Traumpfad München - Venedig 2009
Dienstag, 18.08.2009 -- Vorderriss - Karwendelhaus
Sonnig, sehr warm
Nach den wenig ermutigenden Informationen vom Karwendelhaus haben wir lange überlegt, wie wir weitermachen sollen. Noch eine Nacht hier in Vorderriss verbringen, oder gleich auf gut Glück ans Karwendelhaus laufen? Wir sitzen recht lange zusammen und diskutieren beim Bierle, bis wir entscheiden nicht zu warten, sondern am Morgen zu starten. Vom Gewitter in der Nacht haben wir nichts mitbekommen. Angeblich soll es ordentlich getobt haben. Das sagen jedenfalls die Tischnachbarn. Beim Frühstück füllen wir uns die Bäuche wieder ordentlich, damit es eine Zeit lang reicht. Nach wenigen Kilometern überqueren wir die Grenze nach Österreich. Ein Wirtschaftsweg zweigt recht bald von der Straße ab und bald erreichen wir Hinterriss. Auf schönen Forstwegen, teilweise entlang von Lawinen- und Muren Abgängen ging es stets bergauf. Noch knapp unterhalb der Baumgrenze kamen wir an einer Hütte vorbei, an der wir unsere erste Rast eingelegt haben. Dafür war auch höchste Zeit, denn meine Wasserflasche war genauso leer wie mein Magen. Viel Zeit zum Ausruhen blieb uns allerdings nicht. Der Platz war leider nicht so besonders einladend und außerdem sind die Wolken über uns immer dichter und dunkler geworden. Zwischendurch finden wir eine Quelle und können unsere Flaschen wieder auffüllen. Dann ging es wieder weiter den Berg hoch. Oberhalb der Baumgrenzen erwarten und große Weideflächen und zahllose Sträucher, die den Weg säumen. In der Ferne können wir beobachten, wie die Bergwacht mit dem Helikopter eine Übung oder eine echt Rettung durchführt. Na hoffentlich werden wir davon keinen Gebrach machen müssen. Der Blick vom Sattelpunkt reicht über mehrere Täler hinweg. Leider sehen wir auch, wie die Wolken immer dichter werden. Zum Glück erreichen wir bald das Karwendelhaus. Die Anspannung ist schon spürbar: Klappt es, oder schicken die uns weg? Als wir dort ankommen ist sehr viel Betrieb dort. Zahllose Wanderer sitzen vor dem Karwendelhaus und trinken Bier oder Essen zu Abend. Sieht wirklich nicht gut aus für uns, denke ich mir noch. Bei der Ankunft war aber keine Rede von voll. Die einzige Frage war nach dem DAV-Mitgliedsausweis und dann bekamen wir ein Lager zugewiesen. Übernachtung gecheckt. Alles super. Wetter erst mal egal. Mahlzeit…
Mittwoch, 19.08.2009 -- Karwendelhaus - Hallerangerhaus
Sonnig, sehr warm
Die Übernachtung im Karwendelhaus war wirklich o.k. Auch wenn das Lager groß und komplett gefüllt war, so gab es keine Schnarcher oder ich habe zumindest keinen gehört. Duschen gab es dort übrigens keine, nur Waschen mit kaltem Wasser war angesagt. Aber Duschen wird im Allgemeinen auch völlig überbewertet… Das Frühstück war dagegen schon wirklich sehr spärlich. Jedenfalls, was den Umfang angeht. Beim Preis allerdings nicht! Und so ging es mit nur mäßig gefülltem Bauch los. Sofort hinterm Haus hat sich gezeigt, dass dies vielleicht gar nicht so schlecht war, denn nach nur wenigen Metern ging es steil bergauf durch das Schlauchkar zur Birkarspitze. Der Name Schlauchkar war im Wahrsten Sinne des Wortes Programm: Ziemlich „schlauchend“… Auf dem Weg waren die Steine noch feucht und weil ich noch ziemlich verschlafen (und vielleicht ein wenig nörgelig wegen des Mini-Frühstück) war, bin ich recht