Mittwoch, 02.09.2009 -- Tissi-Hütte – Rifugio Carestiato (1834m)
Sonne, heiß und sehr schwül
Hier noch ein kleiner Nachtrag zur Tissi-Hütte. Die Übernachtung an sich war nicht extrem teuer, aber: Einmal kurz Duschen kostet 4,50Euro! Ohne Geld gibt es nicht einmal kaltes Wasser, das ist echt sehr viel Geld! Um nicht zu sagen unverschämt, denn so weit im Nirgendwo liegt die Hütte nun auch wieder nicht. Und ein Weizenbier kostet 5,50Euro. Also das war mir dann doch eindeutig zu viel! Vielleicht habe ich heute auch einfach nur meinen Bruddel-Tag. Aber nach der recht bescheidenen Nacht, die ich hinter mir habe… Die Betten sind viel zu weich. Es gibt dort keinen Lattenrost, sondern ein Metallgeflecht, auf dem die Matratze liegt. Egal wie ich es heute Nacht angestellt habe: Mein Rücken konnte sich der starken Biegung bei Weitem nicht so anpassen und so tut mir wirklich alles weh. Ich bin zwar irgendwann eingeschlafen, aber sonderlich fit bin ich nicht. Die Lama-Leute machen heute eine Pause. Als wir los laufen überholen wir grade noch die beiden Amerikaner, die wir gestern schon unterwegs getroffen haben. Die zwei haben ein ganz ordentliches Tempo drauf und der Weg ist bislang nicht ohne Anstrengung zu machen. Bei Pascal und mir läuft es heute auch ganz gut und so ziehen wir das Tempo an, obwohl wir eigentlich einen entspannten Tag machen wollten. Die Arbeit kam dann schon noch von ganz alleine. Es ging zeitweise recht steil bergauf, sogar über kleinere Schneefelder. Dann führte der Weg durch ein Wäldchen aus Latschenkiefern und kleinen Tannen. Die Luft hier war (aus welchem Grund auch immer) derart schwül, dass uns wirklich binnen kurzer Zeit der Schweiß in Strömen am Körper herunterlief. Zum Glück fand dieses sehr anstrengende Stück als bald ein Ende. An einer Weide machen wir eine Rast. Diesmal aber natürlich nicht innerhalb des Zauns. Der Wegweiser neben uns zeigt an, dass es nochmal ein gutes Stück bergauf gehen wird. Wir stärken uns noch mit dem letzten Vollkornbrot, dass noch in unserem Proviant zu finden ist. Ab dann gibt es nur noch Weißbrot. In der Ferne ist schon eine Hütte zu erkennen, wir sind uns aber nicht sicher, ob das tatsächlich schon unser heutiges Tagesziel ist. Inzwischen zieht sich der Himmel auch immer weiter zu und wir sehen zu, dass wir weiterkommen. Für morgen hat der Wetterbericht keine gute Prognose abgegeben: Sehr bedeckt, aber noch trocken. Der Regen soll dann erst am Freitag kommen. Nun, wir haben heute Mittwoch und was am Freitag passiert sehen wir, wenn Freitag ist. Die beiden Amerikaner kommen fast zeitgleich mit uns an der Hütte an. Die sind super happy, dass die Etappe bislang so gut gelaufen ist und laden uns zu einem Weizenbier ein. Da auch wir ganz zufrieden sind, die 20. Etappe erfolgreich geschafft zu haben, sind wir der Sache natürlich nicht abgeneigt. Das ist schließlich ein guter Grund zum Bier trinken. Im Zuge des internationalen Kulturaustausch zeigen wir den beiden, wie man ein Weizenbier korrekt einschenkt. Denn das was die beiden da machen ist wirklich Barbarei! Wir sitzen noch eine Weile zusammen, aber dann brechen die beiden auf. Die wollen heute noch ein Stück weiter wandern. Schade, wir haben uns os gut mit den beiden unterhalten und Spaß gehabt. Aber nach dem nächsten Weizenbier hatte ich die beiden schon fast wieder vergessen. Es schmeckte einfach hervorragend in dieser schönen Umgebung. Nur so langsam wird es Zeit zum Duschen, sonst wird das heute gar nichts mehr. Das Haus war im Übrigen recht neu gebaut. Alles super gut in Schuss und die Wirtsleute waren auch super nett. Der Holzofen in der Gaststube sorgt für sehr viel Behaglichkeit und schlafe tatsächlich am Tisch ein. Pascal weckt mich und ich verziehe mich umgehend ins Bett. Eigentlich ist es erst 21 Uhr, aber ich bin völlig müde. Jetzt einfach nur ins Bett fallen lassen… ach Mist, schon wieder diese weichen Hängebetten.