! Ich fahre zur Rezeption trinke kräftig Wasser und fülle nochmal alle Flaschen auf. Nun habe ich 5 Liter Wasser dabei. Das sollte für den Tag reichen. Die ersten Kilometer sind wieder „happy cycling“ zum warm werden. Nach ein paar Kilometern erreiche ich das Ende des Kanals. Nun verläuft der Weg wieder übers Land. Nach 50 Kilometern mache ich eine größere Pause. Hier erreicht mich die Nachricht von Anja, dass es Mutter offenbar relativ schlecht geht. Verdammt!!! Das fehlt mir noch. Nun ist es leider vorbei mit „happy cycling“. Ich bin ziemlich in Gedanken und überlegen wie es mit der Tour weitergehen soll. So sehr, dass ich an einer Kreuzung nicht aufpasse und beinahe von einem Auto überfahren werde. Zum Glück hat der Fahrer aufgepasst und sehr kräftig gebremst! Ein Schwall Schimpfwörter ergießt sich über mich. So ein Mist, das war knapp!Ich entscheide, dass ich zumindest noch bis zur Atlantikküste weiterfahren möchte. Ob ich von dort die Tour fortsetze werde ich dann entscheiden. Ich versuche mich wieder auf die Tour zu konzentrieren. Als ich die 100 Kilometer-Marke geschafft habe schaue ich im Internet, wo ich einen Campingplatz finde, der auch geöffnet hat. Ich entscheide mich noch ein Stück zu fahren und den Campingplatz in Gien anzusteuern. Dort ankommen suche ich mir einen schönen Platz fürs Zelt und fahre dann umgehend zum Einkaufen. Nachdem ich (zu viel) Dinge eingekauft habe hocke ich mich auf die Bank, die gleich neben meinem Zelt steht und esse gemütlich zu Abend. Das tut wirklich gut. Anschließend kümmere ich mich noch ein bisschen um mein Fahrrad. Kette sauber machen, Schrauben kontrollieren und die Ritzel putzen. Nachdem ich das Tagebuch getippt habe lege ich mich zum Schlafen ins Zelt. Ich versuche die Ereignisse des Tages beiseite zu schieben und zur Ruhe zu kommen. Ich bin müde.
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10. Tag Gien - Beaugency
Um kurz nach 5 Uhr werde ich von einem Gewitter geweckt. Schnell bin ich einmal ums Zelt, um die Heringe tiefer in den Boden zu stecken. Im Osten setzt schon die Dämmerung ein, während von Westen her das Gewitter aufzieht. Erfreulicherweise hat es sich an anderer Stelle entladen. Aber es regnet. Gegen 9:30 Uhr lässt der Regen nach. Ich habe schon einige meiner Sachen gepackt und will dann auch aufbrechen. Doch leider fehlt mir ein die Motivation. Liegt es daran, dass ich nicht gut geschlafen habe? Um 10:15 Uhr kann ich starten. Der Campingplatz liegt direkt am Track. Die Route verläuft nicht mehr entlang von Kanälen, hauptsächlich auf Deichen der Loire. Gestern auch schon. Der Wind ist ziemlich kräftig und leider hat er seine Richtung geändert. In den letzten Tagen kam der Wind immer aus Norden oder nordöstlicher Richtung. Das war hilfreich. Nach dem Gewitter hat sich das geändert und nun habe ich teilweise kräftigen Gegenwind. Dies steigert meine Motivation auch nicht. So ist der Tag heute wirklich zäh. Ich muss mich schon immer wieder aufraffen, damit ich nicht zu oft und zu lange Pause mache. Oder ich war einfach etwas übermütig anzunehmen, dass ich die 80 Kilometer bis Orleans mal kurz bis zum Mittagessen gefahren habe. Das wird so nicht klappen. Der Wind ist zu kräftig. Es ist schon später Nachmittag als ich durch Orleans fahre. Immer entlang der Loire. Nachdem ich den Lärm der Großstadt hinter mir gelassen habe fahre ich noch ein paar Kilometer bis zu einem schönen Campingplatz. Das Abendprogramm gestaltet sich fast jeden Abend gleich: Zelt aufbauen, duschen, Wäsche waschen, Abendessen und anschließen noch ein bisschen faulenzen bevor ich dann im Zelt verschwinde und schlafe. In der Ferne zieht wieder ein Gewitter auf. Ich hoffe, dass sich dies erneut wo anders entlädt und ich eine ruhige Nacht im Zelt habe.
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11. Tag Beaugency - Tours
Um 2 Uhr bin ich aufgewacht, weil der Wind stark aufgefrischt ist. Zudem war am Himmel sehr kräftiges Wetterleuchten zu sehen. Ich habe das Zelt erneut auf ein kräftiges Gewitter vorbereitet und die Heringe so tief wie möglich in den Boden gesteckt. Glück gehabt - das Gewitter hat sich wo anders entladen. Am Morgen sieht das Wetter super aus. Hm, leider hat sich das Wetter gleich nach dem Frühstück ziemlich geändert. Die Sonne ist schnell hinter dichten Wolken verschwunden und der Wind hat, gefühlt jedenfalls, nochmal zugenommen. Ich packe meine Sachen zusammen. Das Zelt ist trocken und ich mache mich auf den Weg. Der Wind macht die Fahrt heute sehr anstrengend. Heute tut mir mein Hintern weh. Ich denke über einen Tag Pause nach. Wobei der erste Ruhetag eigentlich erst an der Atlantikküste geplant ist. Im Augenblick kämpfe ich mich Kilometer für Kilometer gegen den Wind vorwärts. Hinzu kommt, dass der Track entlang der ungeschützten Loire-Deiche verläuft und es dort keinerlei Schutz vor dem Wind gibt. Vielleicht bin ich einfach nur ziemlich verwöhnt vom „happy cycling“ der letzten Tage? Einen neuen Kilometer-Rekord werde ich heute nicht aufstellen. Ich bin schon zufrieden, wenn ich heute wenigstens 100 Kilometer schaffe. Ich entscheide bis Tours zu fahren und dort in einem günstigen Hotel zu übernachten. Ich habe jetzt keine Lust mehr auf den scheiß Wind. Mir tun schon die Ohren weh, vom ständigen Pfeifen des Windes.Das Hotel ist weniger "wow" sondern mehr "aha...". Es ist umständlich überhaupt hinein zu gelangen. Die Rezeption ist nur per Klingel und Sprechanlage zu erreichen. Als sich die Türe öffnet bin ich nicht schnell genug um die zweite Türe der Schleuse zu öffnen. Einen Platz zum Abstellen fürs Fahrrad gibt es nicht. Somit übernachten Speedy (mein Fahrrad) und Bobby heute Nacht bei mir im Zimmer. Das stört mich nicht. Weil morgen Sonntag ist und die Geschäfte sind geschlossen muss ich heute Abend noch Proviant kaufen. Das GPS-Gerät führt mich zum nächsten Supermarkt. Ich schaue mir noch ein bisschen die Stadt an und esse an einem Imbiss zu Abend. Die Wettervorhersage kündigt weiteren Regen und kräftigen Wind an. Mist!!!
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12. Tag Tours - Les ponts de Ce
Am nächsten Morgen ist zumindest am Fenster des Hotelzimmers nicht viel vom Wind zu merken. Hoffentlich täusche ich mich da nicht. Ich beeile mich damit meine Sachen zusammen zu packen und losfahren kann. Ich anhänge Speedy und Bobby zusammen und fahre los. Da das Hotel direkt am Track liegt muss ich nicht lange suchen. Zum Glück hat der Wind nachgelassen. Wenn jetzt noch die dicken Wolken nicht gleich anfangen zu regnen, dann könnte es wieder ein Tag mit „happy cycling“ werden. Als ich Tours verlassen habe und nicht mehr so viele Menschen auf den Radwegen unterwegs sind bin ich ziemlich erleichtert. Ich kann ein bisschen mehr Gas geben. Es läuft gut. Ohne den Wind macht es wirklich wieder Spaß. Es geht zunächst auf Deichen entlang der Loire weiter. Irgendwann nimmt der Weg wieder seinen Verkauf durchs Hinterland. Auch diese Wege sind gut zu fahren. Wenig Schlaglöcher und gute Straßen. Da waren die Straßen in Irland leider nicht so gut. Immer wieder mal kommt ein kurzer Regenschauer runter. Aber nichts Schlimmes. Ich denke immer wieder an den netten älteren Herrn auf einen der ersten Campingplätze in Irland. Der hat sein Zelt einfach weiter aufgebaut. Trotz Regen, während ich in mein Zelt geflüchtet bin. Als ich dann nach dem Regen wieder vorsichtig aus meinem Zelt herauskam stand er im Regen und sagte dann diesen Satz, den ich wohl nie vergessen werde: Marten! It's just a shower!Diesem Beispiel folgende nahm ich den Regen auch mit Gelassenheit. Es war schließlich immer genug Zeit zwischen den einzelnen Schauern um wieder trocken zu werden. Ich möchte heute wieder auf einem Campingplatz übernachten und habe mir einen Platz in der Nähe von Angers ausgesucht. Kurz vor dem Campingplatz stoppe ich an einem Wegweiser. Bis zum Ziel ersten großen Etappe in Nantes sind es 99 Kilometer! Das sollte morgen gut zu erreichen sein. Nach dem Abendessen überlege ich lange wie ich die Fahrt morgen gestalten soll. Denn Nantes liegt nicht an der Atlantikküste. Von Nantes bis zur Atlantikküste sind es nochmal 50 Kilometer. Dies würde morgen eine sehr lange Etappe bedeuten. Der Wind soll wieder stärker werden. Heute lasse ich die Entscheidung offen und werde morgen entscheiden, wenn ich unterwegs bin. Ich bin gespannt ob ich die letzte Etappe heute bis zur Atlantikküste komplett fahren kann, oder ob ich doch einen Zwischenstopp bei Nantes einlegen muss. Bis jetzt sieht das Wetter hervorragend aus.
