Montag, 31.08.2009 -- Piz Boé – Allhege-See (1000m)

Sonne, aber morgens sehr kalt, Mittags heiß und schwül

 

Die Nacht im Rifugio Capanna Fassa war soweit ganz in Ornung, nur verdammt kalt! Zum Glück gab es genügend Decken und ich habe meine zwei Lagen noch durch eine dritte Decke ergänzt. Pascal lag ebenfalls dick eingepackt im Bett. In der Nacht bin ich nur einmal aufgewacht. Da war plötzlich eine gefühlte Völkerwanderung im Haus unterwegs. Es waren wohl noch mehr Leute auf der Suche nach warmen Decken… Um 6:30 Uhr klingelte unser Wecker und zu unserem Erstaunen waren wir die ersten Leute, die auf den Beinen waren. Der kalte Wind pfiff ziemlich kräftig ums Haus, durchs Dachfenster in unserem Zimmer fällt das Sonnenlicht. Der Blick nach draußen bestätig die Vermutung: Strahlend blauer Himmel! Der Tag wird ganz bestimmt super werden! Als wir in den Aufenthaltsraum kommen steht das Frühstück schon da. Anschließend bezahlen wir und machen uns auf den Weg zum Fedaia-See (2053m). Auf den Wegen rund um den Piz ist heute nichts los. Zumindest um diese Zeit noch nicht. An der Pordoijochhütte (2846m) treffen wir Leute, die in der Boé Hütte übernachtet hatten. Dort waren die Bedingungen aber wohl nicht so besonders erfreulich. Die klagten ziemlich heftig über unfreundlichen Service und völlig überhöhten Preisen für das Frühstück. Es gab wohl ein aufgeschnittenes Brötchen und zwei Scheiben Käse zum Freundschaftspreis von 9 Euro. Das ist wirklich unverschämt. Etwas beschämt denke ich an unser leckeres Frühstück im Rifugio Capanna Fassa und die paar Extra-Kekse, die es beim Packen noch aus dem Proviant gab… Gemeinsam machen wir uns an den Abstieg zum Pordoipass. Hier wiederum wimmelt es nur so von Touristen. Wir nutzen diese Möglichkeit um unsere Postkarten abzugeben und um ein Eis zu essen. Frisch gestärkt geht es weiter zum Fedaia-See. Den Weg zu finden ist in dem Fall nicht so schwer, denn wir müssen einfach nur mit der Herde mitlaufen. Eine Zeit lang laufen wir jedenfalls mit, denn wir haben uns vorgenommen es heute etwas entspannter angehen zu lassen. Aber bald schon wird das langsame latschen nervig und wir überholen allmählich die Herde und setzen uns von der Spitze ab. Kurz darauf kommt ein Stausee in Sicht. Soll das etwas schon der Fedaia-See sein? Das war nun wirklich nicht einmal eine richtige Halbtagestour!? Kurzerhand schließen wir unsere Reservierung am Fedaia-See zu stornieren und machen uns auf den Weg zum Allhege-See (1000m).

 

Etappe 18

Weil wir heute Vormittag ganz gut vorangekommen sind, haben wir kurzerhand beschlossen die 18. Etappe unserer Wanderung noch an diesem Tag in Angriff zu nehmen. Somit sparen wir uns die Übernachtung in der Marmolada-Hütte. Nachdem wir den Fedaia-See hinter uns gelassen haben, führt der Weg talwärts über zahlreiche Skipisten. An diesen Stellen ist das Wandern gar nicht so einfach. Die Strecken sind ramponiert, große Steinbrocken liegen überall verstreut und teilweise ist es rutschig. So geht es weiter in Richtung Tal, bis wir am Marmolada-Lift vorbeikommen. Von der Talstation an der wir stehen, werden Skitouristen im Winter bis auf 3200 Meter gebracht. Heute ist hier aber wenig los. Unweit der Seilbahn beginnt die Serrai-Schlucht. Eine schmale Asphaltstraße, die aber für den Autoverkehr gesperrt ist. Sie verbindet die Malga Caipela mit dem Ort Sottoguda. Die dazwischen liegende Serrai-Schlucht ist sehr beeindruckend. Es lohnt sich wirklich diesen Weg zu gehen. In Sottoguda finden wir endlich auch eine Eisdiele, die kein abgepacktes Eis, sondern Eiskugeln nach Wunsch verkauft. Das lassen wir uns schmecken und setzen uns erst einmal gemütlich vors Haus, um die Kalorien auch genießen zu können. Auf dem weiteren Weg nach Allhege treffen wir auch die beiden Wanderer mit den Lamas wieder. Eines der Tiere hinkt mit dem rechten Hinterlauf. Wir wollen wissen, wie weit sie heute noch laufen wollen. Aber so genau wussten die beiden das noch nicht. Bei Pascal und mir läuft es dagegen heute ausgezeichnet. Bis auf ein leichtes Ziehen im Knie, das wohl von meinem Ausrutscher am Morgen noch etwas beleidigt ist, gibt es keinerlei Zipperlein. Also nutzen wir die Gunst der Stunde und drücken aufs Tempo. Der Weg ist auch nicht so anstrengend, wie in den letzten Tagen. Nur ein kurzer Abschnitt hat es nochmal so richtig in sich und bringt uns ordentlich ins Schwitzen. Doch schon bald erreichen wir die Hängebrücke über den Cordevole. Die Bretter sehen nicht alle ganz vertrauenserweckend aus, was mir ein paar Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Pascal hingegen ignoriert das völlig und hat sogar noch Spaß daran die Brücke aufzuschaukeln. „Wir werden noch im Wasser landen..“, mein Nörgeln ignoriert er sehr gekonnt. In Allhege gibt es eine Übersicht über die Unterkünfte in Ort. In einem 2-Sterne Garni checken wir ein. Das war mit 64 Euro so ziemlich das Günstigste, das wir finden konnten. Die Pension Edelweiß wäre noch eine 1-Sterne Alternative gewesen. Wir hatten jedoch einfach keine große Lust mehr noch länger zu suchen. An der Rezeption müssen Pascal und ich erst einmal über das verwunderte Gesicht der Dame grinsen. Sie stelle fest, dass wir aus Deutschland kommen und wollte wissen, wo wir parken. „Wir sind zu Fuß hier!“ war unsere Antwort. Sie schaute uns an, als wollten wir sie verarschen. Das Zimmer ist soweit ganz in Ordnung. Bis auf die Dusche. Es gibt dort keinen Vorhang. So dass wir bald in der eigenen Dusche in See stechen können. Aber bei der Wärme trocknet das auch schnell wieder ab. Wir kaufen ein fürs Abendessen und lassen es uns gut gehen. Heute ist mal wieder Waschtag. Anschließend planen wir, wieviel Proviant wir für die nächsten Tage einkaufen müssen. Vier Etappen müssen wir ohne Einkaufsmöglichkeit überbrücken. Unnötige Futteralien können wir auf keinen Fall mitschleppen.