Dienstag, 19.08.2014 — Nasturelu – Oltenita
Dienstag, 19.08.2014 — Nasturelu – Oltenita
Tageskilometer: 148 km
Durchschnitt: 24,1 km/h
Fahrzeit: 6:08 h
Sehr viel Sonne, sehr heiß, etwas Wind von vorne
Die Nacht im Zelt war eigentlich ganz gut. Ich hatte mir gestern ein schönes Plätzchen rausgesucht. Die Mücken waren natürlich hungrig, aber sonst war weit und breit keine Menschenseele (und auch ein streunender Hund). So hatte ich es mir gemütlich gemacht und war auf dem Weg in meinen Schlafsack zu krabbeln, als plötzlich im Sumpf unterhalb meines Lagers ein ziemlich unangenehmes Grunzen und Schmatzen zu hören war. Ich war davon ganz und gar nicht begeistert. Es war schon völlig dunkel draußen. Mit der Fahrradlampe habe ich in die Richtung des Schmatzen geleuchtet, um etwas zu erkennen. Aber im Dickicht des Sumpfes war einfach nichts zu erkennen. In den anderen Hand hielt ich krampfhaft mein Fahrradschloss, dass ich zur Not zu meiner Verteidigung einsetzen wollte. Zum Glück entfernte sich das Schmatzen nach wenigen Minuten wieder und kam den Rest der Nacht nicht mehr zurück. Allerdings hat es dann sehr lange gedauert, bis das Adrenalin soweit abgebaut war, dass ich einschlafen konnte. Hin und wieder bin ich in der Nacht aufgewacht, aber vom Schmatzen war nichts zu hören. Ich denke, dass es vielleicht ein Wildschwein gewesen ist, dass auf der Suche nach Nahrung durch den Sumpf gestapft ist.
Als ich wieder wach werde ist es schon hell. Damit ist es auch Zeit aufzustehen. Das Zelt ist leider völlig nass. Sowohl von innen, als auch von außen. Aber das haben wir jetzt ja schon ein paarmal geprobt, es nass einzupacken. Nur dieses Mal schwimmt es wirklich vor Nässe. Ich werde einfach am Mittag eine Pause machen und es dann zum Trocknen in die Sonne stellen. Solange muss es eben nass im Beutel bleiben.
Dann geht´s los, die nächste Etappe ruft. Das erste Zwischenziel ist Giurgiu. Doch gleich nach meinem Start im Nachtlager haben mich zwei Köter auf die Kieker. Diesmal war ich aber etwas besser auf die Attacke vorbereitet: Nach dem einen Köter habe ich getreten und dann wollte der zweite Köter spontan auch nicht mehr so recht auf mich los gehen. Scheißköter…! Und es sind komischerweise immer nur die halbgroßen, die Rabatz machen.
Auf der Hälfte des Weges nach Giurgiu treffe ich die beiden Franzosen wieder. Sie fahren zu Glück trotz aller Schwierigkeiten doch weiter. Klasse. Schließlich sind die beiden ja auch fast am Ziel. Der Fahrradladen in Turnu Mägurele konnte also doch weiterhelfen. Die haben dort wohl so einiges an dem Fahrrad gerichtet. Nur den Achter im Hinterrad haben sie dort wohl übersehen, oder aber es ist schon wieder was kaputt gegangen. Beide haben beschlossen heute mit dem Zug nach Bukarest zu fahren und die Stadt anzuschauen. Anschließend wollen sie von dort wieder in Donaudelta radeln. Auch keine schlechte Idee. Wir fahren ein Stück weit zusammen und machen irgendwann Pause. Nach der Pause verabschieden wir uns und fahre zügig weiter, denn ich will heute noch bis Oltenita kommen. Ich fahre eine Runde durch Giurgiu, um etwas von der Stadt zu sehen. Es gibt dort entlang der Straße sehr viele kleine Läden und sogar eine Markthalle, wo sie Massen an Obst und Gemüse verkaufen. Leider ist die Auswahl beim Bäcker sehr bescheiden und deswegen schaue ich noch in einem kleinen Laden vorbei. Dort gibt es sogar Schwarzbrot. Die Verkäuferin warnt mich mehrmals, dass es Schwarzbrot sei und ob ich sicher bin, dass ich das will?! Na da bin ich Morgen aber mal gespannt, was ich da gekauft habe. Um den schnellsten Weg aus der Stadt zu finden habe ich das Navi eingeschaltet. Leider nur habe ich dort irgendwie einen Mist eingegeben. Ich lande jedenfalls auf der völlig falschen Straße, was sogleich mit 10 Extrakilometern zu Buche schlägt. Aber kaum bedient man das Navi richtig, schon klappt es auch mit dem Weg. Sogleich stimmen die Orte in der Karte mit den Schildern an denen ich vorüberfahre überein.