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13. Tag Les ponts de Ce - Saint Brevin les Pins
Ich mache mich um 9 Uhr auf den Weg. Die Route führte heute zunächst wieder über viele Kilometer entlang der Deiche der Loire. Das wurde irgendwann langweilig. Zum Glück änderte sich die Route bald und verlief etwas abseits der Deiche. Bis Nantes waren es ursprünglich 99 Kilometer. Doch ein paar Änderungen der Route führten zu einer Verlängerung. Es scheint zwei Varianten zu geben und ich bin offenbar einmal der einen und dann der anderen Variante gefolgt. Die neue Route verläuft abseits der Städte und ist nicht so befahren. Als ich dann am Nachmittag vor einer gesperrten Brücke stand, die gerade saniert wird, hätte ich kotzen können. Zum Glück habe ich auf dem GPS-Gerät eine Karte mit Radwegen. Damit konnte ich schnell eine Alternative finden. Bei der nächsten Gelegenheit verlasse ich die neue Strecke und folge wieder der alten Route nach Nantes. Die ist jedoch sehr stark mit Fahrrädern befahren. In Nantes kaufe ich mir kurz etwas zum Essen und fahre weiter. Die Stadt gefällt mir nicht. Am Eingang der Stadt sind viele riesige Hochhäuser. In jedem der Hochhäuser leben bestimmt hunderte Familien. Wohnsilos. Außerdem ist es laut in der Stadt! Ich beeile mich, dass ich Nantes hinter mir lassen kann und fahre weiter zur Atlantikküste. Bis zum geplanten Campingplatz sind es noch einige Kilometer. Das wird heute anstrengend. Insgesamt werden es heute sicher mehr als 170 Kilometer bis zum Ziel werden. Das ist deutlich mehr als meine gesetzte Obergrenze von 120 Kilometern am Tag! Es wird spät, als ich den Campingplatz erreiche. Die Rezeption ist noch geöffnet und ich kann mir einen schönen Platz suchen. Anschließen fahre ich schnell noch ohne Bobby nur mit dem Fahrrad zum Einkaufen. Es ist 19:45 Uhr. Die großen französischen Supermärkte haben seit 19:30 Uhr geschlossen. Verdammt!! Ich sehe zufällig in der Nähe Werbung von LIDL. Die haben bis 20 Uhr geöffnet. Dann aber schnell. Als ich wieder am Campingplatz bin baue ich das Hotel Hilleberg auf, gehe duschen und mache es mir im Zelt gemütlich. Ursprünglich wollte ich am Strand der Atlantikküste sitzen, den Sonnenuntergang anschauen und ein Bier genießen. Doch es ist Ebbe und vom Atlantik weit und breit nichts zu sehen. Den EuroVelo 6 habe ich nun abgeschlossen. Ich bin diesem Radfernweg quer durch Europa gefolgt. Im Jahr 2014 zum Schwarzen Meer und nun bis zur französischen Atlantikküste. Jeden Kilometer davon bin ich mit eigener Kraft gefahren. Das erfüllt mich trotz meines Kummers mit Stolz.
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14. Tag Ruhetag in Saint Brevin
Gestern Abend bin ich spät in den Schlafsack geklettert. Lange habe ich noch Pläne gemacht für die nächsten Etappen. Ich habe eine Route gesucht, mit der ich möglichst direkt und ohne einen Umweg zurück nach Nantes weiter nach Norden fahren kann. Diese Route habe ich aufs GPS-Gerät kopiert. So verging der Abend recht schnell. Geschlafen habe ich nicht so gut. Es lag wohl daran, dass die Tour gestern sehr weit und anstrengend war. Ich habe stark geschwitzt und bin oft aufgewacht. Ich bin auch aufgewacht, weil ich sehr großen Durst hatte. Beim nächsten Aufwachen musste ich dringend aufs WC. Gegen Morgen habe ich alle möglichen verrückten Träume gehabt. Der letzte Traum hat mich sehr stark bewegt: Ich bin zügig mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Als die Straße einen scharfen Knick nach rechts macht fahre ich ein Stück weiter geradeaus und halte an. Ich habe eine herrliche Aussicht auf einen schönen Fluss und ein sehr schönes Tal. Dann folge ich dem Weg weiter nach rechts und habe gleich darauf einen herrlichen Ausblick auf ein hohes Gebirge dessen Gipfel mit Schnee bedeckt waren. Alles innerhalb nur weniger Kilometer. Besser gesagt hinter einer Kurve. Es ist unbeschreiblich schön dies erleben zu können. Als ich dann aufwache merke, dass es eigentlich gar kein Traum ist, sondern ich derzeit mit dem Fahrrad auf meiner Rundreise durch Frankreich unterwegs bin und diese schönen Orte schon alle tatsächlich gesehen habe. Ich muss an meine demenzkranke Mutter denken und daran, dass ich ihr noch so viele schöne Erlebnisse, wie ich sie gerade erlebe, wünschen würde und muss weinen.Heute bleibe ich hier auf dem Campingplatz und mache einen Ruhetag!Ich frühstücke in Ruhe und genieße es, dass ich heute Ruhetag habe. Nach dem Frühstück will ich ans Meer, aber ein Regenschauer lässt mich das auf den Nachmittag verschieben. Ich bleibe erst einmal im Zelt und faulenze. Das Personal vom Campingplatz ist rund um das Zelt damit beschäftigt Laub von den leeren Stellplätzen zu entfernen. Weil sie das mit einem Radlader machen, ist es schnell vorbei mit der Ruhe am Ruhetag. Aber die müssen ihre Arbeit auch machen. Ich schnappe meine Radlerklamotten, gehe zum Sanitärgebäude, um die Sachen zu waschen. Es erreicht mich die Info, dass es Mutter sehr schlecht geht und sie ins Krankenhaus muss. Maximal weit weg von zu Hause. Außer telefonieren kann ich sonst gar nichts machen. Selbst mit einem Mietauto würde ich mehrere Tage benötigen, um nach Haus zu fahren. Es stellt sich die Frage, ob ich die Tour abbrechen soll, oder nicht. Ich wasche meine Sachen, hänge alles zum Trocknen auf und mache einen Spaziergang zum Strand und am Meer entlang. Das tut gut. Ich überlege die ganze Zeit, ob ich weiterfahren oder abbrechen soll. Im Augenblick kann ich für Mutter nicht viel tun. Es muss jetzt zu Hause viel organisiert werden. Meine Schwester übernimmt das. Am frühen Abend habe ich mein Fahrrad noch geprüft, die Kette sauber gemacht, geölt und zu Abend gegessen. Zuletzt habe ich die Wäsche abgehängt. Morgen wird die Tour durch Frankreich weitergehen.
Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 4. Kapitel – Entlang der Atlantikküste nach Norden
15. Tag Saint Brevin - Guillac
Letzte Nacht habe ich ganz schlecht geschlafen. Ich bin sehr oft aufgewacht, habe sehr viel über Mutter und die Demenz geträumt und wie oft ich in den letzten Monaten am Ende meiner Kräfte war. Dann bin ich völlig nass geschwitzt aufgewacht. Ich fühle mich, als hätte ich gar nicht geschlafen. Um kurz nach 6 Uhr wache ich wieder. Ich starte in den Tag. Schlafen kann und will ich nicht mehr. Ich will weiterfahren. Die gesamte Situation mit Mutter hat mich doch ziemlich fertig gemacht heute Nacht.
Die nächste Herausforderung lässt nicht lange auf sich warten: Die Saint-Nazaire-Brücke (lichte Höhe: 61 m, Gesamtlänge: 3.356 m). Dort sind Fahrräder zwar erlaubt, doch vermute ich, dass der Verkehr dort sicher sehr dicht und gefährlich ist. Ich hatte vorgestern geprüft, ob die Brücke mit dem Fahrrad befahren werden darf. Ich habe Schilder gefunden, die die Autofahrer auf die gemeinsame Nutzung hinweisen. Es gab keine Schilder, die Radfahrern die Benutzung der Brücke verbieten. An der Brücke angekommen mache ich eine kurze Pause und kontrolliere mein Fahrrad. Auf der Brücke darf es keine Panne gebe! Zunächst verläuft die Brücke flach über die Loire. An den Stellen, an denen sich die Brücke ausdehnen kann sind Bleche montiert, damit man sicher mit dem Fahrrad fahren kann. Dann kommt der Anstieg. Ich komme nicht mehr so schnell voran und je höher ich komme, desto mehr drückt mich der kräftige Wind zur Seite. Glücklicherweise weg von der Fahrbahn auf der Autos und LKWs an mir vorbeifahren. Trotzdem gibt es nicht viel Platz. Einen Crash kann ich mir nicht erlauben hier oben. Die Lkws fahren rücksichtsvoll. Wann immer möglich wechseln die Lkws die Spur um großen Abstand zu ermöglichen. Super!! Vielen Dank!!! Nachdem ich den Scheitel der Brücke überquert habe geht es bergab. Doch nun mit hoher Geschwindigkeit die Brücke runter rasen wäre wegen des starken Windes sehr leichtsinnig. Ich fahre höchstens 25 km/h. Wenn ich schneller fahre macht der Wind mit mir was er will. Bald habe ich die Brücke bald hinter mir gelassen und kann wenig später die Hauptstraße verlassen. Der Routenplaner hat gestern Abend eine gute Route berechnet. Einsetzender Regen sorgt für eine Abkühlung. Es sieht leider nicht so aus, als wäre der Regen schnell wieder vorbei. Ich halte an und packe mich in die Regenklamotten. Das war die richtige Entscheidung, denn der Regen wurde noch deutlich stärker. Erst gegen Mittag, als ich wieder zurück auf der eigentlichen Route bin, kann ich die Regenklamotten ausziehen und einpacken.
