Donnerstag, 19.07.2012 - Seydisfjördur – Fähre nach Dänemark

Tageskilometer: 2 km

Nebel und tiefe Wolken, aber trocken

 

Trotz der riesigen Pizza, die ich am Abend zuvor nach vertilgt hatte, habe ich eigentlich gut geschlafen. Mir sind nur immer wieder mal im Halbschlaf einige Fetzen der Erlebnisse der vergangenen Wochen durch den Kopf gezogen. Aber das sind ja schöne Erinnerungen! In der Nacht hat es recht lange und kräftig geregnet. Und so war ich ganz zufrieden für diese letzte Nacht eine feste Unterkunft zu haben. Der nächste Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück. Ich hatte am Abend zuvor nochmal kräftig eingekauft. Viel einpacken muss ich heute Morgen natürlich nicht und so kann ich mich recht bald auf den Weg zur Fähre machen. Dänemark ruft! Ich konnte von der Pension aus das Einlaufen der Fähre sehen. Diese liegt nun schon seit einer Stunde am Kai und noch immer strömen Fahrzeuge aus dem Bauch des riesigen Stahlkoloss. Der Ort ist überfüllt mit Autos und Wohnmobilen. Es bricht teilweise das bei uns in Deutschland übliche Chaos aus (etwas, dass ich in den letzten Wochen ÜBERHAUPT nicht vermisst habe). Auch im Wartebereich für die Fahrzeuge, die auf die Fähre wollen herrscht Chaos. Busse wenden irgendwie, weil die Fahrer nicht kapieren, dass die Fahrgäste selbstverständlich als Fußgänger auf die Fähre müssen und nur der Fahrer den leeren Bus auf die Fähre fahren darf. Würden die ganzen Fahrgäste der Busse auch noch mit ihrem Gepäck über die schmalen Treppen aus dem Laderaum nach oben laufen, würde das Be- und Entladen noch viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Aber der Brüller ist dann doch der ältere Herr mit deutschem Kennzeichen und einem Mega-Riesenwohnmobil. Der kommt mit seinem Monster leider nicht um mich und zwei weitere Radfahrer herum. Jedenfalls müsste es da wohl ein klein wenig am Lenkrad drehen. Er fängt an zu toben, als würden wir seine Karre anzünden. Die Frau sitzt still daneben. Während ich mein Gespann auf die Seite zerre und Platz mache, schaue ich etwas mitleidig zu der Frau neben dem Spinner herüber. Ich denke mir auch nur, was das wohl für ein schöner Urlaub gewesen sein muss, mit so einem Typ…? Dann musste ich aber einfach nur laut lachen. So was ist mir in so einer Situation eigentlich noch nie passiert. Ich rege mich da eigentlich eher auf, über solche Leute… Ich stand mit einigen anderen Fahrrad- und Motorradfahrern/innen zusammen in der Warteschlage. Jeder hat ein wenig über seine Erlebnisse auf Island berichtet und so verging die Wartezeit sehr schnell und bald konnten wir an Bord fahren. Einen guten Platz für Fahrrad und Anhänger habe ich nach etwas Suchen auch gefunden. Es gibt keinen speziellen Platz für Fahrräder. Man stellt die Sachen einfach irgendwo am Rand des Laderaumes ab. Mit einer Kette habe ich beides noch gegen Umfallen (und ungewolltes Verschwinden) gesichert, bevor ich mein Gepäck in die Kabine geschleppt habe. „Verflixt nochmal…!“ so viel Zeugs habe ich in dem Anhänger mitgeschleppt, denke ich mir beim hochsteigen der Treppen. Die Kabine macht einen sehr noblen Eindruck. Es gibt Dusche und WC. Die Alternative wäre ein Liegeplatz im „Lager“ tief unten im Schiffsrumpf gewesen. Aber da hatte ich mich beim Buchen vor der Abreise für die Kabine entschieden. Wenn man über zwei Tage unterwegs ist, dann war mir es das Geld schon wert. Das Schiff habe ich mir auch sehr genau angeschaut. Und habe festgestellt, dass es gut war, vor Abreise in Island noch ordentlich Proviant zu kaufen. Mein Plan, mich aus dem Duty-free Shop zu versorgen wäre nicht aufgegangen (oder wenigstens nur zum Teil). Außer Bier, anderem harten Stoff und Süßigkeiten gab es dort nicht viel zu kaufen. Kein Brot, keinen Käse. Die Alternative war das Restaurant, aber eben mit isländischen Preisen. Da war das vorgebuchte Frühstück schon teuer genug. Zum Abend hin werde ich dem Duty-free Shop aber schon noch einen kleinen Besuch abstatten. Das habe ich mir vorgenommen. Ich habe nicht genau mitbekommen, wann wir ausgelaufen sind. Aber die letzten Fetzen von Island verschwinden bald hinter dichtem Nebel. Bislang verläuft die Überfahrt sehr ruhig. Keine Wellen und die MS Norröna liegt sehr ruhig im Wasser. Später verschwindet der Nebel und es ist überall nur noch Wasser, Wasser und Wasser zu sehen. Jetzt wird es auch mal Zeit fürs Abendessen. Damit ich mein Brot nicht trocken hinunterwürgen muss, mache ich noch einen Besuch im Duty-free Shop und versorge mich mit ein paar 0,5 Liter Kostproben Farör´schen Bieres. Es gibt ca. 8…10 verschiedene Sorten. Als ich knapp die Hälfte durch habe, bin ich schon ganz schön breit und weiß eigentlich gar nicht mehr, welches nun das beste Bier war. Ich werde morgen mit der Studie weitermachen, damit sich heute Nacht nicht doch noch die Fähre um mich zu drehen beginnt. Gegen Abend kommt die Sonne heraus und macht den Aufenthalt an Deck recht angenehm. Die Aussicht ist phantastisch: Wasser und Wolken soweit das Auge sehen kann. Und dann noch schnell ein Export-Bier, das Lager-Bier war etwas herb…