Dienstag, 10.07.2012 - Dimmuborgir – Asbyrgi
Tageskilometer: 124 km
Durchschnitt 18,1 km/h
Morgens bedeckt, sehr kühl, zum Mittag etwas Sonne aber windig, am Abend blauer Himmel, 10°C
In der Nacht hat es nochmal geregnet und ich bin echt froh, dass ich in dem Gästehaus übernachtet habe. Auch, wenn der Preis dort eigentlich über meinem Limit von 5000 Kronen lag. Ich habe aber deswegen vielleicht umso besser geschlafen und mir heute Morgen das Frühstück auch wirklich schmecken lassen. Vielleicht lag das ausführliche Frühstück auch an dem grauen Himmel draußen. Da bleibt man schon gerne noch etwas länger im Warmen. Nach dem Frühstück prüfe und schmiere ich noch die Kette. Das wichtigste Verschließteil am Fahrrad. Deswegen sollte da schon immer alles in Ordnung sein. Anschließend packe ich meine Sachen zusammen. Als ich los fahre hat es grade mal 5°C und ich muss zugeben, dass ich nicht grade in bester Bike-Stimmung war. Die Gegend um den Myvatn ist vulkanisches Gebiet. Bald sieht man von weitem schon einen hohen Schornstein, aus dem weißer Dampf aufsteigt. Das ist ein typisches Zeichen für eines der vielen Geothermie-Kraftwerke hier in Island. Später sind dann die Bohrlöcher zu sehen und die Rohrleitungen, mit denen die Bohrlöcher und das Kraftwerk verbunden sind. Ein Stück weiter etwas abseits der Straße dampft es überall aus dem Boden. Das will ich mir schon mal genauer anschauen und biege ab. Es gibt zahlreich kleine Spalten aus denen warmer, teilweise sogar heißer Dampf aufsteigt (man muss beim Dampf sehr vorsichtig sein. Der kann „überhitzt“ sein. Das bedeutet mehr als 100°C warm sein, was eine große Verbrennungsgefahr darstellen kann). Ein Stück weg von den kleinen Spalten ist das Gelände von einer langen und tiefen Spalte durchzogen, aus der es ebenfalls teilweise recht kräftig dampft. Es ist offenbar eine Störzone, die hier gradewegs vor mir verläuft. Davon sehe ich im Laufe des Tage noch einige mehr. Nach meinem kleine Geothermie-Exkurs fahre ich auf der „1“ weiter. Zum warm werden geht es erst mal einen kleinen Sattel hinauf. Oben angekommen ist dann ein riesiges solfataren Gebiet zu sehen. Riesige Blubberlöcher und Dampfspeier umgeben von einer Art Geister- oder Mondlandschaft. Aufgefallen ist mir die Sache auch, weil es da vor Touries nur so gewimmelt hat, aber natürlich auch wegen der vielen Dampfspeier. Nachdem ich mir die Blubberlöcher aus der Nähe angeschaut habe, fahre ich weiter. Nach einem kurzen Stück komme ich an einen Abzweig der Straße. Von hier führt eine Stichstraße zum Vulkan Krafla. Dort soll ein großes Geothermie-Kraftwerk stehen. Es war wohl das erste, dass in Island gebaut wurde und hat eine Leistung von 60 MW. Nicht schlecht… Leider gibt ist es nicht möglich das Innere zu besichtigen. Schade. Nun gut, der Tag ist noch jung und ich will heute noch zum Dettifoss fahren. Es gibt zwei Routen, über die man den größten Wasserfall im Nordosten Islands erreichen kann. Die Westroute ist bis zum Dettifoss eine gut ausgebaute Straße. Anschließend soll sie schlechter werden. Ich möchte auch nicht wieder die gesamte Strecke vom Dettifoss bis zur „1“ zurückfahren. Weil auf der gut ausgebauten Westroute aber viel Verkehr ist, entscheide ich mich die Ostroute über die „864“ zu nehmen. Die soll alles in allem auch besser zu fahren sein. Außerdem erscheint mir der Straßenverlauf auf der Karte kürzer zu sein. Warum schreibe ich so viel darüber, warum ich mich so und nicht entschieden habe? Ganz einfach, weil die Straße sehr bescheiden war. Eine verdammte Waschbrettpiste die sich über mehr als 30 Kilometer zieht und Material, Hintern (und Nerven) wirklich aufs Äußerste strapaziert. Diese Scheißpiste hat echt der Teufel gebaut! Ausweichen ins Bankett geht nicht, weil es aus sehr weichem Sand besteht. Die Räder sinken sofort tief ein und ich komme gar nicht mehr voran. Der Anblick des absolut imposanten Dettifoss lässt mich aber den Frust über die Piste erst einmal vergessen. Die Größe des Wasserfall und die gewaltigen Wassermassen, die hier zu Tal stürzen sind wirklich sehr beeindruckend. Ich verbringe einige Zeit hier. Wohl auch, weil ich nicht grade motiviert bin auf dieser Waschbrettpiste weiter zu fahren. Als ich weiterfahre komme ich noch am Hafragilsfoss vorbei. Dort fließen dieselben Wassermassen runter, wie am Dettifoss. Nur ist der nicht ganz so hoch und es sind deutlich weniger Touris hier. Nach einer ausgiebigen Mittagspause mache ich mich auf den weiteren Weg nach Asbyrgi. Glücklicherweise ist die Piste auf den nächsten 30 Kilometer etwas besser. In Asbyrgi angekommen baue ich mein Zelt auf und mache es mir gemütlich. Inzwischen ist der Himmel aufgeklart und es ist kalt. Heute Nacht werde ich meinen Schlafsack wohl besser mal zumachen.