Ich folge nun dem Eurovelo 1. Dieser verläuft zu einem großen Teil entlang des Kanals von Nantes nach Brest. Die Landschaft ist sehr schön und ganz langsam komme ich wieder auf bessere Gedanken. Meine Schwester hat mich über den Stand bei Mutter informiert. Es geht ihr wieder etwas besser, wobei das immer noch sehr sehr weit von gut entfernt ist und wohl auch nicht mehr ganz gut werden wird. Am späten Nachmittag will ich dann im Internet schauen wo ich übernachten kann. Aufs Zelt habe ich heute keine Lust. Leiter gibt es Probleme mit dem mobilen Internet. Mist!! Ich merke wie extrem abhängig ich inzwischen vom Internet bei solchen Reisen geworden bin. Als ich wieder Empfang habe finde ich eine kleine Hütte auf einen Campingplatz. Ich finde es wäre eine schöne Sache heute Nacht in solch einer kleinen Hütte zu übernachten. Anderthalb Stunden später bin ich dort. Ich hänge die Regenklamotten zum Trocknen auf, dusche, esse zu Abend, schreibe mein Tagebuch und gehe früh ins Bett. Für die Nacht und morgen ist Regen angekündigt.
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16. Tag Guillac - Carhaix-Plouguer
Am nächsten Morgen ziehe sehr schnell dichte Wolken auf und der erste Schauer lässt nicht lange auf sich warten. Zum Glück gibt es entlang der Route genügend Bäume um kurz darunter etwas Schutz vor dem Regen zu suchen. Die Regenschauer dauern in der Regel nicht lange und so kann ich die Zeit nutzen, um eine kurze Pause zu machen. Der Track verläuft heute bis zum Nachmittag entlang des Kanals von Nantes nach Brest. Erst am Nachmittag ändert sich das. Der Kanal wurde durch einen Stausee unterbrochen. Für mich bedeutet dies, dass ich den Weg entlang des Kanals verlassen und ein anstrengende Höhenmeter machen muss. Anschließend verläuft die Route entlang einer alten Bahnlinie. Das erinnert mich an Schottland. Die Strecke verläuft zwar flach, trotzdem immer mit einem leichten Anstieg. Die alten Bahnhöfe sieht man noch. Heute sind dies schöne Wohnhäuser. Die Bretagne ist eine wirklich sehr schöne Gegend! Ich bin ganz glücklich darüber, dass ich hier unterwegs sein kann. Nachdem ich den höchsten Punkt der ehemaligen Bahnlinie erreicht habe geht es bergab. Das macht natürlich schon mehr Spaß als bergauf. Leider währte die Freude nicht sehr lange. Bald schon zweigt der Weg wieder ab und führt zurück zum Kanal Nantes - Brest. Die Wege sind gut ausgebaut und ich komme gut und zügig voran. Der Gegenwind ist zwar spürbar, aber bei weitem kein Problem wie es noch vor ein paar Tagen war. Nach etwas mehr als 140 Kilometern komme ich in Carhaix - Plouguer an. Ein Stück außerhalb der Stadt gibt es einen Campingplatz. Dort werde ich heute Nacht mein Zelt aufstellen. Es soll trocken bleiben und die Wettervorhersage für die nächsten Tage verspricht schönes Wetter. Das sind beste Voraussetzungen für ein paar schöne Tage im Norden Frankreichs. Als ich am Campingplatz angekommen bin stelle ich den Bobby ab und fahre nur mit Speedy zum Einkaufen. Ein paar Kleinigkeiten will ich noch besorgen. Doch, als ich zurück am Campingplatz den Rucksack auspacke frage ich mich schon, wer das alles wieder essen soll. Aber ich hatte Hunger. Ein frisches Brot wollte ich unbedingt noch mitbringen und natürlich Kekse. Ich baue mein Zelt auf und gehe unter die Dusche. Dann gibt’s Abendessen, ich schreibe das Tagebuch und allmählich werde ich müde und will ins Bett.
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17. Carhaix-Plouguer - Locquirec
Nach einer erholsamen Nacht stehe ich um 6:30 Uhr auf. Es ist kalt. Draußen ist es sehr nebelig. Mein Zelt gleicht einer Tropfsteinhöhle. Mit einem Tuch reibe ich es von innen trocken so gut ich kann. Somit vermeide ich, dass mir immer wieder kalte Tropfen Kondenswasser in den Nacken tropfen. Es besteht keine Chance das Zelt trocken einzupacken. Also baue ich es völlig durchnässt ab und mache mich auf die nächste Etappe. Um 9:30 Uhr bin ich unterwegs. Allerdings nicht direkt auf dem Eurovelo, sondern auf einen Weg den der Routenplaner gestern vorgeschlagen hat. Denn der Campingplatz ist etwas außerhalb und ein ganzes Stück entfernt vom Track. Ich fahre bis zu einer guten Stelle, um wieder auf die eigentliche Route zurückzukehren. Diese verläuft zunächst entlang einer alten Bahnlinie. Ich mag diese Wege, weil sie gut zu fahren sind. Allerdings bedeutet dies auch, dass ich ungefähr 15 oder 20 Kilometer ständig bergauf fahren muss. Umso schöner ist dann der nächste Abschnitt, wenn es die gleiche Distanz bergab geht. Auf diese Art sind die 50 Kilometer bis Morlaix schnell gemacht. Das war richtig gut! In Morlaix mache ich einen Abstecher zum Bahnhof. Hier habe ich vor einem Jahr mein Fahrrad zusammengeschraubt, bin dann nach Roscoff gefahren und von dort mit der Fähre nach Cork in Irland übergesetzt. Schöne Erinnerungen werden wach an die schönen Wege in Irland und Schottland. (Kein Gedanke mehr an die steilen Ansteige und die vielen Schlaglöcher…)
In Erinnerungen schwelgen bringt mich jedoch nicht weiter. Ich fahre wieder hinunter in die Innenstadt. Am Hafen trennt sich der Weg. Letztes Jahr bin ich links entlang am Hafen gefahren, dieses Jahr geht es nach rechts weiter. Nach nur wenigen Kilometern beginnt die Arbeit! Vorbei ist es mit flachen Straßen soweit das Auge reicht. Es geht steil bergauf. Im kleinen Gang arbeite ich mich voran. Manchmal hilft der Wind ein bisschen. Doch leider nicht oft. Auf die steilen Anstiege folgen Abfahrten bei denen die Bremsen beinahe zu qualmen beginnen. Es kommen doch wieder Gedanken an die Tour in Irland auf. Der Atlantikradweg ist nun mal kein einfacher Radweg. Während der Vormittag noch recht entspannt war und ich in Gedanken schon deutlich längere Etappen geplant habe, muss ich mich jetzt von Etappenplänen von 150 oder gar 180 Kilometern verabschieden. Heute habe ich nach knapp 100 Kilometern keine Lust mehr. Ich prüfe wo es Campingplätze gibt und stelle fest, dass es nicht weit ist bis zum nächsten Campingplatz. Mir ist eingefallen, dass ich auch noch mein nasses Zelt aufbauen und trocknen muss. Und so mache ich heute früher Feierabend, fahre zum nächsten Campingplatz, baue mein Zelt in der Abendsonne auf und fahre noch in die nächste Stadt zum Einkaufen. Der Campingplatz liegt direkt am Strand. Es wäre jetzt noch schön, wenn ich ins Meer könnte um ein bisschen zu baden. Doch niemand sonst ist im Wasser. Daher nehme ich an, dass es zu kalt ist. Also gibt es eine warme Dusche. Sobald die Sonne verschwunden ist, wird es kühl. Ich will ohnehin früh ins Bett. Ich denke an morgen und frage mich, wie ich vorankommen werde. Für das Wochenende sagt die Wettervorhersage wieder weniger schönes Wetter voraus. Erst an nächster Woche soll es heiß werden.
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Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 5. Kapitel – Am Ärmelkanal
18. Tag Locquirec - Saint Brieuc
In der Nacht hat sich das Wetter sehr verschlechtert. Starker Wind zerrte kräftig am Zelt wodurch ich immer wieder aufgewacht bin, bis ich mir Stöpsel in die Ohren gesteckt habe. Am nächsten Morgen ist kein blauer Himmel mehr zu sehen. Alles ist grau und es fällt leichter Nieselregen. Ich verstaue mein Gepäck in der Tasche vom Bobby, ziehe den Rucksack auf, hänge den Bobby an den Speedy und breche auf. Es geht ein Stück an der Straße entlang, dann schnell wieder weg und weiter auf kleinen Wegen. Erst ein schönes Stück am Wasser entlang. Dann erklimmt der Weg einige Höhenmeter und schließlich befinde ich mich wieder auf einer alten Bahnlinie. Heute werden noch zahlreiche Höhenmeter zu fahren sein. Alles in allem war die Etappe heute sehr schön. Immer wieder führt der Weg zu Aussichtspunkten von denen man einen schönen Blick aufs Meer hat. Dann verläuft der Weg im Hinterland und später folgt ein Stück direkt am Strand. Der Anteil der Wege durchs Hinterland überwiegt jedoch klar. Da der Wind teilweise sehr kräftig auffrischt beschließe ich heute Nacht im Hotel zu übernachten. Nach ungefähr 80 Kilometern schaue ich im Internet welche Unterkünfte in Frage kommen. Bis Saint-Brieuc ist es noch weit zu fahren. Dort wäre eine günstige Unterkunft. Ich buche die Übernachtung und fahre weiter. Die letzten Kilometer der Etappe sind zäh. Ich bin wieder knapp 150 Kilometer gefahren. Noch länger sollte ich nicht fahren. Ich bin heute schon wirklich lange unterwegs. Dazu kam, dass der Radweg nicht so angenehm zu fahren war. Der Radweg verlief direkt auf einer zweispurigen Schnellstraße. Es hat sich angefühlt, als wäre ich auf dem Standstreifen einer Autobahn unterwegs. Es war ein offizieller Radweg! Es gab zumindest Schilder die das behaupteten. Im Hotel kann ich mein Fahrrad und den Bobby sicher unterstellen. Nur mit dem Zimmer stimmt etwas nicht. Das Zimmer hatte offenbar nach dem letzten Gast niemand sauber gemacht. Hm... Für 65 Euro pro Nacht wäre es schön, wenn es wenigstens frische Handtücher und Bettwäsche gäbe. Ich gehe zur Rezeption und bitte die Dame sich das Zimmer anzuschauen. Sie entschuldigt sich, nachdem sie es angeschaut hat und gibt mir ein anderes Zimmer. Ich packe einen Teil meiner Sachen aus und gehe unter die Dusche. Ich überlege, ob ich noch ein in der Stadt etwas essen soll. Doch es ist schon nach 20 Uhr. Ich will noch mein Tagebuch schreiben und eigentlich um 21 Uhr ins Bett. Tatsächlich ist es inzwischen sogar schon kurz vor 22 Uhr. Ich bin total müde und froh, nicht mehr aus dem Hotel hinaus gegangen zu sein. Ich putze die Zähne, schaue den Wetterbericht und dann fallen mir die Augen zu. Feierabend...
