Samstag, 16.08.2014 — Negotin (SRB) – Lom (BUL)

Samstag, 16.08.2014 — Negotin (SRB) – Lom (BUL)
Tageskilometer: 126km
Durchschnitt: 23,0 km/h
Fahrzeit: 5:28h
Sonnig, warm, nicht ganz so heiß, aber windig, 28 – 30°C
Mein großer Waschtag von gestern war ganz erfolgreich. Die Wäscheleine aus dem „MacGyver-Beutel“ hat einen guten Dienst verrichtet, denn am Morgen waren die meisten Sachen trocken. Ich hätte heute wirklich im Bett liegen bleiben können. Den Wecker, der um 6Uhr geläutet hat, hätte ich gerne ignoriert und einfach weitergeschlafen. Nun will ich aber auch weiterkommen und somit schäle ich mich aus meinem Bett heraus. Erster Schritt: Aufrecht auf die Bettkante setzen. Ursachensuche: Wahrscheinlich sind Etappen von 150km und auf die Dauer einfach zu viel? Ich packe das Zelt, dass ich über Nacht im Zimmer ausgebreitet hatte, zusammen. Ebenso den Schlafsack, der sich am Abend noch etwas klamm angefühlt hat. Nach dem üppigen Frühstück packe ich den Rest zusammen. Zuerst habe ich ein paar Schwierigkeiten den richtigen Weg aus der Stadt hinaus zu finden. Das Navi weiß hier schnell einen guten Rat, will für diesen aber mit frischen Batterien belohnt werden. Also besorge ich erst mal Nachschub fürs Navi und für mich noch eine Packung Kekse.
Ich komme an einem großen Markt vorbei. Hier unter freiem Himmel spielt sich ganz schön was ab. Mit Fahrrad und Anhänger ist da kein Durchkommen und ich habe auch keine große Lust mich durch das Gedränge zu schieben. Ich fahre weiter auf die „24“ nach Bregovo. Da ist die Grenz zu Bulgarien. Gleich hinter der Grenze muss ich gleich die Hilfe des Navi in Anspruch nehmen. Denn Schilder, die sagen wo es hin geht gibt es nicht, oder ich kann diese nicht lesen, weil sie in kyrillischer Schrift verfasst sind. Entlang der Straße „122“ fahre ich durch viele kleine Dörfer. Es geht beständig Bergauf und Bergab. Hin und wieder hilft der Wind ein kleines bisschen, was die Fahrt auf jeden Fall recht angenehm macht. Dazu noch die schöne Landschaft. Es gibt riesige Felder voller Sonnenblumen. Das Getreide ist bereit gemäht worden. Alles in allem ist die Landschaft sehr landwirtschaftlich geprägt.
Unterwegs fallen mir allerdings immer wieder verlassene Häuser in den Dörfern auf. Manche Dörfer scheinen ganz ausgestorben zu sein. Es sind höchsten ein paar sehr alte Leute zu sehen. Es gibt dann aber gar keine Infrastruktur drum herum. Dort wo viele Menschen leben, ist zu sehen, dass hier die Uhren schon etwas anders ticken. Gemütlicher…
In Vidin hole ich mir erst einmal Bargeld, einen neuen Stift fürs Tagebuch (dass ich jetzt schon seit Tagen mühevoll in den Computer tippe) und Wasser für die Weiterfahrt.
Weiter geht es nun auf einer ziemlich befahrenen Hauptstraße. Die LKWs geben (fast) alle Obacht. Und diejenigen, die wenig Rücksicht genommen haben soll der Blitz beim Scheißen treffen. Damit bräuchte ich dann ungefähr zwei oder drei Blitze. Ich muss zum Glück nicht ewig auf dieser Straße weiterfahren. Hinter Dunavci zweigt eine kleiner Straße ab, auf der zwar immer noch viel Verkehr ist, aber eben doch erheblich weniger, als auf der vorherigen Straße. Der Streckenverlauf ist immer noch ziemlich hügelig und das merke ich so langsam. Bis Lom ist es noch ein gutes Stück. Zu alle dem zieht allmählich der Himmel zu. Das verheißt nichts Gutes für morgen, es sei denn der Wind treibt die Wolken über Nacht weg. Immer noch ist es ein gutes Stck bis Lom.
Vor der Donau ist immer wieder mal ein kleines Stück zu sehen. Aber zu wenig, dass sich ein Foto lohnen würde. Es ist einfach zu verwachsen.
Lom ist größer, als ich erwartet hatte. Sogar eine Shoppingmeile gibt es dort, deren Geschäfte aber um diese Uhrzeit am Samstag schon geschlossen sind. Alles gäbe es dort zu kaufen. Nun eine Übernachtungsmöglichkeit finde ich dort nicht. Ich fahre zunächst die Straße ganz runter bis zum Ortsende und drehe anschließend um. Mein Problem ist eben ein bisschen auch die kyrillische Schrift: Selbst wenn es ein Schild gäbe, dass mir den Weg zu einer Übernachtung sagen würde; Ich könnte es nicht lesen. Das ist schon eine echt interessante Erfahrung. Krass… Ich versuche es nun mehr in Richtung Donauufer. Vielleicht finde ich dort ja sogar einen Campingplatz. Tatsächlich, kein Campingplatz, aber gleich mehrere Hotels. Ich schaue mich etwas um, welches wohl das günstigste sein könnte. Und schließlich finde ich für 37Lew (ca. 16Euro) ein nettes Zimmer. Alles gut. Heute will ich mir einmal etwas aus der bulgarischen Küche gönnen. Also setze ich mich in den gemütlichen Biergarten vor dem Hotel. Hier ist einen Menge los, aber ich bekomme einen Platz. Vom Biergarten aus hat man einen schönen Blick auf die Donau und die dahinter liegenden Wälder am anderen Ufer. Die Baumkronen sind wie mit dem Lineal rasiert alle in derselben Höhe.
Dann kommt auch das Abendessen. Gut, die kochen hier nicht ganz so üppig, wie in Skorenovac. Das Stück Fleisch das ich esse (erkläre mal jemand mit Händen und Füßen, dass du kein Fleisch isst, wenn du Kohldampf hast wie ein wildes Tier) ist recht zäh. Und die Beilagen fallen recht spärlich aus. Genauer gesagt sind es sieben bis acht Pommes, ein schmaler Schnitz Paprika und ein keines Blatt Salat. Dazu gab es aber noch Hausgemachte Kartoffel-Reibekuchen. Die waren super. Aber mehr als einmal Nachbestellen habe ich mich nicht getraut. Beim Bier war das dafür anders, denn das schmeckte echt köstlich. So lasse ich mir das Bier schmecken, während ich dem Sonnenuntergang über der Donau zuschaue. Nach drei Bier wäre das jetzt der richtige Moment, um sentimental zu werden. Aber ich konzentriere mich jetzt einfach auf mein Tagebuch und freue mich darauf morgen die nächste Etappe fahren zu können. Ich hoffe nur, dass das Wetter morgen gut bleibt.
Zwischenzeitlich zeigt der Kilometerzähler etwas über 2600 Kilometer an.