Radreise nach Athen - 2021
Sonntag, 18.07.2021 — Cetinje - Shkoder (Albanien)
19. Tag
Wetter morgens: starke Bewölkung, kein Wind, kühl, kurz Regen, dann wieder trocken
Tages-Kilometer: 114,8km
Gesamt-Kilometer: 2123,8km
Durchschnitt: 20,1km/h
Fahrzeit: 5h13
Wetter tagsüber: zunächst starke Bewölkung, ab dem späten Vormittag Gewitter. Kurz mal trocken, ab dem Nachmittag kräftiger Dauerregen und Gewitter. Ab dem späten Nachmittag wieder trocken, aber windig.
Wetter abends: sonnig, trocken, sehr warm, etwas Wind.
Abfahrt: 9:45 Uhr
Ankunft: 18:30 Uhr
Ich habe eigentlich ganz gut geschlafen. Zum Glück kühlt es in den Bergen nachts ab und die Temperaturen im Zimmer sind erträglich. Ich stehe gehen 7 Uhr und starte gemütlich in den Tag. Der Himmel ist sehr dicht bewölkt und wenig später beginnt es zu regnen. Ich gehe zum Frühstück und tanke erst mal Kalorien. Ich lasse mir Zeit mit dem Packen, bis der Regen nachgelassen hat, dann noch zahlen und los geht's. Ich hänge den Bobby ans Fahrrad und unterhalte mich noch eine ganze Weile mit den Leuten vom Hotel. Die interessieren sich sehr für den Anhänger. Einer von beiden fährt auch gerne Fahrrad. Da gibt's natürlich dann eine Menge zu erzählen. Doch irgendwann muss ich dann auch mal los. Der Weg führt zunächst ein paar Kilometer auf der Hauptstraße. Da ist aber wenig los am Sonntag. Dann verlässt der Track die Hauptstraße und verläuft auf einer sehr wenig befahrenen aber wunderschönen Panorama-Straße. Na ja, die Straße war nicht so schön, aber die Aussicht. Unglaublich. Wirklich sehr schön. Die Berge und der Blick auf die Täler. Am späten Vormittag wird meine Freude leider etwas eingetrübt. Plattfuß. Mist! Ich suche mir eine gute Stelle, packe das Werkzeug aus und nehme den Vorderreifen ab. Um Glück kann ich das Rad am Fahrrad lassen und muss nur den Schlauch raus ziehen und den Reifen nach dem Gegenstand absuchen. Es stellt sich raus, dass ich trotz regelmäßiger Kontrolle nach Fremdkörpern inzwischen mehrere kleine Glasscherben im Vorderreifen eingesammelt habe. Beim Hinterreifen hatte ich neulich noch rechtzeitig eine Scherbe herausziehen können. Ich kontrolliere nochmal gründlich alle Reifen und finde im Hinterreifen auch nochmal einen kleinen Splitter. Dann baue ich alles wieder zusammen, packe das Werkzeug ein und fahre weiter. In der Ferne braut sich ein Gewitter über den Bergen zusammen. Das sieht sehr schön aus, wenn die Blitze vom Himmel zucken, aber mir wäre es lieber ich stünde nicht irgendwo in den Bergen, wenn es gewittert. Nun geht's aber auch mal bergab ins Tal. Da finde ich einen Unterstand, während das Gewitter vorrüber zieht. So arg war es dann gar nicht. Ich nutze die Zeit um den defekten Schlauch zu flicken und warte ab, bis der Regen nachgelassen hat. Dann kann ich hoffentlich weiter ohne Probleme. Ich packe all mein Werkzeug wieder sauber in die Tasche vom Bobby und will weiter. Ach, noch kurz mal den kleinen Reifen vom Bobby kontrollieren. Der ist schon etwas mitgenommen von den vielen Kilometern. Ich entdecke tatsächlich eine kleine Glasscherbe. Mist, na ja, dann hole ich schnell die Pinzette und die kleine Nagelschere um die blöde Scherbe auch noch raus zu fummeln. Zzzzz.... Nee jetzt, oder. So eine Scheiße! Nur ein bisschen falsch gedrückt und schon ist der Reifen platt. Dann