Frankreich Rundfahrt - 2020
Montag, 13.07.2020 — Paris - Vandières
27. Tag Paris - Vandières
Wetter morgens: sonnig, blauer Himmel, kein Wind, kühl
Tages-Kilometer: 142
Gesamt-Kilometer 3323
Durchschnitt: 22,3
Fahrzeit: 6h20
Wetter tagsüber: sehr sonnig und warm, windig
Wetter abends: angenehm warm, sonnig, wenig Wind, 26 Grad
Abfahrt 9 Uhr
Ankunft 18 Uhr
Ich habe nicht ganz so gut geschlafen. Es war ziemlich warm im zimmer. Das Fenster zu öffnen war jedoch nicht so gut, weil der Krach und die Abwärme der Klimaanlage sonst rein gekommen wären. Ich habe ziemlich stark geschwitzt. Aber das ist ja inzwischen quasi jede Nacht so. Um 3 Uhr bin ich aufgewacht und aufs WC. Dann konnte ich wieder halbwegs schlafen bis um kurz vor 7 Uhr. Dann bin ich aufgestanden und starte gemütlich in den Tag.
Ich habe mein Müsli eingeweicht und währenddessen schon mal meine Sachen zusammen gepackt. Meine Wäsche abgehängt und das seil wieder eingepackt und so weiter. Nach dem zweiten Teller Müsli bin ich dann auch relativ schnell startklar. Zähne noch gründlich putzen und dann los. Vor mir liegt der Weg nach Osten. Nach Hause. Das sind nochmal über 700 Kilometer. Also schon noch ein ordentliches Stück. Aber mit jedem Tag sind es mindestens 100 Kilometer weniger.
Ich trage meine Sachen runter, gebe den Schlüssel ab, hänge den Anhänger ans Fahrrad und dann kann es los gehen. Zunächst musst ich ein Stück fahren, bis ich wieder am Track bin. Dann geht's raus aus der Stadt. Die Wege sind gut ausgebaut. Es geht wieder an einem Kanal entlang. Na das wäre klasse.... Jetzt mal noch ein paar Tage mit ordentlich Geschwindigkeit auf super ausgebauten und flachen Radwegen bis nach Hause radeln. Na ja so viel zum Wunschdenken. Nach ungefähr 30 Kilometern ändert sich der Weg ziemlich drastisch. Die Schilder beschreiben auch eine ganz andere Route als der Track. Nun das wäre ja nicht das erste Mal. Meist war nach wenigen Kilometern die eine wie auch die andere Strecke wieder beisammen. Aber diesmal ist das irgendwie anders. Nicht nur, dass jemand sich offenbar viel Mühe gemacht hat, um alle Schilder entlang der alten strecke zu entfernen, derjenige hat auch noch viel Zeit und Geld dafür spendiert, um Durchfahrt-Verbote aufzustellen. Nur scheinen die niemand zu interessieren. Denn es fahren einige Leute die gleiche strecke, die auch mein GPS Gerät vorschlägt. Dann kann es ja sicher nicht so falsch sein. Zunächst war der Weg noch halbwegs okay. Aber bald schon wurde es immer steiniger und die Schlaglöcher wurden größer und größer. Als hätte sich schon sehr lange niemand mehr um den Weg gekümmert. Alles was aber noch okay. Nur dann wurde eben das Gestrüpp immer dichter. Ich kam nur noch im Schneckentempo voran. Ansonsten wäre mein Fahrrad wohl in zwei Teile zerbrochen. Die Bocksprünge die der Anhänger schon seit vielen Kilometern mal gar nicht erwähnt. Also so kanns nicht weitergehen. Der Weg ist für ein Tourenfahrrad mit Anhänger nicht fahrbar. Ich suche in der Karte nach alternativen Wegen. Die gibt's es auch. Also fahre ich diese. Immer wieder versuche ich zurück zum Track zu kommen und den Weg wieder aufzunehmen. Aber das hat keinen Sinn. So ein Mist!
