Frankreich Rundfahrt - 2020
Freitag, 10.07.2020 — Le Havre - Rouen
24. Tag Le Havre - Rouen
Wetter morgens: teilweise kräftiger Regen und Wind, der Regen lässt bis um 9 Uhr nach, der Wind nicht
Tages-Kilometer: 132,16
Gesamt-Kilometer 2935
Durchschnitt: 23,0
Fahrzeit: 5h44
Wetter tagsüber: trocken, immer wieder Sonne, windig, warm
Wetter abends: sonnig, windig, warm, 22 Grad
Abfahrt 9:30
Ankunft 17 Uhr
Ich habe ganz gut geschlafen. In der Nacht war der Himmel schon dicht bewölkt. Aber der Regen kam wohl erst gegen Morgen. So schlimm ist das erst mal nicht, denn ich bin in einem Hotel. Ich hoffe nur, dass der Regen bald aufhört und ich ohne Regenklamotten weiterfahren kann. Ich mache mir jetzt erst einmal das Frühstück und dann sehe ich weiter.
Während ich frühstücke lässt der Regen schon nach. Beim zweiten Teller Müsli hat es dann aufgehört. Ich habe während mein Müsli einweicht meine Sachen gepackt und bin relativ schnell startklar. Ich muss jedoch erst mal umständlich meine Sachen (also Fahrrad und Anhänger, sowie das Gepäck) aus dem Zimmer nach unten bringen. Das ist das gar nicht einfach. Die blöden Türschließer sind so kräftig, dass ich Mühe habe mit einem arm die Türe auf zu halten und dann das Fahrrad irgendwie noch durch die enge Türe zu bekommen. Schließlich will ich auch keine Kratzer in die Türen machen. Irgendwann habe ich dann alles unten und zusammen gebaut. Nun muss ich den Schlüssel noch abgeben und dann kanns los gehen. Es ist kurz nach 9:30 Uhr. Da die Unterkunft direkt am Track lag brauche ich nicht lange zu fahren. Es geht direkt in Richtung Saine Tal. Und ziemlich schnell wird mir klar, dass es gestern eine sehr gute Entscheidung war über Nacht in Le Havre zu bleiben und nicht noch mehr Kilometer zu machen. Denn die ersten 40 Kilometer verlaufen heute einfach nur entlang von Autobahnen und Schnellstraßen. Nicht wirklich schön. Und Campingplätze gibt's weit und breit keine. Das wäre gestern wirklich blöd geworden.
Heute waren es halt die ersten 40 Kilometer, die recht eintönig waren. Aber dann ging der Track ins Saine Tal. Und schließlich auch entlang der Saine. Das war dann wirklich schön. Die Landschaft war es schön und die Wege und Straßen auch. Teilweise verlief der Track über normale Straßen, auf denen sich der Verkehr aber in Grenzen hielt. Bis zum Nachmittag war das wieder echt schön. Dann musste ich nochmal mit einer Fähre über die Saine und wenig später kamen die ersten Hafenanlagen in Sicht. Erst Container Terminals, dann stank es gewaltig nach Öl und die vielen riesengroßen Tanklager gehörten wohl zur Petroleum-Industrie und dann gab's noch viele viele Silos für Getreide. Nun ja. Ganz so schön waren die letzten 30 Kilometer dann eben auch nicht. Aber so ist es nun mal, in den Ballungsräumen. Und Rouen ist eine sehr große Stadt. Eigentlich ganz nett im Zentrum. Aber drumherum gibt's eben nicht wirklich viel schöne Platze entlang des Radweges. Als ich Rouen fast schon hinter mir gelassen habe erreiche ich nach 132 Kilometern die Unterkunft. Für heute ist das ganz okay. War ne gute Etappe. Ich kaufe noch etwas Proviant, wasche ein paar meiner Sachen und kümmere mich um den technischen Dienst am Fahrrad. Die staubigen Wege sind nicht so gut für die Kette. Ab und zu muss der Dreck dann mal wieder runter.
Außerdem will ich noch schauen, wo ich morgen ungefähr ankomme. Bis Paris ist es nicht mehr weit. Es gibt nicht viele Campingplätze in der Gegend. Schade. Aber ich werde morgen schon einen Platz finden. Nun gehe ich ins Bett.
