Mittwoch, 13.07.2022 — Aguilas - Almeria

 

27. Tag, Mittwoch
Wetter morgens: wolkenlos, kühl, stellenweise kalt, wenig Wind 
Tages-Kilometer: 135km
Gesamt-Kilometer: 3111km
Durchschnitt: 23,6km/h
Fahrzeit: 5h41
Wetter tagsüber: sonnig und warm, 31 bis 34 Grad Celsius, teilweise kräftiger Wind 
Wetter abends: sonnig und warm
Abfahrt: 6:45 Uhr 
Ankunft: 14:00 Uhr 

Um kurz vor 5 Uhr wache ich auf. Draußen ist es noch stockdunkel, aber immer noch sehr warm. Ich starte in den Tag, um möglichst viele Kilometer zu fahren bevor es richtig heiß wird. Doch bevor es hell wird starte ich nicht. Ich will heute bis Almeria fahren. Das sind etwas über 130 km. Dazu kommt noch ein Pass am Ende der Etappe.
Doch zunächst einmal weicht mein Müsli gemütlich vor sich hin, während ich schon anfange meine Sachen zu packen und ein bisschen ins Tagebuch tippe. Um 6 Uhr ist es immer noch ziemlich dunkel draußen, aber das wird sich bestimmt schnell ändern. Ich frühstücke in Ruhe und schaue die Tagesschau von gestern. Wieder mal die große Panik wegen dem blöden Russen-Gas. Wir finanzieren doch damit nur den Krieg in der Ukraine. Ich denke nun zeigt sich wirklich wie ernst wir Deutschen es mit der Unterstützung für die Ukraine nehmen. Okay. Zurück zum Thema. Praktischerweise hat mein Fahrrad heute Nacht auch bei mir im Zimmer übernachtet (die Unterkunft hatte wohl leider keinen Platz für Fahrräder). So konnte ich einen Teil meiner Ausrüstung inkl. Wasser schon gleich im Zimmer ans Fahrrad stecken. Den Rest trage ich dann eine Etage nach unten zur Rezeption. Ich gebe den Schlüssel zurück, hänge die Taschen dran und kann los. Das GPS Gerät überrascht heute nicht mit einem Softwareproblem, sondern kann unter freiem Himmel auch tatsächlich die nötigen Satelliten finden (das ist durchaus nicht selbstverständlich bei Garmin). Um 6:45 Uhr fahre ich los. Es dämmert, die Sonne ist noch nicht aufgegangen.  Ich fahre noch kurz zum Strand und biege dann ab auf die Route. Diese verläuft heute erst mal immer in der Nähe vom Meer. Noch ist nicht viel los am Strand, aber die ersten Jogger drehen ihre Runden und ein paar Radfahrer sind auch schon unterwegs. Als ich die Stadt hinter mir gelassen habe verläuft der Track etwas abseits vom Meer durch hügeliges Gelände. In den Senken ist es wirklich richtig kalt! So, dass ich zumindest kurz an eine Jacke denke. Ein paar Kurven weiter und einige Höhenmeter später habe ich diesen Gedanke gleich wieder beiseite geschoben. Wenig später kommt die Sonne  hervor und strahlt die Felsen der Berge in kräftigem Orange an. Das täuscht ein bisschen über die große Trockenheit hinweg. Ich glaube Angst vor einem Waldbrand braucht man hier nicht mehr zu haben. Es gibt nichts mehr, was hier brennen könnte. Dann erreiche ich wieder das Meer. Um 9 Uhr sind die ersten 50 Kilometer gefahren und ich mache eine kurze Pause fürs Vesper. Kekse. 
Das war auch genau der richtige Zeitpunkt um etwas Energie zu tanken. Denn schon wenig später verlässt der Track das Meer und verläuft nun im Hinterland. Zunächst ist es nur etwas hügelig, doch dann geht es nochmal richtig zur Sache. Mit ein paar Rennradlern gibt es ein kleines Duell. Bergauf überhole ich die, doch bergab sind die deutlich schneller. Na ja. Ich bin da lieber vorsichtig. Ich habe genug Kurven gesehen, in denen etwas Sand lag. Und wegen so etwas will ich keinen Unfall haben. Der erste Anstieg war zum Aufwärmen, dann kamen nochmal zwei kleine Pässe. Aber auch die waren gut zu fahren. Nachdem ich den letzten Pass überquert habe kamen wieder unzählige riesengroße Gewächshäuser in Sicht. Doch die meisten in die ich während der Fahrt von der Straße aus hineinschauen konnte waren völlig leer. Manche der Gewächshäuser waren auch schon größtenteils verfallen. Vielleicht gibt es nicht mehr genug Wasser? Ich sehe jedenfalls viele künstlichen Wasserspeicher die größtenteils leer sind.
Was mich wirklich sehr sehr stark enttäuscht hat ist, dass ich nicht eine einzige Photovoltaik Anlage, oder ein Solarkraftwerk gesehen habe. Nichts der Gleichen wohin ich auch geschaut habe.
(Selbst hier in der Unterkunft steht ein bestimmt 40 Jahre altes Heizöl-Monster und macht warmes Wasser für die Dusche). 
Ich bin schon sehr enttäuscht, dass hier Photovoltaik oder Solarthermie überhaupt nicht zu entdecken ist. Hier, wo keine Ahnung wie viele Stunden im Jahr die Sonne scheint. Also wirklich, ich bin echt sehr enttäuscht! 
Inzwischen bin ich knappt 100 Kilometer gefahren und habe die Berge weitgehend hinter mir gelassen. Als ich um eine Kurve fahre, trifft mich plötzlich schwülheiße Luft zusammen mit einem sehr kräftigen Wind fast wie eine Wand. Oh je! Gegenwind. Nun darauf habe ich nun wirklich keine Lust. Aber habe es auch bald geschafft. Nach 20 Kilometern erreiche ich die ersten Häuser eines Vorortes von Almeria. Dann kommt nochmal viel Niemandsland: Der Flughafen. Dann erreiche ich am frühen Nachmittag Almeria. Die Unterkunft hatte ich unterwegs gebucht und ich muss nicht weit weg vom Track fahren, um dort hin zu gelangen. Ich stelle mein Fahrrad in den Heizraum (wow, dass ist mal krasse uralte Technik....) und dusche. Die Etappe ist geschafft. Nach dem Dusche werde ich irgendwie gar nicht trocken, sondern schwitze gleich wieder weiter. Dabei ist es heute gar nicht so heiß. Jedenfalls bis jetzt. Zwischen 31 und 34 Grad Celsius konnte ich auf den öffentlichen Anzeigen sehen. Ich gehe in ein Restaurant zum Mittagessen, kaufe dann noch Proviant für die nächste Etappe und wasche meine Radlerklamotten. Somit wäre nun eigentlich Zeit um ein bisschen die Stadt anzuschauen. Aber dazu ist es einfach doch zu warm. Je später der Nachmittag, desto mehr heizen sich die Städte auf. Zwischen den Häusern ist die Hitze echt groß. Und dann der Lärm vom Verkehr. Ich tippe lieber erst mal das Tagebuch und gehe später vielleicht noch ein bisschen raus. 
Allmählich kann ich auch abschätzen, wann ich Gibraltar erreichen werde. Noch drei oder vier Tage, dann sollte ich dort sein. Almeria ist quasi die Zielgerade (wenn auch eine sehr lange). Wie es weitergehen wird, zeigt die Routenplanung.