Mittwoch, 13.08.2014 — Beska – Skorenovac

Mittwoch, 13.08.2014 — Beska – Skorenovac
Tageskilometer: 158km
Durchschnitt: 21,4km/h
Fahrzeit: 7:22h
Heiß, heiß, heiß, kein Schatten, >30°C, wieder einmal Sonnenbrand
Ich denke heute war der „man fährt mal nicht eben einfach so ans Schwarze Meer“-Tag. Nachdem ich gestern auch schon ein oder zwei nicht ganz so tolle Erlebnisse hatte, wurde heute noch einmal eine deutlich schwerere Prüfung drauf gelegt. Aber der Reihe nach…
Nachdem ich in Beska gefrühstückt hatte mache ich mich auf die Socken. Auf den Landstraßen nach Belgrad komme ich gut und zügig voran. Es ist auf den ersten 30 Kilometern nur recht wenig Verkehr, der sich aber so nach und nach verdichtet. Ab Batanjnica wird es dann wirklich spannend. Der Verkehr ist sehr dicht und die Straße bietet am Rand nur sehr wenig Platz. Beim Überholen wird es teilweise schon eng. Ich gebe einfach möglich viel Gas, denn weil der Verkehr so dicht ist, sind die Autos und LKW auch nicht besonders schnell, so dass ich etwas mitschwimmen kann. Glücklicherweise kann ich bald von der Straße weg und komme in Novi Belograd durch ein sehr altes Stadtviertel. Die Straßen und Häuser sehen sehr alt aus. Weiter geht es dann ein Stück weit der Sava entlang. Die mündet hier in Belgrad in die Donau. Da kommen schon gewaltige Wassermassen zusammen. Die Sava ist ganz braun. Im Straßengewirr verliere ich leider den Radweg. Ich versuche es einfach anhand der Karte, die wenigstens grob die Richtung zeigt. Bald habe ich den Weg wieder gefunden und fahre aus der Stadt hinaus. Wieder auf einer Hauptstraße will der Weg über eine lange Donaubrücke. Die Straße hat aber eher den Charakter einer Autobahn. Ein Verbotsschild für Radfahrer habe ich nicht gesehen und eigentlich auch kein Autobahnschild. Ich schaue nochmal in die Karte. Hm, das soll wohl so sein. Also gut: Let´s Rock!
Gleich nach der Brücke passiert es dann:
Laut der Karte folgt der Weg weiterhin der Hauptstraße. Im Augenwinkel sehe ich zwar noch einen Wegweiser, der in Richtung eines Hochwasserschutzdamm zeigt. Aber ob der Wegweiser mir gilt habe ich nicht erkennen können. Kann ja eigentlich nicht sein, denn es geht laut Karte entlang der Hauptstraße. Im dichten Verkehr komme ich gut voran und mache ordentlich Strecke. Aber so langsam sollte der sich der Weg von der Hauptstraße trennen. Tut er aber nicht. Allmählich kommen mir Zweifel, ob das wirklich noch so sein kann. Ich halte und an frage das Navi. Zu meiner großen Enttäuschung bestätigt das meinen Eindruck, dass ich falsch bin. Und zwar gehörig falsch! Aber wozu hat mein ein Navi, dass den Weg auch selber routen kann? „Navi, führe mich in die nächste Stadt“. Los geht´s. Und ach wie schön, es gibt also doch auch einen Weg, der nicht an der Hauptstraße entlang verläuft. Doch dann will das Navi weg vom Asphalt auf einen Schotterweg. Kein Problem, nur weiter so. Dass passt. Dann wird der Weg ganz unbefestigt und schließlich irre ich zwischen irgendwelchen Feldern umher. Und da, wo das Navi behauptet es gibt einen Weg, ist nichts außer Unkraut, tiefer Pfützen und Matsch. Im tiefen Matsch bleibe ich schließlich stecken. Nichts geht mehr. Das Rad am Bobby lässt sich nicht mehr drehen und am Speedy hat der Matsch das Hinterrad auch schon weitgehen lahm gelegt. Geschissen sei auf die elektronische Navigation!
Nachdem ich den groben Dreck mit den Händen und einem Stock beseitigt habe, orientiere ich mich am nächsten Fixpunkt (eine Bahnlinie) und laufe in die Richtung bis zur Eisenbahn. Durch mannshohes Gestrüpp bahne ich mir den Weg. Fahren ist unmöglich. Bis zu den Knöcheln versinke ich in Morast und Wasser. Es ist glühend heiß und die Sonne brennt gnadenlos von Himmel. Das ist echt ein Härtetest für meine Nerven. Aber zum Aufregen fehlt mir wirklich die Kraft. So sehr strengt das Schieben von dem Gespann in dem Morast und Gestrüpp an. Ich haben nur einfach keine Lust mehr auf den ganzen Mist.
Es ist ein echt blödes Gefühl, wenn einem plötzlich der Gedanke kommt, dass es vielleicht einfach zu viel des Guten ist. Aber das hilft mir im Augenblick auch nicht weiter. Also weiter durchs Gestrüpp. Zwischendurch schaue ich kurz auf das Navi. So grob scheint es in Richtung einer Stadt zu gehen. Nach einiger Zeit finde ich einen Weg mit Schotter. Der kommt mir irgendwie bekannt vor. Und tatsächlich, einige Stunden später stehe ich wieder genau an der Stelle, an der mir die Zweifel gekommen sind und ich mir Hilfe des Navi einen anderen Weg gewählt habe. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den ganzen Weg der Hauptstraße entlang wieder zurück zufahren, bis zu dem Wegweiser an dem ich hätte abbiegen sollen. Jetzt will ich einfach nur weiterkommen. Irgendwann erreiche ich dann schließlich Pancevo, wo ich eigentlich schon vor Stunden sein wollte. Von dort an sind es wieder Landstraßen, auf denen ich nochmal etwas Kilometer machen kann. Im Omoljic könnte ich erneut die Straße verlassen und dem Damm folgen. Aber ich habe für heute wirklich genug Naturschutzgebiete gehabt. Ich fahre direkt weiter nach Skorenovac. Ein ungarisches Dorf in Serbien. IN der ersten Pension die ich sehe frage ich nach einem Zimmer. In einwandfreiem Deutsch bedient mich der junge Mann, der im Lokal hinter dem Tresen arbeitet. Im Hintergrund läuft deutsche Hip-Hop Musik. Nach dem Duschen creme ich meine Sonnenbrände ein. Beim Marsch durch das wilde Gestrüpp habe ich mir zahlreiche kleine Schnitte an den Beinen geholt. Wie sehr diese brennen merke ich erst jetzt (und in den nächsten Tagen!). Dann gibt es Abendessen. Ich glaube der Ort hier ist ein Paradies. Riesige Mengen an bestem Essen, dazu kühles Bier lassen die mich den Nervenkrieg im Gestrüpp von heute Mittag bald vergessen. Die kochen sehr sehr gut. Die Suppe (Erbsen mit Speck) ist schon ein Gedicht und auf die Frage, ob ich noch etwas Suppe möchte, will ich nicht mit „Nein“ antworten. Dann gibt es Gulasch mit reichlich Beilagen und anschließend einen leckeren Nachtisch! So gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen.