Traumpfad München - Venedig 2009
Freitag, 14.08.2009 -- Leonberg – München – Wolfratshausen
Sonnig, sehr warm und schwül
Der heutige Tag beginnt irgendwie sehr zäh und mit leichtem Kopfweh. Mein Wanderkamerad Pascal und ich waren gestern Abend noch mit einigen Bekannten im Irish Pub in Leonberg und da wurde es natürlich spät. Aber es war schön, mit den Freunden und Bekannten dort zusammen zu feiern. Natürlich haben die uns auch kräftig Löcher in den Bauch gefragt, wie man denn so solch eine „Schnaps-Idee“ kommen kann und so weiter. Aber davon lassen wir uns natürlich nicht beirren! In der Nacht hat mich dann das Reisefieber in voller Wucht erfasst. Ich bin um kurz nach 4 Uhr aufgewacht und konnte einfach nicht mehr einschlafen. Tausend Gedanken gingen mir im Kopf herum: Wie wird das mit den Übernachtungen auf den Hütten, wo schlafen wir unterwegs, wenn wir im Tal sind und wie wird das Wetter… Nun ja, nach dem an Schlaf nicht mehr zu denken war bin ich aufgestanden und habe geduscht und in der Wohnung noch etwas Ordnung gemacht. Irgendwie musste ich die Zeit bis zur Abfahrt ja totschlagen. Um 6:30 Uhr ging es dann per S-Bahn nach Stuttgart. Pascal war pünktlich und auch noch sehr müde. Mit dem ICE erreichten wir dann mit etwas Verspätung den Münchner Hauptbahnhof. Von dort aus den Marienplatz zu finden war kein großes Problem. Der Marienplatz ist der offizielle Startpunkt von Ludwig Graßler´s Traumpfad München – Venedig. Wir hielten eifrig Ausschau nach den kleinen Aufklebern an den Verkehrsschildern und Wegweisern mit dem Symbol des Traumpfades. Zunächst ging es immer der Isar entlang, was nicht immer grade abwechslungsreich war. Es ist eben schon ein gutes Stück zu laufen, bis man aus München draußen ist. Unterwegs haben wir schon bald die ersten Mitwanderer getroffen: Eine Gruppe aus Kanada hat das Gleiche Ziel wie wir! Das letzte Stück der heutigen Etappe verlief durch ein Naturschutzgebiet. Das war landschaftlich schon interessanter, aber leider wurden wir dort zum gefundenen Fressen für die Stechmücken. Alles in allem gab es heute noch nicht wirklich viele Höhenmeter zu meistern. Die Herausforderung waren eher die autobahnähnlichen Wege, die Stechmücken und die Sonne. Da wir wirklich groggy sind, nehmen wir das erste Hotel in Wolfratshausen, dass wir finden (so viele gab es dort nämlich auch nicht gerade…). 90Euro für ein Doppelzimmer ist natürlich nicht grade ein Schnäppchen, aber angemessen für eine nette Bleibe für die erste Nacht auf unserer Wanderung nach Venedig. Im Biergarten gab es dann noch ein alkoholfreies Weißbier und dann waren wir beide wirklich reif fürs Bett.
Samstag, 15.08.2009 -- Wolfratshausen – Bad Tölz
Sonnig und warm
Trotz Schlummertrunk im Biergarten und eines gemütlichen Bettes habe ich nicht ganz so gut geschlafen. Irgendwie unruhig. In Gedanken oft noch im Büro und den Dingen, die mir jetzt eigentlich die nächsten Wochen wirklich egal sein sollen! Um 7:30 Uhr war die Nacht dann auch schon wieder vorbei. Wir haben VOR dem Frühstück unsere Sachen gepackt und sind um 9:30 Uhr nach einem ausgiebigen Frühstück zügig weitergelaufen. Den Einstieg in die heutige Etappe konnten wir schnell finden. Aber schon wenig später kam dann die erste Verwirrung auf: Wir zählten wie im Buch beschrieben die Abzweigungen und konnten schnell erkennen, dass die Zählung dort bei null beginnt. Na dann passt ja wieder alles. Mit viel Elan laufen wir weiter. An einem schattigen Wegstück treffen wir einen älteren Herrn, der mit dem Fahrrad unterwegs ist. Der macht einen ganz rüstigen Eindruck und wir kommen miteinander ins Gespräch. Er fragt natürlich auch wo wir herkommen, wo wir hinwollen und so weiter. Beim Stichwort Traumpfad beginnt er übers ganze Gesicht zu strahlen. Er meinte, dass es ihn wirklich freue, wenn so viele jungen Leute „Seinen Traumpfad“ laufen. Dann stellte er sich als Ludwig Graßler vor. Wow, wir sind ganz eben mal zufällig dem Mann über den Weg