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19. Tag Saint Brieuc - Saint Malo
Die Nacht in Saint-Brieuc war angenehm. Kein Wind, der die ganze Nacht am Zelt zerrt. Nachdem ich meine Sachen zusammen gepackt habe bezahle die Hotelrechnung, hole mein Fahrrad aus der Abstellkammer, baue alles zusammen, starte das GPS-Gerät und dann fahre los. Es ist Sonntag und auf den Straßen in der Stadt ist überhaupt nichts los. Das ist ganz gut. Denn ich bin heute Morgen etwas müde und biege hin und wieder mal falsch ab, bis ich endlich aus der Stadt raus bin. Der Weg führt über viele Punkte von denen man eine schöne Aussicht aufs Meer hat, oder er führt direkt ans Meer. Jede kleine Stadt oder Gemeinde hat solche Aussichtspunkte und der Weg führt heute ausnahmslos an jedem dieser Aussichtspunkte vorbei. Ich habe inzwischen so viel Meer und so viele Strände gesehen, dass ich den einen oder anderen Abstecher zu solch einem Aussichtspunkt auslasse und weiterfahre. Der Himmel ist den ganzen Tag über sehr dicht bewölkt. Es fällt leichter Nieselregen. Der Wind ist wieder kräftig. Nun als Rückenwind ganz angenehm. Am Nachmittag wird aus dem Nieselregen dann richtiger Regen. Ich stelle mich unter einen Baum und nutze die Zeit für eine Pause. Nachdem ich 80 Kilometer gefahren bin schaue ich im Internet welche Unterkünfte es gibt. Ein Wegweiser zeigt 20 Kilometer bis nach Saint Malo. Ich muss nicht jeden Tag einen neuen Streckenrekord aufstellen, denn mein Hintern tut zurzeit etwas weh. Die Haut am Oberschenkel scheuert am Sattel und das ist auf Dauer unangenehm. Es regnet immer wieder und so beschließe ich eine weitere Nacht in einem günstigen Hotel zu verbringen. Nach und nach frage ich mich wie die Planer der Radwege die dieses Schild aufgestellt haben darauf gekommen sind, dass es 20 Kilometer bis Saint Malo sein sollen. Das stimmt bestenfalls wenn man die Luftlinie rechnet. Schließlich erreiche ich Saint Malo. In der Stadt muss ich noch weit fahren bis zur Unterkunft. Die Stadt ist groß, es gibt viele Touristen hier und der Verkehr ist ein Chaos. Zum Glück kann ich mit dem Fahrrad die vielen Staus umgehen. Die Unterkunft finde ich auch schnell. Nach einer warmen Dusche geht es mir schon wieder besser. Ich will heute im Restaurant zu Abend essen. Na ja, dann wurde es eben ein Dönerladen in dem ich zu Abend esse. Im Geschäft nebenan hole ich mir ein Crêpe als Nachtisch.
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20. Tag Saint Malo - Mortain
Am nächsten Morgen frühstücke ich, packe alle meine Sachen und gehe kurz zum Fahrrad, um den technischen Dienst zu machen. Die Kette muss vom Sand und Dreck gereinigt werden und der Schmodder von den Ritzeln entfernt werden. Anschließend öle ich die Kette und bin fertig. Auf der Straße hänge ich den Bobby an das Fahrrad und starte. Raus aus der Stadt! Bald schon habe ich das Meer erreicht. Die Route verläuft über viele Kilometer am Meer entlang immer nach Osten. Ich habe kräftigen Rückenwind. Der hilft sehr um voran zu kommen. Schnell sind die ersten 50 Kilometer gefahren. Ich erreiche den Mount Saint Michelle. Eine große Kirche, die damals auf eine Insel gebaut wurde. Schon sehr beeindruckend. Ich frage mich, wie viele Leute wohl beim Bau von diesem Prestigeprojekt gestorben sind? Die vielen Touristen, die mal irgendwie blöd und mal nervig im Weg herumstehen bringen mich aber schnell wieder zurück in die Realität. Als nächste besondere Sehenswürdigkeit passiere ich einen deutschen Soldatenfriedhof aus dem zweiten Weltkrieg. Ein sehr bedrückender Ort finde ich. Ich bleibe nicht lange. Am Nachmittag geht es wieder auf einer alten Bahnlinie weiter. Auch hier ist es gut zu fahren. Nach knapp 100 Kilometern erreiche ich den nächsten bedeutenden Abzweig dieser Tour. Ich fahre nun zunächst nicht weiter nach Osten, sondern nach Norden in die Normandie. Heute nur ein kleines Stück. Bis Mortain. Dann ist Feierabend. Am Campingplatz baue ich mein Zelt auf, kaufe noch frischen Proviant und esse zu Abend. Die Zeit vergeht sehr schnell. Aber ich bin müde und werde heute Nacht sicher gut schlafen.
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Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 6. Kapitel – Durch die Normandie
21. Tag Mortain - Agneaux / Saint Lö
Am Morgen bespreche ich mit meiner Schwester, wie es mit Mutter weitergehen soll. Sie wird aus dem Krankenhaus entlassen, kann aber nicht nach Hause. Ihr Zustand ist zu schlecht.
Während ich die Tasche vom Bobby fülle bin ich sehr in Gedanken zu Hause und bei Mutter. Doch nun will ich mich auf meine Radtour konzentrieren. Vom Campingplatz aus muss ich zunächst ein Stück fahren, um wieder die eigentliche Route zu erreichen. Die Route verläuft dann die nächsten 30 Kilometer fast ausschließlich entlang einer alten Bahnlinie. Sehr schön. Mal geht es bergauf, mal bergab. Alles ganz entspannt und immer im Schatten der großen alten Bäume. Es ist angenehmen zu fahren. Nur für mein Solarpanel ist der Schatten der vielen Bäume nicht so günstig. Nachdem ich die ersten 50 Kilometer gefahren bin mache ich eine Rast und esse Mittagessen vom Proviant. Nach der Mittagspause wird es anstrengend. Der Weg führt jetzt nicht mehr entlang der Bahnlinie. Sondern verläuft über Land. Und die Route führt wirklich durch jedes Tal und über jede Anhöhe. Die nächsten 25 Kilometer sind sehr anstrengend. Mal geht es steil bergab, dass die Scheibenbremsen schon und gleich darauf geht es so steil aufwärts, dass ich es grade noch im kleinen Gang schaffe. Trotzdem: Geschafft ist geschafft und es geht weiter. Die nächste Abfahrt hinunter ins Tal... Glücklicherweise ändert sich die Route nach 25 Kilometern erneut. Nun verläuft der Weg wieder an einem Fluss oder einem Kanal. So genau kann ich das gar nicht sagen. Dies sind wieder einfach zu fahrende Kilometer. Das bleibt so bis zum Ende der Etappe. Die endet heute in Agneaux. Damit bin ich etwas mehr als 110 Kilometer gefahren. Ich habe unterwegs immer wieder im Internet nach einem Campingplatz gesucht. Doch es gibt leider innerhalb der nächsten 15 Kilometer keinen Campingplatz. Auch das GPS-Gerät kann keinen Campingplatz anzeigen. Ich suche mir eine Unterkunft, die nicht zu teuer ist. Nachdem ich geduscht habe kläre ich, ob ich ein paar Sachen waschen kann. Ich darf die Waschmaschine benutzen und hänge die Radlerklamotten zum Trocknen in die Abendsonne. Eigentlich wollte ich noch zu Fuß in die Innenstadt und dort etwas essen. Aber ich habe mal wieder zu viel eingekauft und außerdem bin ich zu faul um noch zu Fuß zu laufen. Ich kümmere mich um mein Tagebuch und gehe früh ins Bett.
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22. Tag Agneaux / Saint Lö - Saint Aubin sur Mer
Es war gestern Abend schon wieder halb zehn, als ich ins Bett gegangen bin. Ich habe noch die Wäsche von der Wäscheleine genommen und bei mir im Zimmer zum Trocknen aufgehangen. Außerdem habe ich das Zelt ausgepackt und ausgebreitet, damit es trocken wird. Die nächsten Tage soll es immer wieder Regen geben. Ob ich nach einem Tag im Regen noch im Zelt schlafen will, oder lieber eine feste Unterkunft suche, weiß ich nicht.
