Samstag, 16.07.2022 — Malaga - San Luis de Sabinillas

 

30. Tag, Samstag 
Wetter morgens: sonnig, wolkenlos, warm 
Tages-Kilometer: 122km
Gesamt-Kilometer: 3459km
Durchschnitt: 18,7km/h 
Fahrzeit: 6h31
Wetter tagsüber: sehr sonnig und sehr warm, wenig Wind 
Wetter abends: sonnig und warm 
Abfahrt: 7:30 Uhr 
Ankunft: 17:30 Uhr 

Gehen 5:30 Uhr wache ich auf und starte in den Tag. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen, schaue nochmal die möglichen Unterkünfte für heute Abend durch, da es derzeit (es ist Samstag) wenig freie und bezahlbare Unterkünfte gibt. Ich werde gegen Mittag nochmal schauen, was ich finden kann.
Um 7:30 Uhr fahre ich los. Gleich in Malaga trennen sich der Eurovelo und die alternative Route. Da ich vor zwei Tagen beschlossen habe, dem Eurovelo zu folgen blende ich die alternative Route aus und folge dem Eurovelo. Der führt zunächst zum Strand und verläuft dort auch über viele Kilometer. Morgens wenn noch nicht viele Leute unterwegs sind, dann ist das auch okay. Doch bald wird es eng und zudem sind einige Abschnitte für Fahrräder eigentlich gesperrt. Kein schönes Gefühl dann trotzdem dort zu fahren. Aber vielfach wäre die Autobahn die einzige Alternative und die ist keine Option. Schließlich zweigt der Weg ab und führt weg vom Strand. Es geht teilweise kräftig hinauf durch kleine Berge. Es sind keine ewig langen Anstiege, aber eben viele und die sind steil. Es geht vorbei an vielen Villen, die auch hier teilweise wieder gut abgeschirmt hinter hohen Mauern liegen.
Ich versuche hin und wieder mal ein paar unnötige Abzweigungen zu überspringen, denn es geht sehr oft im Zickzack durch die Berge und Dörfer. Doch fast jedesmal stehe ich dann wieder vor der blöden Autobahn.   
Es bleibt also nichts anderes übrig, als exakt dem Eurovelo zu folgen. Ich komme heute einfach nicht voran. Ich fahre gerne flüssig, also in einem bestimmten Tempo. Doch das ist absolut unmöglich heute. Entweder Zickzack oder nach schlimmer sind die blöden künstlichen Bodenwellen. Da mein Fahrrad keine Federung hat und das Heck mit dem Gepäck beladen ist kann ich nicht einfach über diese Bodenwellen springen. Ich muss jedesmal fast bis zum Stand abbremsen und anschließend wieder beschleunigen. Sonst hängen sich auch die Taschen am Gepäckträger teilweise aus. Ich habe schon ein paar mal versucht die Taschen wieder einzuhängen. Da ist mir bewusst geworden welche Kräfte bei einer solchen Bodenwelle oder einem Schlagloch auf die Taschen und den Gepäckträger wirken müssen. Denn ich bekomme die Taschen jedenfalls mit mäßiger Gewalt nicht wieder eingehangen. Ich muss die jedesmal erst halb abbauen. Nach teilweise weniger als 100 Metern kommt dann schon die nächste Bodenwelle. Die Autos rauschen darüber hinweg und bei den Autofahrern stößt es sicher auf Unverständnis wenn ich so langsam darüber fahre. Also zu viel zum Thema künstliche Bodenwellen und Schlaglöcher.
Es ist schon später Vormittag und es sind noch 34 Kilometer bis Marbella. Als nächstes versperrt eine Baustelle den Weg und ich muss nach einer Umleitung suchen, was zum Glück kein Problem war. 
Dann führt der Track wieder zur N340, die inzwischen aber zur Autobahn wurde. Es ist sehr dichter Verkehr. Also keinerlei Option. Mal ganz davon abgesehen, dass ich fest davon ausgehe, dass es auf Autobahnen verboten ist mit dem Fahrrad zu fahren. Ich versuche über viele Kilometer auf einem sehr schmalen Pfad direkt an der Leitplanke vorwärts zu kommen. Das ist zum einen sehr mühsam und macht an einer sehr stark befahrenen Autobahn auch echt sehr viel Spaß! Ab und zu muss ich mein Fahrrad über die Leitplanken wuchten. Immer dann, wenn eine Auf- oder Abfahrt kommt. Ganz ganz toll. Mal davon abgesehen, dass ich da irgendwie auch die Fahrbahn überqueren muss. Also mal vorsichtig ausgedrückt ist der Weg des Eurovelo hier absoluter Schei.... (Achtung!! Es lesen auch Jugendliche mit....). 
Es hat mich sehr gewundert, dass ich bei dem Mist, der dort auf dem Pfad lag keine platten Reifen bekommen habe. 
Nach 70 Kilometern erreiche ich dann endlich und zugegebenermaßen auch ziemlich genervt Marbella. Interessanterweise trifft hier die alternative Route (die übrigens einen völlig anderen Verlauf genommen hatte) wieder auf den Eurovelo. Die alternative Route verlief sehr weit entfernt von der Autobahn durch die Berge. Vielleicht wäre es tatsächlich besser gewesen doch dieser Route zu folgen? Nun, das weiß man immer erst hinterher. Es ist schon weit nach 12 Uhr. Allmählich habe ich Hunger! Ich mache eine kurze Pause und esse ein paar Kekse aus dem Proviant. In Marbella führt der Weg dann wieder sehr lang am Strand entlang. So besonders ist der Strand dort aber nicht. Sehr schmal und die Villen verschanzen sich hinter meterhohen Mauern und Zäunen. Es gibt immer wieder mal Stellen, wo der Eurovelo einfach falsch ist. Bei Kilometer 99 steht dann plötzlich ein Tor zu einem Grundstück wo der Weg eigentlich weitergehen sollte. Ein bisschen ist vielleicht noch zu erkennen, dass hier vielleicht mal ein Weg war. Alternativen suchen ist schwierig, weil ich irgendwo in den Bergen stehe und nicht viele Möglichkeiten existieren. Ich muss also einen Kilometer zurückfahren und an einer Kreuzung eine Umleitung fahren. Zum Glück helfen hier das Smartphone und das Internet. 
Es gib noch so ein paar Stellen, an denen der Eurovelo wirklich sehr sehr schlecht geplant ist. Meist liegen Eurovelo und die alternative Route (die mein Routenplaner übrigens mal kurzerhand ermittelt hat) genau an diesen Stellen weit auseinander. Ich traue dem Eurovelo nun wirklich nicht mehr. Für morgen werde ich die alternative Route aufs GPS Gerät übertragen und dann dieser Route folgen. 
Gerade als ich den Gedanken zu Ende gedacht habe stehe ich schon wieder vor dem Bauzaun einer Baustelle. Und die geben sich hier richtig viel Mühe, dass auch wirklich kein einziger Mensch irgendwie da durch kann. Mit Ketten und Seilen wird alles fest verbunden. Keine Chance. Also zurück. Aber wo fahren? Der Eurovelo will unbedingt auf die Autobahn, doch das will ich nicht. Selbst die alternative Route will auf die Autobahn. Und sonst gibt es keinen Weg. Allmählich habe ich echt genug. 
Was weiß denn eigentlich das Internet zu Autobahnen in Spanien?

