Mittwoch, 18.07.2012 - Egilsstadir – Seydisfjördur
Tageskilometer: 27 km
Durchschnitt: 15,9 km/h
Sehr warm, nur Sonne, bestes Bikewetter
Heute bin ich wirklich froh über meine Entscheidung bis Egilsstadir weiterzufahren und meine Sachen zu waschen. Weil es in der Nacht nicht so kalt war, ist auch meine Zelt am nächsten Morgen trocken und ich kann es gleich nach dem Frühstück einpacken. Die Katze, die beim in Bett gehen noch in meiner Bobby-Tasche geschlafen hat ist auch schon auf den Beinen. Ich habe super geschlafen. In Gedanken bin ich heute Morgen allerdings irgendwie in Dänemark. Hier werde ich ebenfalls noch ein paar Kilometer zurücklegen, weil ich ganz oben im Norden des Landes ankommen werde. Aber nun steht erst einmal die Etappe nach Seydisfjördur an. Da es bis dorthin nur ein paar Kilometer sind, lasse ich mir viel Zeit mit dem Frühstück und beim Packen. Außerdem bleibt genügend Zeit, um mit anderen Radfahrern ins Gespräch zu kommen. Ich muss aber sagen: Sehr viele Radfahrer habe ich in den vergangenen drei Wochen nicht gesehen. Hier am Campingplatz gibt es aber plötzlich jede Menge Leute die mit dem Rad unterwegs sind. Von einem Ehepaar erfahre ich, dass es zur Zeit keinen Zugverkehr vom Norden Dänemarks in Richtung Süden gibt. Offenbar hat ein Schiff eine Eisenbahnbrücke gerammt und jetzt ist erst einmal kein Zugverkehr. Erst ab Ahlborg und das ist ein gutes Stück in Richtung Süden. Die Busse, die als Ersatzverkehr unterwegs sind, nehmen keine Fahrräder mit. Das Ehepaar sitzt nun ziemlich in der Klemme, weil die natürlich schon ihren Anschlusszug und so weiter gebucht haben. Da lässt sich offenbar nicht viel verschieben. Schade, die haben sicher keine ganz entspannte Überfahrt mit der Fähre. Auf dem Weg nach Seydisfjördur ist noch ein „kleiner“ Pass mit 620 Höhenmetern zu überwinden. Aber nach all dem, was ich in der letzten Zeit schon gefahren bin, lässt mich das ziemlich kalt. Würde ich allerdings mit der Fähre frisch in Island ankommen, dann wäre das wirklich ein verdammt harter Einstieg ins „Iceland-Biking“. Heute ist es so warm, dass ich sogar beim Abbauen des Zeltes ins Schwitzen komme. Also kann ich heute tatsächlich nochmal mit kurzen Klamotten fahren. Naja, nicht ganz. Auf dem Pass war es dann doch wieder sehr kalt und zugig. Schnell habe ich warme Sachen angezogen, um bei der Fahrt ins Tal nicht zu sehr auszukühlen. Die „Stadt“ Seydisfjördur ist wirklich sehr klein. So klein, dass die Leute dort offenbar auf Straßennamen verzichten, weil die Einheimischen sich ja ohnehin auskennen. Das ist natürlich besonders toll, wenn man die Unterkunft sucht. Aber auch das klärt sich und so sitze ich am späten Nachmittag mit einem „Lettöl“ in der Sonne und schreibe mein Tagebuch. Anschließend will ich noch ein paar Sachen einkaufen, um mein letztes Kleingeld los zu werden. Oder vielleicht gehe ich mal irgendwo hier schick Essen? Viel los ist in Seydisfjördur nicht. Aber so nach und nach treffen hier immer mehr Touris ein. Ein Wohnmobil nach dem anderen. Und so nach und nach macht sich immer mehr Chaos und Lärm breit. An der Rezeption meinte die Dame noch, dass es Donnerstags immer sehr voll wird. Das glaube ich gerne! Die laufe in Seydisfjördur auf und ab. Ich suche einen Shop mit halbwegs vernünftigen Souvenirs. Aber ehrlich gesagt habe ich nichts Richtiges oder halbwegs Sinnvolles gefunden. So beschränken sich die Einkäufe auf ein paar Postkarten, die ich noch verschicken will. Weil ich von vielen hin und her laufen inzwischen Kohldampf bekommen habe, beschließe ich eine Pizza zu essen. Eine 16“-Hawai Pizza kam mir da grade recht. Die war sehr lecker und ehrlich gesagt auch verdammt viel zu essen. Aber mit viel Essen habe ich eigentlich keine Probleme (wenn es unbedingt sein muss…). Meine letzten Kronen habe ich dann im Supermarkt ausgegeben. Ein paar Kronen sind noch übrig. Die will mir aufbewahren für zu Hause. Am Abend sitze ich wieder gemütlich vor der Herberge. Ich genieße die letzten Stunden in Island. Zwischenzeitlich sind Wolken aufgezogen. Es soll Regen geben und ich bin wirklich froh, dass ich das Geld für die Übernachtung in der Pension ausgegeben habe. So bleibt mein Zelt trocken, denn auf der Fähre hätte ich es nicht trocknen können. Wieder und wieder treibt mich der Gedanke um, wie schnell doch die schöne Zeit hier auf Island vorbeigegangen ist. Kaum zu glauben, dass ich morgen auf dem Weg nach Dänemark bin.