Ich habe geträumt. Nichts Schlimmes. Von einem Avox (aus den Tributen von Pamen) der sehr unglücklich und in sich gekehrt war. Ich habe versucht ihn zu überreden etwas Licht in sein Leben zu lassen. Das Fenster nur einen kleinen Spalt zu öffnen. Und schon kam Farbe in das Leben zurück. Dann bin ich aufgewacht und aufgestanden. Ich habe mein Müsli eingeweicht, meine Sachen zusammengepackt und will nun weiterfahren auch, wenn es hier sehr schön ist. Sophie als Gastgeberin ist sehr sehr freundlich! Das ist echt super! Der Abschied hat etwas länger gedauert, denn irgendwie hatten wir beide uns noch viel zu erzählen. Schade, dass nicht mehr Zeit war. Vermutlich hätten wir den ganzen Tag über Gesprächsstoff gehabt. Es ist schon 10 Uhr bis ich los komme. Die ersten 30 Kilometer sind schnell gemacht. Der Track verläuft entlang eines Flusses und somit immer flach. Ich kann quasi den Tempomat einschalten und die Landschaft genießen. Aber immer genau dann, wenn ich einmal kurz nicht auf den Weg schaue ist das plötzlich ein Schlagloch, durch das ich durchfahre. Mein Hintern freut sich dann wirklich sehr und der Bobby (Anhänger) macht wahre Bocksprünge. Mist!!! Also muss ich eben doch mehr auf den Weg achten. Nach 30 Kilometern ist das gemütliche Fahren leider vorbei. Die Route verlässt den Fluss und folgt nun kleinen ohne viel Verkehr. Die Steigungen sind nicht mehr ganz so anstrengend. Nach etwa 70 Kilometern erreiche ich Omaha Beach. Den Ort, an dem die alliierten Kräfte die Befreiung Europas gestartet haben. Heute ist das ein ganz friedlicher und stiller Ort. Kein Vergleich mit dem schrecklichen Gemetzel, dass sich hier damals abspielte. Wobei ich mich schon gefragt habe, warum die Soldaten damals genau hier an Land gegangen sind. Denn nur wenige Meter weg vom Wasser steigt das Gelände steil an. Und von der Höhe hat man natürlich einen perfekten Überblick über den gesamten Strand. Nun ja… Ich bin kein Militär-Experte und von daher ist es mir egal. Es gab zahlreiche Museen, die teilweise sehr gut besucht waren. Doch zum einen interessieren mich alte Panzer, Kanonen und was weiß ich für Kriegszeug einfach nicht (hat nichts mit Strom zu tun...) und zum anderen gibt es immer noch Corona. Auch wenn es inzwischen tatsächlich eher die Ausnahme ist, dass man eine Mund-Nasen-Bedeckung beim Einkauf im Supermarkt trägt.
Nach dem Besuch am Omaha Beach verläuft der Track weiter durchs Land. Wieder mal wollte der Track alle Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte in der gesamten Gegend ansteuern. Dies waren teilweise große Umwege. Ein paar dieser Umwege habe ich dann "aus der Route raus optimiert". Ich fahre schließlich nicht x Kilometer nach Südwesten, wenn ich eigentlich nach Osten oder Nordosten will! Zudem hatte ich in Richtung Südwesten kräftigen Gegenwind. Nach Osten hatte ich Rückenwind. Mit Hilfe des Rückenwindes bin ich am späten Nachmittag in Saint Aubin sur Mer angekommen. Der Himmel war immer noch dicht mit Wolken verhangen und es sah nach Regen aus. Aus Faulheit habe ich mich für eine nette private Unterkunft zum Übernachten entschieden.
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23. Tag Saint Aubin sur Mer - Le Havre
Der nächste Tag beginnt mit einer Überraschung. Draußen war super schönes Wetter und Sonnenschein. Ich hatte eigentlich mit Regen gerechnet. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen und fahr starte die nächste Etappe. Die Strecke verläuft viele Kilometer an den Strand-Promenaden entlang. Zum Glück war ich früh unterwegs und somit herrschte dort noch nicht viel betrieb. Es wäre anstrengend geworden, zwischen all den Leuten, die auf den Radwegen laufen, Slalom zu fahren. Doch je später der Vormittag wird desto öfter passiert genau das. Es gibt zwei Möglichkeiten, bremsen oder umnieten! Das ist echt zum kotzen. Ich fahre doch auch nicht auf der Autobahn mit dem Fahrrad und wundere mich über die vielen Autos, die dort unterwegs sind. Wie auch immer, der Tag heute war einfach scheiße. Leider verlief die Strecke heute größtenteils entlang viel befahrener Straßen, was einfach nicht schön ist. Besonders die Motorräder nerven extrem, weil die teilweise mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit an mir vorbei rasen. Natürlich mit wenig Abstand und zum Teil mit einem solch infernalischen Lärm, dass ich vor Schreck beinahe vom Fahrrad gefallen wäre. Man soll das folgende eigentlich nicht denken. Aber möge der Arsch mit seinem scheiß Motorrad am nächsten 40 Tonner oder Brückenpfeiler zerschellen!!!! Selbst jetzt bekomme ich noch einen unglaublichen Zorn, wenn ich an diese Idioten denke! Nun gut. Der Track machte wieder einige Umwege über zahlreiche Aussichtspunkte. Zu diesen Aussichtspunkten ging es erst steil hinauf und gleich im Anschluss wieder so steil abwärts, dass die Bremsen heiß wurden und zu kreischen begannen. Zu allem Überfluss gab es an den Aussichtspunkten so gut wie nichts mehr zu sehen, weil alle Plätze mit Aussicht inzwischen durch noble Villen mit sehr hohen Zäunen zugebaut waren. Somit waren das eigentlich nur Höhenmeter um der Arbeit willen, da ich am Ende wieder auf der gleichen Straße wie zuvor weiterfahre. In Richtung Le Havre kündigt sich eine riesengroße Brücke an. Oh... Da wird die Route doch nicht etwa drüber verlaufen? Doch mit jedem Kilometer wird genau dies immer wahrscheinlicher. Es ist die Pont de Normandie. Für mich bedeutet dies, dass ich wieder eine Autobahn befahre, auf der es einem Streifen für Fahrräder gibt. Eigentlich ist das eine gute Sache. Inzwischen ist es nicht das erste Mal. Ansonsten müsste ich einen großen Umweg fahren. Ob es Fähren gibt wie ich nicht. Auf der Brücke gibt es einen baulich abgetrennten Streifen für Fahrräder was etwas mehr Sicherheit bedeutet als bei der letzten großen Brücke über die Loire. Bergauf schaffe ich grade mal 15 km/h. Die Lkws donnern mit 90 km/h an mir vorbei. Aber!!! Die Fahrer nehmen Rücksicht und weichen auf die mittlere Spur aus! Vielen Dank und Respekt! Die Autofahre sind weniger rücksichtsvoll. Auf der Brücke war es ziemlich windig. Ich muss auch bergab langsam fahren, damit ich die Kontrolle behalte und mich der Wind nicht zur Seite drückt. Nachdem ich die die Pont de Normandie hinter mir gelassen habe ist es nicht mehr weit bis Le Havre. Leider sind die letzten Kilometer wieder gefährlich. Es gibt keinen extra Streifen für Fahrräder. Die Lkws donnern, wenn auch mit Abstand, mit hohem Tempo an mir vorbei. Trotzdem ist es kein sehr angenehmes Gefühl. Nach einigen Kilometern verlasse ich den dichten Verkehr im Hafen und erreiche Le Havre. Es wird Zeit für eine Pause. Ich überlege, ob ich den Saine Radweg heute wirklich noch starten soll. Ich schaue im Internet, wo es Campingplätzen gibt. Doch innerhalb der nächsten 30 Kilometer ist kein Campingplatz in Sicht. Jedenfalls nicht auf der Seite der Saine, auf der ich gerade fahre. Hm... Nicht gut. Ich müsste nochmal richtig Kilometer machen um einen Campingplatz zu erreichen. Doch dazu ist der Tag einfach echt zu schlecht gelaufen. Natürlich, mit Gewalt sind immer irgendwie noch 50 Kilometer möglich, aber wenn ohnehin alles nicht so toll ist, dann muss das einfach nicht sein. Ich beschließe im Internet nach einer Übernachtung in Le Havre zu suchen. Camping ist hier nicht möglich. Ich entscheide mich wieder für ein günstiges Hotel. Ich muss mir das Zimmer wieder mit Speedy und Bobby (Fahrrad und Anhänger) teilen, weil es keine geeignete Abstellmöglichkeit gibt. (Keine Sorge, ich spreche nicht mit den beiden…). Nachdem ich geduscht habe kaufe ich etwas zum Essen, kümmere mich um ein paar Kleinigkeiten und Ruck Zuck ist es schon wieder 21 Uhr. Zeit zum Schlafen.
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Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 7. Kapitel – Entlang der Saine nach Paris
24. Tag Le Havre - Rouen
Um kurz nach 9:30 Uhr starte ich die nächste Etappe. Die Unterkunft liegt an der Strecke. Ich fahre in Richtung Saine Tal. Ziemlich schnell wird mir klar, dass es gestern eine sehr gute Entscheidung war über Nacht in Le Havre zu bleiben und nicht noch mehr Kilometer zu fahren. Die ersten 40 Kilometer verlaufen heute einfach nur entlang von Autobahnen und Schnellstraßen. Nicht wirklich schön. Und Campingplätze gibt es weit und breit keine. Doch dann endlich führt die Route ins Saine Tal und erreicht wenig später auch die Saine. Die Landschaft war sehr schön und die Wege und Straßen gut zu fahren. Teilweise verlief der Track entlang normaler Straßen, auf denen wenig Verkehr war. Bis zum Nachmittag war sehr schön. Ich musste einmal mit einer Fähre über die Saine übersetzen und wenig später kamen große Hafenanlagen in Sicht. Zuerst nur ein paar Container Terminals, dann stank es gewaltig nach Öl und Ufer war übersäht mit riesengroßen Tanklagern, die gehörten wohl zur Petroleum-Industrie gehörten. Nach den Tanklagern folgten zahllose Silos für Getreide. Schön war es leider nicht. Aber so ist es nun mal, in den Ballungsgebieten der Großstädte. Rouen ist eine sehr große Stadt. Das Stadtzentrum von Rouen war eigentlich ganz hübsch. Doch drumherum gibt es entlang des Radweges keine schönen Orte. Nachdem ich Rouen schon beinahe hinter mir gelassen habe erreiche ich nach 132 Kilometern die Unterkunft. Für heute ist das genug. War eine gute Etappe. Ich kaufe noch etwas Proviant, wasche ein paar meiner Sachen und kümmere mich um den technischen Dienst am Fahrrad. Die staubigen Wege sind nicht so gut für die Kette. Ab und zu muss der Dreck dann mal wieder runter. Außerdem will ich noch klären, wo ich morgen ungefähr ankomme. Bis Paris ist es nicht mehr weit. Es gibt nicht viele Campingplätze in der Gegend.
