Donnerstag, 07.08.2014 — Komarom –Budapest
Donnerstag, 07.08.2014 — Komarom –Budapest
Tageskilometer: 141 km
Durchschnitt: 22,2 km/h
Fahrzeit: 6:19 h
Erst bedeckt und etwas Regen, dann Sonne und sehr schwül, > 30°C
Es war doch nicht die beste Idee, das Zelt am Campingplatz direkt unter einer Laterne aufzubauen. Das blöde Ding war hell wie ein Flack-Scheinwerfer. Wegen der Schwüle im Zelt und der taghellen Umgebung habe ich in der Nacht gar nicht gut geschlafen. Um 5Uhr wache ich auf und bin absolut durch den Wind, wegen eines völlig kranken und kaputten Traum (Irgendjemand macht eine lustige Bemerkung über einen wahrsagenden Totenkopf. Da wird der Totenkopf lebendig und fängt an sich um sich selbst zu drehen. Ein Auge des Totenkopf tippt dann plötzlich Ziffer für Ziffer das Todesdatum dessen, der den Witz gemacht hat). Völlig nass geschwitzt wache ich auf. Ich ziehe mich an und gehe um 6Uhr ins Thermalbad rüber. Das erste Becken mir weit über 40°C ist perfekt für jemand mit einem Sonnenbrand an den Beinen. Nach zwei Schritten ins Wasser kehre ich jaulend wieder um. Wer um alles in der Welt geht in dieses kochende Wasser freiwillig rein? Die anderen Becken sind deutlich kühler. Ich entspanne und schwimme etwas. Schon bald mache ich mich ans Packen, denn schließlich will ich heute nach Budapest!
Den Morgen über bin ich wirklich ziemlich schlecht drauf. Auf der einen Seite macht mir der Traum der vergangenen Nacht zu schaffen. Zum anderen denke ich auch sehr darüber nach, wie es hinter Budapest weitergehen wird, wie die Tour bislang war und ob es vielleicht irgendwann noch weitere und vielleicht größere Touren gibt. Ich bin heute wirklich nicht sehr motiviert.
Was mir unterwegs auffällt sind die Häuser hier. Die erinnern mich sehr an die Häuser in Orasje in Bosnien.
Es ist so: In den ländlichen Gegenden sind die Häuser fast alle pattere. Im Gegensatz zu Bosnien (nach dem Hochwasser) sind die Häuser hier sehr gut in Schuss. Aber dazwischen gibt es schon immer auch welche, die ziemlich am Ende sind. Sehenswert ist auch die Verteilung von Elektrizität und Telefonleitungen. Was für ein Chaos. Alles oberirdisch und unter aller Sau!
Der große Unterschied zu Bosnien (Bosnien ist offen gesagt, das erste Land auf dem Balkan, dass ich seit meiner Kindheit besucht habe und von daher ein gewisser Vergleichsmaßstab für meine aktuelle Reise): Die Autos sind alle sehr neuwertig und die Menschen tragen die top aktuelle Mode. Aber irgendwie passen auf den Dörfern die Menschen und die Autos nicht ganz zu den Häusern.
In Estergom mach ich gemütlich Mittag. Ich fahre den Berg hoch und genieße die Aussicht über die Stadt, während ich mein Proviant verputze. Gestärkt geht es weiter in Richtung „Donauknie“. Wow, was für eine schöne Gegend. Es ist wirklich sehr beeindruckend und straft wirklich jeden, der den Donauweg als langweilig bezeichnet, lügen!
Vom Donauknie ist es nicht mehr weit bis Budapest. Auch wenn ich vom dichten Autoverkehr eingeschlossen bin, so beschließe ich trotzdem weiter zu fahren. Der Verkehr ist morgen ja auch nicht weniger. Ein Gelenkbus überholt mich obwohl von vorne schon wieder ein Auto kommt. Der Busfahrer zieht sehr zügig wieder nach rechts und ich komme um ein Haar ins Straucheln. Ich zeige dem Fahrer noch sämtlich Mittelfinger und sonstige „Freundschafts-Geesten“ aber der zieht einfach zügig von dannen. Zugegeben, die Sache kam mit Ansage: Ich habe den Gegenverkehr auch kommen sehen, aber dass der Arsch einfach rein zieht, hätte ich nicht erwartet. Aber nach dieser Aktion weiß ich, wie es um Radfahrer bestellt ist und fahre noch vorausschauender. Nach diesem Schrecken ist es aber zum Glück nicht mehr weit nach Budapest und zum Sziget-Festival. Dort dann gemütlich zum Campingplatz und bei entspannter Musik, die erste Etappe meiner Reise ausklingen lassen. Das ist der Plan.
Aber da habe ich mich etwas getäuscht. Denn das Festival beginnt erst morgen. Heute ist dort noch Aufbauen angesagt. Nichts mit Camping und so weiter. Hm, so was… Zu schnell gewesen?!?
Ich suche mir nun erst einmal einen Campingplatz. Nicht ganz einfach in der Stadt einen zu finden. Zumal das Navi mich völlig überraschend im Stich lässt. Nicht dass die Batterien leer wären. Nein, die Karte ist leer, bzw. weiß. Es gibt ein Fläche in der Größe von Budapest, in der einfach nicht zu sehen ist. Drum herum sind alle Inhalte zu sehen. Ja so ein Mist, was soll denn das? Dies erschwert die Suche nach einem Campingplatz. Aber einige Zeit später habe ich mit Hilfe der Papierkarte und etwas Glück einen schönen Campingplatz gefunden. Hier will ich auf jeden Fall einen Tag Pause machen. Die erste Etappe wäre also geschafft!