Ich muss mir eine Alternative suchen. Und zwar jetzt gleich. Das ist natürlich nicht ganz einfach. Aber dank mobilem Internet nicht unmöglich. Ich finde schließlich einen Reisebericht der den Track als Download zur Verfügung stellt. Die Daten ziehe ich herunter und schaue mir den Verlauf an. Sieht zu großen Teilen ähnlich aus wie der ursprüngliche Track. Also überspiele ich die Daten vom Smartphone aufs GPS Gerät. Es geht nun auf Landstraßen weiter. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Aber natürlich wäre es an der Marne sicher schöner. Hin und wieder halte ich nach dem Weg an der Marne Ausschau. Ich gebe dem Weg morgen nochmal eine Chance. Denn am Fluß ist es schon schöner als auf der Landstraße in der Sonne zu schmoren. Denn heute war es einfach auch sehr sehr warm, fast schon heiß. Aber ich bin eben auch gut vorangekommen. 140 Kilometer ist schon ganz gut. Ich will ja schließlich auch zügig nach Hause. Am späten Nachmittag schaue ich nach einer Unterkunft. Ich will wirklich gerne wieder auf einen Campingplatz. Es gibt auch tatsächlich einige. Das ist gut. Und weil ich ja grade durch die Champagne fahre, wäre ein Weingut sicher mal ganz nett. Ich finde einen schönen Campingplatz. Für heute reicht es mir. Ich will jetzt erst mal duschen, was essen und dann noch ein bisschen in den gemütlichen Stuhl hocken, der da zufällig beim Zelt stand. Und nach dem Fahrrad muss ich noch schauen. Das wars dann aber für heute. Immer wieder mal hört man einen Champagner Korken knallen, aber eine ganze Flasche will ich nicht. Ich schaue mal zu Hause, ob ich dort auch was von diesem Weingut bekomme.
Gegen 21 Uhr putze ich die Zähne und gehe in den Schlafsack.
Dienstag, 14.07.2020 — Vandières - Bar-Le-Duc
28. Tag Vandières - Bar-Le-Duc
Wetter morgens: leichte Bewölkung, halbwegs warm, 15 Grad, kein Wind
Tages-Kilometer: 138,1
Gesamt-Kilometer 3461
Durchschnitt: 21,8
Fahrzeit: 6h20
Wetter tagsüber: eigentlich sonnig, doch am nachmittag ein paar Regentropfen. In der Ferne Gewitter. Windig, aber meist Rückenwind
Wetter abends: starke Bewölkung, kräftiger Wind
Abfahrt 9 Uhr
Ankunft 18 Uhr
Es ging so halbwegs mit dem Schlafen. Zum einen saßen bis um 1 Uhr irgendwelche Leute nahe beim Zelt und haben sehr laut geredet. Davon bin ich immer mal aufgewacht. Dann habe ich auch nicht so gut geschlafen, weil ich mich wohl auch erst wieder ein bisschen ans Zelt gewöhnen muss. Im großen und Ganzen bin ich aber schon fit für den Tag.
Ich bin etwas ungeduldig. Ich würde am liebsten die gesamte Strecke nach Hause an einem Tag fahren. Aber das geht natürlich nicht. Jetzt muss ich mich einfach ein bisschen zusammen nehmen und die Reise auch noch in Ruhe und Stück für Stück zu Ende bringen. Vielleicht lag es auch daran, dass es eben gestern mit dem Weg nicht so toll war. Aber das sollte nun kein Problem mehr sein. Ich kann ja wählen zwischen Landstraße oder teilweise an der Marne entlang zu fahren. Das werde ich heute sehen. Nun mache ich mir erst mal mein Müsli und dann packe ich allmählich meine Sachen zusammen.