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25. Tag Rouen - Bouconvillers
Heute fahre ich weiter nach Paris! Das Wetter ist super. Die Sonne scheint, nur ist es ziemlich kühl. Das wird sich aber sicher im Laufe des Tages noch ändern. Besser als Regen oder Sturm.
Ich stelle meine Sachen vor das Tor zur Straße und will grade losfahren, als mich ein Nachbar anspricht. Ich verstehe nicht viel, aber er fährt wohl auch gerne Fahrrad und hat auch ein CANNONDALE. Ich soll mal mitkommen. Na warum nicht. In seiner Garage steht nicht nur ein CANNONDALE Rennrad, sondern mehrere. Und als ich eines anheben möchte, werfe ich es fast gehen die Decke weil es so leicht ist. Uff.... Kein Vergleich zu dem Gewicht, das ich derzeit jeden Tag bewege. Aber mein Fahrrad und der Anhänger müssen schon auch einiges aushalten. Auch heute wird es sicherlich wieder zahlreiche Schlaglöcher und Bodenwellen geben... Ich verabschiede mich und fahre los. Zum Track sind es nur ein paar hundert Meter. Dann geht's direkt weiter durchs Tal der Saine. Erst mal raus aus der Stadt und weg von der Industrie. Zum Glück ist Samstag und der Verkehr ist nicht so dicht. Es dauert ungefähr 20 Kilometer bis ich die Industriegebäude hinter mir gelassen habe und endlich wieder die Natur zu sehen ist. Teilweise verläuft der Weg direkt an der Saine entlang. Manchmal jedoch auch ziemlich weit davon entfernt. Oft bekommt man die Saine gar nicht zu sehen, weil viele der Grundstücke am Ufer Privatbesitz und damit abgesperrt sind. Am späten Nachmittag erreiche ich Vernon. Hier mache ich wie gestern geplant einen Stopp und erkunde die Lage für die Übernachtung. Campingplätze gibt es. Doch die sind leider sehr weit weg vom Track. Ich will heute noch ein paar Kilometer fahren und suche nach anderen Möglichkeiten zum Übernachten. Campingplätze gibt es leider kein. In ungefähr 30 Kilometer Entfernung finde ich ein günstiges Hotel. Zwar auch etwas abseits der Route, aber bei rechtzeitiger Planung lässt sich der kleine Umweg gut in die Route einfügen. Ich warte ich nicht lange, buche mir ein Zimmer und suche eine passende Route dort hin. Diese Route bringt jedoch nochmal ganz ordentlich Arbeit mit sich. Es gibt einige Anstiege zu fahren, bei denen ich kräftig kurbeln muss, um hoch zu kommen. Am späten Nachmittag erreiche ich den Ort, in dem das Hotel sein soll. Doch so sehr ich auch suche, ich kann kein Hotel finden! Ich überprüfe die Adresse mehrfach. Alles korrekt. Ich stehe auf einer Straße am Ortsausgang und kann weder ein Schild noch ein Hotel sehen. Nirgendwo. Das Navi im Smartphone behauptet steif und fest, dass ich noch 200 Meter auf einem Feldweg fahren soll, dann erreiche ich das Hotel. Aber das Einzige was "da" ist, ist ein kleines Bürogebäude. Es gibt zwei Etagen einen Parkplatz und sonst nichts. Kein Hotel. Ich rufe die Telefonnummer an die ich im Internet gefunden habe. Der Anrufbeantworter meldet sich. So ein Mist! Nun ja, wer baut auch hier ein Hotel? Hier braucht niemand so etwas. Aber was wäre, wenn dieses Bürogebäude vielleicht doch ein Hotel ist? Es ist Samstag und da stehen Autos vor dem Gebäude. Hm... Ich fahre zu dem komischen Bürogebäude um es mir aus der Nähe anzuschauen. Genau in dem Augenblick ruft jemand auf meinem Telefon zurück. Ich halte an und nehme den Anruf entgegen. Es ist jemand vom Hotel. Er fragt ob ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. „Ja“, sage ich. „Dann komm herüber ich winke dir zu!“ Und tatsächlich! Vor dem Bürogebäude steht jemand und winkt. Der Chef persönlich. Es ist tatsächlich ein Hotel. Ziemlich neu und recht groß. Das Zimmer ist sehr groß und im Bad gibt es sogar eine Badewanne. Super. Dann werde ich mir heute mal Bad gönnen. Frisch gebadet gibt es Abendessen vom Proviant. Denn einkaufen oder gar ein Abendessen im Restaurant waren hier völlig ausgeschlossen. Es gab weit und breit nichts! Das stört mich nicht weiter, denn mein letzter Einkauf war in Punkto Kekse sehr üppig. Und schließlich habe ich kein Problem damit nach einem guten Abendessen mit Brot und Käse noch ein paar Kekse und Erdnüsse zu essen. Am Abend plane ich den Aufenthalt in Paris. Ich werde morgen am frühen Nachmittag in Paris ankommen. Dort will ich auf jeden Fall eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad unternehmen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten speichere ich im Navi. Dann wird es Zeit fürs Bett. Es ist schon wieder halb zehn...
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26. Tag Bouconvillers – Paris
Ich freue mich schon sehr auf Paris. Auch wenn dort sicher wieder sehr viele Menschen unterwegs sind und sehr dichtes Gedränge herrscht. Corona ist eben noch immer nicht besiegt! Ich werde besser die meisten Sehenswürdigkeiten in Paris Fuß besichtigen. Zumindest ohne Anhänger. So kann ich den Fußgängern besser ausweichen. Erst mal muss ich dort ankommen! Bis Paris sind es schon noch ein paar Kilometer!
Ich frühstücke heute Kekse und andere Sachen aus dem Proviant.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Ich trage meine Sachen runter und will das Hotel verlassen. Doch die Türe vom Ausgang ist abgeschlossen. Hm.... Komisch.... Und dabei ist das doch ein Fluchtweg...?? Es gab zum Glück noch einen separaten Eingang für die Nacht. Dort ließ sich die Türe öffnen und ich gelange ins Freie. Es ist außer mir wohl niemand in dem Hotel. Seltsam. Ich hole mein Fahrrad aus dem Abstellraum, lade die Tasche in den Bobby und bin startklar. Ich hoffe nur, dass das große Tor in der Einfahrt nicht auch abgeschlossen ist. Es lässt sich öffnen und ich mache mich auf den Weg nach Paris. Ich muss zunächst knapp 12 Kilometer fahren, bis ich wieder den Track erreiche. An diesem herrlichen Sonntagvormittag kein Problem. Es ist noch ein bisschen kühl, doch das wird sich bestimmt schnell ändern. Unterwegs fällt mir auf, dass viele Getreidefelder schon gemäht sind. Gerste und Weizen sind bereits weg. Die Ernte ist in vollem Gange. Immer wieder sehe ich Anhänger an den Feldern stehen, die darauf warten vom Mähdrescher gefüllt zu werden. Für mich sind die gemähten Getreidefelder immer ein Zeichen, dass der Sommer seinen Zenit erreicht oder eigentlich schon überschritten hat. Ach, was waren das immer für schöne Zeiten bei den Verwandten im Norden Deutschlands, als ich als kleiner Junge dort viele Sommer in der Landwirtschaft verbringen durfte. Ich denke gerne daran!! Die Zeit hat mich schon geprägt.
Nun zurück zur Reise durch Frankreich. Ich erreiche den Track und genieße die Natur. Doch bald schon merke ich, dass die Gegend immer mehr städtischen Charakter annimmt. Die Wege entlang der Seine sind heute sehr bevölkert. Klar, es ist Sonntag, da sind viele Leute unterwegs die aus der Stadt hinaus wollen ins Grüne. Ich sehe viele Fahrräder und je näher ich den Städten komme, umso mehr Fußgänger und Jogger kommen hinzu. Ich muss wirklich langsam fahren, da die Leute leider häufig nicht die Fahrradklingel hören, weil sie Kopfhörer tragen. Dazu kommt, dass die Fußgänger und Jogger hin und wieder ganz plötzlich einem Schlagloch ausweichen ohne sich vorher umzuschauen. Dies bringt mich hin und wieder ziemlich in Not, um einen Unfall zu vermeiden. Dabei fahre ich schon deutlich langsamer und auch sehr vorsichtig. Zwei Jogger hatten leider etwas Pech. Die dachten vermutlich, dass nur ein Fahrrad von hinten kommt. Dass noch ein Anhänger an dem Fahrrad hängt haben sie dann gemerkt...
Oh, ich glaube ich erzähle zu ausführlich.
