Mittwoch, 21.07.2021 — Vlore - Qeparo
22. Tag
Wetter morgens: sonnig, sehr warm
Tages-Kilometer: 88,1km
Gesamt-Kilometer: 2501,3km
Durchschnitt: 18,2km/h
Fahrzeit: 4h39
Wetter tagsüber: sonnig, warm, auf dem Berg ziemlich windig, am Nachmittag sehr heiß
Wetter abends: heiß, starker Wind
Abfahrt: 8:15
Ankunft: 15:30 Uhr
Ich habe echt gut geschlafen und bin um 6 Uhr aufgewacht und aufgestanden. Ich habe meine Sachen zusammen gepackt, während mein Müsli eingeweicht. Heute steht wieder eine Etappe über einen Pass an. Doch zunächst geht es ein paar Kilometer am Strand entlang raus aus der Stadt. Die ersten paar Höhenmeter lassen nicht lange auf sich warten und mir rennt das Schweiß in Strömen. Dann wird es wieder etwas einfacher zu fahren, bis ich nach ungefähr 25 Kilometern den Pass erreiche. Jetzt wird es wirklich anstrengend. Steil geht es bergauf. Bis alle Kräfte mobilisiert sind dauert es zwar ein bisschen, aber dann komme ich Stück für Stück den Berg hinauf. Auch wenn es teilweise wieder wirklich am Limit ist. Meine Klamotten kann ich wieder auswringen, aber inzwischen ist mir das quasi egal. Denn ein paar Kilometer weiter wäre ohnehin wieder alles nass. So trocknet der Fahrtwind. Als ich den Sattelpunkt des Pass erreicht habe bin ich wirklich froh. Ich mache eine kurze Pause und fahre dann weiter. Auf der anderen Seite des Berges ist es sehr windig. An einer Stelle mit guter Aussicht und wenig Touris mache eine größere Pause. Mittag. Dann geht's den Berg wieder runter. Die Aussicht von hier oben ist wirklich toll. Links die Berge, rechts das Meer. Die Sonne und der kräftige Wind haben mich inzwischen auch fast schon getrocknet. Also dann mal weiter. Ein bisschen was zu fahren gibt's heute schon noch. Aber die Höhenmeter gehen jetzt nur noch abwärts.
Ha ha.... Wer hat auch so nen Mist erzählt? Natürlich ging es vom Sattel erst mal eine schöne Straße ordentlich den Berg runter, aber irgendwann zweigt der Track nach links ab und dann geht's gleich mal wieder ordentlich nach oben. So geht's eigentlich fast den ganzen Nachmittag. Inzwischen brennt die Sonne unglaublich heiß vom Himmel und meine 4,5 Liter Wasser für unterwegs sind auch schon so gut wie weg. Ist dann zwar weniger Gewicht, dass ich den Berg hoch befördern muss, aber ohne Wasser fehlt bald die Kühlung durchs schwitzen. Am Nachmittag erreiche ich Qeparo. Nur von der Unterkunft ist weit und breit nichts zu sehen. So ein Mist. Etwa wieder das gleiche Problem wie in Kroatien? Ich frage eine Frau nach der Unterkunft. Sie zeit mir wo es ist. Ich war schon ganz richtig, nur dachte ich nicht, dass ich 70 Stufen hoch muss bis zur Unterkunft. Ich trage also Fahrrad und Bobby nach oben. Dann kommt auch die Gastgeberin vom Einkauf zurück. Sie zeigt mir das Zimmer und weißt darauf hin, dass ich das Wasser nicht trinken kann. Ich muss unten im Laden an der Straße Wasser kaufen. Doch zuerst will ich duschen. Dann kaufe ich ein und kümmere mich um das Tagebuch. Zum Strand ist es nicht weit, vielleicht gehe ich nachher noch eine Runde schwimmen. Aber erst mal will ein bisschen ausruhen. Als ich zwei Stunden später wieder aufgewacht bin war der Sturm leider immer noch ziemlich stark. Also bleibe ich erst mal hier und kümmere mich um die weitere Etappe. Ich erreiche morgen Griechenland.
Es geht um die große Frage, ob ich den Eurovelo 8 verlasse, einmal quer durch den Norden des Landes fahre, um dann über den Eurovelo 11 (Nordkap - Athen) weiter nach Athen zu fahren. Das bietet die Möglichkeit nach dem Ziel in Athen mit dem Fahrrad weiter zu fahren bis Igoumenitsa und von dort die Fähre nach Italien zu nehmen. Das sind nochmal ungefähr 600 Kilometer von Athen bis Igoumenitsa. Andererseits komme ich auch über den Eurovelo 8 nach Athen. Dann allerdings komme ich an Igoumenitsa schon auf den Weg nach Athen vorbei. Dann die selbe Strecke mit dem Fahrrad wieder zurück zu fahren bis Igoumenitsa wäre blödsinnig. Es stellt sich somit die Frage, will ich nachdem ich in Athen angekommen bin nochmal eine knappe Woche fahren oder beende ich meine Radtour in Athen und nehme ab Athen nen Bus bis Igoumenitsa?
Um ehrlich zu sein denke ich inzwischen wirklich nur noch selten an zu Hause. Hab ich mir noch in den ersten zwei Wochen überlegt was ich alles machen will, wenn ich wieder zu Hause bin, denke ich inzwischen wirklich selten an zu Hause, sondern mehr daran wo ich noch hin fahren könnte. Immer wieder kommt mir Amman oder Erbil in den Kopf. Amman kenne ich gut und nach Erbil verbindet mich inzwischen auch das THW. Was sind dann nochmal 1800 Kilometer? Da beneide ich wirklich sehr die Leute die in Athen sagen können: Weiter geht's.....!
Andererseits hab ich in den letzten Wochen so viel gesehen und ich bin noch lange nicht in Athen. Woran ich oft denke ist mein Garten, wenn ich unterwegs viele schöne Gärten sehen und der fehlt mir schon ein bisschen (auch wenn er derzeit wegen des vielen Regen wohl eher eine Stechmücken-Hölle ist...). Und so denke ich, dass ich dem Eurovelo 8 weiter folge bis Athen und mich dann auf den Heimweg mache. Das wird sicher auch noch ein Abenteuer werden. Denn bislang hatte ich meine Reise selber in der Hand. Mit Bus, Bahn und Fähre bin ich dann auf andere angewiesen.
Morgen gibt's wieder ne Hitzeschlacht. Es ist schon wirklich sehr heiß tagsüber. 10 oder eher 12 Liter Wasser trinken pro Tag sind quasi normal.