lustlos drauf los gelaufen. Weil ich eben nicht richtig auf den Weg geschaut habe, wäre ich beinahe ausgerutscht und hingefallen. Lektion gelernt: Beim Wandern sollte man schon ganz bei der Sache sein! Weiter ging es dann entlang eines Stahlseil versicherten Weges und im Anschluss daran über Geröll. Hier war der Weg teilweise nur schwer auszumachen. Dafür konnte man in dem Schotter ganz gut laufen. Entschädigt wurden Pascal, die übrigen Wanderer und ich wieder von einem wirklich grandiosen Panorama. Das war trotz der Anstrengung immer wieder einen genussvollen Blick wert. Nach dem langen und anstrengenden Aufstieg durch die Schlauchkar bot sich uns zudem eine wunderbare Aussicht auf die Birkarspitze, zu der wir einen Abstecher machen wollen und auf den Abstieg, der recht steil zu werden versprach. Doch zunächst einmal haben wir unsere Rucksäcke am Notbiwak stehen lassen und sind ohne das Gewicht auf den Schultern quasi förmlich zur Birkarspitze „geflogen“! Auch hier war die Aussicht an diesem Tage unbeschreiblich schön. Das wetter war perfekt und der Himmel strahlend blau. Selbst hier oben war es noch ziemlich warm an diesem Tag. Ein gutes Stück weit unter uns fliegt ein Helikopter. Der stört etwas die Ruhe hier oben, aber er scheint etwas zu suchen. Ständig kreist er über dem Bergkamm, bis er schließlich mit den Spitzen seiner Kufen den Kamm antippt und ein paar Leute aussteigen und zu Fuß weiterlaufen. Dann ist der Helikopter verschwunden und die Stille kehrt zurück. Nach einem Eintrag in Gipfelbuch machen wir uns auf den Weg zurück zum Notbiwak, um unsere Rucksäcke aufzunehmen und weiter zu wandern. Der Abstieg ist, wie schon vorhin erwähnt, recht steil. Pascal rutscht aus. Zum Glück passiert nichts. Auch ich rutsche mehrfach aus und habe einmal echt Glück, dass ich noch das Gleichgewicht halten kann. Wir vermuten, dass wir einfach zu schwer sind, oder unsere Füße zu klein sind. Den restlichen Abstieg meistern wir mehr oder weniger gut. In einem großen und steilen Geröllfeld können wir beinahe „surfen“. Das machte natürlich wieder Spaß. Nach etwas über sieben Stunden kommen wir im Tal an und machen eine ausgiebige Rast. Der Teil der Strecke war heute echt anstrengend. Kilometer sind nur ein paar wenige zusammen gekommen. Dafür aber Höhenmeter… Die nächste Station ist die Kastenalm. Dort rasten wir erneut, bevor es nochmal gut 500 Höhenmeter nach oben geht zum Hallerangerhaus. Dieses letzte Stück zog sich nochmals sehr in die Länge. Ziemlich fertig von der heutigen Etappe kommen wir dort an und sehen schon zahlreiche Wanderer beim Weizenbier und Abendessen. Ja, Kohldampf habe ich jetzt schon auch. Es ist auch schon spät. Aber einen Schlafplatz zu bekommen ist gar kein Problem. Wir sollen nur gleich das Essen bestellen, bevor wir unsere Sachen aufs Zimmer bringen. Nun, was die Leute auf ihren Tellern hatten sah schon mal nicht schlecht aus. Und wirklich wahr: Was da an Essen kam, sucht wirklich seines Gleichen. Richtig große Portionen, super lecker und eine tolle Auswahl am Salatbuffet! Perfekt! Der Luxus setzte sich dann in Form einer warmen Dusche fort, die ich doch sehr gerne in Anspruch genommen habe; Duschen überbewertet hin oder her…
Donnerstag, 20.08.2009 -- Hallerangerhaus - Wattens
Sonnig, sehr heiß und schwül
