Frankreich Rundfahrt - 2020
Sonntag, 21.06.2020 — Mulhouse - Besancon
5. Tag Mulhouse - Besancon
Wetter morgens: 15 Grad, sonnig, wolkenlos
Tages-Kilometer: 153,3
Gesamt-Kilometer 589,4
Durchschnitt: 23,8
Fahrzeit: 6h28
Wetter tagsüber: teilweise sonnig, teils bewölkt, im Schatten kühl
Wetter abends: bewölkt, warm
Abfahrt 9:30
Ankunft 18:30
Ich bin gestern Abend früh in den Schlafsack geklettert. Ich habe mich auch zunächst ziemlich geärgert, wie ich so blöd sein konnte und mein Zelt neben dem Spielplatz aufstellen konnte. Aber es waren die Bänke zum sitzen und Kinder waren wenige auf dem Zeltplatz. Dass aber drei Kinder für einen Höllenlärm ausreichend sind weiß ich jetzt. Zum Glück hatte ich Stöpsel für die Ohren dabei. So konnte ich trotzdem schlafen. Und das sogar recht gut. Um kurz vor 7 Uhr stehe ich auf. Ich stecke die Powerbank ans Netz zum Laden. Über Nacht habe ich im Zelt das GPS Gerät und das Smartphone geladen. Grade weicht mein Müsli ein. Dann muss die sonne noch das Zelt trocknen. Ich packe es nur ungern so nass ein. Und morgens fühlt sich die äußere Hülle vom Zelt wirklich immer an, als habe ich in einem Wasserschloss geschlafen.
Ich lasse mir etwas Zeit um die Powerbank noch voll zu bekommen. Außerdem muss das Zelt noch trocknen. Nach dem zweiten Teller Müsli bin ich dann wirklich satt. Ich räume meine Sachen zusammen, mache noch etwas Krafttraining und baue dann alles ab. Ich will los. Ich fülle meine Flaschen mit Wasser, trinke nochmal ordentlich Wasser und mache mich dann auf den Weg. Der Track führt aus Mulhouse hinaus entlang eines Kanals. Der Rhein - Rohne Kanal. Die strecke ist quasi völlig flach. Nur anhand der schleusen entlang der strecke kann ich ausmachen, ob der Weg steigt oder fällt. Schnell ist klar, es steigt. Aber das ist quasi nicht zu merken. Also ist heute erst mal "happy cycling" angesagt. Mal von den vielen Menschen die unterwegs sind abgesehen. Da ich kein rücksichtsloser Radfahrer bin fahre ich meist sehr vorsichtig an den langsameren Radfahrern vorbei. Schlimm sind mal wieder die mit elektrischem Antrieb. Denn denken irgendwie grundsätzlich, dass ohnehin niemand schneller ist als sie. Man könnte wirklich meinen die Generation "Klopapier auf der Hutablage" ist vom Auto aufs elektrische Fahrrad umgestiegen. Weil da auch klingeln nicht immer hilft, findet meine Rücksicht dann doch gewisse Grenzen. Nach ungefähr 40 Kilometern nimmt die dichte der Schleusen sehr stark zu und damit auch die Steigung. Nun ja, immer noch quasi keine Steigung im Vergleich zu den Strecken in Irland. Ziemlich genau um mittag erreiche ich dann den Übergang zu einem anderen Radweg. Von hier geht's in 10 oder 20 Kilometern zur Partnerstadt Belfort. Aber da will ich nicht hin, sondern folge den Eurovelo 6 in Richtung Besancon. Wie viele Kilometer das sind steht noch gar nicht dran. Aber es läuft ja ganz gut. Also mal sehen, wie sich die strecke entwickelt. Es gibt viel Wald hier. Eigentlich ist es wie im Schwarzwald oder vielleicht auch entlang des Rhein. Irgendwann wird das happy cycling schon zu ende sein und die Arbeit beginnt. Kaum gesagt, schon passiert es. Der Track verlässt den Kanal und es geht ordentlich nach oben. Jetzt erst merke ich, dass es inzwischen ziemlich warm geworden ist. Zum Glück habe ich mich heute Morgen gleich mit Sonnencreme eingeschmiert. Tja, dass wars dann mit dem einfachen Tag. Aber zum Glück nicht! Nach einer Steigung ging es bald auch wieder zurück zum Kanal und somit flach weiter. Ziemlich schnell habe ich heute die 100 Kilometer geschafft, die ich mir als Minimum gesetzt habe. Ich machen immer wieder nach 25 Kilometern eine kurze Pause. Bei der letzten Pause habe ich mich wegen einer Übernachtung auf dem Campingplatz informiert. In nur ca 15 Kilometern Entfernung kommt der nächste. Das ist mir aber eigentlich zu früh. Ich will schon ein bisschen fahren. Besancon wäre wirklich zu schaffen heute. Auch dort gibt es einen Campingplatz. Wunderbar, dann ist die Sache klar. Ich fahre weiter.
