Montag, 25.08.2014 — Constanta // Rückreise
Montag, 25.08.2014 — Constanta // Rückreise
Tageskilometer: 27 km
Sonnig, 25°C
Ich bin am Morgen sehr früh aufgestanden, weil ich den Sonnenaufgang auf jeden Fall anschauen wollte. Bei klarem Himmel war der Sonnenaufgang wirklich wunderbar schön!
Es war aber recht frisch an dem Morgen und so bin ich bald zurück in die Pension. Habe dort die Taschen gepackt und mich dann zügig auf den Weg ins Zentrum von Constanta gemacht.
Ich habe mir in den letzten zwei Tagen viele Gedanken gemacht, was ich von der Idee der Rückreise mit dem Bus halten soll. Was mir an der Sache einfach nicht so gefällt ist, dass der Bus in Constanta um Mitternacht abfährt. Dann hängt es immer auch von der Auslastung des Buses ab, ob mich der Fahrer samt Fahrrad und Anhänge mitnimmt. Wenn nicht, dan stehe ich irgendwann nach Mitternacht irgendwo in Constanta und muss mir für den Rest der Nacht eine Bleibe oder sonst einen Platz zum Übernachten suchen. Das Zelt am Strand aufzustellen wäre ein interessanter Gedanke!
Bus hin oder her, ich beschließe mit dem Zug erst einmal nach Bukarest zu fahren. Je nachdem kann ich dort immer noch versuchen einen Bus zu erwischen. Ich will erst einmal sehen, wie es mit dem Zug klappt. Ich kaufe mir ein Zugticket (inkl. Fahrradkarte) und in knapp zwei Stunden soll es schon los gehen. Ich hoffe, mit dem Bobby gibt es keine Probleme. Den habe ich mit einem Spanngurt verpackt und gesichert. So kann ich den Bobby samt Tasche einfach oben am Spanngurt packen und schnell in den Zug laden. Die Griffe der Tasche sind mir da etwas zu fragil. Durch das Verschnüren mit dem Spanngurt kommt auch niemand so leicht an den Inhalt der Bob-Tasche. So gerüstet heißt es nun erst einmal warten…
Die Fahrt von Constanta nach Bukarest war wirklich unproblematisch. Es gab spezielle Halterungen für Fahrräder und der Bobby fand direkt unter dem Sitz neben mir einen guten Platz. Weil alles so einfach und unkompliziert verlief, entscheide ich mich für die Weiterfahrt mit dem Zug. In Bukarest kaufe ich mir ein Ticket bis Budapest. Die „Dame“ am Ticketschalter war die Freundlichkeit in Person. So stelle ich mir die Arbeit im real existierenden Sozialismus vor: „Ist doch wohl Dein besch… Problem, wenn Du nach Budapest willst. Was gehst Du mir damit auf die Nerven?!“ Ich glaube die gibt diese Mitarbeiter-Motivations-Workshops für die Angestellten der Deutschen Bahn…!
Nun ja… Mit etwas gutem Zureden: sprich, ich reiche ihr auf ihr Zeichen (mit meinem freundlichsten Lächeln, dass ich mir in dem Augenblick abringen kann) die Kreditkarte rüber und bezahle ich das Ticket. Zu ihrem Großen Leid bin ich dann leider immer noch nicht verschwunden. Im Gegenteil, ich nerve weiter weil ich frage, was mit der angekündigten Fahrradkarte ist. Gibt´s nicht…im Zug selber regeln…noch was…?
Aha, danke. Ja, von welchem Gleis fährt denn der Zug?
Schau gefälligst auf die Anzeige. Woher soll ich das wissen?
Wann ist der Zug in denn in Budapest? Die Alte wird schon rot im Gesicht.
Viertel nach Neun…!
Danke, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag
Ich besorge mir noch etwas Proviant für die paar Stunden nach Budapest und warte anschließend darauf, bis das Gleis angezeigt wird. Noch 30 Minuten, dann geht es von Gleis 10 los in Richtung Budapest. Bin mal gespannt, ob die hier in Rumänien pünktlich fahren. Ich habe einen guten Platz erwischt. Gleich im ersten Wagen hinter der Lok. Ich muss am ganzen Zug entlang schieben und bin erstaunt über die vielen Schlafwagen, die der Zug hat. Ganz vorne bei der Lok packe ich den Speedy in den Vorraum des Großraumwagens. Dann hole ich den Bobby in den Zug. Perfekt. Alles an Bord. Ich stelle den Speedy quer vor den Durchgang zur Lok. Hier kann ohnehin niemand durch. Einen Übergang zur Lok gibt es nicht. Mit einer Kette sichere ich den Speedy gegen Umfallen. Sieht alles echt gut aus und stört eigentlich auch keinen beim Ein- und Aussteigen. Beim Bobby muss das Rad raus, damit er halbwegs unter den Sitz passt. Dann fährt der Zug los.
Nach einer Weile kommt der Schaffner. Jetzt wird es spannend. Er sieht das Fahrrad, schaut sich um und fragt in den Zug, wem das „Biccletta“ gehört. Ich melde mich und er erkundigt sich nach meiner Fahrradkarte. Ich erkläre ihm, dass mir die Dame am Schalter gesagt hat, ich solle das im Zug klären. Er verzieht das Gesicht und sieht nicht gerade glücklich aus. Dann vermerkt er Datum und Zugnummer mit Kugelschreiber auf dem Ticket, zeichnet es ab und geht zum nächsten Fahrgast. Mehr ist bislang nicht passiert. Naja, vier bis fünf Stunden nach Budapest, das wird schon passen.
Die Fahrt geht offenbar durch die Karpaten. Brasov ist ein Halt. Ich muss das zu Hause mal Googeln. Während der Wartezeit in Bukarest und nun während der Fahrt überlege ich die ganze Zeit, ob es sich lohnt noch nach 21 Uhr einen Zug von Budapest nach Wien zu suchen und das nächste Stück der Strecke auch noch heute in Angriff zu nehmen. Denn dann stehe ich laut Internet-Auskunft knappe fünf Stunden in Györ, bis der Zug am nächsten Morgen weiterfährt. Eigentlich keine so tolle Idee. Dann also eine Übernachtung in Budapest. Zur Not auf dem Campingplatz der Hinreise? Ach, eigentlich total traurig: Da fahre ich zwei Wochen mit dem Rad von Budapest bis ans Schwarze Meer und der Zug macht die Strecke in fünf Stunden.
Gelangweilt krame ich meine Sitzplatzreservierung aus dem Rucksack und schaue nochmal aufs Datum und die Uhrzeit. Warum nur steht da 09:15 Uhr, wenn es doch 21:15 Uhr heißen soll? Und außerdem warum der 26.08., haben wir heute denn nicht den 25.? Ach du liebe Zeit, wie blöd! Die Frage der Übernachtung in Budapest hat sich somit geklärt. Nun verstehe ich auch die Sache mit den vielen Schlafwagen. Gut, dann laufe ich jetzt mal in den Speisewagen, hole mir ein Bier und mache es mir heute Nacht im Zug mal richtig bequem…