Auch wenn ich früh die ersten Vororte erreicht habe, so waren es noch einige Kilometer bis Paris. Schließlich taucht dann in der Ferne der Eifelturm vor mir auf. Die Route endet an der Kathedrale von Notre Dame. Oder besser gesagt vor dem, was davon nach dem Brand noch steht. Es ist eine große Baustelle und wird sicher noch lange dauern, bis die Kathedrale wieder so groß und schön ist, wie sie einst war. Dennoch ist es ein beeindruckendes Bauwerk. Weniger schön fand ich das Gedränge vor und um die Kathedrale. Glücklicherweise war ich mit Fahrrad und Bobby unterwegs und konnte mir ein bisschen Abstand zu den Leuten verschaffen. Offenbar war ich jedoch der Einzige, der sich über Corona Gedanken gemacht hat. Alle anderen Leute drückten sich dicht an dicht an der Kathedrale vorbei. Ich wollte möglichst schnell weg von hier, da mir das Gedränge unangenehm war. Die nächste Station war der Eifelturm. Oh Mann!!! Das ist schon ziemlich geil, was die damals gebaut haben. So viele kleine Details. Das sieht man auf den Fotos üblicherweise gar nicht. Ich bin wirklich sehr beeindruckt. Außerdem bin ich natürlich auch stolz, dass ich es mit dem Fahrrad bis hierhergeschafft habe. Nachdem ich den Eifelturm hinter mir gelassen fahre zum Triumphbogen. Damit hatte ich für heute genug vom Sightseeing. Ich bin echt müde und will zur Unterkunft. Das kleine Hotel ist auf Gäste die, mit dem Fahrrad reisen leider nicht vorbereitet. Der Mann an der Rezeption ist etwas verwirrt. Dennoch sehr freundlich und darum bemüht eine Lösung zu finden. Corona sei Dank gibt es kein Frühstück im Hotel und so kann ich Fahrrad und Anhänger in dem kleinen Frühstückssaal abstellen. Wunderbar! Ich mache noch einen kleinen Spaziergang in der Nähe des Hotels. Ich will schließlich ein bisschen was von Paris sehen.
Eine Sache hat mich heute auch sehr bewegt. Das muss hier noch rein. Auf dem Weg ins Zentrum von Paris, entlang der Seine, bin ich an einer oder besser gesagt zwei kleinen Zeltstädten vorbeigekommen. Dort standen bestimmt 200 oder mehr dieser kleinen billigen Zelte herum, die man auf ein Festival-Wochenende mitnimmt und anschließend wegschmeißt, weil sie einfach nichts taugen. Dicht an dicht standen die Zelte am Ufer der Saine. Und vor, neben und hinter den Zelten wimmelte es von Menschen die dort irgendwie gelebt oder eher gehaust haben. Menschen aus Afrika, die dort irgendwie den Tag verbringen. Menschen die tatsächlich existieren, aber um die sich niemand zu kümmern scheint. Sie existieren wohl einfach nicht. Aber sie sind da! So sieht es aus, das Europa von 2020. Na ja.... Gute Nacht!
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Frankreich Rundfahrt - 2020 -- 8. Kapitel – Champagne und Grand Est
27. Tag Paris - Vandières
Ich habe mein Müsli eingeweicht und währenddessen schon mal meine Sachen zusammengepackt. Die Wäsche abgehängt, die provisorische Wäscheleine eingepackt und so weiter. Zähne noch gründlich putzen und dann los. Vor mir liegt der Weg nach Osten. Nach Hause. Das sind nochmal über 700 Kilometer. Also noch eine lange Strecke zu fahren. Mit jedem Tag sind es jedoch mindestens 100 Kilometer weniger.
Ich trage meine Sachen runter auf den Gehweg, gebe den Schlüssel ab, hänge den Bobby ans Fahrrad und fahre los. Die Route führt hinaus aus Paris. Die Wege sind gut ausgebaut. Es geht wieder an einem Kanal entlang. Es wäre traumhaft, wenn ich in den nächsten Tagen noch einmal ordentlich Tempo machen und auf seht gut ausgebauten, flachen Radwegen ganz entspannt nach Hause radeln könnte. So viel zum Wunschdenken, denn nach ungefähr 30 Kilometern ändert sich der Weg ziemlich drastisch. Die Schilder beschreiben erneut eine ganz andere Route als der Track im GPS-Gerät vorgibt. Das wäre nicht das erste Mal. Meist führte nach wenigen Kilometern die eine, wie auch die andere Strecke wieder zueinander. Diesmal ist das leider nicht der Fall. Nicht nur, dass sich jemand offenbar viel Mühe gemacht hat, um alle Schilder entlang der alten Strecke zu entfernen, derjenige hat auch noch viel Zeit und Geld dafür spendiert, um Schilder mit „Durchfahrt verboten“ aufzustellen. Doch diese Schilder scheinen niemand zu interessieren. Viele Radfahrer die gleiche Strecke, die auch mein GPS-Gerät vorschlägt. Dann kann es doch eigentlich nicht so falsch sein wie ich fahre. Zunächst war der Weg noch halbwegs gut zu befahren. Doch bald schon wurde es immer steiniger und die Schlaglöcher wurden größer und größer. Ganz so, als hätte sich schon sehr lange niemand mehr um den Weg gekümmert. Noch kann ich auf dem Rad weiterfahren, ohne dass ich absteigen und schieben muss. Doch wenig später wurde das Gestrüpp immer dichter. Ich kam nur noch im Schneckentempo vorwärts. Wäre ich schneller gefahren, wäre mein Fahrrad wohl in zwei Teile zerbrochen. Die Bocksprünge, die der Bobby auf dieser Schlaglochstrecke schon seit vielen Kilometern macht, will ich gar nicht erwähnen. So kann es nicht weitergehen. Der Weg ist für ein Tourenfahrrad mit Anhänger nicht fahrbar. Ich suche in der Karte nach einem anderen Weg und finde glücklicherweise auch eine Alternative. In einem Reisebericht eines Tourenradlers wird ein Track als Download zur Verfügung stellt. Diese Daten lade ich aus dem Internet herunter, schaue mir den Verlauf genau an und entscheide mich dieser Route zu folgen. Der Track verläuft nun auf Landstraßen. Der Verkehr ist nicht besonders stark. Natürlich wäre es entlang der Marne sicher schöner zu fahren, als auf einer Landstraße. Hin und wieder halte ich nach dem Weg entlang der Marne Ausschau. Denn am Fluss ist es schöner als auf der Landstraße in der Sonne zu schmoren. Heute war es sehr warm. Trotz der schlechten Strecke zwischendurch bin ich gut vorangekommen. Bereits 140 Kilometer bin ich bis zum Nachmittag gefahren. Denn allmählich will ich nach Hause. Am späten Nachmittag suche ich nach einer Unterkunft. Ich will am liebsten wieder auf einem Campingplatz zelten. Weil ich grade durch die Champagne fahre, wäre zelten auf einem Weingut bestimmt etwas Besonderes. Ich finde einen schönen Campingplatz in einem Weingut oder einer Champagne, wie man hier sagt. Nach dem Abendesse mache ich es mir vor dem Zelt gemütlich und genieße die Abendsonne. Den Champagner gab es leider nur flaschenweise. Etwas viel für einen Abend. So gibt es Wasser zum Abendessen und ein paar Kekse zum Nachtisch. Nach dem technischen Dienst am Fahrrad wird es Zeit zu schlafen.
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28. Tag Vandières - Bar-Le-Duc
Ich bin zurzeit etwas ungeduldig. Ich würde am liebsten die gesamte Strecke nach Hause an einem Tag fahren. Das geht natürlich nicht. Ich muss mich ein bisschen zusammen nehmen um die Reise noch in Ruhe und Stück für Stück zu Ende zu fahren. Nachdem ich die Übernachtung bezahlt habe mache ich mich auf den Weg. Schon im nächsten Ort erreiche den ursprünglichen Track. Das GPS-Gerät zeigt auf der Karte, dass der Radweg weiter am Marne Kanal entlang verläuft. Ich beschließe dem ursprünglichen Track nochmal eine Chance zu geben. Dieses Mal war das eine gute Entscheidung, denn der Track verlief über gemütliche und schöne Wege entlang des Marne Kanals. Nach dem Mittagessen änderte sich das leider. Wieder einmal verschwanden die Markierungen und aus den flachen und glatten Rennpisten der letzten 60 Kilometer wurden ziemlich holprige Wege. Vielleicht war ich auch einfach nur verwöhnt? Auch die weniger gut ausgebauten Wege waren fahrbar. Wenn auch nicht immer ganz einfach, weil sie stellenweise völlig zugewachsen waren mit Gestrüpp. Zwischendurch gab es leider Abschnitte die gesperrt waren. Toll.... Mitten im Nichts steht ein Schild und behauptet der Weg ist gesperrt. Hm... Darauf wollte ich es ankommen lassen und bin den frischen Reifenspuren von Fahrrädern gefolgt. Tatsächlich war der Weg nicht gesperrt. Das nächste Schild habe ich freundlich ignoriert und das übernächste ebenfalls. Auf einer Strecke von 15 Kilometern gab es keine einzige Baustelle. Offenbar wurde der Weg frisch angelegt oder erneuert. Dann kam schon das nächste Schild "gesperrt wegen Baustelle". Ja, ja.... Danke! Ihr mich auch.... Und ich bin zügig an diesem blöden Schild vorbeigefahren. Nach ein paar Kilometern kam mir dann ein Radfahrer entgegen. Diesmal gibt es offenbar tatsächlich kein Weiterkommen, weil eine Brücke gesperrt ist. Das ist nicht gut. Soll ich nun wirklich zahlreiche Kilometer Umweg fahren? Ich beschließe, dass ich zunächst einmal weiterfahre um zu sehen was mit der Brücke tatsächlich ist. Diesmal stimmt es tatsächlich. Gesperrt, weil die Brücke saniert wird. Neben der Brücke gibt es einen schmalen Steg. Die Brücke ist nur ein paar Meter lang und so nehme ich den Bobby vom Fahrrad ab, trage alles über den kurzen, schmalen Steg, hänge auf der anderen Seite der Brücke den Bobby wieder ans Fahrrad und fahre weiter. Da habe ich wirklich schon schlimmeres erlebt. Der Weg wurde zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter. Während ich am Nachmittag nach einer Unterkunft für die Nacht suche beginnt es zu regnen. Doch kein Campingplatz heute Nacht? Die Wettervorhersage kündigt für die Nacht und morgen schlechtes Wetter an. Am Abend erreiche ich dann meine Unterkunft in Bar-Le-Duc. Ich will noch Einkaufen. Doch der Supermarkt ist geschlossen. Um 17 Uhr? Was soll denn das? Heute ist der 14. Juli. Ein Nationalfeiertag in Frankreich. Das Ende der Revolution. Ach so...? Na ja, dann gibt es morgen früh wohl kein Müsli.
