Morgens: Heiß, heiß und schwül
Abends: Noch heißer
In der Nacht: Sehr warm, leichter Wind
Heute stand nun endlich der Teil der Anreise nach Makeni auf dem Programm. Nach dem Frühstück im „Familiy Kingdom Resort“ ging es endlich los. Freetown, die Hauptstadt Sierra Leones, ist ein einziges Verkehrschaos. Alle Straßen sind völlig verstopft mit Autos und Menschen. Ich habe sogar eine Verkehrsampel gesehen. Die war wohl noch aus der Kolonialzeit und hat sicher vor 50 Jahren zum letzten Mal den Verkehr beeinflusst. Heute stehen da nur noch ein paar traurige Überreste, die auf einem halb umgefahrenen Mast montiert waren. Die Straßen in Freetown sind asphaltiert. Zumindest an den Stellen, wo nicht grade eine Dauerbaustelle ist. Es ist unglaublich, wie viele Menschen hier leben und auf den Straßen unterwegs sind. Wenn man abseits der Straßen auf die Behausungen blickt, erschüttert es auch, unter welchen Bedingungen die Menschen hier leben. Ich versuche mich nach den ersten Eindrücken von gestern, mit der Situation zu arrangieren. Es gibt in Freetown aber nicht nur Slums und heruntergekommene Gegenden. Es gibt auch die Villen-Viertel der Reichen. Um das Gebiet der US-Botschaft haben sich viele Reiche ein Heim mit Blick über Freetown gebaut. Nachdem wir Freetown endlich hinter uns gelassen haben verläuft die Fahrt relativ ruhig über gut ausgebaute Landstraßen. Unterwegs begegnen uns immer wieder sehr interessante Fahrzeuge. Interessant wegen der Ladungssicherung, der Art wie und wo die Ladung transportiert wird und wegen dem schaurig verkehrsuntüchtigen Zustand der Fahrzeuge. Manche davon kommen die Steigungen nur im Schritttempo hinauf. Dabei qualmt es aus dem Auspuff, als würden die Fahrer Altöl oder Schweröl verbrennen. Wahrscheinlich tun sie auch genau das. Mit fallen immer wieder die kurzen Sprüche auf den Kühlergrills der LKW auf: „Allah, is great“ oder „In God we trust“. Nun ja, bei dem Zustand der LKW ist das wohl mehr als NUR ein frommer Spruch. Nach etwas mehr als drei Stunden erreichen wir Makeni. Die große Stadt, zentral im Land gelegen, in der das THW seine BoO (Base of Operation) eingerichtet hat. Inzwischen ist es Mittag. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gibt es Mittagessen. Anschließend werde ich in die Werkstatt und das Lager eingewiesen. Meine erste Aufgabe ist es, mir einen Werkzeugkoffer zusammenzustellen. Arbeit fürs Team gibt es genügend. Am frühen Nachmittag fahren wir zum DERC (District Ebola Response Center) nach Magburaka im Nachbar-Distrikt. Dort haben sie zwei Generatoren, von denen einer jedoch defekt ist. Irgendjemand hat dort offenbar etwas umgebaut und die Spulen des Generators falsch angeschlossen. Warum auch immer sollte aus dem 3-Phasen Generator ein 1-Phasen Generator werden. Blödsinn, weil der dann überhaupt nicht die Leistung bringen kann, für die er eigentlich einmal ausgelegt wurde. Also sollte der wieder auf 3-Phasen Wechselspannung umgebaut werden. Eigentlich eine einfache Sache, wenn man einen Schaltplan hat. Aber ganz ohne irgendwelche Unterlagen und mit fortlaufend nummerierten Klemmenbezeichnungen ist das eine kleine Herausforderung. Ich will jetzt nicht ins Detail einsteigen. Nach ein paar Stunden Arbeit spuckt das Ding wieder saubere 400 Volt auf allen drei Phasen aus. (Nur eines noch: Beim ersten Einschalten stand ich plötzlich alleine in dem Generator-Häuschen. Der Rest vom Team war zusammen mit den übrigen Zuschauern „plötzlich“ mit anderen wichtigen Aufgaben beschäftigt…) Wir erledigen dort vor Ort noch ein paar weitere kleine Aufgaben und machen uns dann auf den Rückweg nach Makeni. Wir müssen immer vor Einbruch der Dunkelheit in der BoO zurück sein. In Makeni wird es Zeit fürs Abendessen. Anders als beim Mittagessen, wird fürs Abendessen selber gekocht. Rudi steht am Herd und kocht Chili con Carne. Sven und Jörg erledigen Papierkram und ich nutze die Zeit, um mich etwas in meinem Zimmer einzurichten (respektive den Kram von meinem Vorgänger auszumisten und zu entsorgen…) Nach dem Abendessen sitzen wir noch lange zusammen und schauen uns die Bilder an, die Sven und Jörg gemacht haben, als sie vor drei Monaten zum ersten Mal hier waren und mitten im Busch das erste THW Lager aufgeschlagen haben. Sven bleibt wiederum für vier Wochen, während Jörg bis zum Einsatzende im Juni 2015 hierbleiben wird. Wow, Riesen-Respekt!