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Heute also wieder Freetown. Es steht der Abschluss des Projekts „Holländer-Labor“ an. Das Dutch-Mobile Laboratory ist auf dem Gelände des Kleintown-Hospital untergebracht. Hier war ich schon ein paar Mal, um technische Unterstützung bei der Neuanschaffung von Generatoren für das Hochsicherheits-Labor zu leisten.
Der Tag heute beginnt schon etwas konfus. Wegen der Ausgangssperre, die über das gesamte Land verhängt wurde, ist die Küchencrew noch nicht da. Damit ich nicht untätig herumsitze, packe ich erst einmal meine Sachen zusammen, die ich für die nächsten Tage in Freetown benötige. Just, als ich fertig bin, gibt es dann doch noch was zu futtern. Ich hatte meine Schoko-Kekse, die ich von zu Hause mitgebracht hatte, zwischenzeitlich entweder verschenkt oder selber gefuttert.
Nach dem Frühstück geht es los. Ich bin wirklich gespannt, ob und wie wir durch die vielen „Check-Points“ durchkommen. Damit die ganze Sache auch hochoffiziell aussieht, habe ich mich mal mit offizieller THW-Dienstkleidung, statt wie sonst inzwischen üblich ein T-Shirt, aufgedonnert. Jedenfalls kommen wir ganz gut voran. Die Landstraßen sind völlig leer. Kein Mensch ist unterwegs, von den Ebola-Teams mal abgesehen. In Kleintown angekommen, gibt es gleich mal eine Überraschung: Die neuen Generatoren sind eingebaut und laufen bereits. Der Umbau des Powerhouse wurde exakt so gemacht, wie ich es empfohlen hatte. Sogar die zusätzlichen Gebläse sind installiert und laufen. Die sollen die Abwärme der Motoren noch besser aus dem kleinen Gebäude blasen. Das ist gut für die Motoren. Die Leitung zum Holding-Center liegt auch schon. Als ich mir die Sache noch gründlicher ansehe, ist zu sehen, dass das Holding-Center auch schon am Generator angeschlossen ist. Das soll eigentlich nicht sein. Denn es gibt normales Stromnetz hier und die Generatoren dienen nur der Notversorgung. Der Mensch, der mich begleitet schaltet auch umgehend um. Damit ist die Sache o.k.
Mehr kann ich aber vorerst nicht erreichen. Wir wollten eigentlich noch gemeinsam die automatische Umschaltung zwischen den Generatoren testen. Das muss ich erst einmal verschieben. Mein Fahrer Mohammed und ich fahren dann weiter zu Jeanette. Sie untersucht zusammen mit weiteren Spezialisten der Universität Liverpool wie sich die Verwendung von Blutkonserven Ebola-Überlebender auf die Heilungschancen von Neu-Infizierten auswirkt. In ihrem Büro soll ein Generator als Backup installiert werden. Im eigentlichen Labor gibt es noch etwas mehr Arbeit. Zuerst besichtige ich das Büro, dann geht´s zur nationalen Blutbank von Sierra Leone. Diese ist im Connaught Hospital untergebracht. Ich bitte darum die nachfolgende Bemerkung nicht falsch zu verstehen: Das Connaught-Hospital ist mit Abstand der übelste Ort, den ich hier bislang betreten habe. Wäre dies ein Schlachthof in Deutschland, so würde man den Laden nicht nur sofort schließen, sondern sofort dem Erdboden gleichen machen. Oder besser noch einen Sarkophag (wie in Tschernobyl) darüber bauen. Denn der gesamte Komplex stellt eine Gefahr für die Gesundheit dar. Zahlreiche Ärzte sind hier an Ebola gestorben. Die Bedingungen hier sind äußerst übel! Im Gebäude der Blutbank wird kräftig renoviert. Der Chef der Blutbank hat gestern selbst den „Donation-Room“ (Spende-Raum) gestrichen, damit es vorangeht. Nun fehlt es nur noch an ein paar Steckdosen, damit am Montag die ersten Blutkonserven abgezapft werden können.
Wegen der Ausgangssperre ist es aber nicht möglich an Material zu kommen. Ich habe nicht viel dabei, denn ich war auf die Arbeit im Dutch-Lab eingestellt. Aber mit dem Material, dass ich dabeihabe sollte sich schon etwas anfangen lassen. Ich verspreche morgen um 10Uhr wieder zu kommen. Dann schauen wir, was wir am Samstag schaffen können.
Die Nacht über verbringe ich im Family Kingdom Ressort in Freetown: Rein ins Bett, Augen zu, weg…. Bis der Wecker am nächsten Morgen klingelt.