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29. Tag Bar-Le-Duc - Varangeville
Es ist 6:30 Uhr. Ich starte in den Tag. Müsli gibt es heute nicht. Dafür Brot, Käse und Schokolade. Ich verabschiede mich, bringe meine Sachen in die Garage, belade den Bobby, hänge ihn ans Fahrrad und mache mich auf den Weg. Doch nach wenigen hundert Metern mache ich einen Halt, um Proviant für den Tag zu kaufen. Gestern gab es nichts zu kaufen wegen des Nationalfeiertages. Schließlich erreiche ich wieder den Track und folge ihm die nächsten 30 Kilometer entlang eines Kanals. Auf guten Wegen mit schönster Aussicht auf die Vogesen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vogesen
So macht das Fahren wirklich Spaß. Ich bin so in Gedanken versunken und auf die Landschaft konzentriert, dass ich gar nicht aufs GPS-Gerät schaue und somit auch nicht sehe, dass ich eigentlich schon vor ein paar Kilometern hätte abbiegen müssen. Hm, Mist! Ich bin leider davon ausgegangen, dass es heute den ganzen Tag so schön weiter geht. Ich fahre ein paar Kilometer zurück und verlasse den Radweg entlang des Kanals. Die Route führt hinauf in die Vogesen. Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie sich die Kekse, die ich vorhin gegessen habe nach und nach in Nichts auflösen. Irgendwo muss die Energie schließlich herkommen, um den Berg hinauf zu kommen. Trotz aller Mühen, war die Landschaft wirklich herrlich. Zudem gab es sehr wenig Verkehr. Überhaupt scheint hier nicht viel los zu sein. Die Dörfer sind leider ziemlich heruntergekommen. Schade, in so einer schönen Gegend. Die nächsten 30 Kilometer verläuft die Route durch sehr dünn besiedeltes Gebiet. Nach insgesamt 70 Kilometern änderte sich die Strecke wieder sehr stark. Nun verläuft die Route entlang von Autobahnen und Landstraßen bis ich die Mosel erreiche. Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, als ich plötzlich an der Mosel stehe. Nun ja, Erdkunde hatte mich in der Schule leider nicht so sehr interessiert. Die Route folgt der Mosel einige Kilometer durch schöne Naturschutzgebiete. Die Landschaft ist wirklich sehr schön. Mit Fotos kaum festzuhalten. Man muss es wirklich selber sehen. Schließlich erreiche ich wieder einen Kanal, dem die Route folgt. Ich weiß schon gar nicht mehr wie der Kanal hieß und wo ich auf ihn gestoßen bin. Es gibt zahllose solcher Kanäle in Frankreich. Damals waren dies sicher sehr wichtig zum Transport von Waren. Heute braucht die meist niemand mehr, weil sie vom LKW abgelöst wurden. Eigentlich schade.
Die Strecke nach Nancy zieht sich schon sehr in die Länge. Dabei muss ich gar nicht direkt nach Nancy, sondern fahre südlich daran vorbei. Ich schaue mich nach Campingplätzen um. Es gibt leider nur sehr wenige. Der nächst gelegene Campingplatz ist mir zu weit weg. Denn würde ich bis dorthin fahren, wären es wieder eine 150 Kilometer Etappe. Das will ich heute nicht fahren. Eine günstige Pension wird dann die Bleibe für die Nacht. In dem Ort kaufe ich mir noch Proviant für morgen und Milch fürs Müsli. Ich schaue mir am Abend nochmal die Route für die nächsten Tage an. Hinter Straßburg macht der Track einen Schwenk nach Süden. Somit wäre Straßburg ein 55 Kilometer Umweg für mich. Ich suche daher eine andere Route, die mich zurück nach Deutschland führt. Bis Iffezheim möchte ich morgen schon fahren. Die Route via Pforzheim und weiter nach Hause kenne ich auswendig. Somit ist die Planung für die letzten Etappen abgeschlossen.
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30. Tag Varangeville - Haguenau
Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen und fahre wieder einmal los. Die Route führte die nächsten 50 Kilometer auf sehr guten Wegen an einem Kanal entlang. Die Landschaft war wieder einzigartig schön. Es ist herrlich in einer solch schönen Umgebung unterwegs zu sein. Einzig die sehr dichten Wolken machen mir Sorgen. Bislang blieb es glücklicherweise bis auf leichten Nieselregen weitgehend trocken. Gegen Mittag verlässt der Track die Route entlang des Kanals. Aus dem Nieselregen ist inzwischen kräftiger Regen geworden. "It's just a shower", dachte ich mir eine Zeit lang und habe auf die Regenklamotten verzichtet. Als ich völlig durchnässt und durchgefroren bin mache ich in einem kleinen Dorf an einer überdachten Bushaltestelle meine Mittagspause und ziehe mir meine Regenklamotten an. Gerade als ich alles angezogen und meine Pause beendet habe lässt der Regen nach. Ich behalte die Regenklamotten an, da mir wirklich kalt ist. Im Laufe des Tages erreiche ich wieder den Marne - Rhein Kanal. Der Weg führt zu einer riesengroßen Schleuse. Normalerweise überwinden die Schleusen die ich bislang gesehen an den Kanälen einen Höhenunterschied von 2 bis 3 Meter. Diese Schleuse überwindet 15 Höhenmeter! Es ist ein gewaltiges Bauwerk. Und tatsächlich werden auch gerade zwei Schiffe darin nach unten gelassen. Das schaue ich mir natürlich an. Nachdem der Regen ganz aufgehört hat erreiche ich das "Tal der Schleusen". So oder ähnlich steht es auf den Schildern entlang des Weges. Ich staune nicht schlecht, wie viele Schleusen innerhalb kurzer Abstände aufeinander folgen. Leider sind die Kanäle trocken. Es gibt wohl einen neuen Kanal, sogar mit einem Tunnel, den die Schiffe heutzutage nutzen. Ich fahre weiter durch „Das Tal der Schleusen“. Hier quetschen sich viele Verkehrsmittel durch das enge Tal. Neben einer Straße und dem Kanal gibt es noch eine Bahnlinie. Der Kanal überquert diese Bahnlinie teilweise auf Brücken. Die Baumeister von damals haben hier wirklich ihr ganzes Können gezeigt. Nachdem ich das Tal der Schleusen hinter mir gelassen habe erreiche ich nach 40 Kilometer Hagenau. Dort beende ich für heute meine Radreise an einem Campingplatz. Auch wenn es sehr nach Regen aussieht, will ich unbedingt nochmal im Zelt übernachten. Es war heute schon etwas ungewohnt mit dem Mann an der Rezeption vom Campingplatz auf Deutsch zu sprechen. Ich war im Verlauf dieser Reise immer wieder überrascht, wie wenig Leute in Frankreich Englisch sprechen. Deutsch habe ich in dieser Zeit mit kaum jemand gesprochen.
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31. Tag Haguenau - Leonberg
Heute ist der letzte Tag meine Radreise. Die letzte Etappe. 120 Kilometer sind es mindestens noch bis nach Hause. Ich packe das nasse Zelt ein, denn leider hat es in der Nacht immer wieder geregnet. Am Morgen glich mein Zelt wieder einer Tropfsteinhöhle. Ich fülle meine Wasserflaschen, hänge den Bobby ans Fahrrad und mache mich auf den Weg. Die Route führt zunächst ins Stadtzentrum von Hagenau. Der Himmel ist dicht mit Wolken verhangen. Ich bin gespannt, wann der Regen erneut einsetzt. Wo immer möglich führt der Weg über gut ausgebaute Radwege. Nach ungefähr 35 Kilometern habe ich die "Grenze" nach Deutschland erreicht. Bei Iffezheim führt die Route über eine alte Eisenbahn Brücke, die zur Straße umgebaut wurde. Wenig später erreiche ich Rastatt. Ich folge der B3 über viele Kilometer. Es geht nach Ettlingen und dann raus aus dem Rheintal und hoch auf den Schwarzwald. Eine schöne Strecke führt bis Pforzheim. Dort fahre ich zur Würm und weiter durchs Würmtal. Das kenne ich gut und von meinen Touren durch den Schwarzwald. Gegen 17 Uhr erreiche ich Leonberg. Es wird wirklich höchste Zeit für mein wohlverdientes Weizenbier auf dem Marktplatz. Ich setze mich an einen Tisch, bestelle ein kühles Weizenbier und genieße jeden Schluck. Dann wird es Zeit für die letzten Meter nach Hause.
Der schöne Busch im Trog vor dem Haus ist tot. Niemand hat ihn gegossen. Schade. Ich hänge den Bobby ab, trage die Tasche in die Garage und schließe das Garagentor hinter mir. Hiermit ist diese Radreise zu Ende. Zu Hause ist außer mir nun niemand mehr. Mutter ist inzwischen im Pflegeheim und die Pflegekraft ist letzte Woche abgereist. Ende. Das wars. Nun muss ich mich alleine zurechtfinden und einem neuen Alltag, der nicht mehr durch die Pflege meiner Mutter bestimmt ist.
Doch erst ab morgen. Heute Abend trinke ich Bier, höre laute Musik und bin mit meinem Gedanken noch unterwegs.
Oder schon wieder?
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