Vielleicht nochmal ein paar Worte zur strecke. Die ist wirklich wunderschön. Die Landschaft ist echt klasse! Ich bin wirklich sehr glücklich über diese Route! Vor lauter Freude über die schöne Landschaft und die schöne einfache strecke fahre ich leider an der Abzweigung zum Campingplatz vorbei. Das merke ich aber erst als ich in Besancon aufs Smartphone schaue. Verdamm! Mal wieder geschlampt!! Denn ich wusste, dass der Campingplatz außerhalb der Stadt ist. Ich habe mir aber gemerkt, dass er hinter der Stadt und nicht vor der Stadt liegt. Ich müsste jetzt bestimmt 10 Kilometer zurückfahren, um zum Campingplatz zu kommen. Der liegt auch nicht direkt an der strecke. Vermutlich bin ich aber sogar freudestrahlend an dem Schild vorbei gefahren? Mist! Nun ja. Ich schaue im Internet ob es in Besancon günstige Übernachtungen gibt. Mit 45 Euro bin ich dabei. Nun ja, wer zu blöd ist, der muss eben bezahlen. Also buche ich die Übernachtung im Hotel (!) und fahre bis in die City von Besancon. Die Dame am der Rezeption spricht fast kein Englisch. Hm... Komisches Gefühl.... Nun ja, ich war in Gedanken eben noch in Irland...
Nach dem Duschen laufe ich zu einem Supermarkt hole Milch und Kekse für morgen und esse auf den Rückweg noch in einem Imbiss zu Abend. Ein bisschen Abstand wegen Corona gibt's noch, aber Marken... Nein, auch nicht im Supermarkt. Oh, tut das gut!!!
Nach dem Abendessen tippe ich noch das Tagebuch und gehe dann ins Bett. Es ist auch schon bald wieder 22 Uhr. Wie die Zeit vergeht!!
GPS 980,2 - 1131 =151
Montag, 22.06.2020 — Besancon - nach Verdun-sur-le-Doubs
6. Tag Besancon - nach Verdun-sur-le-Doubs
Wetter morgens: mild, aber Regen
Tages-Kilometer: 137,2
Gesamt-Kilometer 726,6
Durchschnitt: 24,1
Fahrzeit: 5h36
Wetter tagsüber: trocken, sonnig und ordentlich warm
Wetter abends: sonnig, trocken, windig
Abfahrt 9:30
Ankunft 17:15
GPS 137,9
Ich bin gestern um kurz nach 22 Uhr ins Bett. Ich war echt müde. Geschlafen habe ich halbwegs gut. Ich habe in der Nacht sehr stark geschwitzt. Das lag aber sicher am Bett. Denn zum Schutz der Matratze ist eine Folie direkt unter dem Bettlaken. Nicht grade atmungsaktiv.
In der Nacht stehe ich gegen 4 Uhr kurz auf und gehe aufs WC. Als ich nach draußen schaue ist der Himmel sehr bewölkt. Das sieht gar nicht gut aus! Als ich um 6:30 aufstehe und nach draußen schaue bestätigt sich leider die Prognose: Es regnet. Hm.... Nicht schön. Nun ja, bis los fahre ist noch ein bisschen Zeit. Ich mache mir jetzt mal ein bisschen was zum Frühstück und dann sehe ich weiter wie das Wetter wird. Im Grunde ist es egal, ich will oder muss weiterfahren. Es ist warmer Regen!
