Wie immer…

Ich kann den Kugelschreiber kaum halten, so tun mir die Finger heute weh. Heute war ein schöner Tag. Der Umbau der Elektroinstallation ist gut vorangekommen. Morgen müssen die Leute vom Stromversorger NPA nochmal ran und die Zähler umsetzen, dann ist es geschafft. Bis auf zwei große Scheinwerfer, die ich noch installieren. Die sollen etwas Last auf den Generator bringen. Aber das schaffe ich sicher bis heute Nachmittag.

In der Nacht habe ich zuerst sehr gut geschlafen. Dann bin ich jedoch wach geworden vom Jaulen der vielen Hunde, die hier überall umherstreunen. Und außerdem hat der Wachmann, der wohl in der Nähe von meinem Fenster saß bei der Arbeit so laut geschnarcht, dass ich nicht mehr schlafen konnte…

Um 8 Uhr gab es gemeinsames Frühstück und dann ging es wieder an die Arbeit. Heute ein wenig unter dem Motto: „Bosch-Akkuschrauber trifft Sierra Leone“. Es gab ein paar Löcher zu bohren in die große Holztafel an die alle Sachen geschraubt werden sollen. Ich habe meinen zwei Helfern mal gezeigt, wo ich die Löcher im Holz genau brauche und wie groß die Löcher sein müssen. An ihren verzweifelten Gesichtsausdrücken war schnell zu entnehmen, das Löcher bohren in dieses Hartholz ganz sicher keinen Spaß macht. Zumindest nicht ohne Akkuschrauber. Die Jungs waren schon auf der Suche nach einem scharfen Messer, um die Löcher dort irgendwie einzukratzen. Um die Verzweiflung der Jungs nicht ins grenzenlose wachsen zu lassen, packe ich das Wunder der Technik aus Leinfelden mal aus und zeige denen, wie ich so ein Loch ins Hartholz mache. Wow, ich glaube die am liebsten die gesamte Tafel durchlöchert, mit solch einer Begeisterung waren die dabei. Jedenfalls waren beide mit Feuereifer bei der Sacher. Besonders cool war wohl offenbar das Klacken des Bohrfutters, wenn die Maschine einen Schnellstopp macht.

Den Rest des Tages haben wir damit verbracht, die Montageplatte zu verdrahten. Zwischendurch sind wir zu dritt kurz auf den Markt gefahren und haben Material besorgt. Der Markt in Bo ist recht groß und es gibt dort wirklich alles was man braucht. Aber man muss aufpassen, ob die Qualität stimmt und man nicht übers Ohr gehauen wird. So verkaufen die Händler gerne auch mal ein billiges Kabel aus China, dass anstatt Kupfer nur billigen Draht einhält, oder bei dem der Querschnitt kleiner ist, als auf draufsteht. Da muss man wirklich aufpassen! Eine weitere Erfahrung musste ich heute auf dem Markt machen: Die Maßeinheiten! Grade schaue ich im Tabellenbuch nach und stelle fest, dass die mich doch nicht bescheißen wollten. Uups… Ich wollte heute 25m Leitung kaufen und die haben eben in Yard gerechnet (x 0,9144). Das gab heute im Laden ein bisschen Streit mit dem Verkäufer. Der hatte auf seiner Theke das Maß angezeichnet und dann Meter für Meter abgemessen. Mit kam das aber irgendwie komisch vor und so habe ich den Meterstab ausgepackt und siehe da: Der Kerl hat jedes Mal nur 91cm statt einem Meter abgemessen. Da wurde ich schon ein wenig sauer. Der Kerl war völlig verwirrt, hat aber tapfer weitergemacht. Die Jungs vom Waisenheim standen daneben und haben nicht viel dazu gesagt. Nun ja, am Ende hat es gereicht und wir konnten mit unserer Arbeit weitermachen.

Im letzten Gebäude war nicht viel zu ändern, so dass wir es bis zum Abend geschafft haben. Nach dem Abendessen saßen wir wieder gemeinsam zusammen. Und ich muss wieder feststellen: Es gibt keinen Unterschied zwischen den Jugendlichen hier im Waisenheim und den zu Hause in Deutschland. Alle haben sie die gleichen Themen: „Facebook, Fußball, Mädels, Tischkicker, die Couch zum Chillen, Schule und das bevorstehende Studium…“

Ich stelle fest: „Höre zu, beobachte und lerne!“