Ich bin jetzt auf einer Hauptstraße mit sehr viel Verkehr gelandet. Es gibt aber einen Seitenstreifen, auf dem wenig Scherben und anderer Mist liegt. Ungefähr 15 Kilometer später zweigt der Weg auf eine weniger befahrene Straße ab. Hier suche ich mir irgendwo einen Platz für die Mittagspause und um das Zelt zu trocknen. Etwas abseits der Straße, bei einem alten Pumpwerk, werde ich fündig. Ich baue auf, das kommt ein Bauer hergelaufen und schaut mich etwas fragend an. Aber als er das völlig durchweichte Zelt sieht, wird ihm schnell klar, was ich vorhabe. Er lächelt freundlich und geht wieder zurück zum Pumpwerk. Wenig später steht er wieder bei mir, diesmal hat er beide Hände voll mit frischen Trauben. Er gibt sie mir und zeigt auf einen Rebstock, der am Pumpwerk wächst. Wow, und wie lecker die Trauben sind! Ich verputze die eine Hälfte gleich und packe den Rest in den Proviant. Ich biete ihm einen Keks an, den er gerne nimmt.
Bei der Hitze braucht es in der prallen Sonne nicht lange, bis das Zelt trocken ist. Bald kann ich weiterfahren. Ich verabschiede mich noch von dem Bauern und dann geht es zurück zur Straße.
Zum Glück kann unterwegs in den Dörfern überall Wasser kaufen. Meine fünf Liter Wasser, die ich immer dabei habe, sind bei den Temperaturen schnell weg. Auf der Hauptstraße überholt mich dann ein Doppelstockbus. Flott. Sehr flott. Er hält viel Abstand zu mir, aber dafür kommt er eben recht weit auf die Gegenfahrbahn, auf der sich in dem Augenblick ein Auto nähert. Irgendwie umschifft der Bus die Gefahrenstelle, kommt dabei aber ganz gewaltig ins Schwanken. Mir stockt fast der Atem. Die Jungs, die in dem Auto sitzen schauen ziemlich geschockt zu mir rüber. Das war mehr als nur verdammt knapp. Boah!!
Ich hoffe auf ein Bett in Oltenita. Schau mr´ mal sage ich mir. Sonst Zelte ich eben wieder. So langsam gewöhne ich mich ans wilde Campen. Ich habe grade die Stadtgrenze erreicht und fahre an der ersten Häusern vorbei, als jemand „Pension“ zu mir ruft. Ja klar, also wenn´s so einfach ist…! Der Mann, der mir zugerufen hat, ist mit dem Fahrrad unterwegs. Er radelt vor mir her durch die ganze Stadt, bis dann irgendwann de Pension auftaucht. Dort gibt es ein schönes großes Zimmer. Perfekt, denn das Zelt war dieses Mal so nass, dass die Klamotten in der Bob-Tasche feucht geworden sind. Also muss ich das Zeug erst einmal trocknen.