Ich Trödel einfach ein bisschen vor mich hin während der Regen allmählich nachlässt. Ich kopiere die Aufzeichnungen vom GPS Gerät aufs Smartphone, damit die Daten dort gesichert sind. Aber so langsam muss ich los! Nachdem alles gepackt ist hole ich mein Fahrrad aus dem Keller vom Hotel. Ich muss unbedingt noch den Seilzug der Schaltung etwas ölen, denn nach dem vielen Regen ist Sand in die Umlenkung gekommen und jetzt krächzt es jedesmal beim Schalten ganz übel. Nachdem das gemacht ist bekommt die Kette auch noch etwas frisches Öl und dann geht's los. Ich muss zunächst durch die Stadt um zurück zum Track zu gelangen. Das geht aber ganz gut. Dann geht's wieder den ganzen Vormittag dem Kanal entlang. Wieder Happy Cycling! Die Landschaft ist wiederum auch wirklich schön. Ziemlich steil ragen die Felsen neben dem Kanal in die Höhe. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann den Beginn der Rhein Rhone Kanals. Da hier ist dann die extrem gut ausgebaute strecke zu Ende. Es hätte mich auch ehrlich gesagt ganz ordentlich überrascht, wenn das so bis zur Atlantikküste weiter gegangen wäre. Dennoch ist die strecke immer noch gut zu fahren. Nun jedoch verläuft ein Großteil auf Landstraßen, die nur wenig befahren sind. Alles in allem läuft es auch hier ganz gut. Nur vom Wasser sieht man nicht mehr viel. Dafür aber die endlose flache Landschaft Zentral-Frankreichs. Berge gibt es hier überhaupt keine, was ja eigentlich das Fahren recht einfach macht. Deshalb will ich mich auch gar nicht beschweren. Die höchsten Erhebungen sind Silos fürs Getreide. Zwischendurch gab es mal ein Problem mit dem Track. Die Schilder sagen grade aus, der Track sagt links. Mist..... Weil der Track bisher immer gestimmt hat folge ich dem Track. Erst nach ein paar Kilometern kommt mir der Gedanke, dass die Schilder recht neu waren. Vermutlich gab es den Weg noch nicht so lange. Ich setze mir zwei Markierungen im GPS Gerät und kann das vielleicht den Leuten die den Track zur Verfügung stellen mal mitteilen. Als ich wieder auf den ursprünglichen Track bin stehe ich vor einer Baustelle. Scheiße! Hier machen sie wohl grade die strecke neu. Mist... Und jetzt? Ich muss tatsächlich ein Stück zurück in die Richtung wo ich hergekommen bin. Dann weist eine Umleitung den weiteren Weg. Ich konnte leider beim ersten mal nicht zuordnen, dass es eine Umleitung für den Radweg war. So viele extra Kilometer waren es zum Glück nicht!
Am frühen Abend mache ich dann an einem Campingplatz Feierabend. Diesmal achte ich auch sehr genau darauf, dass ich nicht wieder vorbeifahre. Denn für heute sind 137 Kilometer wirklich genug. Ich baue mein Zelt auf, gehe unter die Dusche, esse anschließend vom Proviant zu Abend und überlege mir die weitere Route. Denn spätestens morgen muss ich mich entschieden. Na ja, eigentlich steht die Sache schon fest. Ich werde den Eurovelo 6 weiter bis zur Atlantikküste fahren. Den Weg zum Mittelmeer spare ich mir. Es sind zu viele Kilometer für alles. Und außerdem würde ich sehr wahrscheinlich einige Teile doppelt fahren, wenn ich dann tatsächlich eine Tour nach Spanien mache. So wird es nun eine Rundfahrt durch Nordfrankreich werden.
Ich richte mich allmählich im Zelt ein und will früh schlafen. Diesmal gibt's keine lärmenden Kinder.
Dienstag, 23.06.2020 — Verdun-sur-le-Doubs - Paray-le-Monial
7. Tag Verdun-sur-le-Doubs - Paray-le-Monial
Wetter morgens: Sonne, mild, etwas Wind
Tages-Kilometer: 148,9
Gesamt-Kilometer 875,5
Durchschnitt: 21,9
Fahrzeit: 6h47
Wetter tagsüber: sonnig, heiß, windig
Wetter abends: sonnig, sehr warm, weniger Wind
Abfahrt 9:00
Ankunft 19:30
Ich habe im Zelt sehr gut geschlafen. Ehrlich gesagt besser als in der Nacht zuvor im Hotel. Um 6:30 Uhr werde ich wach, weil die Sonne schon kräftig aufs Zelt scheint. Da in der Nacht immer ein leichter Wind ging und ich das Zelt nicht ganz geschlossen habe ist es auch nicht völlig nass. Somit muss ich nicht extra warten, bis das Zelt trocken ist und ich es einpacken kann. Ich baue das kleine Solarpanel auf, um die Powerbank zu laden, mache mir etwas Frühstück, putze anschließend die Zähne und will dann mal zügig weiter kommen. Mal sehen, wie es meinem Hintern heute so geht. Gestern war es dann schon anstrengend auf dem Sattel. Mein linkes Knie hat sich weitergehend erholt. Zum Glück!
