Dienstag, 27.07.2021 — Agii Theodori - Athen

 

28. Tag
Wetter morgens: sonnig und sehr warm 
Tages-Kilometer: 75
Gesamt-Kilometer: 3113,2
Durchschnitt: 20,7
Fahrzeit: 3h36
Wetter tagsüber: sehr sonnig und heiß, kräftiger Wind 
Wetter abends: 
Abfahrt: 8:30 Uhr 
Ankunft: 14:00 Uhr 

Ich bin früh ins Bett und habe gut geschlafen. Ich konnte das Fenster offen lassen und kühlte es etwas ab. In den Nacht roch es dann irgendwann ziemlich nach verbrannten Kiefern, dieser würzige Geruch. Es brennt also schon wieder. Nun kein Wunder bei der Trockenheit und der Hitze. Gestern habe ich gelesen, dass die Temperaturen in den nächsten Tagen in der Gegend um Athen auf über 40 Grad Celsius ansteigen sollen. Dann wird es wirklich schwer mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Aber für mich ist das heute die letzte Etappe auf dem Weg nach Athen. Ich will mich auch zügig auf den Weg machen und unterwegs noch Proviant einkaufen. Denn hier wo meine Unterkunft ist gibt's leider nur die Unterkunft und sonst nicht. Das nächste Dorf ist nicht weit und dort will ich einkaufen. 
Ich packe wieder mal alle meine Sachen in die große Tasche vom Bobby, trage alles runter, gebe den Zimmerschlüssel ab, hole mein Fahrrad, hänge den Bobby ans Fahrrad und fahre los. Die nächste kleinere Stadt ist nicht weit. Der Weg ist gut zu fahren und Verkehr gibt's fast nicht. Genau richtig, um noch ein bisschen in Gedanken zu sein. Am nächsten kleinen Markt kaufe ich mir was zum Essen. Ich kann dort auch ein bisschen hin sitzen und in Ruhe frühstücken. Ich nehme noch Wasser mit und dann geht's weiter. Doch wenig später ist die Straße gesperrt. Na für Autos auf jeden Fall. Ich fahre mal weiter und schaue was da los ist. Nachdem mit ein Radfahrer (kein Touren-Fahrer) entgegen kommt scheint man ja schon irgendwie durch zu kommen. Ein Stück weiter fehlt aber über die Hälfte der Straße. Weggespült. Hm, scheinbar haben die hier nur im Sommer Probleme mit Hitze, Trockenheit und Waldbränden, sondern auch hin und wieder ziemlich starken Regen. Das ist mir hier schon öfter aufgefallen. Auch nur kümmert sich irgendwie niemand um die riesengroßen Kanäle, die zur Not das Wasser aufnehmen. Also liegt alles voll mit (natürlich Unmengen an) Müll, Geröll und was sonst eben nicht in einen Hochwasser-Kanal gehört. Aber das müssen die schon selber wissen. 
Na jedenfalls war noch genug Straße da, um weiter zu kommen. Nach 30 Kilometern ändert sich dann aber der Weg. Aus der gemütlichen Straße wird eine viel befahrene Hauptstraße. Erst einspurig, dann irgendwann zwei-  oder gar drei-spurig. Die vielen Lkw nehmen aber Rücksicht, was ich leider von so manchen Autofahrer nicht behaupten kann. Ich bin ohnehin etwas enttäuscht und genervt vom Weg. Lässt der Eurovelo normalerweise kein Dorf, keinen Berg oder sonst was aus, geht's nun einfach nur an so einer hässlichen Straße entlang, an irgendwelchen Industriegebieten vorbei. Aber das sind eben nun mal die Vorboten einer Großstadt. Der starke Wind treibt den Dreck auf und manchmal hab ich fast gleichzeitig irgendwelchen Dreck in den Augen. Zum Glück findet der Weg dann doch noch einen Abzweig, ab dem er wider auf einer schöneren Straße verläuft. Es geht ein bisschen nach oben und die Aussicht auf die ersten Häuser von Athen ist schon mal wirklich gut. In der Ferne sieht man schon wieder eine kleine Rauchsäule zum Himmel aufsteigen. Waldbrand. Noch während der paar Minuten die ich hier stehe und Bilder mache wird die Rauchsäule immer breiter. Ist zwar ewig weit weg, aber ich denke das kann wirklich überall passieren. Ich fahre weiter und nun findet der Eurovelo auch quasi jede Einbahnstraße, die es in Athen zu geben scheint. Na ist klar. Der Track fürs GPS Gerät beschreibt den Weg eigentlich von Athen nach Norden. Auch in anderen Städten ist mir das schon immer wieder aufgefallen. Nur war es bislang eigentlich egal. Aber hier sind die Straßen zu schmal, oder viel zu groß und zweispurig um das irgendwie ignorieren zu können. Ich muss also ständig ein bisschen von der Route abweichen und die Straßen finden, die befahrbar sind. Das klappt schon, ist aber ein bisschen nervig. Zudem ich auch sehr wegen der Autos aufpassen muss. Es wird sehr schnell gefahren und kaum Rücksicht genommen. Wie vermutlich in jeder großen Stadt, wenn die Leute von Stau und Baustellen genervt sind. Davon gibt's hier ne Menge und jeder kennt offenbar einen Schleichweg....
Ich beschließe, dass ich nicht bis zum Berg der Akropolis fahre. Der ist für Fahrräder ohnehin nicht zugänglich. Es wird also leider kein Selfi mit der Akropolis, Fahrrad + Bobby und mir geben. Schade. Ich fahre zur Unterkunft. Damit ist die Etappe für heute beendet. Fürs Fahrrad gibt's einen guten Platz und der Bobby kommt samt Gepäck mit aufs Zimmer. Ich dusche und wasche meine Radlerklamotten aus. Die brauche ich heute nicht mehr, aber vielleicht ist es gar nicht schlecht morgen mit dem Fahrrad in Athen unterwegs zu sein. Zu Fuß ist es schon ziemlich weit. Mal sehen. Erst mal wird es Zeit fürs Mittagessen, dass eigentlich schon eher Abendessen ist. Bei der Hitze hab ich eben auch nicht wirklich viel Hunger.
Ich hole mir was zum Essen und lese beim Abendessen noch die Anforderungen zur Einreise nach Italien durch. Da ich nicht einfach mit dem Auto durch fahre, sondern nach der Fahrt mit der Fähre vermutlich eine Nacht übernachte und dann im Zug unterwegs bin muss ich auch wieder so ein blödes Online-Formular ausfüllen. "Na ja, mache ich halt kurz". Nein, wieder einmal erlebe ich im 21.Jahrhundert was es heißt sich auf Software verlassen zu müssen. Solche Online-Formulare an eine 25-Zoll Monitor entwickeln und testen kann wirklich jeder. Aber ist von den Leuten schon mal jemand auf den Gedanken gekommen, dass grade Formulare die von Reisenden auszufüllen sind vielleicht mit dem Smartphone ausgefüllt werden?!?! Nur durch Zufall entdecke ich nach 10 vergeblichen Versuchen ein korrekter Datum einzugeben einen Haken, um das angezeigte Datum auch zu übernehmen. Ich hab mein Smartphone "aus versehen" gedreht und zufällig dann kurz den Haken entdeckt. Oh was für ein Schei.... Na ja. Dann wars heute Abend eben nichts mehr mit Infos über Athen sammeln. Zum Glück hab ich gestern schon ein paar Sachen im Netz gefunden, damit ich morgen wirklich den Tag über für Athen Zeit habe.