wäre vermutlich ein paar Stunden später der Bobby auch platt gewesen. Aber ärgerlich ist es schon sehr. Also packe ich alles wieder aus, was zum Flicken brauche, tausche den Schlauch und baue das Hinterrad wieder in den Bobby. Geflickt wird dann heute Abend. Nun kann es endlich weiter gehen. Es stehen noch ein paar Anstiege bevor. Der Weg verläuft entlang einer langen Panorama-Straße. Zum Glück ist heute aber nicht viel Verkehr. Ein paar Autos ab und zu, das ist okay. Die Gewitter hängen fest in den Bergen. Leider fahre ich genau darauf zu, statt davon weg. Erstaunlich lange tropft es nur ein bisschen. Doch dann wird es deutlich stärker und es wird auch kalt. So kann ich dann doch nicht weiterfahren. Ich halte an und hole die Regenjacke und Überschuhe aus dem Bobby. Dann kanns weiter gehen. Vom Sattel des dritten Pass kann man Albanien sehen. Die Grenze verläuft hier über den Gipfel. Nur gibt es hier keinen Grenzübergang. Da muss ich nochmal 20 Kilometer fahren. Auf der albanischen Seite der Berge hört der Regen auf und die Sonne kommt raus. Das tut gut. Ich kann die Klamotten in den Bobby packen und fahre bis zur Grenze. Die Berge habe ich nun erst einmal hinter mir gelassen. Am Grenzübergang gibt's wieder lange Schlangen. Ein Autofahrer weißt mich darauf hin, dass es einen Durchgang für Fußgänger gibt, dann geht's für mich schneller. Das ist natürlich sehr nett. Die Grenzanlagen teilen sich Montenegro und Albanien. Am einen Fenster kontrolliert der eine, am anderen Fenster der nächste. Personalausweis geben kurzer Check, fertig. Weiter geht's. Willkommen in Albanien. Bis zur Stadt Shkoder sind es nochmal 15 Kilometer. Das schaff ich aber ganz zügig. Auf den Straßen ist schon viel Verkehr. Und irgendwie fühlt sich das hier schon ein bisschen an wie Tunesien. Die Märkte, die Minarette, die Leute, der Verkehr und und und. Ich erreiche bald mein Hotel. Die Leute sind sehr freundlich. Nach einer Dusche kaufe ich Proviant für morgen und laufe dann noch ein bisschen die Promenade entlang. Es gibt zwar keinen Strand und auch kein Meer, aber auch hier schaffen sie es schöne Bereiche ohne Autos zu schaffen. Als ich wieder zurück bin kümmere ich mich um die Wäsche, das Tagebuch und (oh Mist....) den Schlauch vom Bobby. Ich hab gar keine Lust mehr darauf. Aber das muss schon sein.
Montag, 19.07.2021 — Shkoder - Durres
20. Tag
Wetter morgens: Sonnig und warm, kein Wind leichte Bewölkung
Tages-Kilometer: 153,5km
Gesamt-Kilometer: 2277,2km
Durchschnitt: 23,1km/h
Fahrzeit: 6h36
Wetter tagsüber: bis zum Nachmittag sonnig und sehr warm, dann ein kräftiger Gewitter mit starken Wind
Wetter abends: wolkenlos, sehr warm, toller Sonnenuntergang
Abfahrt: 09:30 Uhr
Ankunft: 17:45 Uhr
Nachdem ich ganz gut geschlafen habe stehe ich um kurz vor 7 Uhr auf und kümmere mich zunächst um mein Fahrrad. Nach dem vielen Regen gestern müssen die Kette und die Ritzel sauber gemacht und mit etwas Öl versorgt werden. Ich kontrolliere nochmal gründlich alle Reifen. Aber es bleibt eben nur zu hoffen, dass es nun etwas mehr Glück habe. Zeit fürs Frühstück. Frühstück gibt's im Freien vor dem Hotel, WLAN reicht bis draußen und somit die die morgendliche Lektüre der Zeitung möglich. Ist ja fast wie zu Hause... Na das scheint ja mit dem Sommer in Deutschland nun auch was zu werden!