Nachdem ich die Übernachtung bezahlt habe mache ich mich auf den Weg. Schon im nächsten Ort komme ich wieder auf den ursprünglichen Track. Das GPS Gerät zeigt auf der Karte, dass der Radweg weiter am Kanal entlang verläuft. Also beschließe ich, dass ich dem ursprünglichen Track nochmal eine Chance gebe. Und das war gut so. Denn der Track verlief wirklich über gemütliche Wege entlang des Marne Kanals. Es ging sehr gut zu fahren und ich wirklich vor jeder Stadt gespannt, wie der Weg weiter verläuft. Und die nächsten 60 Kilometer verlief der Track auch wirklich über sehr gute Wege. Nach dem Mittagessen änderte sich das dann jedoch. Es gab wieder keine Markierungen und aus den super glatten Rennpisten wurden wieder ziemlich holprige Wege. Na ja. Ich denke die nobel Wege verwöhnen einen schon sehr. Denn auch die schlechten Wege waren fahrbar. Teilweise aber nicht ganz einfach, weil sie völlig zugewachsen waren. Aber nur auf kurzen Abschnitten. Ansonsten waren es es Pisten aus Schotter, Sand und Resten von alten Asphalt mit vielen Schlaglöchern. Zwischendurch gab es Abschnitte die gesperrt waren. Toll.... Mitten im Nichts steht ein Schild und behauptet der Weg ist gesperrt. Hm... Das wollte ich dann doch mal sehen. Besonders die Reifenspuren von Fahrrädern die ganz frisch aussagen haben mich zweifeln lassen. Und tatsächlich... Gesperrt war nichts jedenfalls war nichts auf der Strecke. Blödes Schild. Dann kam nochmal ein Schild, dass ich freundlich ignoriert habe und nochmal eines. Auf einer strecke von 15 Kilometern keine einzige Baustelle. Na ja, der Weg sah aus, als wäre er frisch gemacht worden. Und irgendwo stand auch eine Straßenwalze an der Seite. Aber kein Mensch zu sehen. Und das am Dienstag. Mir solls recht sein. Dann kam schon das nächste Schild "gesperrt wegen Baustelle". Ja, ja.... Danke! Ihr mich auch.... Und ich bin schön dran vorbeigefahren. Nach ein paar Kilometern kam mir dann ein Radfahrer entgegen. Diesmal gibt es kein weiterkommen, weil eine Brücke gesperrt ist. Oh... Nicht gut. Aber zahlreiche Kilometer Umweg fahren? Erst mal sehen was mit der Brücke ist. Tatsächlich. Gesperrt. Die wird neu gemacht. Aber neben der Brücke gibt es einen schmalen Steg. Also Fahrrad und Anhänger abhängen, drüber tragen, wieder zusammenbauen und weiterfahren. Ganz einfach. Da habe ich wirklich schon schlimmeres erlebt. War ja nur ne 5 Meter lange Mini-Brücke.
Der Weg wurde zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter. Am Nachmittag suche ich nach einer Unterkunft. Grade da beginnt es zu regnen. Hm, doch kein Campingplatz? Der Wetterbericht kündigt für die Nacht und morgen schlechtes Wetter an. Schade. Hoffentlich vertreibt der Wind den Regen und morgen ist es wieder besser. Am Abend erreiche ich dann die Unterkunft in Bar-Le-Duc. Ich zuvor noch etwas Einkaufen. Aber der Supermarkt ist zu. Um 17 Uhr? Was soll denn das? Nun... Nationalfeiertag in Frankreich. 14. Juli. Das Ende der Revolution. Ach so..? Na ja. Dann gibt's morgen früh eben mal kein Müsli.
Ich lese noch ein bisschen was, tippe das Tagebuch und dann ist es schon wieder 21 Uhr. Oh wie schnell der Tag vorbei ist....
Mittwoch, 15.07.2020 — Bar-Le-Duc - Varangeville
29. Tag Bar-Le-Duc - Varangeville
Wetter morgens: sehr starke Bewölkung, Nebel, etwas Nieselregen, kühl, wenig Wind
Tages-Kilometer: 135,7
Gesamt-Kilometer 3597
Durchschnitt: 22,5
Fahrzeit: 6h01
Wetter tagsüber: dichte Bewölkung, hin und wieder etwas Sonne, wenig Wind, warm
Wetter abends: sehr starke Bewölkung, wenig Wind, kühl
Abfahrt 8:30
Ankunft 17:15
Der Wind hat sich am Abend gelegt und so sehr sah es gar nicht mehr nach Regen aus. Trotzdem bin ich nicht unglücklich, dass ich mich für eine Unterkunft entschieden habe. Wobei ich schon auch gerne am Campingplatz bin.
