Mittwoch, 20.07.2022 — Avignon (F) - Leonberg (D)

 

33. Tag, Mittwoch
Wetter morgens: kühl
Tages-Kilometer: 40km
Gesamt-Kilometer: 3636km
Durchschnitt: 24,3km/h 
Fahrzeit: 1h38
Wetter tagsüber: 
Wetter abends: 
Abfahrt: 17:45 Uhr 
Ankunft: 19 Uhr 

Leider ist mein Plan die paar Stunden in der Nacht bis zum Morgen im Bahnhof zu verbringen nicht aufgegangen. Um 1 Uhr kamen Security Leute und haben alle Leute aus dem Bahnhof wirklich hinausgeworfen. Ein Typ schob mich Richtung Ausgang. Dabei war nicht nur das Gebäude gemeint, sondern auch der gesamte Platz mit Sitzbänken auf denen es sich bereits andere Reisende die hier keinen weiteren Anschluss mehr bekommen haben bequem gemacht haben. Wir werden alle hinaus auf die Straße geschickt, dann wird das Tor abgeschlossen. So geht man also bei der Bahn in Frankreich mit zahlenden Kunden um, die in der Nacht nicht weiterkommen. Da waren eben auch Mädchen dabei, die wenn überhaupt grade mal 18 Jahre alt waren. Spätestens da hört für mich der Spaß auf. Für mich war das halt ne Scheiß-Nacht, weil ich tatsächlich etwas gefroren habe und auch deswegen nicht wirklich geschlafen habe. Aber gut. Nun ist es morgen, in einer halben Stunde fährt (hoffentlich) mein Zug und dann geht's weiter Richtung Heimat. Haken dran an die Sache. So habe ich in diesem Urlaub auch tatsächlich doch "wild gecampt" und unter den Sternen geschlafen. 
Es war kein Problem mit dem zerlegten Fahrrad an Bord des Zuges zu kommen. Dort gab es auch eine schöne große Nische in die ich mein Fahrrad hochkant stellen konnte. In der Zwischenzeit ist der Zug schon unterwegs. 300 km/h. Das ist schon verrückt! Doch die Freude währte auch hier leider nicht lange. Denn auch in Frankreich haben Züge Verspätung und andere müssen warten. Und warten muss unser Zug. 15 Minuten. Also genau die Zeit, die mir eigentlich zum Umsteigen bleibt. Das ist gar nicht gut. Über das Internet kann ich meine Zugverbindungen abrufen und stelle fest, dass der Anschlusszug 20 Minuten Verspätung hat. Da scheinen sich Deutsche Bahn und SNCF offenbar schon sehr angenähert zu haben. Der Anschlusszug ist sehr voll. Glücklicherweise gibt es ein großes Gepäckfach. Dort passt mein zerlegtes Fahrrad exakt hinein. Es hätte wirklich nicht zwei Zentimeter länger sein dürfen. So lege ich es oben auf die Koffer und bin mal gespannt wie sorgsam die Fahrgäste damit umgehen. Leider ist der Zug bislang nur mal kurz die Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h gefahren. Jetzt schleicht der auch ziemlich langsam durchs Land. 
Wegen aller möglichen Zwischenstopps auf der Strecke summiert sich die Verspätung dann auf knapp eine Stunde. Das bedeutet, dass ich meinen Anschlusszug in Strasburg nicht mehr erreichen werde.  Nun heißt es aber erst einmal geduldig im Zug sitzen und die Fahrt genießen.
Am frühen Nachmittag erreiche ich dann Straßburg. Beim Service Zentrum lasse ich mir ein neues Ticket für einen Ersatzzug ausstellen. Der Zug, mit dem ich dann bis Karlsruhe fahre, hat auch wieder 20 Minuten Verspätung. Dort angekommen mache ich erst mal Mittagspause. Inzwischen ist es 15:30 Uhr und außer zwei Packungen Kekse aus dem Proviant habe ich in den letzten zwei Tagen gar nichts gegessen. An den Bahnhöfen bleibt wenig Zeit und ich muss auch schließlich all mein Gepäck und das Fahrrad durch den Bahnhof tragen. Um dann noch etwas in Ruhe zu essen bleibt einfach keine Zeit. Und außerdem: Erstens braucht es beim Sitzen im Zug nicht viel Energie und zweiten muss ich auch grundsätzlich wieder weniger essen, wenn ich nicht so viel Fahrrad fahre. Nichtsdestotrotz, zwei Packungen Kekse in zwei Tagen sind echt wenig. Gut gestärkt laufe ich zum Zug nach Pforzheim. Der lässt auch auf sich warten.
Gut gestärkt schaue ich wann der Regionalzug von Karlsruhe nach Pforzheim startet. In 8 Minuten. Das wird knapp. Zügig bahne ich mir den Weg  durch die Unterführung bis zum Bahnsteig, um dann festzustellen, dass der Zug 20 Minuten Verspätung hat. Das zeigt jetzt auch die App der Bahn an. Nun ja, dann hätte ich auch entspannt zum Gleis laufen können. In Pforzheim endet dann für mich die Fahrt mit der Bahn. Ich habe beschlossen, dass ich die letzten Kilometer bis nach Hause mit dem Fahrrad fahre. Es gibt Störungen bei Stuttgart und so weiter. Keine Lust mehr noch länger in der Bahn zu hocken und so weiter. Ich verlasse den Bahnhof und suche mir in der Nähe ein ruhiges Eck, packe mein Fahrrad aus und baue es wieder zusammen. Das ging deutlich schneller als das Einpacken. Ich kaufe mir noch etwas zum Trinken und fahre dann von Pforzheim durchs Würmtal nach Leonberg. Das Würmtal ist meine Lieblingsstrecke. Ich genieße es wirklich sehr hier unterwegs zu sein. Ein Donnergrollen holt mich aus meinen Gedanken. Der Himmel ist bereits dunkel und ein Gewitter ist nicht mehr weit. Als ich die Felder zwischen Heimsheim und Perouse erreiche zucken die Blitze vom Himmel und die ersten Tropfen fallen. Ich trete nochmal kräftiger in die Pedale und lege einen Zahn zu, damit ich noch halbwegs trocken nach Leonberg komme. Das klappt aber nicht mehr. Ehrlich gesagt stört mich der Regen auch nicht. Nach den letzten Wochen in Hitze und Trockenheit ist es einfach schön durch den warmen Regen zu fahren. 
In Leonberg endet die Reise dann wieder auf dem Marktplatz. Nur das obligatorische Foto entfällt, weil es zu stark regnet. Ich bleibe unter einen großen Sonnenschirm sitzen und genieße ein kühles Bier. Ein paar Bekannte sind auch noch dabei und so wird das ein gemütlicher Abend. Feucht von innen und außen, da das Gewitter wirklich sehr langsam weiterzieht und es lange und kräftig regnet, blitzt und donnert. 


Damit endet das Tagebuch meiner Radtour nach Gibraltar. Ich werde es auch wieder auf meiner  Homepage veröffentlichen, wenn im Winter die Tage wieder kürzer sind Zeit für solche Aufgaben ist.