gelaufen, dessen Schilderungen uns über die nächsten Wochen auf Schritt und Tritt begleiten werden. Mit Freude signiert er noch unseren Wanderführer, drückt uns noch eine Postkarte und einen Aufkleber von „Seinen Traumpfad“ in die Hand und dann verabschieden wir uns. Heute ist der Weg auch deutlich abwechslungsreicher, als gestern. Keine Autobahn mehr, dafür aber ein langes Stück mit tiefem und sehr weichem Schotter, in dem man nur mühsam vorankommt. Gegen Ende der heutigen Etappe geschieht mir dann noch ein Fehler bei der Navigation. Ich habe eben mal wieder nicht gründlich genug gelesen, sondern die Beschreibung nur überflogen. So habe ich leider übersehen, dass wir an einer Stelle NICHT den Markierungen folgen sollen, sondern einer alternativen Route folgen sollen. Deswegen landen wir leider an einer wenig schönen Landstraße. Den richtigen Weg finden wir zwar wieder, aber das kostet eben ein paar Extra-Kilometer. Bad Tölz ist das Ziel der heutigen Etappe. Dort angekommen schauen wir uns nach einer Bleibe für die Nacht um. Doppelzimmer finden wir keine mehr. Aber für 36 Euro pro Nacht ein Einzelzimmer für jeden. Weil die Pension über ein Schwimmbad verfügt, bleiben wir hier und nutzen gleich das Schwimmbad zur Entspannung. Gut erholt und vor allem hungrig machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Nach so einem langen Wandertag wollen wir es uns schon nochmal gut gehen lassen.
Sonntag, 16.08.2009 -- Bad Tölz – Tutzinger Hütte
Sonnig, schwül, +30°C
Heute Nacht habe ich geschlafen, wie ein Stein. Nachdem es gestern Abend noch zu regnen begonnen hatte, waren wir beide skeptisch wie die heutige Tag wohl werden wird. Aber schon der Morgen erwartet und mit Sonnenschein. Beim Frühstück haben wir uns wieder ordentlich die Wampe voll gehauen. Es soll schließlich auch die ersten Kilometer anhalten. Beim Trinken habe ich es wohl ein klein wenig übertrieben. Ich hatten einfach ein paar Schluck zu viel Wasser in mich hineingepumpt. Das habe die jedenfalls gemerkt, als ich meinen Bauchgurt vom Rucksack festgezogen habe: Da wäre das Frühstück fast wieder oben rausgekommen. Also merke: Nichts übertreiben… Kurz nach dem Start in Bad Tölz geht es zunächst durch eine recht karge Landschaft. Aber bald folgen saftige Weiden, die von hohen Bäumen gesäumt werden. Die spenden den sehr willkommenen Schatten, bis wir allmählich die Berge erreichen. Es ist wirklich schön, wenn man sich langsam den Bergen nähert. Nun ja, bis dann der erste Anstieg genau vor einem liegt. Zunächst verläuft der Weg noch auf Asphalt mit einer angenehmen Steigung, aber bald wurde der Weg immer steiler. Die Tiefentalalm war der ideale Punkt für eine gemütliche Rast. Wir haben von unserem Proviant gegessen und anschließend noch eine Zeit lang faul in der Sonne gelegen. Der Senner bat uns, dem Hüttenwird auf der Tutzinger Hütten einen Gruß zu bestellen. Das machen wir doch gerne! Dann ging es weiter zur Benedikten-Wand. Der Weg war nun wirklich sehr anstrengend. Nun ja, vielleicht lag es auch an dem vielem Proviant, den wir dabei hatten. Pascal und ich waren uns schnell einig, dass die 20 Kilogramm Gepäck, die wir dabei hatten wirklich das Äußerste sind, das möglich (und sinnvoll) ist. Immerhin hatten wir für den Fall der Fälle auch Schlafsack und Isomatte dabei, sowie eine Plane für ein eventuelles Not Biwak. Ziemlich groggy kamen wir an den Tutzinger Hütte an. Da war ziemlich viel los und der Hüttenwirt war überhaupt nicht begeistert, dass wir ohne Anmeldung hier aufgetaucht sind. Auch die Grüße von der Tiefentalalm konnten ihn nicht grade freundlicher stimmen. Die Wirtin war da schon aufgeschlossener und machte uns Hoffnung, dass wir auf jeden Fall noch irgendwo in der Hütte schlafen können. Wir sollen jetzt einfach erst mal was Essen und etwas ausruhen, der Rest ergibt sich. Nun ja, wäre wohl auch so gekommen, wenn da nicht um kurz vor 20 Uhr noch eine Familie (ebenfalls ohne Anmeldung) gekommen wäre. Da war für