Ich habe sehr gut geschlafen. Heute Morgen habe ich allerdings wieder ziemlich anstrengend geträumt. Ich war irgendwo im Ausland und es stand eine Explosion einer Atombombe kurz bevor. Ich bin in eine Station einer U-Bahn gerannt, um noch die letzte Bahn zu bekommen mit der mit flüchten konnte. Aber trotz aller Bemühungen verpasse ich die Bahn. Sie fährt mir grade davon. Na ja. Dann komme ich auch so klar. Im Tunnel der Bahn bin ich in Sicherheit und wohin sollten denn die anderen Menschen fliehen? Bei einer Atombombe gibt es keine Flucht. Dann bin ich aufgewacht.
Es war 6:30 Uhr. Ich starte langsam in den Tag. Müsli gibt's heute nicht. Dafür Brot, Käse und Schokolade. Ich muss mich jetzt ein bisschen beeilen, damit ich los komme. Sonst hätte ich auch länger schlafen können, wenn ich ohnehin nur trödle....
Ich verabschiede mich, bringe meine Sachen in die Garage, belade den Bobby, hänge ihn ans Fahrrad und mache mich auf den Weg. Doch zunächst mache ich gleich wieder einen Stopp, um Proviant für den Tag zu kaufen. Gestern gab es nichts wegen dem Nationalfeiertag. Nach ein paar Kilometern bin ich dann wieder auf dem Track. Der führt die nächsten 30 Kilometer wieder entlang eines Kanal. Auf guten Wegen mit schönster Aussicht auf die Vogesen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vogesen
So macht das Fahren wirklich Spaß. Ich bin so in Gedanken und auf die Landschaft konzentriert, dass ich gar nicht aufs GPS Gerät schaue und somit auch nicht sehe, dass ich eigentlich vor ein paar Kilometern schon hätte abbiegen müssen. Hm, Mist! Ich bin eben irgendwie davon ausgegangen, dass es heute den ganzen Tag so schön weiter geht. Nun ja. Ich fahre erst mal ein paar Kilometer zurück und verlasse dann erst mal den Weg entlang des Kanals. Es geht nun hinauf in die Vogesen. Irgendwie sehe ich grade vor meinem inneren Auge, wie die Kekse die ich vorhin gegessen habe, einer nach dem anderen verbrennt. Nun ja, irgendwie muss ich ja den Berg hinauf kommen. Die Landschaft war trotzdem wirklich herrlich. Es gab sehr wenig Verkehr. Überhaupt scheint hier nicht viel los zu sein. Die Dörfer sind leider ziemlich heruntergekommen. Schade, in so einer schönen Gegend. Die nächsten 30 Kilometer ging es also erst mal durch sehr dünn besiedeltes Gebiet. Doch nach insgesamt 70 Kilometern änderte sich die Strecke wieder sehr. Entlang von Autobahnen, und Landstraßen verlief der Weg bis zur Mosel. Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass dies die Mosel ist. Nun ja, für Erdkunde hatte ich mich in der Schule eigentlich nicht so sehr interessiert. Nun ging es der Mosel einige Kilometer entlang, durch schöne Naturschutzgebiete. Echt klasse hier. Die Landschaft ist wirklich sehr sehr schön. Mit Fotos eigentlich gar nicht so zu beschreiben. Man muss es einfach selber sehen. Und dann gings wieder an einem Kanal entlang. Ach ich weiß schon gar nicht mehr so genau, welcher Kanal und wo. Es gibt wirklich zahllose solcher Kanäle in Frankreich. Damals sicher sehr wichtig zum Transport von Waren. Aber heute braucht die leider niemand mehr. Eigentlich schade. Abgelöst vom Lkw.
Die Strecke bis nach Nancy zieht sich schon sehr in die Länge. Dabei muss ich eigentlich gar nicht direkt nach Nancy, sondern fahre südlich daran vorbei. Ich schaue mich nach Campingplätzen um. Hm, wenig bis gar nichts. Und der nächste Campingplatz ist mir einfach zu weit weg. Dann wären es wieder mehr als 150 Kilometer und das will ich nicht fahren. Eine günstige Pension wird dann die Bleibe für die Nacht. In den Ort kaufe ich mir noch Proviant für morgen und Milch fürs Müsli. Es ist 17:15 Uhr. Dann wäre es Zeit für ne Dusche und was zu Essen. Aber die Rezeption macht erst um 18 Uhr auf.
