Donnerstag, 14.08.2014 — Skorenovac (SER) – Svinita (ROM)
Donnerstag, 14.08.2014 — Skorenovac (SER) – Svinita (ROM)
Tageskilometer: 165km
Durchschnitt: 22,8km/h
Fahrzeit: 7:13h
Heiß, sehr kräftiger Gegenwind, entlang der Donau angenehm
Die Nacht im Zimmer war trotz Klimaanlage verdammt warm. Die war irgendwann am Morgen aus und so habe ich bei offenem Fenster geschlafen. Es war angenehm kühl draußen und die Mücken waren keine mehr unterwegs. Ich frühstücke im großen Festsaal des Hauses. Ein Raum, der früher sicher einmal eine Scheune war und jetzt Platz für 100 Leute bietet. Und der Raum war sehr aufwändig umgebaut worden, mit viel Liebe zum Detail.
Nachdem ich mich gestern beim Abendessen schon ordentlich satt gegessen habe (andere sagen: gefressen, wie ein Scheunendrescher) bin ich echt aufs Frühstück gespannt. Die gute Frau füllt den Tisch mit Essen und Trinken. Ich schaue mich um, weil ich denke, sie trägt gleich für die übrigen Gäste mit auf. Aber für die ist an einem anderen Tisch eingedeckt. Dann scheint das wohl tatsächlich für mich zu sein. Geil!
Es gibt 2x Spiegelei, dazu gegrillte Würstchen (da musste das Vegi-Dasein einfach mal hinten anstehen…), Wurst, Tomaten, Paprika, Gsälz, Brot und und und. Nach so einem Frühstück muss der Tag ja was werden. Also nichts wie los nach Kovin. Über recht wenig befahrene Straßen geht es nach Stara Planaka. Dort setzt eine Fähre nach Ram über. Leider verpasse ich die Fähre wegen 30 Minuten. Erst in 2,5 Stunden würde die Nächste fahren. So lange will ich wirklich nicht warten. Also entscheide ich mich für die Weiterfahrt in Rumänien (der Weg wäre sonst in Serbien weiterverlaufen). Ich folge zunächst dem Weg bis Bela Crkva. Dort versuche ich meine letzten Dinar los zu werden, in dem ich kräftig einkaufe. Proviant kann ja nie schaden. Nun blöd, dass ich das Zeug eben den Tag über mitschleppen muss. Dann geht es weiter zur Grenze nach Rumänien. Ich folge der Hauptstraße 57 nach Pojejena. In der Karte, die ich dabei habe, ist allerdings NICHT zu sehen, dass es hier nun erst einmal 6 Kilometer den Berg hoch geht über einen Pass. In der prallen Sonne komme ich ganz gewaltig ins Schwitzen. Der kühlende Fahrtwind fehlt eben auch, weil ich bergauf nicht wirklich schnell vorankomme. Es ist steil!
Zum Glück habe ich genug Wasser dabei. Zwischendurch mache ich an einem kleinen schattigen Rastplatz Mittag. Die Hitze ist es übel. Und eigentlich mag ich es ja, wenn es ordentlich warm ist. Zum Joggen sind mir 38°C auch lieber als nur 35°C. Aber grade ist es echt verdammt heiß. In der Stadt Moldova hole ich Bargeld und so bin ich nun gerüstet für Rumänien.
Hinter der Stadt ist am Horizont ein Bergwerk zu sehen. Unter an der Straße steht ein Roma neben drei völlig verdeckten Kindern, die im Schlamm wühlen und irgendetwas suchen. Sie haben Gräben angelegt und suchen im Abwasser des Bergwerkes nach Verwertbarem. So sieht es von weitem jedenfalls aus. Im Vorbeifahren schaue ich nicht hin. Zu traurig ist das was ich dort sehe für mich.
Hinter Coronici empfängt mich dann die Reise mit einem wunderschönen Schauspiel. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön. Hohe Berge aus blankem Fels umgeben die Donau. Das „Eiserne Tor“ kommt näher. Ich kann wirklich nicht sage, ob ich schon jemals solche eine eindrucksvolle Naturlandschaft gesehen habe. Ich bin wirklich sehr schwer beeindruckt. Jeder Kilometer der Reise hat sich in diesem Augenblick gelohnt. Irgendwann überwältigen mich die Gefühle und lasse ihnen freien Lauf.
Ich muss an jemand vom Fahrrad-Verein denken, der sagte der Donauweg wäre langweilig und billig. Nichts für jemand, der schon Island oder das Nordkap gesehen hat. Nun, für den Teil in Deutschland und Österreich mag das im gewissen Maße schon stimmen, dort wo sich ein Imbiss und eine Pension an die nächste Reihen. Aber ab Budapest läuft die Sache etwas anders.
In Anbetracht der Naturschönheit (und der Tatsache, dass die Unterkunftsmöglichkeiten die in der Karte eingezeichnet sind, nicht (mehr) existieren) beschließe ich heute Nacht an der Donau zu campen. Viel Platz gibt es auch nicht zwischen Felswänden, der Straße und der Donau. Ich fahre noch ein Stück weiter am „Eisernen Tor“ vorbei und halte Ausschau nach einem Platz, an dem ich mich möglichst unsichtbar für alle die machen kann, die mit dem Auto auf der Straße unterwegs sind. Nach ein paar Kilometern finde ich die perfekte Stelle. Direkt an der Donau gelegen, unter einer Brücke über die die Straße verläuft. Hier sieht mich von der Straße aus kein Mensch. Ich baue das Zelt auf und nehme erst einmal ein Bad in der Donau. Nun ja, so richtig sauber fühle ich mich danach irgendwie auch nicht. Es ist immer noch ein leichter Schmierfilm auf meiner Haut. Egal. Die wichtigsten Stellen sind jedenfalls sauber geworden. Und gut getan hat das Bad auf jeden Fall. Ich hoffe, dass heute Nacht auch keine wilden Hunde ums Zelt schleichen. Ich bin aber recht weit weg von der letzten und der nächsten Ortschaft. Denn dort rennen genug von den Kötern herum.
Der Himmel zieht immer weiter zu und während ich zu Abend esse, kommt kräftiger Wind auf. Ich suche noch ein paar Steine, die heute Nacht als Zeltheringe her halten müssen, denn ich bekomme keinen Hering in der Boden. Die Wellen werden immer lauter und in der Ferne höre ich den Donner eines Gewitters. So langsam kommen mir ein paar Zweifel, ob ich auch wirklich hoch genug campe. Ich klettere nochmal aus dem Zelt und schaue mir die Sache nochmal. Nein, da passiert nichts. Gute Nacht.
Grade, als ich mich rumdrehe zum Schlafen, kläfft ganz in der Nähe ein Hund. Ach nein, das darf doch jetzt nicht wahr sein. Bloß nicht noch so ein Viech, das nervt. Bald darauf ist aber außer den Wellen nichts mehr zu hören. Aber richtig schlafen kann ich irgendwie trotzdem nicht.
Irgendwann in der Nacht wache ich auf, weil ich Stimmen gehört habe. Ich schaue aus dem Zelt und da leuchtet mir jemand von Weitem mit der Taschenlampe ins Gesicht. Angler…Haben die eigentlich nichts besseres zu tun, als Nachts um 2Uhr irgendwelche Radfahrer im Zelt aufzuschrecken? Die suchen sich aber dann doch einen anderen Platz und ich bin wieder ins Zelt und habe geschalfen.