Sonntag, 26.06.2022 — Cantarana (I) - Menton (F)
10. Tag Sonntag
Wetter morgens: sonnig, wolkenlos, kühl, kein Wind
Tages-Kilometer: 124km
Gesamt-Kilometer: 1178km
Durchschnitt: 22,6km/h
Fahrzeit: 5h26
Wetter tagsüber: auch in den Bergen sehr warm 32 Grad, ab Mittag teilweise kräftiger Wind
Wetter abends: sehr starker Rückenwind, sehr warm 32 Grad
Abfahrt: 9:30 Uhr
Ankunft: 18:30 Uhr
Nachdem ich gestern Abend recht früh ins Bett gegangen bin und gut geschlafen habe bin ich um kurz nach 7 Uhr aufgewacht und starte in den Tag. Draußen scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Es steht die letzte Etappe durch die Berge in Italien an. Heute Abend bin ich (sehr wahrscheinlich) am Mittelmeer.
Um kurz nach 8 Uhr laufe ich zum Frühstück. Gleiches Problem wie gestern: Netter Snack, aber was gibt's zum Essen, damit ich satt werde...?!? Na ja, es hat dann doch gereicht und der Käse war sehr lecker. Allmählich muss ich ein bisschen schneller machen, wenn ich zwischen 9 Uhr und 10 Uhr losfahren will. Aber ohne Zähneputzen geht nichts! Dann wieder mit Sonnenschutz einschmieren, Radlerklamotten anziehen, Wasserflaschen einpacken, Gepäck schnappen, zahlen und los.... Allmählich gibt es auch hier so etwas wie Routine. Nun ja, ich glaube das brauchen Menschen einfach: Routine....? Egal! Ich packe das Fahrrad starte das GPS Gerät und fahre einfach da weiter, wo ich gestern Abend abgebogen bin. Es geht nun nochmal ein Stück bergauf. Etwas über 100 Höhenmeter zum Aufwärmen. Schnell verlässt der Track die Hauptstraße. Da sind heute sehr viele Motorräder unterwegs. Nur die wenigsten tragen Schutzkleidung. Die meisten Jeans oder kurze Hose. Das Mädel hinten drauf nur Leggings. Sieht zwar nett aus, aber was wenn ein Unfall passiert? Ich muss oft an meinem Kollegen und THW Kameraden Johannes denken. Es ist jetzt eine Woche her, dass es den tödlichen Unfall hatte. Ihm hat die Schutzkleidung leider nicht geholfen.
Also weiter bergauf abseits der Straße. Nachdem ich den Pass erreicht habe lande ich wieder auf der Hauptstraße. Bergab aber kein Problem, da bin ich nicht langsamer als die Autos oder Motorräder. Grade noch rechtzeitig sehe ich auf dem GPS Gerät, das ich von der Hauptstraße schon wieder weg muss. Schade, grade hat es mit den Kurven richtig Spaß gemacht. Doch der Weg, eigentlich ein Umweg, was jeden einzelnen Kilometer wert!!! Es ist eine kleine Straße ohne Verkehr, es gibt teilweise Schatten aber vor allem unglaublich schöne Ausrichten über die Berge und Täler. Fast hinter jeder Kurve könnte ich anhalten und Bilder machen. Es ist einfach sehr beeindruckend. Die meisten der Eindrücke werde ich (hoffentlich) lange in Erinnerung haben. Der Weg führt durch viele kleine Dörfer in den Bergen. Sehr romantisch! Doch es ist nicht zu übersehen, dass die Unwetter auch hier für Schäden sorgen. Am vielen Stellen wird die Straße repariert. Manchmal fehlt die halbe Fahrbahn (die ohnehin schon schmal ist!) oder die Straße ist gesperrt. Zum Glück kann ich mit dem Fahrrad weiterfahren. Für Autos ist es eine Sackgasse. Nun geht es auch hier ins Tal hinunter. Doch ganz einfach nur noch rollen lassen bis zum Mittelmeer ist leider nicht. Es gibt nochmal einen kleinen Pass zu überwinden. Der ist ganz gut zu fahren, aber in der Hitze zur Mittagszeit schon anstrengend. Dann ist es aber geschafft. Nun geht's wirklich nur noch runter bis zum Meer. Ich bin recht überrascht, als ich plötzlich einen Leuchtturm sehe. Diesmal ist es also kein See oder Lago, sondern das Meer! Ich habe Imperia erreicht. Von hier aus folgt der Track nun dem Meer. Aber auch nicht immer direkt am Strand. Auch wenn das sehr schön ist, ich komme dann nicht vorwärts. Denn ich muss wirklich langsam tun, damit es zu keinem Unfall kommt, weil die Leute auf dem Radweg laufen und überhaupt nicht auf Fahrräder achten. Also fahre ich teilweise an der Straße entlang. Hier sind auch andere Radfahrer unterwegs. Und ich habe Rückenwind!! Das macht die nächsten Kilometer wirklich sehr schnell und einfach. Nach einer kurzen Rast nehme ich dann aber doch den Radweg am Strand. Ist einfach sicherer und entspannter, als mit so vielen Autos auf der Straße zu fahren. Der Radweg war wohl mal eine alter Bahnlinie nach San Remo. Gut ausgebaut und sehr gut zu fahren. Es gibt einige Tunnels, durch die der Radweg führt. Der längste war knapp zwei Kilometer lang und es wurde echt kühl dort drin. Am Ortsausgang von San Remo endet die Bahnlinie und der Radweg. Hier ist dann auch die Route "San Remo - Locarno" zu ende, bis mich von Lago Maggiore bis hier her geführt hat. Ich stelle nun den nächsten Track am GPS Gerät ein: Den Eurovelo 8. Ein alter "Bekannter", dem ich schon einmal über viele Kilometer gefolgt bin. Heute führt mich der Eurovelo bis nach Menton. Hier habe ich eine Übernachtung gebucht und bin froh, dass diese schöne Etappe gemütlich zu Ende geht. Ich hatte zwischendurch überlegt nochmal Vollgas zu geben und bis Nizza zu fahren. Aber ehrlich gesagt will ich morgen schon gemütlich durch Monaco radeln und den Bonzen beim Geldausgeben zusehen. Ach nein, keine Vorurteile....