Na ja, egal. Dann esse derweil beim Dönerladen eine Portion Pommes. Äh, was.... Der macht auch erst um 18 Uhr auf. Na, das ist ja fast wie zu Hause in Leonberg. Quasi die Mutter aller Service-Wüsten. Denn in welcher Stadt sind die Menschen so dumm und wollen die Ladestationen für Elektro-Autos möglichst weit außerhalb der Innenstadt aufstellen. Als ich diesen Schwachsinn gelesen habe, wäre mir fast das Müsli aus dem Gesicht gefallen. Oh, aber das gehört jetzt nicht hier her.
Ich nutze die Zeit, bis es was zum Essen gibt, tippe das Tagebuch und lese was es neues von zu Hause gibt. Die Sache mit den Ladestationen haben die sich dann wohl doch nochmal überlegt....
Ich schaue auch grade nochmal die Route für die nächsten Tage an. Ich hätte heute schon gerne noch 20 Kilometer weiter nach Osten fahren wollen. Aber mein Hintern war dann doch nicht ganz so einverstanden. 135 Kilometer sind auch ganz okay. Morgen muss ich dann eben etwas vorankommen. Nach Straßburg macht der Track einen Schwenk nach Süden. Das sind 55 Kilometer. Und eigentlich war ich dort auch schon ein paar mal mit dem Fahrrad. Von daher habe ich mir schon eine Route gesucht, die diesen Schwenk nicht mitmacht. Bis Iffezheim sollte ich morgen schon kommen. Denn das Stück über Pforzheim nach Hause kenne ich. Und das ist nicht grade super flach und Kanal entlang. Na ja. Morgen geht's einfach erst weiter nach Osten. Dann werde ich sehen wie es läuft und wie weit ich komme.
Um 18 Uhr ist dann das Hotel geöffnet. Ich bekomme den Schlüssel und gehe erst mal duschen. Anschließend esse ich noch etwas und mache mir einen ruhigen Abend. Ich freue mich auf morgen!
Donnerstag, 16.07.2020 — Varangeville - Haguenau
30. Tag Varangeville - Haguenau
Wetter morgens: sehr dichte Bewölkung, aber noch trocken, kein Wind
Tages-Kilometer: 141,5
Gesamt-Kilometer 3738
Durchschnitt: 22,7
Fahrzeit: 6h12
Wetter tagsüber: am späten Vormittag einsetzender Regen. Zuerst nur leichter Nieselregen, dann teilweise kräftig
Wetter abends: sehr bedeckt und immer wieder etwas Regen, teilweise kräftig, kein Wind, kühl, 20 Grad
Abfahrt 8 Uhr
Ankunft 17 Uhr
Ich bin kurz vor 22 Uhr ins Bett. Jedoch bin ich auch gleich nochmal aufgestanden, weil es irgendwelche komischen Geräusche auf dem Fußboden gab. Schon als ich ins Bett gehen wollte ist eine Kakerlake übers Bett gekrabbelt. Mit dem Schuh habe ich das Problem schnell erledigt. Ich habe dann nichts mehr gesehen. Habe aber meinen Rucksack hoch gehängt und die Tasche vom Bobby fest verschlossen. Ich muss solche Viehcher wirklich nicht mit nach Hause bringen. Am morgen lief dann nochmal eine Kakerlake durchs Zimmer. Auch die habe ich flach flach geklopft. Weil die Leute der Bahn schon um 5 Uhr den ersten großen Zug mit einer Diesellok rangieren, wann dann leider die Nacht vorbei. Ich bin zwar nochmal kurz ins Bett, aber geschlafen habe ich nicht mehr. Es wird Zeit, dass ich aufstehe und los komme. Heute gibt es eine lange Fahrt.
