Sonntag, 06.09.2009 -- Rifugio Pian delle Femene - Priula
Sonnig, 27°C
Der heutige Tag ist der Hild-Hütten (Westweg im Schwarzwald) Gedenktag. Zumindest kommt es mir so vor. Der Tag hatte eigentlich ganz gut begonnen. Aber dann gingen die Überraschungen los, auf die man eigentlich weniger Lust hat: Zum Frühstück gab es außer etwas Milch und Kaffee nur ein winziges Stückchen Kuchen. Nachdem wir das gegessen hatten warteten wir darauf, dass es nun mit dem richtigen Frühstück losgeht. So richtig nachfragen konnten wir nicht, weil kein Mensch da war, der uns verstanden hätte. Aber wenig später kam die gute Frau dann doch ums Eck. Allerdings nicht mit Nachschub, sondern mit der Rechnung. Auf sage und schreibe 90 Euro belief sich die Rechnung! Ach du Sch… Das ist aber wirklich sehr unverschämt. Die Übernachtung im Gartenhäuschen meiner Eltern wäre komfortabler gewesen… Nun ja, dann haken wir das als Lebenserfahrung ab. Nicht grade mit bester Laune brechen wir auf und verlassen diesen Ort der Abzocke! Unser nächstes Ziel ist Revine. Im Ort halten wir uns genau an die Beschreibung im Wanderführer, damit wir nicht wieder Extrakilometer machen. Und doch passiert es mal wieder: Hinter Tarzo stehen wir plötzlich mitten im Wald und nichts geht mehr weiter. Ach Mann, das ist heute wohl wirklich nicht unser Tag. Wir müssen umkehren, denn es geht wirklich kein Stück weiter. Irgendwo hatte ich vorhin eine Straße gesehen. Im Zweifelsfall folgen wir einfach weiter der Straße. Die wird uns schon in ein Kaff bringen, vor wo aus wir uns wieder orientieren können. Diese Straße bringt uns nach „Arfanta“. Über die „Rolle“ erreichen wir schließlich nach einem Umweg wieder unseren Weg. Kurz vor „Refrontolo“ treffen wir zwei Wanderinnen, denen wir schon einmal auf einer der Hütten begegnet sind. Die beiden haben offen gleich den richtigen Weg gefunden. Na ja, Glückwunsch ihr zwei… Hinter „Refrontolo“ geht dann der gleiche Mist von Neuem los: Wieder einmal passen Wegweiser und Wanderführer nicht zusammen. Nun muss ich aber zu unserer Ehrenrettung sagen, dass es von dem Gebiet einfach keine vernünftigen Wanderkarten gibt (oder gab). Was blieb war eben auch nur der Wanderführer mit entsprechenden Karten. Ein Stück weit passt es dann wieder. Die beschriebenen Abzweige und Wegpunkte tauchen tatsächlich auf. Aber am „Castello Collalto“ wird es wieder komisch: Das beschriebene Tor ist fest verschlossen und wir müssen einen Umweg nehmen. Zeit, um ein wenig Energie in Form von Erdnüssen zu tanken. Dann folgen wir der Straße zu der es keine Alternative gibt. Dies bestätigen auch zwei Mädels, die uns zwischendurch überholen. Ob der Weg immer noch stimmt, oder ob wir völlig falsch liegen; Wir können es im Augenblick überhaupt nicht einschätzen. Das ist schon ärgerlich. Wir beschließen den Schildern bis „Sasegana“ zu folgen. Das ist der einzige erkennbare Punkt, den wir finden können. Das Dorf liegt ungefähr zwei Kilometer östlich vom eigentlichen Weg. Um sicher zu gehen, ob auch wirklich alles nun in Ordnung ist starte ich mein Handy und versuche über Google-Maps eine entsprechende Strecke zu finden. Das klappt sogar. Und so erreichen wir mit Einbruch der Dämmerung das Dorf „Susegara“. Von dort müssen wir noch weiter bis nach „Priula“. Google schlägt die Hauptstraße vor, aber die ist absolut nichts für Wanderer. Wir können eine Alternative finden, die bis Priula führt. Irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Priula. Wir sind über zwölf Stunden gelaufen und haben wohl ein gutes Stück über vierzig Kilometer gemacht. Dementsprechend fühlen sich unsere Füße auch an. Der Supermarkt hat geschlossen und wir beschließen heute Abend einfach einen riesigen Berg Eiscreme zu vertilgen. Im Hotel angekommen sind Pascal und ich froh, diesen heutigen Tag geschafft zu haben. So einfach läuft man eben doch nicht nach Venedig! Wir fragen uns, wie das ohne Karten in den nächsten Tagen weitergehen soll. „Karten sind ihr Gewicht in Gold wert…“ meint Pascal noch am Abend. Und Recht hat er. Als ich Wochen später die Telefonrechnung bekomme, haut es mich wirklich fast um. Ich weiß nicht mehr wieviel es war. Aber über 150 Euro auf jeden Fall. Um das Geld hätten wir uns einzeln mit dem Taxi nach Venedig karren lassen können. Vor dem Hotel kläfft die ganze Nacht eine Töle. Diese Mistviecher sind hier wirklich nervig, weil in jedem Grundstück mindestens zwei, drei oder noch mehr davon herumrennen und ständig kläffen, wenn man vorbeiläuft. Zum Glück befindet sich meistens ein Zaun zwischen dem Vieh und uns! Ziemlich gefrustet und völlig groggy gehen wir zu Bett. Morgen früh schlafen wir erst einmal bis 7 Uhr, dann sehen wir weiter.