Nun wird es aber Zeit. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen, trage alles runter zum Bobby, bezahle und mache mich auf den Weg. Dank GPS Gerät finde ich schnell hinaus aus der Stadt und dann entlang der Hauptstraße. So kann ich wenigstens mal ordentlich Kilometer machen. Ein paar Höhenmeter gibt's zwischendurch zwar auch noch, aber nichts wildes. Der Verkehr ist leider ziemlich dicht. Aber nicht sehr schnell und die Autos und Lkws nehmen schon Rücksicht. Nach einigen Kilometern auf der Hauptstraße zweigt der Weg dann ab. Uff, zum Glück bin ich raus aus dem Verkehr. Der nach 100 Metern wird der Weg total schlecht, ist mit Müll und Glasscherben übersäht und kommt für mich nicht in Frage. Ich schaue auf der Karte, ob und wo der Weg wieder auf die Hauptstraße zurück kommt und beschließe dass ich die nächsten 15 Kilometer auf der Hauptstraße bleibe. Dann kommt der Weg ohnehin wieder zur Hauptstraße zurück. Das mit dem Verkehr geht. Zumal ohnehin alles steht bzw nur noch im Schritttempo vorwärts geht. Als alles steht und auch kein Gegenverkehr mehr kommt fahre ich einfach mal links vorbei. Nach einem Kilometer komme ich an einem schweren Unfall. Bei der Einfahr auf die Hauptstraße hat es mehrerer Fahrzeuge ziemlich erwischt. Ich schaue aber viel lieber sehr genau auf die Straße, damit ich irgendwie ohne Platten durch das Trümmerfeld komme. Dann geht's weiter. Mein Schnitt liegt bei 26km/h. Mit Anhänger eine gute Leistung. Es geht durch mehrere große Städte. Ich bin jedesmal fasziniert von dem Gedränge auf den Märkten, den vielen Menschen vor den Geschäften und irgendwie auch von dem halbwegs koordinierten Chaos auf den Straßen. Aber man gewöhnt sich schnell daran und irgendwie komm ich immer gut und sicher durch. Inzwischen gibt's auch gute Wege abseits der Hauptstraße. Na ja, bis zum Flughafen von Tirana. Hier zweigt der Weg wieder ab und wird Schotterweg. Aber machbar. Einige Kilometer später erreiche ich den ersten Vorort von Tirana. Ich beobachte schon seit einer guten Stunde den Horizont und sehe wie sich wieder genau in meiner Richtung ein Gewitter zusammen braut und auch entlädt. Der Wind wird so stark und treibt so viel Dreck durch die Luft, dass ich erst mal eine kurze Pause mache. Es ist blöd, wenn beim Fahren beide Augen voller Dreck sind und ich nichts sehen kann. Ausserdem macht solch starker Gegenwind nicht viel Spaß. Ich habe außerdem schon 110 Kilometer gemacht, da ist eine Pause gut. Ein Stück ist es aber noch. 40 Kilometer muss ich noch machen bis zur Unterkunft. Ich stärke mich erst mal mit ein paar Keksen. Denn grade hab ich echt Kohldampf. Das Gewitter zieht zum Glück an mir vorbei. Ich kann also bald weiter und erreiche die Hauptstadt Albaniens: Tirana. Dank dem GPS komme ich halbwegs gut durch das Gedränge der engen Gassen. Teilweise hat das GPS Gerät schon Probleme mit dem Empfang weil die Häuser so hoch und die Gassen so eng sind. Denn der Track verläuft nicht auf den Hauptstraßen, sondern irgendwie abseits der großen Straßen. Was ganz gut ist. Doch irgendwann lande ich immer auf einer Hauptstraße. Zum Glück lässt der Verkehr bald nach. Bis Durres zieht es sich leider noch ein ganzes Stück. Nun ja, über 150 Kilometer an einem Tag ist auch nicht grade wenig. Mir ist nur inzwischen das Wasser ausgegangen und merke, dass eine Packung Kekse für den ganzen Tag etwas wenig ist, wenn man sehr oft wirklich Volllast fährt. Es geht aber noch ganz gut bis zur Unterkunft. Nachdem ich geduscht habe kaufe ich mir noch was zum Essen und Trinken. Das Wasser im Hotel will ich diesmal nicht trinken. Ich habe zwar ein paar große Schluck genommen, weil ich unglaublich durstig war, aber meine Sinne sagten mir laut und deutlich: Lass es!! In Supermarkt gibt's Wasser in Flaschen, was ich eigentlich völlig ablehne, aber hier nicht anders geht. Ich mache noch einen Spaziergang am Strand, hole mir was zum Essen und laufe zurück zum Hotel. Wenn ich morgen früh den Hintern rechtzeitig hoch bekomme wird noch eine Runde geschwommen. Heute nicht mehr. Es ist schon wieder 22 Uhr und ich bin wirklich müde.
