Mittwoch, 27.08.2014 — Wien – Leonberg // Rückreise

Mittwoch, 27.08.2014 — Wien – Leonberg // Rückreise
Tageskilometer: 32 km
Kräftiger Dauerregen während der Zugfahrt, trocken in Stuttgart, <15°C
Ich hatte in der Jugendherberge nach einem Bett für die Nacht gefragt und ein günstiges 4er-Zimmer bekommen. Die Dusche war gleich gegenüber vom Zimmer. Alles bestens. Als ich ins Bett gehe, war ich immer noch alleine in dem Zimmer. Es ist wohl einfach so: Die Kategorie „nur Bett“ ist inzwischen einfach nicht mehr gefragt. Die Leute erwarten offenbar heute grundsätzlich Dusche und WC auf dem Zimmer.
Gegen Mitternacht bin ich aufgewacht, weil doch noch jemand ins Zimmer kam. Ein junger Kerl, der mit dem Rucksack unterwegs war. Um nicht zu stören hantiert er im Dunkeln. Sehr rücksichtsvoll. Weil ich ohnehin kurz mal raus muss erkläre ich ihm im Halbschlaf, dass er gerne das Licht einschalten kann. Es stört mich nicht. Er war ganz glücklich darüber, hat sich mehrmals bedankt und ich bin inzwischen schon lange wieder eingeschlafen. Am nächsten Morgen hatte ich mein Zeug schon komplett gepackt, als der immer noch schlief. Selbst die Müllabfuhr mit einem riesigen Radau hat ihn nicht geweckt. Als ich vom Frühstück komme pennt der immer noch. Nun, es sei ihm gegönnt!
Ich mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Dank Navi ist es kein Problem den zu finden. Dort lade ich meine Sachen in den Gepäckwagen und setze meine Reise fort.
Stichwort Gepäckwagen. Das muss ich noch festhalten:
Von Budapest nach Györ gab es auch einen Gepäckwagen. Der Schaffner dort machte mir die Türe auf und ich konnte mein Zeugs einladen und etwas fest machen. Ich solle bitte die Schiebetüre am Wagen zumachen, wenn ich fertig bin. Einfach zu schieben und den Riegel einhängen. Beim Ausladen war es ähnlich. Der Schaffner fragt mich, ob ich beim Ausladen zu recht komme. Na klar, ist ja wie beim Einladen. Während der Zug in den Bahnhof einfährt mache ich schon mal die Tür auf und halte die Nase in den Wind. Dann lade ich mein Zeugs aus und mache die Schiebetüre wieder zu. Als ich in Österreich während der Einfahrt in den Bahnhof schon mal nach hinten will, um mein Zeugs los zu machen, bekommt die Zugbegleiterin beinahe einen Anfall. Ich kann erst dort hin, wenn der Zug steht. Uff…

Aber nun zurück zur Fahrt nach Salzburg. Draußen regnet es in Strömen. Was für ein Sauwetter! Der Umstieg in Salzburg ist sehr einfach, weil es überall Rolltreppen gibt und ich das Gespann nicht an jeder Treppe auseinanderbauen muss. Ich sehe etwas fehlplatziert aus mit meiner kurzen Hose und dem T-Shirt das ich anhabe, während ich auf den Zug nach München warte. Die Leute hier tragen Regenjacken, lange Hosen und sind mit dem Schirm unterwegs.
In München hole ich mir ein Ticket für den Regionalzug. IC mit dem Fahrrad wäre sogar spontan möglich gewesen, aber erst auf meine ausdrückliche Nachfrage schaut die Dame genauer nach. Ich hätte allerdings zwei Stunden länger in München warten müssen. Und wäre somit zeitgleich zum Regionalzug angekommen. Warten wollte ich nicht, also nehme ich den Zug bis Ulm und muss dort eben nochmal umsteigen. Von Ulm nach Stuttgart war es ziemlich voll im Zug. Und ein paar wenige ältere Herrschaften haben es geschafft, den kompletten Fahrradbereich erfolgreich zu blockieren. Wozu auch die Taschen vom Rad wegmachen…?!? Der Schaffner wird sauer und fordert eine Dame ziemlich genervt auf, umgehend ihre Taschen wegzumachen. Die Türe zum Führerstand war nämlich auch blockiert. Nachdem ein paar andere ebenfalls unter großem Gemaule ihre Taschen abbauen hat es wieder etwas Platz. Der Bobby kam samt Tasche in die Gepäckablage, sonst wäre kein Platz gewesen.
Am Hauptbahnhof in Stuttgart baue ich alles wieder zusammen. Nach drei Tagen untätigem Sitzen im Zug waren die letzten Kilometer nach Leonberg mit dem Rad eine echte Wohltat. Den steilen Waldweg vom Westbahnhof zum Birkenkopf bin ich ganz flott hochgefahren. Das hat mich gefreut! Man merkt also schon etwas von den Kilometern der letzten Wochen . Unterwegs muss ich noch das Licht ans Rad bauen, weil es inzwischen auf dem Weg nach Leonberg dunkel geworden ist. Und die Baustelle auf der Schillerhöhe irgendwie neu ist. Ich will ja nicht in ein Loch fahren.
Nach einem ersten kurzen Bericht an meine Mutter und einem gemütlichen Abendessen zu Hause, treffe ich mich mit einem THW-Kameraden in einer Kneipe auf ein Bierchen. Dort ist noch eine Bekannte und wir unterhalten uns, bis mir irgendwann am Tisch die Augen zu fallen.
Das ist das Ende meiner Reise ans Schwarze Meer. Ich habe die gesamte Stecke dort hin mit dem Fahrrad und mit dem Zug wieder zurück geschafft, ohne größere Zwischenfälle. Darüber bin ich sehr glücklich. Während ich ins Bett steige denke ich an eine neue Reise: Vielleicht kann ich irgendwann mal wieder los, in meinem Tagebüchlein gibt es noch viele leer Seiten…