den guten Mann wirklich der Bock fett und der war stink sauer. Es war wohl so, dass die Familie absichtlich etwas abseits der Hütte so lange gewartet hat, bis es zu spät ist, um die weiter zu nächsten Hütte zu schicken. Interessante Taktik, aber nicht ganz fair. Pascal und ich haben dem Wirt dann angeboten, dass wir im Nebenraum schlafen können. Wir haben ohnehin alles dabei. Das hat seine Stimmung deutlich aufgehellt, aber er meinte, dass wäre nicht nötig. Da findet er schon was für uns. Schließlich kam Pascal in ein Zweierzimmer zum Sepp und ich in ein Viererzimmer, neben einen älteren Herrn aus Berlin. Sonst waren im Zimmer noch zwei üble Schnarcher, aber nach dem Tag bin ich auch irgendwann eingeschlafen. Eine kleine Anekdote am Rande: Irgendwann in der Nacht bin ich aufgewacht vom Schnarchen im Zimmer. „Boah“ dachte ich mir. Der Herr da neben mir kann ja wirklich sägen wie ein Profi. Ich lag lange wach und habe überlegt, ob ich den kurz an stupfen soll, damit er sich dreht und nicht mehr schnarcht. Nach langem überlegen gab ich mir einen Ruck und dem Herrn einen Stupfer. „Das bin ich nicht, das ist der Andere“ hat der nur laut und völlig genervt gerufen. Nun ja, danach waren im Zimmer erst mal alle wach und das Schnarchen erst mal vorbei…
Montag, 17.08.2009 -- Tutzinger Hütte - Vorderriss
Sonnig und warm
Nach den Ereignissen der Nacht kam ich etwas gerädert zum Frühstück, während Pascal und Sepp schon beim Essen waren. Vielleicht hatten die beiden auch schon den ersten Enzian getrunken. Gewundert hätte es mich jedenfalls nicht. Der Tag begann gleich mal mit Arbeit. Es ging hoch zur Benedikten-Wand. Der Weg war steinig und steil. Die Aussicht aber dafür schon wirklich grandios. Als wir den Kamm der Benedikten-Wand erreicht hatten, ging es hinunter ins Tal. Jachenau heißt das Zwischenziel. Die schweren Rucksäcke schieben ganz ordentlich den Berg hinunter. Die Knie bestätigen den Eindruck, dass wir beide ganz ordentlich Gewicht mir uns tragen. Ich sehe buchstäblich, wie sich jede Scheibe Brot und jedes Stück Käse in Luft auflöst. Aber immer wieder werden wir durch die schöne Landschaft entschädigt. Ein schöner Wasserfall ist sicher das Highlight des Tages. In Jachenau angekommen schaffen wir es grade noch vor der Mittagspause im Laden etwas einzukaufen. Supermärkte, die von 7 Uhr bis 23 Uhr durchgehend geöffnet haben gibt es hier weit und breit nicht. Nach dem Einkauf Essen wir etwas und machen dann noch etwas Pause, während ein Gewitter niedergeht. Die Erhoffte Abkühlung bringt das aber nicht. Vielmehr ist es nun noch dämpfiger als zuvor. Im Schweiße unseres Angesichts machen wir uns (leider mit einem kleinen Umweg, weil wir den Einstieg nicht gleich finden können) auf den weiteren Weg bis nach Vorderriss. Der Weg führt uns über die Lainer-Alm, wo ich der netten Sennerin ein Stückle Kuchen abkaufen muss. Und weil es so gemütlich dort ist bei der Sennerin, bleiben wir noch eine Zeit lang sitzen und kommen ins Gespräch. Dann wird es aber doch Zeit für den weiteren Weg. Wir überholen unterwegs einige Wanderer. Ein paar davon kennen wir noch von der Tutzinger Hütte. Der Abstieg ins Tal nach Vorderriss ist wieder sehr lang und anstrengend. Dafür liegt die Unterkunft für heute Nacht direkt am Weg. Nach dem Duschen ist Waschtag angesagt. Nun ja, eine mehr oder weniger lästige Pflicht. Aber wer am nächsten Tag frische Socken anziehen möchte, der muss eben die stinkenden Dinger auch erst mal waschen… Nach dem Waschtag will ich nun doch an der nächsten Hütte anrufen. Die Erfahrungen von der Tutzinger Hütte haben Pascal und mich schon etwas nachdenklich gemacht. Und wenn man mit einem kurzen Anruf die Sache deutlich entspannter angehen kann, warum dann nicht kurz anrufen. Aber genau das stellte sich als Fehler heraus, der uns nun schon den ganzen Abend sehr beschäftigt: Das Karwendelhaus ist voll belegt. Wir dürfen nicht zur Hütte aufsteigen. Das war eine sehr schlechte Nachricht.