Mittwoch, 07.07.2021 — Feltre - Lido di Jesolo
8. Tag
Wetter morgens: sehr sonnig, strahlend blauer Himmel, kein Wind, noch kühl
Tages-Kilometer: 127 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 948 Kilometer
Durchschnitt: 20,7 km/h
Fahrzeit: 6h08
Wetter tagsüber: sehr sonnig und heiß, leichter Wind
Wetter abends: sonnig, heiß, kein Wind
Abfahrt: 09:15 Uhr
Ankunft: 19:00 Uhr
Nachdem ich gestern Abend noch eine Weile den Verkauf der Route angeschaut habe und auch so irgendwie vor mich hin getrödelt habe war es dann auch wieder 22:30 Uhr, als ich ins Bett gegangen bin. Ich habe die Klimaanlage über Nacht abgestellt, weil das Ding einen unglaublichen Lärm produziert. Fenster öffnen macht keinen Sinn, weil viel zu viel Verkehr auf der Straße vor dem Hotel ist. Das ist eben der große Nachteil vom Tal. Da war mir die Ruhe in den Bergen schon lieber. Von der blöden Klimaanlage hab ich mir trotzdem ein bisschen Zugluft geholt und ein Muskel im der Schulter tut weh. Den brauch ich aber hoffentlich heute nicht zum Radfahren. Mal sehen.
Ich frühstücke jetzt, packe meine Sachen zusammen und dann geht's weiter.
Mein Fahrrad hat in der Tiefgarage übernachtet, während Bobby im Zimmer bei mir war. Ich prüfe die Reifen am Fahrrad, hänge den Bobby an und schiebe die steile Auffahrt hinauf. Schon hierbei muss ich schwitzen. Nachdem ich gestern Abend noch lange über die Strecke für heute nachgedacht habe, ist gestern noch ein wichtiger Entschluss gefallen: Gleich heute Vormittag macht der Track noch eine große Schleife von etwas mehr als 40 Kilometern und kommt eigentlich effektiv nur 5 Kilometer von meiner jetztigen Position wieder an der Hauptstraße heraus der ich grade bin. Ich habe mich schon die letzten Tage sehr oft gefragt was die Römer eigentlich geritten hat, solche teilweise extrem anstrengenden Wege zu nutzen, statt einfach im Tal zu bleiben? Na ja, wie auch immer. Ich werde die Via Claudia Augusta jetzt mal ein bisschen freier interpretieren und auf jeden Fall diesen Bogen auslassen. Selbstverständlich folge ich dann auch wieder dem Track. Die Freude über die gesparten Kilometer währte allerdings nicht besonders lange. Nach ungefähr 18 Kilometern verlässt die Via Claudia Augusta wieder das Tal. Es geht bergauf. Und wie!! Bergauf, bergauf, bergauf.... Gefühlt wurde die Strecke nach jeder Kurve noch ein bisschen steiler. Der Belag was Asphalt, der in der prallen Sonne auch schön warm war. Ich weiß nicht genau wie lange ich nur bergauf gefahren bin, eine Stunde? Anderthalb? 6 Kilometer oder mehr?? Nun, das GPS Gerät hat es aufgezeichnet und ich kann mir das mal bei Gelegenheit anschauen. Die Wärme und die hohe Belastung über so lange Zeit machen mir schon zu schaffen. Jedenfalls sein meine Radlerklamotten wirklich komplett völlig nass. Ich ziehe ein Spur hinter mir her, mit dem Schweiß der die Arme hinter läuft und die Fahrrad-Handschuhe unter Wasser setzt. Ähnlich ist es auch beim Rest. Als ich schließlich den Anstieg geschafft habe ziehe ich eine frische Radlerhose an. Die andere kann ich auswringen und lege die erst mal in die Sonne zum Trocknen. Also das war schon echt krass. Nichtsdestotrotz kommt schnell auch der Blick für die Natur wieder. Autos oder Motorräder gibt's hier so gut wie nicht. Während der gesamten Zeit sind vielleicht fünf Autos an mir vorbei und drei Motorräder. Nachdem ich wieder teilweis abgetrocknet bin mache ich mich auf den Weg ins Tal. Nun müssen die Bremsen wieder die gesamte Arbeit von mir vernichten. Hm.... Das tun sie zwar gut, doch bald wieder mit hörbarem Kreischen. Als ich zwischendurch mal an einem "Steinschlag" anhalte reicht es nach heißem Metall und heißen Bremsbelägen. Der gewaltige Felsbrocken an dem ich anhalte ist schon eine Kehre weiter oben auf der Straße eingeschlagen und hat diese samt Leitplanke zerstört. Weil die Leitplanke ihn nicht aufhalten konnte ist es dann eben nochmal ein Stück weiter unten gelandet. Besser schnell weg von hier. Irgendwann habe ich das Ende der Abfahrt erreicht nun geht's flach weiter. Die Bremsen können abkühlen und die Bremsscheiben wieder eine normale und gesunde Farbe annehmen. Es geht nun auf einer mäßig befahrenen Straße weiter. Aber nur ein paar hundert Meter. Dann zweit die Via Claudia Augusta wieder auf einen Schotterweg ab. Ich bin neugierig und prüfe im GPS Gerät, wo der Weg wieder herauskommt. Wieder auf genau der gleichen Straße auf der ich jetzt schon bin. Ich muss die Straße einfach nur geradeaus weiterfahren und nach 10 Kilometern bin ich dann quasi wieder auf der Via Claudia Augusta. Also auf extra Höhenmeter habe ich heute wirklich keine Lust mehr. Ich würde sehr gerne heute Abend in Lido di Jesolo ankommen. Dort war ich vor vielen Jahren mal mit Wanderkumpel Passi, als wir von München aus nach Venedig gewandert sind. Irgendwie zieht es mich da einfach wieder hin. Die Erinnerung an die Wanderung mit Passi begleitet mich den ganzen Nachmittag. Wie damals waren es heute auch wieder beinahe nicht enden wollende Pflichtkilometer in glühender Hitze entlang irgendwelcher Deiche. Damals konnte ich die Hitze des Asphalt durch die Wanderschuhe spüren. Schatten gibt es nicht. Bäume sind auf dem Deich verboten. Um kurz vor 19 Uhr erreiche ich dann Lido di Jesolo. Ich kaufe mir noch etwas Saft zum Trinken, suche dann das Hotel, packe meine aus die ich zum Baden im Meer brauche und laufe dann zum Strand. Ab ins Wasser! Das hat wirklich gut getan. Mal davon abgesehen, dass Sonnenbrand und Salzwasser nicht ganz so angenehm ist, aber es war zum aushalten. Die Freute übers Meer überwiegt. Nach der Abkühlung dusche ich im Hotel, esse zu Abend und kümmere mich ums Tagebuch. Auch nur beim Sitzen und tippen läuft mir schon der Schweiß, als wäre es heute noch nicht genug gewesen. Mir jedenfalls reicht es. Ich gehe jetzt dann ins Bett.