Montag, 19.07.2021 — Shkoder - Durres
20. Tag
Wetter morgens: Sonnig und warm, kein Wind leichte Bewölkung
Tages-Kilometer: 153,5km
Gesamt-Kilometer: 2277,2km
Durchschnitt: 23,1km/h
Fahrzeit: 6h36
Wetter tagsüber: bis zum Nachmittag sonnig und sehr warm, dann ein kräftiger Gewitter mit starken Wind
Wetter abends: wolkenlos, sehr warm, toller Sonnenuntergang
Abfahrt: 09:30 Uhr
Ankunft: 17:45 Uhr
Nachdem ich ganz gut geschlafen habe stehe ich um kurz vor 7 Uhr auf und kümmere mich zunächst um mein Fahrrad. Nach dem vielen Regen gestern müssen die Kette und die Ritzel sauber gemacht und mit etwas Öl versorgt werden. Ich kontrolliere nochmal gründlich alle Reifen. Aber es bleibt eben nur zu hoffen, dass es nun etwas mehr Glück habe. Zeit fürs Frühstück. Frühstück gibt's im Freien vor dem Hotel, WLAN reicht bis draußen und somit die die morgendliche Lektüre der Zeitung möglich. Ist ja fast wie zu Hause... Na das scheint ja mit dem Sommer in Deutschland nun auch was zu werden!
Nun wird es aber Zeit. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen, trage alles runter zum Bobby, bezahle und mache mich auf den Weg. Dank GPS Gerät finde ich schnell hinaus aus der Stadt und dann entlang der Hauptstraße. So kann ich wenigstens mal ordentlich Kilometer machen. Ein paar Höhenmeter gibt's zwischendurch zwar auch noch, aber nichts wildes. Der Verkehr ist leider ziemlich dicht. Aber nicht sehr schnell und die Autos und Lkws nehmen schon Rücksicht. Nach einigen Kilometern auf der Hauptstraße zweigt der Weg dann ab. Uff, zum Glück bin ich raus aus dem Verkehr. Der nach 100 Metern wird der Weg total schlecht, ist mit Müll und Glasscherben übersäht und kommt für mich nicht in Frage. Ich schaue auf der Karte, ob und wo der Weg wieder auf die Hauptstraße zurück kommt und beschließe dass ich die nächsten 15 Kilometer auf der Hauptstraße bleibe. Dann kommt der Weg ohnehin wieder zur Hauptstraße zurück. Das mit dem Verkehr geht. Zumal ohnehin alles steht bzw nur noch im Schritttempo vorwärts geht. Als alles steht und auch kein Gegenverkehr mehr kommt fahre ich einfach mal links vorbei. Nach einem Kilometer komme ich an einem schweren Unfall. Bei der Einfahr auf die Hauptstraße hat es mehrerer Fahrzeuge ziemlich erwischt. Ich schaue aber viel lieber sehr genau auf die Straße, damit ich irgendwie ohne Platten durch das Trümmerfeld komme. Dann geht's weiter. Mein Schnitt liegt bei 26km/h. Mit Anhänger eine gute Leistung. Es geht durch mehrere große Städte. Ich bin jedesmal fasziniert von dem Gedränge auf den Märkten, den vielen Menschen vor den Geschäften und irgendwie auch von dem halbwegs koordinierten Chaos auf den Straßen. Aber man gewöhnt sich schnell daran und irgendwie komm ich immer gut und sicher durch. Inzwischen gibt's auch gute Wege abseits der Hauptstraße. Na ja, bis zum Flughafen von Tirana. Hier zweigt der Weg wieder ab und wird Schotterweg. Aber machbar. Einige Kilometer später erreiche ich den ersten Vorort von Tirana. Ich beobachte schon seit einer guten Stunde den Horizont und sehe wie sich wieder genau in meiner Richtung ein Gewitter zusammen braut und auch entlädt. Der Wind wird so stark und treibt so viel Dreck durch die Luft, dass ich erst mal eine kurze Pause mache. Es ist blöd, wenn beim Fahren beide Augen voller Dreck sind und ich nichts sehen kann. Ausserdem macht solch starker Gegenwind nicht viel Spaß. Ich habe außerdem schon 110 Kilometer gemacht, da ist eine Pause gut. Ein Stück ist es aber noch. 40 Kilometer muss ich noch machen bis zur Unterkunft. Ich stärke mich erst mal mit ein paar Keksen. Denn grade hab ich echt Kohldampf. Das Gewitter zieht zum Glück an mir vorbei. Ich kann also bald weiter und erreiche die Hauptstadt Albaniens: Tirana. Dank dem GPS komme ich halbwegs gut durch das Gedränge der engen Gassen. Teilweise hat das GPS Gerät schon Probleme mit dem Empfang weil die Häuser so hoch und die Gassen so eng sind. Denn der Track verläuft nicht auf den Hauptstraßen, sondern irgendwie abseits der großen Straßen. Was ganz gut ist. Doch irgendwann lande ich immer auf einer Hauptstraße. Zum Glück lässt der Verkehr bald nach. Bis Durres zieht es sich leider noch ein ganzes Stück. Nun ja, über 150 Kilometer an einem Tag ist auch nicht grade wenig. Mir ist nur inzwischen das Wasser ausgegangen und merke, dass eine Packung Kekse für den ganzen Tag etwas wenig ist, wenn man sehr oft wirklich Volllast fährt. Es geht aber noch ganz gut bis zur Unterkunft. Nachdem ich geduscht habe kaufe ich mir noch was zum Essen und Trinken. Das Wasser im Hotel will ich diesmal nicht trinken. Ich habe zwar ein paar große Schluck genommen, weil ich unglaublich durstig war, aber meine Sinne sagten mir laut und deutlich: Lass es!! In Supermarkt gibt's Wasser in Flaschen, was ich eigentlich völlig ablehne, aber hier nicht anders geht. Ich mache noch einen Spaziergang am Strand, hole mir was zum Essen und laufe zurück zum Hotel. Wenn ich morgen früh den Hintern rechtzeitig hoch bekomme wird noch eine Runde geschwommen. Heute nicht mehr. Es ist schon wieder 22 Uhr und ich bin wirklich müde.
