Sonntag, 12.07.2020 — Bouconvillers - Paris

 

26. Tag Bouconvillers - Paris
Wetter morgens: sonnig, strahlend blauer Himmel, keine Wolke zu sehen, kein Wind
Tages-Kilometer: 110
Gesamt-Kilometer 3181
Durchschnitt: 18,9
Fahrzeit: 5h35
Wetter tagsüber: sehr sonnig, blauer Himmel, etwas Wind, sehr warm
Wetter abends: siehe tagsüber
Abfahrt 8:30
Ankunft ??

Es war schon wieder fast 22 Uhr als ich ins Bett gegangen bin. Geschlafen habe ich sehr gut. Um 4 Uhr bin ich mal wach geworden und habe etwas getrunken. Dann habe ich geschlafen bis um kurz vor 7 Uhr. Ich bin aufgestanden und starte gemütlich in den Tag. Ich freue mich schon wirklich sehr auf Paris. Auch wenn da wieder sehr sehr viele Leute unterwegs sind und sehr dichtes Gedränge herrscht. Ich werde wohl besser die meisten Dinge dort zu Fuß besichtigen. Oder jedenfalls ohne Anhänger. Dann kann ich den Fußgängern auch besser ausweichen. Nun ja. Erst mal dort sein, dann sieht man weiter. Bis Paris sind es schon noch ein paar Kilometer!
Ich frühstücke heute ein paar Kekse und andere Sachen aus dem Proviant. Hier mitten im Nirgendwo gab es gestern keine Milch. Und ich wollte auch nicht nochmal 10 Kilometer fahren. Deswegen gibt's schließlich den Proviant.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Ich trage meine Sachen runter und will zum Hotel hinaus, aber die Türe ist abgeschlossen. Hm.... Komisch.... Und dabei ist das doch ein Fluchtweg...?? Aber da war ja noch der extra Eingang für die Nacht. Da geht die Türe auf und und komme raus. Viel ist am Sonntag Vormittag hier irgendwie nicht los. Egal... Ich hole mein Fahrrad aus dem Abstellraum und lade die Tasche in den Bobby. Somit bin ich startklar. Na hoffentlich ist das Tor vom Hof nicht auch abgeschlossen. Aber es lässt sich öffnen und da kommt auch grade schon jemand vom Hotel. Er fragt mich noch wie ich geschlafen habe und wünscht mir eine gute Fahrt. Damit sind dann eigentlich auch meine Kenntnisse in Französisch so ziemlich ausgeschöpft. Ich muss nun erst mal knapp 12 Kilometer fahren, bis ich wieder am Track bin. Aber am diesem herrlichen Sonntag Vormittag ist das kein Problem. Es ist noch ein bisschen kühl, aber das wird sich bestimmt schnell ändern. Mir fällt auf, dass viele Felder schon gemäht sind. Gerste und Weizen sind schon weg. Die Ernte ist in vollem Gange, denn immer wieder sehe ich Wagen an den Feldern stehen, die auf dem Mähdrescher warten. Noch ist es zu früh, aber wenig später sehe ich schon den ersten Mähdrescher. Für mich sind die gemähten Felder immer ein Zeichen, dass der Sommer seinen Zenit erreicht oder eigentlich schon überschritten hat. Ach, was waren das immer für schöne Zeiten bei den Verwandten im Norden, als ich dort den Sommer in der Landwirtschaft verbringen durfte. Ich denke gerne daran!! Die Zeit hat mich schon geprägt.
So aber jetzt zurück zur Reise durch Frankreich. Als ich wieder auf dem Track bin geht es erst mal noch schön durch die Natur. Aber bald schon merke ich, dass die Gegend immer mehr städtischen Charakter annimmt. Die Wege entlang der Seine sind heute auch sehr voll. Klar, es ist Sonntag, da sind viele Leute unterwegs. Viele Fahrräder und je mehr man in die Städte kommt, umso mehr Fußgänger und Jogger. Ich muss wirklich langsam tun, denn die Leute hören oft die Klingel nicht, weil sie Kopfhörer tragen. Und hin und wieder weichen die plötzlich einem Schlagloch aus ohne sich vorher umzuschauen. Das bringt mich hin und wieder ziemlich in Not, um einen Unfall zu vermeiden. Und ich fahre schon deutlich langsamer und vorsichtiger. Denn ich muss ja auch irgendwie um die Schlaglöcher drumherum kommen. Zwei hatten etwas Pech. Die dachten es kommt nur ein Fahrrad. Dass da ein Anhänger dran ist haben sie dann  gemerkt.....

