Mittwoch, 11.07.2012 - Asbyrgi – Raufnarhöfn

Tageskilometer: 94 km

Durchschnitt: 17,8 km/h

Sonne, Sonne, Sonne, wenig Wind (perfektes Bike-Wetter), Abends blauer Himmel, 13°C

 

Die vergangene Nacht im Zelt war, wie erwartet, recht kühl. Das hatte sich schon gestern Abend während des Abendessens im Zelt angekündigt. Ich habe mir schnell noch warme Strümpfe angezogen, damit die Füße nicht kalt werden. Mit kalten Füßen in den Schlafsack ist ungünstig, weil ich erst einschlafe, wenn die Füße warm sind. Weiß nicht warum… Meine warme Jacke hatte ich ohnehin schon den ganzen Tag über an. In der Nacht musste ich mal kurz aus dem Zelt und habe einen Blick aufs Thermometer geworfen. Nur ganz knapp über Null Grad. Ja, so fühlt es sich auch grade an… Als ich am nächsten Morgen kurz vor 8 Uhr aufwache, scheint die Sonne schon etwas aufs Zelt und wärmt das Innere etwas an. Eigentlich wäre das die perfekte Gelegenheit für ein gemütliches Frühstück. Doch das fällt leider aus. Meine Vorräte (sind bis auf ein paar Reserve-Kekse) komplett aufgebraucht. Ich mache mich also dran und packe meine Sachen zusammen und schaue, dass ich los komme. In der Nähe gibt es eine Tankstelle, die fast schon einem kleinen Supermarkt gleicht. Dort kaufe ich nur das Allernötigste ein und fahre dann weiter. Denn wie in Deutschland auch, sind Tankstellen nicht gerade die preisgünstigsten Möglichkeiten zum Einkaufen. Ich fahre die „85“ weiter nach Norden und komme ganz gut voran bis Kopasker. In dieser Ortschaft entdecke ich eine gemütliche Bank, die windgeschützt ist und in der Sonne steht. Hier mache ich Mittagspause. Denn sobald man nicht mehr fährt, kühlt einen der kalte Wind aus Grönland schon recht schnell aus. Im Supermarkt um die Ecke kaufe ich ein und fülle meine Vorräte wieder gut auf (Kekse, Brot, Äpfel und so weiter). Gut gestärkt und erholt nehme ich die „870“ und möchte die nördlich gelegene Halbinsel umrunden. Ich freue mich das Nordmeer zu sehen. Die Strecke ist ebenfalls wieder eine Schotterpiste. Zum Glück jedoch keine solch üble Waschbrettpiste, wie das gestern der Fall gewesen ist. Nach ein paar Kilometern bekomme ich tierische Begleitung. Ein kleiner Hund läuft mit hohem Tempo neben mir her. Der macht keinen aggressiven Eindruck und soll mir die Begleitung grade recht sein. Der wird schon schnell wieder umdrehen denke ich mir. Auf den nächsten 5 Kilometern hängt der Hunde aber eher mich ab, als ich ihn. Er wartet sogar freundlicherweise an den steilen Anstiegen auf mich, bis ich hinterhergekeucht bin. Bergab fahre ich dann dafür langsamer, damit er mithalten kann. Tja, nach 10 Kilometern lief das Spiel immer noch so. Nach 15 Kilometern auch noch. Jetzt wird es eher mal für mich Zeit für eine kleine Rast. Am Strand finde ich eine kleine Plastikschale, die das Meer angespült hat. In diese Schale fülle ich etwas von meinem Wasser. Der Hund hat das ziemlich schnell kapiert und säuft die Schale leer. Der war wohl ordentlich durstig. Dann geht´s weiter. Irgendwie muss ich an den kleinen Begleiter auf der Wanderung von München nach Venedig denken. Da hatten wir auch einen Tag lang solch einen Begleiter. Dann kommt ein Weiderost in der Straße. Ich denke mir schon, dass nun wohl mein Begleiter nicht mehr weiterkommt. Aber der scheint sich mit den Eisenschienen in der Straße ganz gut auszukennen und läuft vorsichtig drüber weg. Ich mache mir schon Gedanken, wie das mit dem Hund weitergehen soll. Aber da rennt er auf einmal zu einem Hof und ist verschwunden. Nun gut, das ist mir auch recht. In Raufnarhöfen haben die Geschäfte schon geschlossen. Auf dem kleinen Campingplatz suche ich mir einen schönen Platz raus und stelle fest, dass es dort sogar in einem Container eine Dusche gibt (warmes Wasser inklusive!) Ich nutze die Chance, um meine Klamotten zu waschen. Weil außer mir sonst niemand auf dem Campingplatz ist, hänge ich meine Sachen ganz frech in der Dusche zum Trocknen auf. Grade als ich damit fertig bin, kommt ein Fahrzeug auf den Platz gefahren. Schade, ich breche meine Trockenaktion erst einmal ab, damit die Leute die Dusche nutzen können, falls nötig. Es ist ein nettes Ehepaar und wir unterhalten und eine ganze Weile über alles Mögliche allgemeinen und Gott und die Welt im Speziellen. Gegen Abend hänge ich dann meine nassen Sachen wieder in die Dusche und drehe die Heizung an. Anschließend mache ich mir ein paar Gedanken über den weiteren Verlauf der Route: Wo will ich noch hinfahren und wofür reicht mir die Zeit? Ist ein Abstecher ins Hochland möglich, oder nicht…?