Donnerstag, 21.08.2014 — Lipnita – Harsova
Donnerstag, 21.08.2014 — Lipnita – Harsova
Tageskilometer: 128 km
Durchschnitt: 22,2 km/h
Fahrzeit: 5:45 h
Vmax = 65,9 km/h
Sehr heiß und sonnig, schon morgen um 8Uhr über 24°C, gegen Abend dichte Bewölkung und kräftiger Wind, > 35°C
Auch hier rund um diese noble Herberge haben die Tölen die ganze Nacht hindurch gewältig gekläfft. So langsam gewöhnt man sich jedoch an das nervige Gekläffe.
So nobel die Herberge heute Nacht auch war, einen Nachteil hat sie trotzdem: Es gibt weit und breit kein Essen zu kaufen. Aber genau aus diesem Grunde habe ich ja Proviant dabei. Nach einem ordentlichen Abendessen gestern und einem guten Frühstück heute Morgen, ging es dann weiter. Das gute Frühstück war auch dringend von Nöten. Denn es gab heute wirklich keine Zeit, um langsam warm zu fahren und gemütlich in den Tag zu starten. Es waren gleich ordentlich Höhenmeter angesagt. Und die fallen mir heute Morgen irgendwie leider sehr schwer. Ich habe den Eindruck, dass der Tag heute sehr anstrengend wird. Es ist gerade mal 8Uhr am Morgen und jetzt schon wahnsinnig heiß. Das Thermometer zeigt schon 24°C an. Den Rest des Tages wird es sich dann (weil es am Lenker natürlich in der Sonne hängt) auf 43°C festlegen. Mehr wird wohl einfach nicht gehen. Und dann geht die Arbeit richtig los: Anstieg…Abfahrt…Anstieg…Abfahrt. Die Anstiege sind nur im kleinen Kettenblatt zu schaffen. Und dann geht es eben mit 10 – 15 km/h den Berg rauf. Was fehlt ist der kühlende Fahrtwind. Die Ansteige sind aber recht abwechslungsreich: Manche sind kurz und steil, andere dafür lang und noch deutlich steiler!
Weil ich es mir eben nicht raussuchen kann, so bin ich trotzdem froh über jede Abfahrt, in der der Fahrtwind wenigstens für etwas Abkühlung sorgt. Zumindest am Vormittag sorgt der wind noch für Abkühlung. Gegen Mittag ist es einfach nur noch verdammt heiß. Ich mache eine Rast im Schatten eines Baumes. Der warme, nein heiße, Wind trocknet meine klitschnassen Klamotten im Nu. Der Wasserverbrauch ist enorm: Vor der Abfahrt habe ich beide Trinkflaschen leer getrunken. Quasi für den „Kamelhöcker“… Das waren 1,5 Liter. Zwischen Aufstehen und Frühstück trinke ich meist auch noch knappe 2 Liter Wasser. Im Bobby sind 4 Liter und am Rad nochmal 1,5 Liter. Am Ziel angekommen trinke ich meist die beiden Fahrradflaschen nochmals leer und zum Abendessen gibt es (ausnahmsweise) zwei Bier. Das macht für Tage wie heute 12 Liter, wobei ich im Nachhinein nicht mehr weiß, wieviel ich unterwegs noch gekauft habe. Aber ich denke wenn´s hart auf hart kommt, dann laufen 15 Liter rein, ohne auf die Toilette zu müssen.
In Ion Corvin trenne sich die Wege: Wer direkt nach Constanta will, fährt geradeaus weiter. Wer der Donau weiter folgen will, muss links den Berg hinaus. Es ist ein echt komisches Gefühl, wenn man nach so vielen Kilometern und Wochen die man unterwegs war, dann plötzlich den Wegweiser sieht, der die Kilometer bis zum letzten Ziel anzeigt. Hm, noch ein paar Tage, dann ist die Reise zu Ende?!? Kann das sein?
Ich muss mich erst einmal den Berg hinaufarbeiten. Zum Glück ist wenig Verkehr. Radfahrer sehe ich eigentlich jeden Tag viele, aber darunter sind keine Tourenfahrer zum Schwarzen Meer. Ich nehme an, viele fahren einen Schlenker über Bukarest. Und doch treffe ich heute einen Bulgaren. Es kommt vom Schwarzen Meer. Der macht aber nur eine 3-Tage Tour und will dann zum Zug. Tja, 3-Tage Tour zum Schwarzen Meer – – Wenn man eben nur nahe genau dort wohnt…
In Cernavode fülle ich Wasser und Proviant auf. Wie gesagt, der Wasserverbrauch ist wirklich enorm hoch. Für die nächsten 70 Kilometer werde ich auch nochmal ordentlich Energie benötigen. Bis zum heutigen Ziel Harsova geht es mit den Steigungen und Abfahrten munter weiter. Zum Ende hin sind die aber nicht mehr so steil, oder mir fällt es einfach nicht mehr so auf. In der Stadt finde ich für 80 Lew eine Unterkunft und esse dort etwas zu Abend.
So schön der Ausblick von den Hügeln übers Land auch sein mag, aber so war der Tag heute doch sehr anstrengend. Tja, nur morgen wird es wohl auch nicht viel besser werden. Aber morgen ist morgen!
Nachtrag:
Jetzt muss ich bei allem Ärger über die Straßenhunde doch auch eine Lanze für die Viecher brechen:
Gerade als ich ganz gemütlich beim Abendessen vor dem Lokal sitze und mir mein Essen und ein Bierchen schmecken lasse, kommt ein großer Hund angelaufen und schielt sehr begierig auf mein Abendessen. Also eines ist echt klar: Den Hundeblick hat der verdammt gut drauf. Ich habe ganz kurz überlegt etwas abzugeben, als eine Tussi in ihrem dicken Benz angerauscht kommt und vor dem Lokal anhält. Sie lockt den Streuner zu sich ans Auto, macht die Türe auf und schäkert mit dem Hund. Kurz darauf kommt die Wirtin mit dem verpackten Abendessen angelaufen. Die Tussi haut die Türe zu, das Essen wandert, begleitet vom hungrigen Blick des Streuners, ins Auto und schwupp: Weg ist das ganze gute Essen, samt Tussi und Benz. Wäre ich ein Streuner, dann würde ich wohl auch so etwas wie Rache schwören (und vielleicht auch mal meinen Spaß daran haben, Radfahrer zu erschrecken oder zu jagen..)
Ich hoffe jedenfalls, bis auf die wenigen schlechten Erfahrungen, nicht noch weitere Probleme mit den Hunden zu haben. Es sind ja in der Regel die Hunde, die zu irgendwelchen Häusern gehören, die spinnen. Die Streuner waren bislang ehrlich gesagt immer gut. Wahrscheinlich erkennen die auch gleich, wer auf den Landstraße zu Hause ist…