Oh, ich glaube ich erzähle zu ausführlich.

Es ging also doch noch ein ganzes Stück bis Paris. Aber schließlich taucht dann tatsächlich in der Ferne der Eifelturm vor mir auf. Der Track endet an der Kathedrale von Notre Dame. Oder besser gesagt vor dem was davon noch steht nach dem Brand. Es ist eine große Baustelle und wird sicher noch eine Weile dauern, bis ich Kathedrale wieder so groß und schön ist, wie sie einst war. Dennoch ist es ein beeindruckendes Bauwerk. Weniger schön fand ich das Gedränge. Zum Glück war ich mit Fahrrad und Bobby unterwegs und konnte ein bisschen Abstand im Hinblick auf Corona verschaffen. Aber ich war wohl der einzige, der sich über Corona hier Sorgen gemacht hat. Ich bin dann auch bald weiter, weil es mir einfach zu viele Leute waren. Die nächste Station war der Eifelturm. Oh Mann!!! Das ist schon ziemlich geil, was die damals gebaut haben. So viele kleine Details. Das sieht man ja auf den Bildern gar nicht. Ich bin wirklich auch sehr beeindruckt. Außerdem bin ich natürlich auch froh, dass ich es bis hier her geschafft habe. Wobei... Allmählich sind komische Geräusche aus dem Rahmen vom Fahrrad zu hören, wenn ich sehr kräftig in die Pedale treten muss. Ich hoffe der Rahmen vom Fahrrad hält noch eine Weile...
Gut, nachdem ich den Eifelturm hinter mir gelassen habe bin ich noch zum Triumphbogen. Dann wars genug mit Sightseeing für heute. Ich bin echt müde und will jetzt mal zur Unterkunft. Das kleine Hotel ist auf Gäste die mit dem Fahrrad anreisen leider nicht wirklich vorbereitet. Der Mann an der Rezeption ist etwas verwirrt. Aber trotzdem sehr freundlich und versucht eine Lösung zu finden. Corona sei dank gibt es kein Frühstück und so kann ich Fahrrad und Anhänger im kleinen Speisesaal abstellen. Wunderbar! Dann kümmere ich mich um meine Klamotten und nach dem Duschen mache ich noch einen kleine Spaziergang durch die Stadt. Das wars dann aber auch für heute. Das Tagebuch wird heute ziemlich ausführlich. Aber egal. Es gab ja auch einiges zu erzählen.
Eine Sache hat mich heute auch sehr bewegt. Das muss hier noch rein. Auf dem Weg ins Zentrum von Paris entlang der Seine bin ich an einer oder besser gesagt zwei kleinen Zeltstädten vorbeigekommen. Dort standen bestimmt 200 oder mehr dieser kleinen billigen Zelte herum. Die nimmt man mit auf ein Festival- Wochenende und schmeißt sie anschließend weg, weil sie nichts taugen. Dich an dicht standen die zelte am Ufer. Wirklich ein Zelt am anderen und alles war voller Menschen die dort irgendwie gelebt oder eher gehaust haben. Menschen aus Afrika, die dort irgendwie den Tag verbringen. Menschen die tatsächlich existieren, aber um die sich niemand zu kümmern scheint. Sie existieren wohl einfach nicht. Aber sie sind da!
So sieht es also aus, das Europa von 2020. Na ja.... Gute Nacht!