https://www.radforum.de/threads/346718-spanien-autobahn

Okay.... Interessant.
Es stimmt, dass mir an den Autobahnen immer wieder die großen Schilder mit dem Verbot von Fahrrädern, Traktoren, Pferden und Mofas aufgefallen sind. Diese Schilder habe ich hier überhaupt nicht gesehene. Sollte das bedeuten, dass es nicht verboten ist?? Der Verkehr ist auch nicht mehr so dicht wie vor Marbella. Also gut. Nicht lange überlegen, einfach machen und los!! Es sind auch nur knapp 6 Kilometer bis zum Ziel der Etappe. Ich fahre mal vorsichtig auf den Seitenstreifen und erwarte eigentlich ein völlig kolerisches Hupkonzert der sonst eigentlich ziemlich entspannten spanischen Autofahrer. Aber es bleibt ruhig. Die Autos überholen einfach mit großem Abstand und fertig. Spätestens beim ersten Kreisverkehr den ich passiere kommen mir schon starke Zweifel an der Bezeichnung Autobahn für das wo ich grade unterwegs bin. Ein Kreisverkehr auf der Autobahn?!?! Noch zwei Kilometer. Endlich erreiche ich die Unterkunft. Der Mitarbeiter an der Rezeption vorweist auf den Strand gleich hinterm Haus. Und tatsächlich. Heute wäre eine gute Gelegenheit doch noch ins Wasser zu springen. Also bringe ich schnell meine Sachen ins Zimmer ziehe etwas zum Baden an und laufe zum Strand. Es sieht halt sehr komisch aus, wenn ich nur ne kurze Hose trage. Durch die Sonne und die Radlerklamotten haben sich lustige Farbmuster auf meine Haut ergeben. Aber egal. Ab ins Wasser. Das tut wirklich gut. Ich schwimme ein bisschen als ich plötzlich einen stechenden Schmerz am rechten Handgelenk spüre. Ich sehe grade noch die eine kleine rote Qualle davon schwimmt. Verdammt!!! Okay. Es ist einfach wie ich immer sage: Ich bleibe an Land und das ganze Zeugs bleibt im Meer wo es hingehört. Ich schwimme zurück ans Ufer. Dort ist ohnehin eine Station der Rettung. Ich habe ja keine Ahnung, ob das nun ein Problem ist oder nicht. Deswegen frage ich dort einfach mal nach. Die Stellen schwellen etwas an und werden ein bisschen rot. Das ist aber kein Problem. Jemand der Leute versorgt das großzügig mit einer Flüssigkeit. Vielleicht auch nur Wasser. Egal. Solange es kein Problem ist, soll es mir recht sein. Ich laufe zur Unterkunft und esse erst mal zu Abend. Der Schmerz lässt schnell nach. Bevor ich unter die Dusche gehe, laufe ich noch zum Supermarkt in der Nähe. Ich kaufe ein paar Kekse und brind die bei den Leuten der Rettung vorbei. Ein kleines Dankeschön kann sicher nicht schaden. Der Sanitäter bekommt noch mein THW Schlüsselband, an dem ich eigentlich den Schlüssel fürs Fahrrad dran habe. Da finde ich auch wieder etwas. Dann tippe ich das Tagebuch. Ziemlich lang heute. Na ja. So viele Einträge wird es auf dieser Reise auch nicht mehr geben (hoffentlich....). 

Ich muss mich noch um die Rückreise kümmern, sonst muss ich tatsächlich noch mit dem Fahrrad nach Hause fahren (hätte dann ja wenigstens Rückenwind...)