Samstag, 02.07.2022 — Séte - Fitou
16. Tag, Samstag
Wetter morgens: sonnig, wolkenlos
Tages-Kilometer: 145km
Gesamt-Kilometer: 1834km
Durchschnitt: 21,6km/h
Fahrzeit: 6h41
Wetter tagsüber: sonnig, sehr warm, sehr windig
Wetter abends: sonnig warm, 26 Grad, fast kein Wind mehr
Abfahrt: 9:00 Uhr
Ankunft: 18:45 Uhr
In der Nacht habe ich leider nicht besonders gut geschlafen. In einem Hostel mit 10 Betten in einem Zimmer herrscht bis tief in die Nacht ein Kommen und Gehen. Leider gibt es dann auch noch Menschen, die in ihrem Sein und Tun wirklich alleine auf der Welt zu sein scheinen. So bin ich lange wache gelegen und habe versucht statt mich zu ärgern, lieber zu beobachten: Kurz vor Mitternacht, Türe auf, die Tür kracht in einem geöffneten Spind, es gibt einen lauten Schlag, SORRY, Licht an, alles taghell, SORRY, nach langem hin und her laufen im Zimmer entdeckt der Gast dann ein Fach unter dem Bett. Der Deckel aus Blech kracht mit einem lauten Knall auf den Boden, wieder SORRY. Nun ja, irgendwann bin ich dann eingeschlafen. Stöpsel hatte ich ohnehin schon im Ohr.
Nun aber genug gemeckert....
Um kurz nach 7 Uhr wache ich auf. Ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück. Ich will heute auch wieder zügig starten, also packe ich schon mal ein paar Sachen zusammen und gehe dann zum Frühstück. Im Zimmer Müsli einweichen und ein Frühstück im Zimmer machen wollte ich nicht, da es nicht erlaubt ist. Nach einem guten Frühstück putze ich die Zähne, schmiere mich noch mit Sonnenschutz ein, ziehe meine Radlerklamotten an und packe die restlichen Sachen in die Taschen. Um 9 Uhr starte ich dann. Zunächst geht es raus aus der Stadt. Immer am Strand entlang. Ein schöner Weg, auf dem man so richtig Gas geben kann. Doch fällt mir wieder ein komisches knacken im Fahrrad auf. Das höre ich schon eine ganze Weile, aber es hört auch wieder auf. Nun dieses mal spüre ich auch eine Unwucht beim Kurbeln. Das linke Pedal hat mechanisches Spiel. Ich halte an, um mir das genauer anzusehen. Bewegen lässt sich das Pedal noch, aber offenbar ist das Lager kaputt. Ich versuche etwas vom Kettenöl ins Lager zu bekommen, damit das Lager besser läuft. Vielleicht macht es dann ja noch ein paar Tage mit? Oder doch noch die ganze Tour? Im Keller habe ich noch Ersatz, also wäre es schön, wenn ich den verwenden könnte. Doch alles Kettenöl hilft leider nichts. Das Knacken wird nicht wirklich besser. Ich beschließe in den nächsten größeren Stadt nach einem Fahrradladen zu suchen. Denn wie es der Zufall will, fällt das Lager im Pedal vermutlich morgen (am Sonntag) auseinander, oder eben nie... In Agde finde ich ein großes Fahrradgeschäft. Die Auswahl an Pedalen mit Klicksystem ist jedoch sehr gering. Für Rennräder gibt es sehr viel, aber damit kann ich nichts anfangen. Also bleibt nur ein Satz Pedale, die ich nehmen kann. Der Preis ist allerdings sehr hoch. 170 Euro für ein Satz Pedale ist schon sehr viel. Auch wenn die Dinger ganz gut aussehen. Weniger hübsch und günstiger wäre mir lieber. Aber was solls. Ich fahre auf dem Hof eine kurze Runde, um zu sehen wie gut ich aus den Pedalen raus komme. Das geht erstaunlich gut. Mich hat es erst ziemlich gestört, dass ich die Stärke, wie sehr der Schuh im Pedal gehalten wird nicht einstellen kann. Aber damit komme ich zurecht (bis er mich wohl