Sonntag, 10.08.2014 — Dunapataj – Dunaszekcső
Sonntag, 10.08.2014 — Dunapataj – Dunasektsö
Tageskilometer: 95 km
Durchschnitt: 23,0 km/h
Fahrzeit: 4:08 h
Schwül, dann Gewitter, anschließend wieder schwül, 28°C
Die vergangene Nacht war grauenhaft, was das Schlafen anging. Ich habe mein Zelt zwar eigentlich mitten im Naturschutzgebiet aufgebaut, aber hier war heute Nacht eine Mega-Party angesagt. Das Ganze war vielleicht einen halben Kilometer weg von hier. Die Musik war derart laut, dass ich es irgendwann mit Ohrstöpseln versucht habe. Dafür kam dann der Bass umso besser durch. Selbst der Boden unter mir hat noch leicht vibriert. Die Musik spielte bis ca. 6 Uhr! Dann kam ein Nachbar vom Campingplatz mit seiner Tussi nach Hause. Der war wohl ziemlich besoffen und hatte ganz schlechte Laune. Jedenfalls schrie er seine Tussi schon auf dem Weg zum Haus die ganze Zeit an wie ein geisteskranker. Als die beiden dann im Haus waren (leider hatte das nur dünne Holzwände), drehte der Typ noch weiter auf. Er hat die Alte erst mal ordentlich vermöbelt. Die hat nur noch geheut und geschrien. Am schlimmsten für mich war, dass es offenbar nur mich gestört hat. Die anderen Leute am Campingplatz waren auch wach. Manche haben leise gemotzt, aber das war´s. Aber die haben wenigstens verstanden worum es ging und hätten ja den Typ beruhigen können. Fehlanzeige.
Es reicht mir hier. Ich will jetzt einfach nur noch weg. Kurz eine Kleinigkeit Essen, das Zelt nass wie es ist in den Bobby (sch…egal) und dann weg! Weg! Weg! Weg!
Am Zeltplatz scheint zunächst noch die Sonne. Aber sobald ich einen Blick aufs freie Land habe ist zu sehen, dass der Himmel sehr bedeckt ist. Und es zieht immer weiter zu. Weil ich für meine Übernachtung im Naturschutzgebiet vom Eurovelo 6 abgebogen bin und die Schilder heute morgen einfach irgendwie nicht so richtig passen wollen, kurve ich etwas planlos im nächsten Dorf umher. Der entsprechende Anschluss-Wegweiser fehlt. Ich bin schon auf dem Weg, aber es fehlt an einer Kreuzung der entsprechende Hinweis. Ein älterer Herr bietet sich an mir zu helfen. Ich zeige ihm in der Karte das nächste Dorf, in das ich will. Er schwingt sich auf sein Rad und fährt ein Stück voraus. Unterwegs grüßt er das halbe Dorf. Was er denen zuruft verstehe ich nicht. Aber vielleicht, dass er mal wieder einem verirrten Radler den rechten Weg zeigt. Am Ortsrand zeigt er mir die weitere Richtung und tatsächlich ist auch der nächste Pfeil schon gar nicht mehr weit. Super.
Meine Freude über den richtigen Weg wird allerdings gleich von einem kräftigen Donnergrollen gedämpft. Ausgerechnet in die Richtung in die ich will hängt der Himmel voller dunkler schwarzer Wolken. Das lässt nichts Gutes erahnen. Als die ersten Tropfen vom Himmel fallen suche ich Schutz in einem Wartehäuschen. So richtig regnen will es aber nicht, also nutze ich die Chance und fahre weiter zum nächsten Dorf. Dann erwischt es mich aber kurz vor dem Dorf. Zum Glück finde ich auch dort ein kleines Wartehäuschen in dem ich das Gewitter nun erst einmal aussitze. Mit ein paar Überschuhen mache ich mich anschließend auf den weiteren Weg. Der Weg führt größtenteils über Deiche. Erst sind die Wege ganz gut asphaltiert, aber dann wird daraus bald nur noch Schotter und Matsch. Heute werden Speedy und Bobby wirklich so richtig dreckig. Zwischendurch regnet es nochmal kurz, aber dann kommt die Sonne heraus und es wird sehr sehr drückend und heiß. Nach dem verregneten Morgen genieße ich die Wärme der Sonne und mache nach dem Vesper eine kleine Pause.
Heute steht der Besuch bei meinen Nachbarn aus Leonberg an. Die haben sich hier in Dunasektsö ein wunderschönes Sommerdomizil erschaffen. Wenige Tage vor meiner Abfahrt in Leonberg haben wir den Besuch über eine gemeinsame Bekannte recht spontan organisiert. Ich freue mich, dass es geklappt hat und melde mich per Telefon an, damit die Nachbarn ungefähr wissen, wann ich da bin. Am Telefon erfahre ich, dass die Donaufähre, die ich nehmen muss um 15Uhr, also in gut zwei Stunden, fährt. Es gibt heute keine weitere Fahrt mehr. Uff, das klingt nicht gut. Keine zwei Stunden mehr und ich bin noch nicht einmal in Baja. Das bedeutet FFF (full force forward). Ich gebe dem Speedy ordentlich die Sporen. Zum Glück lässt der Weg es zu schnell zu fahren, auch wenn es kein Asphalt ist. Ich schaffe es kurz vor 15Uhr am Fähranleger zu sein. Von der Fähre keine Spur. Die fährt laut Plan dann doch erst um 15:30Uhr. Nun gut, besser so, als um 14:30Uhr oder es kommt gar keine Fähre. Meine Nachbarin kommt mit dem Fahrrad und holt mich am Fähranleger ab. Gemeinsam fahren wir in ihr Sommerdomizil. Nach einem sehr leckeren Abendessen sitzen wir noch lange zusammen erzählen und genießen den Blick auf die Donau, die an diesem Abend vom Vollmond hell erleuchtet wird.