Lärm und Hitze, Hitze und Lärm…! Das ist eigentlich das Einzige, das mir spontan zu Wattens einfällt! Unser Gasthaus, in dem wir übernachten, liegt direkt an der Hauptstraße. Und sollte ich mich zu Hause jemals wieder über die Autos ärgern, die viel zu schnell und zu laut bei mir am Haus vorbei fahren, dann denke ich an Wattens und versuche meinen Ärger zu vergessen. Der Krach durch die Autos und LKWs hier ist wirklich unerträglich. Dabei geht unser Fenster gar nicht direkt zur Straße hin, sondern zur Seite. Aber es ist trotzdem unerträglich laut. Jetzt aber zur Wanderung. Pascal und ich sind heute Morgen recht zügig nach dem Frühstück am Hallerangerhaus aufgebrochen. Das Frühstück war wirklich sehr umfangreich. Es gab jede Menge Brot und dazu selbst gemachte Butter. Das war perfekt! Pascal und ich wollten unbedingt noch einen Abstecher zur Isar-Quelle machen und sind erst einmal ohne Rucksäcke los gewandert in Richtung „Überschalljoch“. Warum das Ding so heißt konnte aber selbst Wikipedia leider nicht genau beantworten. Auf unserem Weg zur Isar-Quelle haben wir Ausschau nach einem Schild gehalten, dass den Hinweis gibt, wo genau die Isar entspringt. Aber schlussendlich ist das hier oben nicht so genau zu sagen. Irgendeines der vielen Matschlöcher um die wir herumlaufen wird es dann wohl sicher gewesen sein. Wir kehren um, schnappen unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zum Lafatscher-Loch. Auf dessen Rückseite führt der Weg dann weiter nach Wattens. Die Tour heute ist eigentlich eine ganz nette Etappe. An der Magdalenen-Alm treffen wir dann ein paar Mitwanderer der vergangenen Tage dann wirklich zum letzten Mal. Der Weg führt uns weiter hinab ins Tal und irgendwo haben wir dann unglücklicherweise den Weg verloren. Obwohl Pascal und ich uns einig sind, dass es genau an der Stelle an der wir gerade stehen nach rechts gehen müsste, endet der gewählte nach einigen hundert Metern an einem geschlossenen Tor. Dahinter führt auch kein erkennbarer Weg weiter. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als zurück zu laufen bis zu letzten Stelle, an der wir sicher noch auf dem Weg unterwegs waren. Dann müssen wir noch aufmerksamer sein. Weil es aber nicht mehr weit bis Wattens sein kann, beschließen wir querfeldein durch den Wald bis zur nächsten Straße zu laufen. Den Fußspuren und dem platt gedrückten Gras nach zu urteilen haben vor uns wohl schon andere Leute diese Wegvariante gewählt. Wir laufen weiter bergab und kommen schließlich am Bahnhof in Wattens heraus. Vor dort laufen wir weiter zur Innenstadt. In Wattens angekommen kaufen wir erst einmal neuen Proviant. Außerdem kaufen wir noch Vesper fürs Abendessen, das wir im Zimmer essen. Inzwischen haben wir uns zur Regel gemacht, dass wir bei Übernachtungen in Gasthäusern oder Pensionen aufs Essen gehen verzichten. Das ist schlicht eine Kostenfrage beides, ein teures Zimmer und ein teures Abendessen, wollen wir nicht jedes Mal bezahlen. Nach dem Abendessen ist heute Abend noch Waschtag angesagt. Außerdem sortieren wir unsere Rucksäcke gründlich durch. Wir werden definitiv ein paar unserer Sachen per Post nach Hause schicken. Schlafsack, Isomatte und Gaskocher haben wir dato nicht benötigt. Also sparen wir uns das Gewicht für den Rest unserer Reise und können ggf. etwas mehr Proviant einpacken, wenn die Möglichkeiten zum Einkaufen nicht mehr häufig sind.