Wetter wie immer…

Aufwachen im Paradies…

So könnte man den heutigen Morgen in Masanga ohne jegliche Übertreibung bezeichnen. Die Natur mit den vielen großen und alten Bäumen und den verstreut liegenden Bungalows ist wirklich unbeschreiblich schön. Der Haken an der Sache ist eben nur, dass es an Fachkräften mangelt, um diese alten Gebäude und Anlagen wieder zum Leben zu erwecken. Das hatte ich gestern schon mit einer gewissen Enttäuschung feststellen müssen. Dabei sind hier überhaupt keine Wunder von Nöten. Man müsste einfach nur mehr Zeit haben. Geld ist auch nicht unbedingt das Problem.

Die Sache beschäftigt mich schon sehr…

Sven ruft mich aber rechtzeitig aus meinen Gedanken zurück in die Realität. Er hat schon absolut recht, dass es eben nicht so einfach ist, die Welt zu verbessern. Aber der Trotzkopf in mir sagt eben auch, dass es nicht sinnlos oder gar unmöglich ist. Zurück in Makeni packen wir unser Material für einen Auftrag in Freetown. Puh, schon wieder drei Stunden in der Gegend unterwegs sein. Und dann auch noch Freetown…

Die Leute vom Holländer-Labor haben noch ein paar Fragen und uns dringend um Unterstützung gebeten. Es geht um die Details der Stromerzeuger. Sie wollen von mir eine kurze Expertise haben, ob der Händler der ihnen die Stromerzeuger verkaufen will sie nicht übers Ohr haut. Der will denen natürlich möglichst große und teure Geräte verkaufen. Aber was ich so sehen kann, passt die Sache ganz gut. Aus meiner Sicht ist das Angebot in Ordnung. Sofort bedankt sich der Händler, der mit am Tisch saß bei mir und die Leute geben ihm grünes Licht für den Auftrag.

Zusätzlich zum Labor, wollen die Holländer noch ein paar Klimaanlagen vom benachbarten Ebola-Holding-Center anschließen. Normalerweise schaue ich mir so etwas vorher genau an, bevor ich eine Empfehlung ausspreche. Aber ein Holding-Center ist „rote Zone“. Und auf die Sache mit dem Schutzanzug und dem ganzen Zeug habe ich nicht grade Lust. Sie lassen die Daten für mich zusammentragen und ich kann dann auf dieser Basis entscheiden. Auch gut!

Dann bleibt noch die Zuleitung, die zum Holding-Center verlegt werden muss. Das sind locker 100m. Die Anlaufströme der Klimaanlagen sind enorm und ich will nicht, dass die Geräte am Ende nicht anlaufen, weil die Leitung einen zu großen Spannungsfall hat. Ich bin froh, dass ich mein Tabellenbuch vom Studium dabeihabe. Dort kann ich nachschauen, welcher Querschnitt notwendig ist. 10qmm reichen auf jeden Fall aus. Auch hier hatte der Händler deutlich größere Querschnitte verkaufen wollen. Nun ja, ist sein Geld und Halsabschneider gibt es in Afrika mehr als genug. Ich erkläre genau, wie und warum ich zu meinem Ergebnis gekommen bin. Er wollte noch diskutieren, aber der Chef vom Labor hat dies sofort mit EINEM Wort beendet.

Bei WFP (World Food Programe) haben wir noch ein paar alte Stromerzeuger angeschaut und deren technische Daten erfasst. Es geht darum, dass hier bald neue Generatoren fällig werden und wir zusammen mit WFP erst einmal den Bestand erfassen und dann klären, was neu zu beschaffen ist.

Am Abend treffe ich Iris und Christian zum Abendessen. Wir essen in einem kleinen Restaurant am Strand. Es ist nicht weit weg vom „Family Kingdom Resort“ in dem die beiden untergebracht sind. Die Spaghetti Soße ist so derart scharf, dass mir wirklich Rotz und Wasser aus Nase und Augen läuft. An Geschmack ist gar nicht zu denken, aber der Hunger treibt es eben rein, die Schärfe drückt es runter und der (schwäbische) Geiz behält es drin.

Der lange Abend in Masanga und das viele Grübeln stecken mir noch in den Knochen. Ich bin ziemlich erschöpft und gehe früh zu Bett.