Radreise Gibraltar - Leonberg – 2023
Sonntag, 17.09.2023 — Vila Real de Santo Antonio - Albufeira
6. Tag
Wetter morgens: kühl, trocken, kein Wind, wechselhafte Bewölkung
Tages-Kilometer: 109 km
Gesamt-Kilometer: 512 km
Durchschnitt: 20,4 km/h
Fahrzeit: 5h19
Wetter tagsüber: wechselhaft, vorwiegend sonnig, warm, wieder kräftiger Wind (oft Gegenwind)
Wetter abends: sonnig, aber kühl, kein Wind
Abfahrt: 7:45 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Ich bin gestern Abend um 22 Uhr ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen. In der Nacht habe ich nicht so gut geschlafen. Gegen 2 Uhr bin ich aufgewacht und konnte dann nicht wirklich gut schlafen. Ich bin immer wieder mal aufgewacht und wieder eingeschlafen. Woran das liegt weiß ich nicht. Vielleicht weil es draußen zu laut war? Irgendeine Lüftung machte die Nacht über etwas Krach.
Gegen 5 Uhr nervt mich eine Stechmücke. Ich suche das blöde Mistviech, kann es aber nicht finden. Also gut, dann stehe ich einfach auf und starte in den Tag. Ich bin gespannt, was die Etappe heute so bringt und wie Portugal so ist. Ich weiche mein Müsli ein, packe die ersten Sachen ein und schaue mit die Route für heute an.
Um 7:30 Uhr bin ich startklar und trage meine Sachen runter zur Haustüre. Bis ich alles verstaut habe, dauert es noch mal ein bisschen, so dass ich gegen 7:45 Uhr aufbreche. Es ist noch ziemlich kühl und ich bin wirklich froh, dass ich eine Weste angezogen habe. Die Sonne geht auf und die Stimmung an diesem Morgen und der Blick aufs Meer sind einfach herrlich. Ich freue mich sehr auf den Tag und die heutige Etappe.
Der Weg führt heraus aus der Stadt durch einen Naturpark. Die Wege sind eigentlich zunächst ganz gut zu fahren. Dann folgt leider wieder ein sehr schlechter Weg mit viel Sand und Schotter. Am Schaltwerk nervt eines der kleinen Zahnräder. Es quietscht wirklich schrecklich laut. Das ist nicht nur nervig, sondern auch schlecht fürs Material. Und da ich erst am Anfang der Tour bin, sollte nichts kaputt gehen. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als eine geeignete Stelle zu finden, an der ich eine meiner Gepäcktaschen auspacken kann. Denn das Öl ist beim Werkzeug und weil ich unterwegs kein Werkzeug brauche (das jedenfalls hoffe ich), ist der Beutel mit dem Werkzeug ganz unten in der Gepäcktasche. Öl ans Lager vom Zahnrad und dann kanns weiter gehen. Ich packe alles wieder sauber zusammen und fahre weiter. Kein Quietschen mehr. Sehr gut!
Leider übersehe ich nur ein paar Kilometern weiter ein Schlagloch. Besonders schnell war ich auf diesem schlechten Weg ohnehin nicht unterwegs, doch offenbar trotzdem zum schnell für meinen Gepäckträger. Mit fällt ein eigenartiges Knarzen auf. Ich halte an und sehe schon beim Absteigen, dass der rechte Träger von meinem Gepäckträger nicht so aussieht, wie es sein sollte. Ach du liebe Zeit... Das ist der "worst case". Oder besser gesagt... Ich bin raus. Das Teil ist Marke Eigenbau. Aus Aluminium. Wo soll ich denn etwas finden oder jemand finden, der so etwas richten kann. Dazu noch am Sonntag morgen?!? Ich versuche erst mal möglichst viel Gewicht aus der Gepäcktasche zu nehmen und stecke so viel wie möglich in meinen Rucksack. Darüber ist mein Hintern natürlich überhaupt nicht erfreut. Aber wenn das hier nicht klappt, dann ist mein Hintern womöglich schneller zu Hause, als mir lieb ist. Mit einem kleinen Stock aus Holz einen einem Schnürsenkel aus Leder, den ich zufällig gefunden habe versuche ich den Träger zu stabilisieren. So fahre ich die nächsten 20 Kilometer.