Ich frühstücke und packe dann meine Sachen zusammen. Bevor ich das Zelt abbaue mache ich noch etwas Krafttraining. Dann kommt das Zelt in den Bobby, ich bringe den Müll weg, fülle meine Flaschen mit Wasser und mache mich dann auf den Weg. 9 Uhr. So früh bin ich selten los gekommen. Gut, wenn ich nicht aufs Zelt warten muss. Dann geht's wieder entlang eines Kanals. Das macht das Fahren zwar wirklich einfach, aber auch ein bisschen eintönig. Aber ich will auf keinen Fall jammern. Denn so macht Fahrradfahren schon wirklich Spaß. Was heute allerdings nicht immer passt ist der Track und die Schilder entlang der strecke. Offenbar wurde die strecke weiter ausgebaut und der Track bei dem Portal, aus dem ich die Daten geladen habe, nicht aktualisiert. Das ist nicht ganz so toll. Nach dem Mittagessen ändert sich zudem der verlauf der Strecke. Der Track führt jetzt nicht mehr am Kanal entlang sondern wieder durchs Hinterland. Beim ersten Abstecher bin ich den Track gefolgt, obwohl die Beschilderung anders war. Da gab es aber mal kurz ordentlich Höhenmeter. Jetzt merke ich wirklich jedes Kilogramm Gepäck, dass ich hinter mir herziehe. Dafür ist die Aussicht echt ganz gut. Die Landschaft erinnert mich an Irland. Auch viele kleine Wege, die zwischen Weiden und Wald verkaufen. Sehr schön, so gefällt mir das Radfahren. Und ehrlich gesagt sind die paar Höhenmeter wirklich nichts im Vergleich zu Irland!
Ich finde schnell wieder den neuen Weg und kann mir vorerst weitere Höhenmeter sparen. Doch nicht lange, denn dann verkauft der Track wirklich wie in Irland zwischen Weiden entlang vielen kleine Wege. Sehr schön, aber auch anstrengend. So langsam bin ich auch wirklich müde und schaue mich nach Campingplätzen um. Es gibt ein paar, die ganz nah am Track liegen. Super. Und so kann ich noch ein Stück fahren. Ich entscheide dann nochmal weiter zum nächsten Campingplatz zu fahren. Und das war schlecht! Denn als ich dann ziemlich müde nach 140 Kilometern am Campingplatz stehe ist der geschlossen. Ja so ein Scheiß!! Der nächste Campingplatz ist weit weg und zurückfahren will ich auch nicht. Also muss das Internet mit einer Alternative helfen. Und die finde ich auch in einem großen alten Herrschaftshaus. Oh wow.... Das alte Haus stand 30 Jahre lang leer und keiner wollte es haben. Dann hat sich eine Familie das Haus gekauft, umgebaut und der Sohn betreibt es nun als Hotel. Seit 2019 und dann kam Corona. Nun ja. Für mich ist es wirklich ein Traum. Ein schönes Zimmer, eine große Gemeinschaftsküche, ein riesengroßer Aufenthaltsraum mit gemütlichen Sofas und ich bin der einzige Gast. Wow....!
Ich packe meine Sachen aus, nehme eine Dusche und mache anschließend die Wäsche. Inzwischen sind doch ein paar stinkende Socken zusammen gekommen. Und weil die Waschmaschine und der Trockner frei sind kommen meine Sachen einfach mal in die Wäsche. Dann gibt's Abendessen. Ich habe jetzt auch echt Hunger. Leider ist es schon spät und das Restaurant im Haus hat leider schon geschlossen. Das ist schade. Aber ich habe noch genug Proviant. Also esse ich gemütlich in der riesengroßen Küche. Die Wäsche ist dann auch fertig und ich mache noch das Tagebuch. Dann wird es höchste Zeit fürs Bett. Ich bin wirklich müde. Aber irgendwie echt glücklich an diesem schönen Ort gelandet zu sein. Auch wenn ein Campingplatz mir schon auch sehr recht gewesen wäre!