doch irgendwann hin haut...). Inklusive der Zeit fürs Suchen hat mich das nun über zwei Stunden aufgehalten. Aber kein Vergleich zudem was wäre, wenn das Pedal völlig kaputt gegangen wäre. Ich muss mich erst mal noch an die Pedale gewöhnen und suche den Weg raus aus der Stadt. Wie schon öfter der Fall liegen Beschilderung und der Track im GPS Gerät sehr weit auseinander. Ich habe jetzt aber keine Lust zu suchen, wo das letzte Schild war, sondern folge dem Track vom GPS Gerät. Strand gibt's heute keinen mehr. Der Weg führt ins Landesinnere nach Beziers. Über viele Kilometer folgt der Track wieder den Kanälen, denen ich bei meiner letzten Radtour durch Frankreich über viele viele Kilometer gefolgt bin. Entlang des Kanal Du Medi sind die Wege sehr gut ausgebaut. Hier komme ich zügig voran. Als der Track dann aber wieder über irgendwelche sehr kleinen Landstraßen verläuft wird es teilweise eng auf den Wegen, weil viele Autos die Wege als Schleichwege nutzen und die viele Freizeitparks hier in der Gegend zu nutzen.
Inzwischen ist es später Nachmittag und es wird höchste Zeit nach einer Übernachtung zu schauen. Ich habe gar nicht dran gedacht, dass es Samstag ist und vielleicht viele Unterkünfte schnell belegt sind. Leider waren einige der Unterkünfte, die ich mir gestern Abend mal auf die Merkliste gesetzt habe schon aus der Übersicht verschwunden. Also die Unterkünfte die ziemlich nahe an der Route liegen. Ich muss ein bisschen weiter fahren, um noch eine halbwegs günstige Unterkunft zu finden. Das klappt dann, bedeutet jedoch wieder einer ziemlich lange Etappe. Das sage ich erst mal nicht nehmen Hintern!
Bis Narbonne wechseln sich Kanäle und kleine Landstraßen ab. Nur sehr selten verläuft der Track über Hauptstraßen. Nach Narbonne beginnt ein großes Naturschutzgebiet. Hier ist der Weg ziemlich schlecht. Er war wohl früher mal mit Beton gebaut worden. Aber über die Jahre ist von dem Beton nichts weiter als unzählige sehr harte Schlaglöcher übrig geblieben. Ich muss wirklich langsam fahren, weil ich sonst Sorge habe, dass meine Taschen vom Fahrrad fallen, oder sonst etwas kaputt geht. Wie sehr sich mein Hintern über die Strecke freut brauche ich nicht zu erwähnen. Der teilweise wieder sehr kräftige Gegenwind machte es auch nicht grade einfacher. Aber ich war ohnehin nicht so schnell unterwegs, wegen der vielen Schlaglöcher. Irgendwann werden die Wege auch wieder besser und ich muss den Abzweig nach Fitou nehmen, um zur Unterkunft zu gelangen. Die letzten Kilometer verkaufen entlang einer Hauptstraße. Nicht so schön, aber jetzt wirklich egal. Im Ort gibt es einen Supermarkt, der noch eine halbe Stunde offen hat. So kann ich mir etwas zum Abendessen kaufen und Proviant für morgen besorgen. Heute Abend will ich wirklich nicht ins Restaurant. In der Unterkunft dusche ich erst mal. Das tut wirklich sehr gut! Dann wasche ich meine Radlerklamotten aus und hänge die Wäsche zum Trocknen auf. Nach dem Abendessen tippe ich das Tagebuch und schaue mir die Route für morgen an. Ich muss wirklich darauf achten, nicht solch lange Etappen zu fahren. Ich hatte ja die Hoffnung, dass ich ohne Anhänger 150 Kilometer pro Tag schaffe. Aber da macht mir derzeit der oft sehr starke Gegenwind einen dicken Strich durch die Rechnung. Ich muss mich wohl mit kürzeren Etappen zufrieden geben.