Ich komme immer wieder an illegalen Müllhalden vorbei, an denen die Leute leider allerhand Abfall einfach in die Landschaft werfen. Oft ist es Bauschutt, wie Fliesen, Ziegelsteine und dergleichen. An einer Müllhalde drehe ich nochmal um. Dort liegt nicht nur Bauschutt, sondern ein großes Ölfass und anderer Kram. Vielleicht ist ja etwas dabei, dass ich gebrauchen kann? Und tatsächlich. Es liegt ein kleiner Sicherungskasten auf dem Haufen, der noch eine kleine Hutschiene enthält. Die hat zwei Löcher und konnte mir vielleicht von Nutzen sein. Also hole ich Werkzeug und schraube die Hutschiene aus dem Kasten und packe sie ein. Dann fahre ich weiter.
Die Strecke des Eurovelo 1 ist hier in Portugal hervorragend ausgeschildert. Eigentlich brauche ich das GPS Gerät nicht. Hin und wieder stelle ich fest, dass das GPS Gerät noch eine alte Route hat, also folge ich den Schildern.
Über viele Kilometer ist das wirklich super. Ich bin wirklich sehr überrascht wie gut das gemacht ist. Bis zu einer Brücke. Eine kleine Holzbrücke für Fahrräder. Es geht eine kurze Rampe hinauf, um einen kleinen Bach zu überqueren. Ich schaue kurz nach rechts zum Bach und muss eine Vollbremsung machen. Auf der anderen Seite der Holzbrücke gibt es keine Rampe. Die andere Seite ist mit Brettern verschlossen. Es gibt auch keinen Weg. Nichts. Hier ist einfach plötzlich Schluss. Keine Chance irgendwie weiter zu kommen. Es hilft nur umdrehen und zurück zu der Stelle fahren, an der sich die Route vom GPS Gerät und die Beschilderung trennen. Eine andere Möglichkeit bleibt nicht. Sind also mal drei bis vier Extra-Kilometer. Eigentlich nicht so schlimm, aber ich war einfach enttäuscht, dass der Weg einfach nur ins Nichts führt.
Die Route führt nun auf einer stark befahrenen vierspurigen Hauptstraße weiter. Die Sache mit dem Gepäckträger lässt mir leider keine Ruhe. Denn ich sehe, dass sich nicht nur das gebrochene Stück bewegt, der Träger biegt sich auch immer weiter nach innen, zum Rad hin. So kann ich nicht den restlichen Tag weiterfahren und schon gar nicht bis zurück nach Leonberg. An einer Bushaltestelle stoppe ich und fange an zu Schrauben. Die Hutschiene passt eigentlich perfekt als Ersatz für das gebrochene Teil. Ich muss die Löcher ein bisschen aufweiten, dann passt der Schnellspanner vom Hinterrad durch. Ich bin eigentlich sehr sehr glücklich, denn was für ein unglaublicher Zufall ist es, dass ich genau an der Müllhalde anhalte und dort dann auch noch den kleinen Kasten mit der Hutschiene finde. Eigentlich ist die Lösung sogar besser als zuvor. Das ist klasse und ich bin wieder voll im Rennen. Doch die Freude währt leider nur kurz. Beim Zusammenbauen stelle ich fest, dass auch noch eine Schweißnaht am Gepäckträger selber gerissen ist. Ach nein, das darf doch echt nicht wahr sein. Ich kann das Problem zunächst einmal mit einem Kabelbinder aus dem Mac Gyver Beutel lösen. Aber das ist alle eben nicht wirklich so, wie es sein sollte. Ich packe das Werkzeug wieder ein, hänge die Gepäcktaschen ans Fahrrad und fahre weiter. Es ist schon bald 15 Uhr und ich habe noch nicht einmal 100 Kilometer geschafft. So richtig Freude kommt heute auch nicht mehr auf. Also gibt es heute eine kurze Etappe und ich suche mir eine Unterkunft, die nicht mehr sehr weit weg ist. Die Unterkunft erreiche ich gegen 16 Uhr. Genug für heute. Ich muss noch ein bisschen warten, bis ich aufs Zimmer kann und fange schon mal mit dem Tagebuch an.
Das Zimmer ist eine Ferienwohnung mit großem Balkon. Sehr schön. Ich muss heute unbedingt die Radlerklamotten waschen. Also nutze ich die Möglichkeit zum Wäsche waschen. Wäscheleine und Klammern sind ebenfalls im Mac Gyver Beutel. Dann dusche ich, esse zu Abend und mache das Tagebuch fertig. Ich will mir unbedingt nochmal den Gepäckträger anschauen. Selbst der neue Halter aus der Hutschiene scheint sich auch schon wieder nach innen gebogen zu haben, durch die enorme Belastung der Strecke. Ich muss mir wirklich etwas einfallen lassen. Mit kommen schon immer wieder Leute auf Mountainbikes entgegen. Aber mit viel Federweg und ohne Gepäck. Ich muss weg von diesen ganz schlimmen Schlagloch, Schotter und Sand Wegen. Sonst hält das Material nicht durch. Noch langsamer kann ich nicht mehr fahren, denn sonst kann ich wirklich zu Fuß nach Hause laufen. Also mal sehen, wie das weitergehen soll bzw wird.