Mittwoch, 24.06.2020 — Paray-le-Monial - Nevers
8. Tag Paray-le-Monial - Nevers
Wetter morgens: Sonne, blauer Himmel, warm, kein Wind
Tages-Kilometer: 133,6
Gesamt-Kilometer 1009 Kilometer
Durchschnitt: 22,6
Fahrzeit: 5h54
Wetter tagsüber: sonnig und heiß, leichter Wind
Wetter abends: leichte Bewölkung, sehr warm, etwas Wind, 26,8 Grad
Abfahrt 9:45 Uhr
Ankunft 18:00 Uhr
GPS 135,8
Ich bin leider nicht ganz so früh ins Bett gekommen. Ich saß noch lange am Tagebuch und an der WhatsApp für meine Freunde und Bekannte. Geschlafen habe ich halbwegs gut. Ich habe ziemlich viel komische Sachen geträumt. Um 6:30 Uhr wache ich wieder auf und bin noch ziemlich verwirrt von dem, was ich geträumt habe. Gegen 7 Uhr stehe ich auf und starte gemütlich in den Tag. Es wird heute wohl wieder schönes Wetter geben. Das ist gut so!
Ich weiche mein Müsli ein und packe meine Sachen zusammen. Obwohl ich hier wirklich noch länger bleiben könnte, aber ich habe schließlich noch mehr vor.
Ich muss sagen, dass es mir ein bisschen schwer fällt diesen schönen Ort zu verlassen. Ich verabschiede mich noch mit einer langen Unterhaltung vom Chef. Dann hänge ich den Bobby an und mache mich auf den Weg. Zunächst muss ich den Weg durch die Stadt zurück zum Track finden. Das klappt wieder ganz gut. Der Tag startet zunächst auch wieder mit happy cycling. Entlang am Fluss, viel Schatten, eine gemütliche Strecke... Ich weiß gar nicht mehr wann genau sich dann die strecke wieder geändert hat. Weg vom Kanal wieder durch die Landschaft. Die Abwechslung ist aber schon gut. Nur ist es in der Mittagszeit eben einfach unglaublich heiß. Wenn es dann noch ordentlich den Berg hinauf geht, dann wird es echt anstrengend. Dementsprechend hoch ist der Wasserverbrauch. Ich habe zum Glück am Bobby noch eine zusätzliche Flasche. Doch ich muss unterwegs nochmal an einem Supermarkt anhalten und noch eine Flasche Wasser kaufen. Dann passt es aber. Zwischendurch passt der Track mal wieder nicht zu den Schildern entlang der strecke. Das stört aber nicht, ich folge den Schildern und markiere die Abweichungen im GPS Gerät. Dann kann ich das vielleicht nach meiner Reise an das Internet Portal schicken und die können das korrigieren.
Am späten Nachmittag bin ich wieder an einem Kanal und kann es auf den letzten 30 Kilometern halbwegs gemütlich ausrollen lassen. In Nevers finde ich den Campingplatz ziemlich schnell. Der hat auch offen. Das habe ich zuvor schon im Internet geprüft. Ich bin echt froh, dass alles gut gelaufen ist. Ich baue mein Zelt auf, nehme eine Dusche, prüfe noch mein Fahrrad und will dann noch in die Stadt zum einkaufen. Doch ich muss feststellen, dass die Supermärkte recht früh schließen. Zu früh und gibt's erst mal keinen Einkauf. Nun ja. Ich habe noch Proviant. Außerdem wäre es ja auch nett, in der Stadt etwas zu essen. Ich laufe in die Innenstadt und finde in der Fußgängerzone einige Restaurants. Ich bestelle mir was zu essen und genieße den Abend. Das tut echt gut, draußen sitzen, was essen und sonst nichts mehr zu tun haben. Außer Tagebuch! Das schreibe ich nebenbei. Nach dem Abendessen gehe ich zurück zum Campingplatz und werde wohl bald in den Schlafsack klettern. Na ja. Eigentlich nehme ich den gar nicht. Ich habe den dünnen Hüttenschlafsack. Der reicht bei diesen Temperaturen wirklich aus. Nur wenn es nachts zu kühl wird, dann ziehe ich den offenen Schlafsack einfach ein bisschen über mich drüber. Das reicht.
