Dienstag, 12.08.2014 — Vukovar – Béska
Dienstag, 12.08.2014 — Vukovar – Béska
Tageskilometer: 120 km
Durchschnitt: 20,8 km/h
Fahrzeit: 5:46 h
Sehr sonnig, schwül und heiß, > 30°C
Die Übernachtung war perfekt. Naja, vielleicht etwas dekadent, aber ich hatte einfach irgendwann die Schnauze voll vom Suchen. In einer Pension nach der anderen abzublitzen. Es war eben schon recht spät geworden, als wir am Strand saßen und Abend gegessen hatten.
Nach einem wirklich dicken Frühstück mache ich mich auf den Weg. Raus aus Vukovar geht es auf einer recht stark befahrenen Straße in Richtung Ilok. Zufällig treffe ich unterwegs die beiden Radfahrer wieder, mit denen ich gestern Abend wild campen gegangen wäre. Ich bin froh, dass die gesund und munter sind. Aber wie gesagt: Irgendwo in der Stadt sein Lager aufzuschlagen ist nicht mein Ding. Ich bevorzuge schon deutlich mehr die abgelegene Pampa. Die Strecke fahren wir ein Stück weit gemütlich zusammen. Ich muss auch erst einmal das Frühstück verdauen. Die Strecke ist recht hügelig. Es geht teilweise sehr schnell bergab, leider gibt es auf der anderen Seite dann die zugehörige Steigung und die zieht sich. Ein paar solcher Hügel fahre ich mit den beiden noch mit, aber irgendwann wird es mir wirklich zu langsam und so gebe ich Gas und bin weg.
Hinter Ilok geht es über die Grenze nach Serbien (und ich habe leider noch massenhaft kroatische Kuna). Der Grenzer in Kroatien schaut sich sehr interessiert den Bobby an. Der macht schon den Eindruck, als sei so ein Anhänger auch was für ihn. Nach einem kurzen Check des Personalausweis kann ich weiter zur serbischen Grenze. Von dort geht es auf einer ebenfalls recht stark befahrenen Straße weiter. An einer Ampel im nächsten Ort spricht mich ein sehr altes „Männle“ auf dem Fahrrad an. In absolut perfektem schwäbisch!!! Unglaublich: Vor mir steht ein Donau-Schwabe! Er erklärt mir, wie ich den Verkehr etwas umgehen kann. Er will will wissen woher ich komme und wohin ich will und erzählt sonst noch ein bissel. Was man eben so erzählen kann, neben der Straße. Wow und das ist wirklich interessant. Seine Freunde sind damals nach dem Krieg (ich nehme einmal an, er meinte nicht den Balkan-Krieg, sondern den 2. Weltkrieg) gegangen, aber er ist geblieben. Alles erzählt er in einwandfreiem Schwäbisch. Ist eben doch ne Weltsprache…
Hinter Celarevo gibt es einen alternativen Weg. Dieser ist zwar schlecht bis gar nicht geschottert, aber das ist trotzdem besser, als an der Hauptstraße weiter zu fahren. Nix wie weg von der Straße. Die ist einfach nervig, stinkt und ist vor allem laut. Die anfängliche Beschilderung lässt mich schnell im Stich, aber das Navi kann schnell weiterhelfen. Ein Stück weit vor Novi Sad bin ich dann aber wieder auf der Hauptstraße angekommen. Kurz darauf winkt mich der Fahrer eines PKW, der am Straßenrand hält, zu sich her. Hier zu fahren sei gefährlich. Aber hinter der Stadt gibt es einen schönen Radweg. Ich soll hier rechts, dann links und und und… Gerne folge ich seinem Rat und versuche den Radweg zu finden. Schön, wenn einem Menschen denen man zufällig einmal im Leben begegnet mit einem kleinen Tipp das Leben leichter machen.
Ich biege auf den Radweg ein. Der ist echt super gut gemacht und besteht aus bestem Asphalt. Und…kaum zu glauben, ein paar Minuten später steht der Mann von grade eben wieder auf dem Weg du winkt mich zu sich. Er möchte mich auf sein Schiff (und das Ding war echt groß) einladen und einen Brandy trinken. Uff, und das mitten am Tag. Auch auf die große Gefahr hin, den gutem Mann zu enttäuschen, lehne ich das Angebot ab. Wenn ich mir bei dem Wetter solch harten Stoff zuführe, dann haut mich das aus den Latschen. Ich entschuldige mich vielmals und verabschiede mich. Hm, eigentlich wäre es auf dem Schiff sicher ein sehr gemütlicher Nachmittag geworden.