Geschlafen habe ich eigentlich ganz gut. Während mein Müsli einweicht, lese ich ein bisschen Nachrichten und räume meine Sachen zusammen. Dann kann es los gehen. Da die Unterkunft direkt am Track liegt muss ich nicht lange fahren, um wieder auf den Track zu gelangen. Der Weg führte über 50 Kilometer auf sehr guten Wegen an einem Kanal entlang. So kamen schnell einige Kilometer zusammen. Und außerdem war die Landschaft wieder wirklich einzigartig schön. Das ist schon wirklich herrlich in solch einer Umgebung unterwegs zu sein. Nur die sehr dichten Wolken machen mir etwas Sorgen. Aber bislang blieb es bis auf leichten Nieselregen weitgehend trocken. Gegen Mittag verlässt der Track leider die Route entlang des Kanals. Und aus dem Nieselregen ist kräftiger Regen geworden. "It's just a shower" dachte ich mir die erste Zeit noch. Aber dann war ich wirklich ziemlich nass. In einem kleinen Ort finde ich einen kleines Wartehäußchen und mache dort im Trockenen erst mal Mittagspause.. Tatsächlich lässt der Regen dann auch schon etwas nach. War ja klar, nachdem ich meine Regenklamotten ausgepackt und zum Teil angezogen hatte.... Nun ja, wichtig waren mir trockene und warme Füße. Dafür wars gut.
Irgendwann lande ich dann wieder an Marne - Rhein Kanal. Diesmal führt der Weg zu eine riesengroßen Schleuse. Normalerweise überwinden die Schleusen 2 bis 3 Meter. Aber diese überwindet 15 Höhenmeter. Das ist ein gewaltiges Bauwerk. Und tatsächlich werden auch grade zwei Schiffe darin nach unten gelassen. Das schaue ich mir natürlich an. Es sind aber nur kleine Boote mit denen Touristen spazieren fahren. Ich erkenne das sofort, weil ich die Sprache verstehe.
Nachdem er ganz aufgehört hat zu regnen komme ich durch das "Tal der Schleusen" so oder ähnlich heißt es auf den Schildern. Und ich staune nicht schlecht wie viele kleine Schleusen innerhalb kurzer Abstände aufeinander folgen. Allerdings sind die Kanäle trocken. Es gibt wohl ein neue strecke, sogar mit einem Tunnel, durch den die Schiffe fahre. Das ist schon sehr interessant. Durch das kleine Tal quetschen sich viele Verkehrsmittel. Neben einer Straße und dem Kanal gibt es noch eine Bahnlinie, die teilweise vom Kanal auf Brücken überquert wird. Da haben sich die Baumeister damals wirklich ins Zeug gelegt. Das muss ich nun aber auch tun. Als ich das Tal hinter mir gelassen habe sind es noch 40 Kilometer bis ich in Haguenau ankomme. Dort will ich für heute Feierabend machen. Es ist genug für heute. Außerdem gibt's dort einen Campingplatz. Auch wenn es doch ziemlich nach Regen aussieht will ich doch gerne nochmal im Zelt übernachten. Eine Entscheidung die ich grade beim Tippen des Tagebuch etwas anzweifle, weil es schon wieder regnet. Nun ja. Ich bin ja auch kein Schönwetter-Camper. Jetzt ist es aber eh egal. Ich hoffe nur, dass es morgen früh nicht regnet. Dann steht die nächste und letzte Etappe an. Es war heute schon etwas ungewohnt mit dem Mann an der Rezeption der Campingplatz auf Deutsch zu sprechen. Außer das Navi gab es in der letzten Zeit nicht viele, die mich auf deutsch angesprochen haben. Ich war jedoch schon überrascht, wie wenig Leute in Frankreich englisch sprechen. Na ja. Ich bin ja ganz gut zurecht gekommen.
Freitag, 17.07.2020 — Haguenau - Leonberg
31. Tag Haguenau - Leonberg
Wetter morgens: starke Bewölkung, kein Wind, 15 Grad
Tages-Kilometer: 129,9
Gesamt-Kilometer 3868
Durchschnitt: 20,9
Fahrzeit: 6h12
Wetter tagsüber: am späten Vormittag ein kräftiger Schauer, sonst aber trocken. Gegen nachmittag sonnig, aber immer wieder dunkle Wolken über mir, wenig Wind, warm, 22 Grad
Wetter abends: starke Bewölkung, windig
Abfahrt 7:30 Uhr
Ankunft 17 Uhr
Ich bin kurz nach 21 Uhr in den Schlafsack geklettert. Ich war wirklich müde und außerdem tut der Schlaf gut. Nur habe ich bei der Auswahl meines Schlafplatz doch einen kleinen Fehler gemacht. Es gab einen leichten Knick im Boden und genau auf dem lag ich mit dem Oberschenkel. Das war leider nicht ganz so angenehm. Nun ja. Trotzdem habe ich gut geschlafen. Mal davon abgesehen, dass ich zweimal aufs WC musste. Beim zweiten Mal war es schon kurz nach 5 Uhr. Ich bin gleich wach geblieben, habe gefrühstückt und will nun langsam in den Tag starten.