Donnerstag, 25.06.2020 — Nevers - Gien
9. Tag Nevers - Gien
Wetter morgens: sonnig, kein Wind, 27 Grad
Tages-Kilometer: 138,5
Gesamt-Kilometer 1147,6
Durchschnitt: 22,1
Fahrzeit: 6h08
Wetter tagsüber: viel Sonne und sehr heiß, wenig Wind, Gewitterwolken in der Nähe
Wetter abends: ein paar Regentropfen, kein Gewitter, sehr warm, 29 Grad, leichter Wind
Abfahrt 9:15 Uhr
Ankunft 18 Uhr
Ich war gestern Abend wirklich müde. Nach dem Abendessen habe ich nur noch ein paar notwendige Dinge erledigt und bin dann gegen 22:30 Uhr in den Schlafsack geklettert. Weil es am Abend noch ziemlich warm (oder gar heiß) war habe ich nur im dünnen Baumwoll-Schlafsack geschlafen. Und trotzdem war es noch viel zu warm. Erst im der Nacht wurde es kühler und ich bin irgendwann aufgewacht und habe mir wenigstens ein Oberteil angezogen. Eigentlich hab ich auch ganz gut geschlafen. Nur war der Boden ziemlich hart und es war eine kleine Delle genau unter meinem Rücken. Jedenfalls hat das ein bisschen genervt. Aber sonst habe ich wirklich gut geschlafen. Wie schon mal festgestellt: Eigentlich besser als im Hotel.
Um kurz vor 7 Uhr stehe ich auf und starte gemütlich in den Tag. Erst mal aufs WC, dann gibt's Frühstück, anschließend putze ich die Zähne und lade die Powerbank mit dem Solarpanel auf. Die Sonne scheint und heizt kräftig. Ich muss schon beim Zähneputzen schwitzen.
Ich packe meine Sachen in die Tasche vom Bobby und stelle sie vor das Zelt. Dann kann ich das Zelt abbauen und anschließend alles sauber in der Tasche verstauen. Das ist leider etwas umständlich, immer erst alles grob in die Tasche packen und dann nochmal alles raus, um das Zelt ganz unten rein zu legen. Aber der Schwerpunkt muss eben möglichst tief sein. Ich trinke nebenbei Wasser, dass aber sofort wieder raus geschwitzt wird. Boah, heute wird es wirklich warm! Ich fahre zur Rezeption trinke kräftig Wasser und fülle nochmal alle Flaschen auf. Nun habe ich 5 Liter Wasser dabei. Das sollte für den Tag reichen. Die ersten Kilometer sind wieder happy cycling zum warm werden. Ich mache auch bald noch einen, um das Solarpanel auf der Tasche vom Bobby zu befestigen. Denn ich konnte heute nirgendwo eine Steckdose finden, um die Powerbank in Ruhe aufladen zu können. Ich bin gespannt, ob die den Tag über voll wird.
Nach ein paar Kilometern erreiche ich das Ende des Kanals. Nun verläuft der Weg wieder übers Land. Doch das ist schon ganz okay. Nach 50 Kilometern mache ich eine größere Pause. Hier erreicht mich die Nachrichten von Anja, dass es Mutter offenbar wieder relativ schlecht geht. Verdammt!!! Das fehlt mir noch. Nun ist es leider vorbei mit happy cycling. Ich bin in Gedanken ziemlich am überlegen wie es weitergehen soll. So sehr, dass ich am einer der ganz seltenen Kreuzungen nicht aufpasse und beinahe von einem Auto überfahren werde. Zum Glück hat der Fahrer aufgepasst! So ein Mist, das war knapp! Ich muss mehr aufpassen, wenn ich fahre!
[....]
Ich entscheide, dass ich zumindest noch bis zur Atlantikküste weiterfahren möchte. Ob ich dann noch die Tour fortsetzen kann wird sich zeigen. Damit versuche ich mich wieder auf die Tour zu konzentrieren. Nachdem ich die 100 Kilometer geschafft habe schaue ich im Internet wo ich einen Campingplatz finde, der auch geöffnet hat. Ich entscheide mich noch ein Stück zu fahren und den Campingplatz in Gien anzusteuern.
Als ich dort ankomme bin ich schon wirklich froh. Ich suche mir einen schönen Platz fürs Zelt und fahre dann erst noch zum Einkaufen. Denn gestern hatten die Geschäfte die ich zu Fuß erreichen konnte schon geschlossen. Heute muss ich ohnehin nochmal das Fahrrad nehmen, weil die Stadt auf der anderen Seite des Loire liegt. So weit will ich nicht laufen. Nachdem ich (zu viel) Dinge eingekauft habe hocke ich mich auf die Bank, die gleich neben meinem Zelt steht und esse gemütlich zu Abend. Das tut wirklich gut. Anschließend kümmere ich mich noch ein bisschen um mein Fahrrad. Kette sauber machen, schrauben kontrollieren und die Ritzel sauber machen. Dann mache ich das Tagebuch. Ich muss mich ein bisschen beeilen. Es ist schon kurz vor 22 Uhr und immer noch sehr hell und außerdem ziemlich warm!