Sonntag, 01.08.2021 — Rückreise Bozen - Innsbruck / Tag 4

 

33. Tag
Wetter morgens: starke Bewölkung, leichter Regen, wenig später kräftiger Regen, zwischendurch auch Gewitter 
Tages-Kilometer: 144,0 km
Gesamt-Kilometer: 3295,3 km
Durchschnitt: 19,8
Fahrzeit: keine Daten verfügbar 
Wetter tagsüber: Gewitter in Südtirol mit Starkregen, Dauerregen in Tirol, kalt 12,5 Grad Celsius)
Wetter abends: kalt, nass, leichter Regen
Abfahrt: 8:30 Uhr 
Ankunft: 18:30 Uhr 

Nachdem ich irgendwann mal ins Bett bin habe ich leider nicht gut geschlafen. Zu sehr habe ich mich über diese unnütze Fahrkarte und die schlechte Beratung geärgert. Aber vermutlich wusste es der Verkäufer in Ancona einfach nicht besser. Ich will nun nochmal zum Bahnhof fahren und versuchen mein Geld wieder zu bekommen. Aus meiner Sicht das mindeste was zu erwarten wäre. Aber ich weiß eigentlich jetzt schon, dass ich mir die Diskussion und den Ärger sparen kann. Das Geld ist weg. Ich frühstücke ein paar Kekse aus dem Proviant, ziehe mich an, packe meine Sachen wie ich es in den letzten Wochen fast jeden Tag gemacht habe und fahre los. Leider sieht die Wettervorhersage nicht ganz so toll aus. Viel Regen. Aber nach der Hitze der letzten Wochen sollte das auch mal echt gut sein.
Zunächst fahre ich doch nochmal zum Bahnhof. Ich will noch einen letzten Versuch starten wenigstens mein Geld für das blöde Ticket wieder zu bekommen. Glücklicherweise hat die Unterkunft in München, die ich während ich auf den blöden Zug gewartet habe gebucht habe, vollständig auf die Kosten verzichtet. Eigentlich hätte ich 90% bezahlen müssen. Da bin ich froh, dass ich diese Kosten zum Glück nicht auch noch tragen muss. Am Bahnhof in Bozen ist ein Schalter geöffnet und ich stelle mich in die Schlange. Ich erkläre nochmal was geschehen ist und bitte um eine Erstattung der Kosten. Der Verkäufer nimmt sich die Sache an und gibt mir ein Formular. Dies soll ausfüllen und ihm wieder geben. Das mache ich und er versucht es im Computer einzugeben. Windows2000??? Und alles unglaublich langsam. Während eine Anfrage zum Server läuft, geht der Mann zum Kopierer und macht eine Kopie von dem Formular. Da fällt mir mein Plan von heute Nacht wieder ein: TRenItalia zu haken und Lösegeld zu fordern. 70 Euro... Ich glaube manche Firmen und Organisationen laden wirklich förmlich dazu ein "Unfug" zu machen. Aber mir fehlt dazu echt die Zeit. Na ja. Auf was man nicht so alles kommt, wenn man Nachts nicht schlafen kann.
Nun gut. Der Antrag wird (hoffentlich) bearbeitet und ich bin gespannt ob ich jemals etwas von meinen 70 Euro wieder sehe. Dann gehe ich zum Fahrrad und mache mich auf den Weg  Richtung Brenner. Ich bin gespannt wie die Etappe heute wird. Nach ein paar Kilometern ist eines schon mal klar: nass. Durch das Unwetter der letzten Nacht ist der Wasserstand des  Eisack sehr hoch und überflutet an ein paar Stellen den Radweg. Gefährlich, weil ich den Untergrund nicht sehe. Es könnte ein Schachtdeckel aufgeschwommen sein. Wenn ich da rein fahre wars das. Also fahre ich langsam. Aber dann fehlt mir der Schwung und ich muss kurbeln. Sofort laufen meine Schuhe voll Wasser. Ja na. Die riechen ohnehin nicht mehr nach Rosen. Nachdem