Samstag, 11.07.2020 — Rouen - Bouconvillers
25. Tag Rouen - Bouconvillers
Wetter morgens: sonnig, wenig Wind, kühl
Tages-Kilometer: 136,8
Gesamt-Kilometer 3071
Durchschnitt: 21,6
Fahrzeit: 6h20
Wetter tagsüber: sehr sonnig, kräftiger Wind, warm
Wetter abends: wie tagsüber
Abfahrt 9:30
Ankunft 18 Uhr
Ich habe in der Nacht halbwegs gut geschlafen. Ich bin immer wieder mal aufgewacht. Außerdem habe ich ziemlich stark geschwitzt. Das lag sicher wieder am Bett, denn oft ist dort eine Folie zum Schutz der Matratze. Und darauf schwitzt man eben schon sehr. Aber soweit ist das okay. Ich bin um kurz vor 7 Uhr aufgewacht und aufgestanden. Jetzt weiche ich mein Müsli ein und räume einen Teil meiner Sachen zusammen. Ich will zügig los kommen. Weiter in Richtung Paris! Das Wetter ist super. Die Sonne scheint, nur ist es ziemlich kühl. Das wird sich aber sicher im Laufe des Tages noch ändern. Besser als Regen und Sturm.
Ich stelle meine Sachen vor das Tor zur Straße und will grade los fahren, als mich ein Nachbar anspricht. Ich verstehe nicht viel, aber er fährt wohl auch gerne Fahrrad und hat auch ein CANNONDALE. Ich soll mal mitkommen. Na warum nicht. In seiner Garage steht nicht nur ein CANNONDALE Rennrad sondern mehrere. Und als ich einer hoch heben will werfe ich es fast gehen die decke so leicht ist das. Uff.... Kein Vergleich zu dem was ich derzeit bewege. Aber mein Fahrrad und der Anhänger müssen schon auch einiges aushalten. Auch heute gibt's sicher wieder genügend Schlaglöcher und Bodenwellen... Aber jedenfalls hat er ne ganz nette Sammlung an Fahrrädern. Ich verabschiede mich und fahre los. Zum Track sind es nur ein paar hundert Meter. Dann geht's direkt weiter durchs Tal der Saine. Erst mal raus aus der Stadt und weg von der Industrie. Zum Glück ist Samstag und der Verkehr ist nicht so dicht. Aber das macht die teilweise leer stehenden Industrie-Ruinen auch nicht schöner. Es dauert gut 20 Kilometer bis es endlich wieder viel Natur zu sehen gibt. Teilweise verläuft der Weg direkt an der Saine entlang. Manchmal jedoch auch recht weit weg. Oft bekommt man die Saine nicht zu sehen, weil viele der Grundstücke am Ufer privat und gesperrt sind. Am späten Nachmittag erreiche ich Vernon. Hier mache ich wie gestern geplant einen Stopp und erkunde die Lage für die Übernachtung. Campingplätze gibt's aber die kommen jetzt gleich und sind aber recht weit weg vom Track. Und ich will heute schon noch ein bisschen fahren. Also schaue ich nach anderen Möglichkeiten. Camping gibt's nicht. 30 Kilometer weiter gibt's ein günstiges Hotel. Auch etwas weg vom Track, aber bei rechtzeitiger Planung lassen sich die Kilometer gut einbauen. Also warte ich nicht lange und buche mir ein Zimmer und suche eine Route dort hin. Diese Route bringt jedoch nochmal ganz ordentlich Arbeit mit sich. Es gibt einige Höhenmeter zu machen und ich muss wirklich kräftig kurbeln um hoch zu kommen. Aber ich hatte ja auch erst eine Pause gemacht. Als ich dann doch ziemlich müde in dem Ort ankomme, in dem das Hotel sein soll finde ich nichts. Ich überprüfe die Adresse mehrfach. Ich stehe an einer Straße am Ortsausgang und kann kein Hotel sehen. Nirgendwo. Das Navi im Smartphone behauptet steif und fest, dass ich noch 200 Meter auf einen Feldweg fahren soll, dann bin ich da. Aber das einzige was "da" ist, ist irgendein Bürogebäude. Zwei Stockwerke, Parkplatz fertig. Kein Hotel. Ich rufe die Nummer an die ich habe. Anrufbeantworter. So ein Mist! Nun ja, wer baut auch hier ein Hotel? Hier braucht niemand so was. Aber was, wenn dieses Bürogebäude vielleicht doch ein Hotel ist? Denn es ist Samstag und da stehen Autos vor dem Gebäude. Hm... Also fahre ich doch mal hin. Grade dann ruft auch jemand zurück. Ich halte an und nehme den Anruf entgegen. Es ist jemand vom Hotel. Er fragt ob ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Ja, sage ich, dann komm herüber ich winke dir zu. Und tatsächlich! Vor dem Bürogebäude steht jemand und winkt. Der Chef persönlich. Es ist tatsächlich ein Hotel. Ziemlich neu und recht groß. Das Zimmer ist sehr groß und im Bad gibt's ne Badewanne. Super. Das werde ich mir heute mal gönnen. Frisch gebadet gibt's Abendessen vom Proviant. Denn einkaufen oder ein Restaurant ist hier wirklich Fehlanzeige. Macht aber nichts, mein letzter Einkauf war in Punkto Kekse sehr üppig. Und es stört mich nicht nach einem guten Abendessen mit Brot und Käse noch ein paar Kekse und Erdnüsse zu essen. Anschließend plane ich den Aufenthalt in Paris. Ich werde morgen am frühen Nachmittag dort ankommen. Dann will ich natürlich auch ein paar Sachen anschauen. Wo die wichtigsten Punkte sind speichere ich im Navi. Dann wird es Zeit fürs Bett. Es ist schon wieder halb zehn....