Doch ein bisschen was über Land und Leute will ich noch schreiben:
Bloß wo fange ich an, die Eindrücke wieder zu geben....?
Vielleicht mal beim Straßenverkehr. Der ist auf dem Hauptstraßen sehr dicht. Doch die Leute nehmen Rücksicht auf Radfahrer. Ich merke allerdings, dass ich im Vergleich zu den üblichen Radfahrern fast schon mit Lichtgeschwindigkeit daher komme. Jedenfalls fällt mir immer wieder auf, dass sich die Leute ziemlich verschätzen. Ich musste jedoch bislang keine Vollbremsung hinlegen, weil plötzlich jemand aus einer Einfahrt raus zieht. Aber wenn mich Autor überholen merken die oft, dass ich viel schneller bin und die nicht so einfach an mir vorbei sind. Da wird es mit dem Gegenverkehr manchmal schon fast brenzlig. Aber schlimmer wäre, sie würden einfach nach rechts ziehen und ich hätte das Nachsehen. Aber das ist nicht der Fall.
Auf den weniger stark befahrenen Straßen hupt ihn und wieder mal jemand kurz hinter mir. Das ist aber dieses "Achtung, ich überhole dich gleich" Hupen. Klingt komisch, aber man merkt die Leute sind entspannt. Hin und wieder gibt's auch mal einen Daumen nach oben vom Beifahrer. Nie den Stinkefinger. Auch die Polizei fährt mit Daumen noch oben hin und wieder vorbei, oder lässt kurz die Sirene krächzen.
Im ersten Hotel wo ich gestern übernachtet habe waren die Leute sehr sehr zuvorkommend und wirklich sehr sehr nett. Etwas dass ich aus der Servics-Wüste Deutschland gar nicht mehr gewohnt bin. Also herzliche sind die Leute. Umso mehr fand ich es schade, dass Google bei es Stadt Shkoder gleich automatisch "..... Kriminalität" vervollständigt. Nun ja, wer nachts in einer Großstadt alleine im Park unterwegs ist, muss leider überall damit rechnen vielleicht unangenehme Begegnungen zu machen. Da hilft eben der eigene Menschenverstand.
Damit will ich es mal bei den Leuten belassen.
Leider ist es mit dem Müll so eine Sache. Oder um es kurz zu sagen. Es sieht überall wo Leute hin kommen aus wie die Sau. Leider ist das Umweltbewusstsein quasi nicht vorhanden. Schöne Bäche oder kleine Flüsse sind voll mit PET-Flaschen. In jedes Loch wo man Müll rein werfen kann, ist schon welche drin. Es stinkt teilweise erbärmlich nach Müll und vergammelt. Vielleicht liegt auch immer wieder mal ein überfahrener Hund im Graben, ich weiß es nicht. Bauschutt wird einfach irgendwo in den Graben geworfen und ist damit aus dem Auge aus dem Sinn. Selbst während ich eine Pause an der Straße mache kommt einer mit der Schubkarre voll Bauschutt und kippt den neben mir in die Pampa. Das ist natürlich weniger schön. Aber es scheint auch keine entsprechende Struktur zu geben. Es gibt wohl keine Müllabfuhr, die die Tonnen zu Hause leert, sondern nur zentrale großen Tonnen an der Straße. Da kommt dann alles rein. Mülltrennung...? Was für ein Lacher..... An den Plätzen sieht es dann auch dementsprechend aus und riecht im Sommer natürlich. Warum dann immer noch so viel in der Landschaft landet weiß ich nicht. Jedenfalls ist das schon extrem schade.
Ach mir gehen hierzu so viele Gedanken im Kopf herum (na klar, mit irgendetwas muss man sich tagsüber ja auseinandersetzen während man fährt, wenn es der Verkehr zulässt). Aber für heute ist es genug. Ich bin müde, und sonst wird aus dem Schwimmen morgen früh nichts mehr....