ich also von unten schon mal nass bin, fängt es an zu regnen. Ich hatte die Regenklamotten schon in den Rucksack gepackt, damit ich die Tasche vom Bobby im Regen nicht öffnen muss. Ich ziehe Überschuhe und Gamaschen an, damit die Schuhe nicht noch nasser werden. Und dann die Regenjacke. Keine Hose. Ich fahre mit Radlerhose weiter, solange der Hintern trocken bleibt. Die Strecke bis Brixen verläuft zu einem guten Teil auf einer alten Bahnlinie. Dadurch ist die Steigung nicht so stark. Als ich nach 50 Kilometern in Brixen ankomme bin ich echt erstaunt und frage mich, wann es anstrengend wird (ohne anzugeben....). Dann geht's gleich mal mit einem kräftigen Gewitter los. Dazu verlässt die Strecke dann auch diese Bahnlinie und macht ein paar Höhenmeter. Aber alles noch gut zu machen. Nur Regen und Gewitter sind eben nicht so toll. Es ist kalt! Ab Franzensfeste wird es dann doch teilweise etwas anstrengend bis Brenner. Allmählich werde ich schon auch müde. Es stehen schon knapp 90 Kilometer auf dem Tacho. Kräftiger Wind von vorne hilft leider auch nicht so arg. Aber dann erreiche ich Brenner. Hier ist viel los. Irgendwie kann man hier billig Klamotten kaufen oder sonst noch ein Kram. Keine Ahnung. Einfach weg hier. Nun kommt der angenehme Teil der Etappe denke ich mir. Liege aber falsch. Inzwischen regnet es dauerhaft. Mal mehr mal weniger. Der Weg führt zunächt entlang der Hauptstraße. Zum Glück ist wenig los. Bremsen auf und los. Aber halt. Bei Nässe sollte ich vorsichtig fahren. Weil mein kleiner Tacho abgesoffen ist sehe ich nicht, wie schnell ich bin. Schätzen ist schwer, ich merke nur, dass ich ziemlich schnell werde, weil es steil bergab geht. Und die nassen Bremsen greifen erst mal nicht so gut. Aber alles okay, der Weg verlässt ohnehin die Hauptstraße und verläuft auf wenig befahrenen Straßen weiter. Landschaftlich sicher schön, wenn man was davon sehen würde. Es ist aber alles nebelig und außerdem geht's immer wieder mal kräftig nach oben. Also mit "ab dem Brenner läuft es bis Innsbruck ohne kurbeln" lag ich falsch. Auf der Hauptstraße mag das zutreffen, aber abseits nicht. Und der Weg hier war schon gut. Nur eben etwas anstrengend. Aber auch gut so. Sonst wäre ich vermutlich erfroren, ohne hin und wieder mal Vollgas geben zu müssen. Es war einfach nur kalt. Nicht an den Beinen. Einfach überall. Na ja. Ich bin eben andere Temperaturen gewohnt. Wobei mir kühl eigentlich schon ganz recht war heute. Irgendwann kommt dann Innsbruck in Sicht. Ich bin inzwischen aus dem Nebel raus und kann wieder etwas von der Landschaft sehen durch die ich fahre. Und das hier ist wirklich nicht die schlechteste Gegend. Noch ein Stück durch die Stadt, dann hab ich die Unterkunft erreicht. Erst mal hänge ich meine nassen Klamotten zum Trocknen auf und genieße dann eine warme Dusche. Es ist schon 20 Uhr. Weil meine Schuhe schon am morgen komplett nass geworden sind bleiben mir noch die Latschen, um noch in die Stadt zu gehen. Außerdem regnet es. Stadtrundgang durch Innsbruck: Abgesagt. Ich schaue mir noch die Strecke für die nächsten Tage an. Wenn ich richtig gewählt habe, hab ich noch ein paar Tage Urlaub und deswegen fahre ich erst mal noch ein Stück weiter.