Ist es aber gerade das, was so eine Reise ausmacht? Mit Leuten hier zusammen sitzen, etwas trinken und gemeinsam Zeit zu verbringen? Sich einfach mal treiben lassen und die freie Zeit zu genießen? Ja, das ist schon geil. Ich will doch aber weiter ans Schwarze Meer. Ich habe ja keine Ahnung was mich noch so alles erwartet und was, wenn mir dann am Ende wegen einem oder zwei Tagen die Zeit nicht reicht?
Ziemlich in Gedanken versunken fahre ich nach Novi Sad weiter. Dort gibt es sehr viele echt hässliche Hochhäuser bzw. echte Wohnsilos. Die Dinger in Leonberg sind dagegen echt hübsch. Ich schaue mir die Festung von Novi Sad an und staune über die vielen Leute, die zu den Strandbädern pilgern. Bei der Hitze ist das aber auch das Beste, was man machen kann.
Hinter der Stadt verspicht eine Alternativroute wieder etwas vom Verkehr weg zu kommen. Oh, völlig falsche Entscheidung! Die nächsten fünf Kilometer nehmen mindestens eine Stunde oder sogar noch mehr Zeit in Anspruch. Der Weg wird nach kurzer Zeit quasi unpassierbar. Riesige Matschlöcher in denen ich tief einsinke, machen das Vorankommen wirklich sehr anstrengend. Es gibt Abzweigungen, die in der Karte nicht eingezeichnet sind und zu allen Überfluss fällt mir beim Einpacken der Karte das Fahrrad samt Anhänger um und verbiegt das Ausfallende inklusive dem Schaltwerk. Nicht nur, dass die Gänge jetzt gar nicht mehr stimmen, springt mir auch noch die Kette übers größte Ritzel und verklemmt sich zwischen Speichen und Ritzel. Dafür, dass die angespannten Nerven auch vollkommen den Rest bekommen, sorgen zahllose übel hungrige Mücken, die auf diese Chance förmlich gewartet haben. Die Sache mit der Schaltung ließ sich zum Glück schnell wieder in den Griff bekommen, so dass ich weiterfahren konnte. Währenddessen haben mich die Mücken fast gefressen. Ich streiche mir immer wieder über Arme und Beine, um die Mücken zu verscheuchen. Mit der ganzen Kettenschmotze der letzten hundert Kilometer an den Fingern sehe ich natürlich anschließend entsprechend aus…
Unterwegs haben es dann auch noch ein paar Scheiß-Köter auf mich abgesehen. Die machen auch nicht den Eindruck, als wollten sie spielen. Ich versuche die Köter mit dem Bobby abzudrängen, damit sie schon gar nicht bis zu mir nach vorne kommen. Weil die aber von beiden Seiten kommen, ist das gar nicht einfach. Bei der Hatz durch Matschlöcher und Pfützen, über Stock und Stein müssen Speedy und Bobby ganz schön was einstecken. Aber schließlich sind die Köter weg. Zum Glück. Mistviecher. Ich muss an die überfahrenen Köter auf den Landstraßen denken und irgendwie schwindet nach der Geschichte mein Mitleid für die überfahrenen Hunde schlagartig.
Weg von hier!
In Cortanovci komme ich dann wieder auf einen besseren Weg. Der führt dann eigentlich ganz gemütlich von einer Ortschaft zur Nächsten, immer in Richtung Belgrad. Campingplätze sind in der Karte keine zu sehen. Ich beschließe diese Dörfertour morgen fortzusetzen und suche mir in Beska eine Unterkunft. Für 25Euro gibt es etwas wirklich Gutes. Am Abend nehme ich mir viel Zeit und schaue mir die Schaltung am Speedy genau an. Ich versuche alles wieder halbwegs hinzubiegen und entsprechend einzustellen. Anschließend Dusche ich, Esse eine Kleinigkeit und genieße nach all dem was heute so was ein Feierabend-Bierchen. Waschtag ist heute aber noch zu machen. Die Fahrrad-Schmotze ist eben wirklich überall gelandet.
Inzwischen habe ich etwas über 2000km Tacho stehen und bin ungefähr bei Flusskilometer 1233 angekommen. Es ist also noch ein gutes Stück zu machen auf dem Weg ans Schwarze Meer.