Sonntag, 12.07.2020 — Bouconvillers - Paris
26. Tag Bouconvillers - Paris
Wetter morgens: sonnig, strahlend blauer Himmel, keine Wolke zu sehen, kein Wind
Tages-Kilometer: 110
Gesamt-Kilometer 3181
Durchschnitt: 18,9
Fahrzeit: 5h35
Wetter tagsüber: sehr sonnig, blauer Himmel, etwas Wind, sehr warm
Wetter abends: siehe tagsüber
Abfahrt 8:30
Ankunft ??
Es war schon wieder fast 22 Uhr als ich ins Bett gegangen bin. Geschlafen habe ich sehr gut. Um 4 Uhr bin ich mal wach geworden und habe etwas getrunken. Dann habe ich geschlafen bis um kurz vor 7 Uhr. Ich bin aufgestanden und starte gemütlich in den Tag. Ich freue mich schon wirklich sehr auf Paris. Auch wenn da wieder sehr sehr viele Leute unterwegs sind und sehr dichtes Gedränge herrscht. Ich werde wohl besser die meisten Dinge dort zu Fuß besichtigen. Oder jedenfalls ohne Anhänger. Dann kann ich den Fußgängern auch besser ausweichen. Nun ja. Erst mal dort sein, dann sieht man weiter. Bis Paris sind es schon noch ein paar Kilometer!
Ich frühstücke heute ein paar Kekse und andere Sachen aus dem Proviant. Hier mitten im Nirgendwo gab es gestern keine Milch. Und ich wollte auch nicht nochmal 10 Kilometer fahren. Deswegen gibt's schließlich den Proviant.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Ich trage meine Sachen runter und will zum Hotel hinaus, aber die Türe ist abgeschlossen. Hm.... Komisch.... Und dabei ist das doch ein Fluchtweg...?? Aber da war ja noch der extra Eingang für die Nacht. Da geht die Türe auf und und komme raus. Viel ist am Sonntag Vormittag hier irgendwie nicht los. Egal... Ich hole mein Fahrrad aus dem Abstellraum und lade die Tasche in den Bobby. Somit bin ich startklar. Na hoffentlich ist das Tor vom Hof nicht auch abgeschlossen. Aber es lässt sich öffnen und da kommt auch grade schon jemand vom Hotel. Er fragt mich noch wie ich geschlafen habe und wünscht mir eine gute Fahrt. Damit sind dann eigentlich auch meine Kenntnisse in Französisch so ziemlich ausgeschöpft. Ich muss nun erst mal knapp 12 Kilometer fahren, bis ich wieder am Track bin. Aber am diesem herrlichen Sonntag Vormittag ist das kein Problem. Es ist noch ein bisschen kühl, aber das wird sich bestimmt schnell ändern. Mir fällt auf, dass viele Felder schon gemäht sind. Gerste und Weizen sind schon weg. Die Ernte ist in vollem Gange, denn immer wieder sehe ich Wagen an den Feldern stehen, die auf dem Mähdrescher warten. Noch ist es zu früh, aber wenig später sehe ich schon den ersten Mähdrescher. Für mich sind die gemähten Felder immer ein Zeichen, dass der Sommer seinen Zenit erreicht oder eigentlich schon überschritten hat. Ach, was waren das immer für schöne Zeiten bei den Verwandten im Norden, als ich dort den Sommer in der Landwirtschaft verbringen durfte. Ich denke gerne daran!! Die Zeit hat mich schon geprägt.
