Montag, 11.08.2014 — Dunaszekcső – Vukovar

Montag, 11.08.2014 — Dunasektsö – Vukovar
Tageskilometer: 152 km
Durchschnitt: 23,1 km/h
Fahrzeit: 6:33 h
Heiß, schwül, viel Sonne >> 30°C
Der Aufenthalt bei meinen Nachbarn hat wirklich sehr gut getan. Es ist wirklich ein Ort an dem man gerne ist und es sind Leute mit denen man gerne zusammen sitzt und sich unterhält. Es war herrlich am Abend bis tief in die Nacht dort im Garten zu sitzen und den Vollmond zu genießen. Danke hierfür!
Aber bei aller Gemütlichkeit von gestern Abend: Ich will weiter nach Vukovar. In Vukovar wäre jetzt dann auch der Abstecher nach Orasje in Bosnien fällig. An dem Thema mache ich schon die ganzen letzten Tage herum. Soll ich nun die zwei oder drei Tage nehmen und dort hin fahren, wo ich erst im vergangenen Frühjahr mit dem THW zur Hochwasserbekämpfung war? Lohnt es sich dort hin zu fahren? Sind dort inzwischen die Schäden beseitigt? Was, wenn nicht? Will ich dort mit dem Fahrrad einen Katastrophen-Touri spielen? Reicht mir dann hinten raus die Zeit, um noch an Schwarze Meer zu kommen? Wäre es nicht auch ganz nett, nicht am Tag, bevor ich wieder in Büro muss, zu Hause anzukommen? Was werde ich dort, wo wir gepumpt haben sehen? Blühende Landschaften…Neubauten…Alles Gut? Blödsinn, die Not war zu groß, das Land ist leider sehr arm.
Nach langem Hin und Her beschließe ich, dass es keinen Abstecher geben wird. Der THW-Einsatz war gut. Wir konnten den Leuten helfen, aber mein Weg führt ans Schwarze Meer, nicht an die Sava nach Bosnien.
Als wollte mich die Gemütlichkeit des Sommerdomizil nicht los lassen, so habe ich heute Morgen einen Platten im Hinterrad. Im Mantel steckte eine kleine Glasscherbe. Die habe ich mir wohl am Abend auf dem Weg vom Fähranleger zum Haus reingefahren. Nun, so was passiert. Schnell nochmal das Werkzeug und einen Ersatzschlauch aus der Bobby-Tasche holen. Geht ja schnell. Als ich los fahre sehe ich vor einer Kneipe ein paar Scherben im groben Asphalt liegen. Eine davon wird es dann wohl gewesen sein.
Hinter Mohács gibt es zwei Möglichkeiten den Weg nach Gsjek zu machen. Straße oder durch ein Naturschutzgebiet. Weil es schließlich Donauradweg heißt, habe ich beschlossen durch das Naturschutzgebiet zu fahren. Das bedeutet aber auch 30 Kilometer Schotter und keine Ahnung, wie gut der zu befahren ist. Aber wer wird denn kneifen? Die ersten fünf Kilometer der Strecken waren asphaltiert. Dann kam der Schotter, auf dem es sich jedoch ganz gut fahren ließ. Nur war es sehr sehr heiß. Es gab auf dem Damm keinen Schatten. Trotz der Hitze versuche ich so sparsam wie möglich zu sein mit meinem Wasser. Das sollte mir jetzt wirklich nicht ausgehen. Ich muss mir noch zusätzliches Wasser im Bobby mitnehmen. Aber das hilft mir jetzt im Augenblick auch nichts. Der Weg durch das Naturschutzgebiet lohnt sich aber auf jeden Fall. Es gibt sehr viele Storche, Reiher und andere Vögel zu sehen. Die Landschaft ist wunderschön und irgendwann erreiche ich auch wieder Asphalt und der Sprint auf Vukovar kann beginnen. Nur ganz so einfach ist es dann auch nicht. Es gibt schon einige Höhenmeter zu machen. Dazu zieht sich der Weg ganz gewaltig in die Länge. Unterwegs kaufe ich mir beim „Spar“ Nachschub an Wasser und frische „Kuna“. Denn die Hydranten zum Selberzapfen gibt es in Kroatien leider nicht. Ach ja…Kroatien…stimmt, zwischen Mohács und dem Naturschutzgebiet war auch noch eine Staatsgrenze.
Grenzübertritte mit dem Fahrrad sind irgendwie immer interessant:
Mit dem Fahrrad auf der PKW-Spur vorfahren, mit einem freundlichen Lächeln den Personalausweis zeigen und weiter geht es.
Alles so gar nicht EGA-like (THW´ler wissen, was ich damit meine…)
Auf der ein oder anderen Straße ist auch wirklich viel Verkehr. Die LKW nehmen Rücksicht auf Radfahrer. Das ist schon o.k. so. Und so geht es nun Dorf für Dorf in Richtung Vukovar, bis dann schließlich das Ortsschild in Sicht kommt. Im „Spar“ kaufe ich mir dann noch etwas Proviant für den Abend und den nächsten Tag. Vor dem Markt treffe ich zwei Touren-Radler. Einen Kerl aus London, der vor zwei Monaten los gefahren ist und nach Istanbul (oder noch weiter) fahren will. Und eine Schweizerin, die Medizin studiert. Gemeinsam fahren wir ins Zentrum und wollen dort einen Platz für die Nacht suchen. Am Donaustrand machen wir Abendessen und besprechen anschließend, wo und wie wir übernachten. Die beiden wollen in der Stadt an einem etwas ruhigen Platz das Zelt aufbauen. Oder in einem leerstehenden Haus übernachten. Ich kann mich mit dem Gedanken nicht so ganz anfreunden. Im Dunkeln irgendwo in Vukovar durchs Gebüsch trampeln. Nun, wenn die Stadt im Balkan-Krieg nicht so heftig umkämpft gewesen wäre und man mir EGA-Lehrgang und in Bosnien nicht so allerhand über das Thema Minen erzählt hätte, wäre ich der Sache sicher etwas aufgeschlossener gegenüber gestanden. Nein, ich suche mir ein festes Dach für heute Nacht. Inzwischen ist es auch schon stockdunkel.