Ich packe meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Letzter Tag, letzte Etappe. 120 Kilometer sind es mindestens bis nach Hause. Ich packe das nasse Zelt ein. Leider gab es in der Nacht immer wieder Regen und am morgen war mein Zelt wieder eher eine Tropfsteinhöhle. Denn weil ich wegen dem Regen nicht richtig lüften konnte hat sich die Feuchtigkeit innen am Zelt nieder geschlagen. Das kann ich aber dann zu Hause trocknen. Ich fülle meine Wasserflaschen hänge den Bobby ans Fahrrad und mache mich auf den Weg. Es geht zunächst ins Stadtzentrum von Haguenau. Der Himmel ist dicht mit Wolken verhangen. Mal sehen, wann es los geht mit dem Regen. Als ich aus der Stadt raus bin führt die Route über Landstraßen auf denen durchaus einige Autos unterwegs sind. Klar, ich fahre jetzt auch nicht auf dem Track der mich die letzten Wochen geführt hat, sondern auf einer Route, die das Navi selber gesucht hat. Wo immer möglich führt der Weg über Radwege. Irgendwann beginnt es jedoch zu regnen. Zum Glück nicht stark und auch nicht lange. Meine Regenklamotten bleiben im Bobby. Ich mache eine kurze Pause. Nach ungefähr 35 Kilometern habe ich die "Grenze" nach Deutschland erreicht. Bei Iffezheim geht es über eine alte Eisenbahn Brücke, die zur Straße umgebaut wurde. Dann erreiche ich wenig später Rastatt. Hier könnte ich wieder ein Stück auf dem Track Richtung Norden weiterfahren. Aber ich will nun eigentlich nicht noch über viele kleine Ortschaften fahren, sondern zügig nach Hause. Es sind schließlich schon noch einige Kilometer bis Leonberg. Und so folge ich der B3 über viele Kilometer. Hinter Rastatt mache Mittagspause und esse vom Proviant. Kurz drauf beginnt es kräftig zu regnen. Ich stelle mich unter einen Baum und warte, bis es aufgehört hat. Denn eigentlich war da nur eine dicke schwarze Wolke genau über mir. Nach einer halben Stunde kann ich weiterfahren. Es geht nach Ettlingen und dann raus aus dem Rheintal und hoch auf den Schwarzwald. Eine schöne strecke bis Pforzheim. Dort fahre ich dann zur Würm und weiter durchs Würmtal. Das kenne ich gut und ich genieße die schöne Natur. Weiter nach Heimsheim und Rutesheim. Gegen 17 Uhr erreiche ich Leonberg. Ganz zufällig begegne ich Oliver. Wir unterhalten uns eine weile über die Reise. Doch dann wird es wirklich höchste Zeit für mein wohlverdientes Weizenbier auf dem Marktplatz beim Domizil. Ich genieße jeden Schluck. Später kommt Michael und wir sitzen noch lange beisammen. Dann wird es Zeit für die letzten Meter nach Hause.
Der Busch vor dem Haus ist tot. Keiner hat ihn gegossen während ich nicht da war. Schade. Ich hänge den Bobby ab, trage die Tasche in die Garage und schließe das Tor. Somit wäre diese Reise zu Ende. Zu Hause ist sonst keiner. Mutter ist inzwischen im Pflegeheim und die Pflegekraft ist letzte Woche abgereist. Ende. Das wars. Nun muss ich mich alleine zurecht finden und einen neuen Alltag ohne die Pflege meiner Mutter finden. Aber erst ab morgen. Heute Abend trinke ich Bier, höre Musik und bin mit meinem Gedanken noch unterwegs. Oder schon wieder?