So aber jetzt zurück zur Reise durch Frankreich. Als ich wieder auf dem Track bin geht es erst mal noch schön durch die Natur. Aber bald schon merke ich, dass die Gegend immer mehr städtischen Charakter annimmt. Die Wege entlang der Seine sind heute auch sehr voll. Klar, es ist Sonntag, da sind viele Leute unterwegs. Viele Fahrräder und je mehr man in die Städte kommt, umso mehr Fußgänger und Jogger. Ich muss wirklich langsam tun, denn die Leute hören oft die Klingel nicht, weil sie Kopfhörer tragen. Und hin und wieder weichen die plötzlich einem Schlagloch aus ohne sich vorher umzuschauen. Das bringt mich hin und wieder ziemlich in Not, um einen Unfall zu vermeiden. Und ich fahre schon deutlich langsamer und vorsichtiger. Denn ich muss ja auch irgendwie um die Schlaglöcher drumherum kommen. Zwei hatten etwas Pech. Die dachten es kommt nur ein Fahrrad. Dass da ein Anhänger dran ist haben sie dann gemerkt.....
Oh, ich glaube ich erzähle zu ausführlich.
Es ging also doch noch ein ganzes Stück bis Paris. Aber schließlich taucht dann tatsächlich in der Ferne der Eifelturm vor mir auf. Der Track endet an der Kathedrale von Notre Dame. Oder besser gesagt vor dem was davon noch steht nach dem Brand. Es ist eine große Baustelle und wird sicher noch eine Weile dauern, bis ich Kathedrale wieder so groß und schön ist, wie sie einst war. Dennoch ist es ein beeindruckendes Bauwerk. Weniger schön fand ich das Gedränge. Zum Glück war ich mit Fahrrad und Bobby unterwegs und konnte ein bisschen Abstand im Hinblick auf Corona verschaffen. Aber ich war wohl der einzige, der sich über Corona hier Sorgen gemacht hat. Ich bin dann auch bald weiter, weil es mir einfach zu viele Leute waren. Die nächste Station war der Eifelturm. Oh Mann!!! Das ist schon ziemlich geil, was die damals gebaut haben. So viele kleine Details. Das sieht man ja auf den Bildern gar nicht. Ich bin wirklich auch sehr beeindruckt. Außerdem bin ich natürlich auch froh, dass ich es bis hier her geschafft habe. Wobei... Allmählich sind komische Geräusche aus dem Rahmen vom Fahrrad zu hören, wenn ich sehr kräftig in die Pedale treten muss. Ich hoffe der Rahmen vom Fahrrad hält noch eine Weile...
Gut, nachdem ich den Eifelturm hinter mir gelassen habe bin ich noch zum Triumphbogen. Dann wars genug mit Sightseeing für heute. Ich bin echt müde und will jetzt mal zur Unterkunft. Das kleine Hotel ist auf Gäste die mit dem Fahrrad anreisen leider nicht wirklich vorbereitet. Der Mann an der Rezeption ist etwas verwirrt. Aber trotzdem sehr freundlich und versucht eine Lösung zu finden. Corona sei dank gibt es kein Frühstück und so kann ich Fahrrad und Anhänger im kleinen Speisesaal abstellen. Wunderbar! Dann kümmere ich mich um meine Klamotten und nach dem Duschen mache ich noch einen kleine Spaziergang durch die Stadt. Das wars dann aber auch für heute. Das Tagebuch wird heute ziemlich ausführlich. Aber egal. Es gab ja auch einiges zu erzählen.
Eine Sache hat mich heute auch sehr bewegt. Das muss hier noch rein. Auf dem Weg ins Zentrum von Paris entlang der Seine bin ich an einer oder besser gesagt zwei kleinen Zeltstädten vorbeigekommen. Dort standen bestimmt 200 oder mehr dieser kleinen billigen Zelte herum. Die nimmt man mit auf ein Festival- Wochenende und schmeißt sie anschließend weg, weil sie nichts taugen. Dich an dicht standen die zelte am Ufer. Wirklich ein Zelt am anderen und alles war voller Menschen die dort irgendwie gelebt oder eher gehaust haben. Menschen aus Afrika, die dort irgendwie den Tag verbringen. Menschen die tatsächlich existieren, aber um die sich niemand zu kümmern scheint. Sie existieren wohl einfach nicht. Aber sie sind da!
So sieht es also aus, das Europa von 2020. Na ja.... Gute Nacht!