Doch ein bisschen was über Land und Leute will ich noch schreiben:
Bloß wo fange ich an, die Eindrücke wieder zu geben....?
Vielleicht mal beim Straßenverkehr. Der ist auf dem Hauptstraßen sehr dicht. Doch die Leute nehmen Rücksicht auf Radfahrer. Ich merke allerdings, dass ich im Vergleich zu den üblichen Radfahrern fast schon mit Lichtgeschwindigkeit daher komme. Jedenfalls fällt mir immer wieder auf, dass sich die Leute ziemlich verschätzen. Ich musste jedoch bislang keine Vollbremsung hinlegen, weil plötzlich jemand aus einer Einfahrt raus zieht. Aber wenn mich Autor überholen merken die oft, dass ich viel schneller bin und die nicht so einfach an mir vorbei sind. Da wird es mit dem Gegenverkehr manchmal schon fast brenzlig. Aber schlimmer wäre, sie würden einfach nach rechts ziehen und ich hätte das Nachsehen. Aber das ist nicht der Fall.
Auf den weniger stark befahrenen Straßen hupt ihn und wieder mal jemand kurz hinter mir. Das ist aber dieses "Achtung, ich überhole dich gleich" Hupen. Klingt komisch, aber man merkt die Leute sind entspannt. Hin und wieder gibt's auch mal einen Daumen nach oben vom Beifahrer. Nie den Stinkefinger. Auch die Polizei fährt mit Daumen noch oben hin und wieder vorbei, oder lässt kurz die Sirene krächzen.
Im ersten Hotel wo ich gestern übernachtet habe waren die Leute sehr sehr zuvorkommend und wirklich sehr sehr nett. Etwas dass ich aus der Servics-Wüste Deutschland gar nicht mehr gewohnt bin. Also herzliche sind die Leute. Umso mehr fand ich es schade, dass Google bei es Stadt Shkoder gleich automatisch "..... Kriminalität" vervollständigt. Nun ja, wer nachts in einer Großstadt alleine im Park unterwegs ist, muss leider überall damit rechnen vielleicht unangenehme Begegnungen zu machen. Da hilft eben der eigene Menschenverstand.
Damit will ich es mal bei den Leuten belassen.
Leider ist es mit dem Müll so eine Sache. Oder um es kurz zu sagen. Es sieht überall wo Leute hin kommen aus wie die Sau. Leider ist das Umweltbewusstsein quasi nicht vorhanden. Schöne Bäche oder kleine Flüsse sind voll mit PET-Flaschen. In jedes Loch wo man Müll rein werfen kann, ist schon welche drin. Es stinkt teilweise erbärmlich nach Müll und vergammelt. Vielleicht liegt auch immer wieder mal ein überfahrener Hund im Graben, ich weiß es nicht. Bauschutt wird einfach irgendwo in den Graben geworfen und ist damit aus dem Auge aus dem Sinn. Selbst während ich eine Pause an der Straße mache kommt einer mit der Schubkarre voll Bauschutt und kippt den neben mir in die Pampa. Das ist natürlich weniger schön. Aber es scheint auch keine entsprechende Struktur zu geben. Es gibt wohl keine Müllabfuhr, die die Tonnen zu Hause leert, sondern nur zentrale großen Tonnen an der Straße. Da kommt dann alles rein. Mülltrennung...? Was für ein Lacher..... An den Plätzen sieht es dann auch dementsprechend aus und riecht im Sommer natürlich. Warum dann immer noch so viel in der Landschaft landet weiß ich nicht. Jedenfalls ist das schon extrem schade.
Ach mir gehen hierzu so viele Gedanken im Kopf herum (na klar, mit irgendetwas muss man sich tagsüber ja auseinandersetzen während man fährt, wenn es der Verkehr zulässt). Aber für heute ist es genug. Ich bin müde, und sonst wird aus dem Schwimmen morgen früh nichts mehr....