Ich habe mir am Abend nochmal den Gepäckträger angeschaut und denke, dass der halten könnte. Schön wäre allerdings eine Schlauchschelle statt der Kabelbinder zu verwenden und ebenso wäre es sehr gut, wenn ich noch ein weiteres Loch in die Hutschiene bohren könnte, um mit einer weiteren Schraube den Gepäckträger mit der Hutschiene zu verbinden. Vielleicht finde ich eine Gelegenheit, um ein Loch bohren zu können. Eigentlich ein Hohn, mal eben zu Hause ein 4 mm Loch zu bohren und jetzt sitze ich da und überlege, wie ich das irgendwie hin bekomme. Aber nun ist es Zeit zum Schlafen. Es gleich 22 Uhr und ich bin wirklich sehr müde.
Montag, 18.09.2023 — Albufeira - Odeciexe
7. Tag
Wetter morgens: trocken, kühl, kein Wind, dichte Bewölkung
Tages-Kilometer: 123 km
Gesamt-Kilometer: 635 km
Durchschnitt: 19,2 km/h
Fahrzeit: 6h23
Wetter tagsüber: ab Mittag sonnig und warm, 26 Grad Celsius (vielleicht am Nachmittag auch mehr), mäßiger Wind
Wetter abends: kühl, wenig Wind
Abfahrt: 9:15 Uhr
Ankunft: 18:30 Uhr
Ich bin gestern Abend gegen 22 Uhr ins Bett und sofort eingeschlafen. Gegen 1 Uhr bin ich aufgewacht, habe etwas Wasser getrunken und konnte dann nochmal einschlafen. Gegen 4 Uhr bin ich wieder aufgewacht, weil ich komisch geträumt habe. Glücklicherweise könnte ich auch dann wieder einschlafen und bin erst um kurz nach 6 Uhr aufgewacht und aufgestanden. Meine Wäsche, die ich gestern Abend gewaschen habe, ist fast trocken geworden. Ich mache mir etwas zum Frühstück. Müsli gibt es leider heute nicht, da ich gestern Abend nicht mehr zum Einkaufen los bin. Der nächste Supermarkt ist 5 Kilometer weg. Die Unterkunft liegt ein bisschen außerhalb, hat aber bestimmt 20 Häuser, in denen jeweils 4 kleine Ferienwohnungen sind. Und es war heute Nacht ruhig. Weil ich erst um 9 Uhr auschecken kann, habe ich heute etwas mehr Zeit. Und einfach los fahren geht nicht, da ich ausgerechnet hier eine Kaution hinterlegen musste. Und diese 200 Euro hätte ich schon gerne wieder.
Ich bin wirklich sehr gespannt was die Etappe heute bringt. Sehr viel schlimmer als gestern kann es eigentlich kaum noch werden, was die technischen Probleme angeht. Ich habe gestern Abend noch gründlich alles am Fahrrad kontrolliert. Im Hinterreifen steckte noch ein kleines Stück einer Dorne, dass ich mit der Pinzette herausziehen konnte.
Um 9 Uhr bin ich startklar, gebe den Schlüssel fürs Zimmer ab und mache auf die nächste Etappe. Es ist nicht mehr ganz so kühl wie gestern oder vorgestern. Heute kann ich ohne Jacke starten. Am Vormittag ist es noch stark bewölkt. Die Route durch Albufeira. Zum Glück komme ich dank dem GPS Gerät schnell durch die Stadt. Alles Hauptstraße. Ich bekomme auch allmählich Übung mit den zweispurigen Kreisverkehren. Wichtigste Erkenntnis: Auf keinen Fall zögern!!! Einfach fahren. Ich muss absolut aufpassen, dass ich in Deutschland nicht so fahre. Denn dort habe ich als Verkehrsteilnehmer der bereits im Kreisverkehr ist, zwar auch Vorfahrt (wie hier), aber der erste Depp mit 2,5 Tonnen SUV wird mich ganz sicher einfach tot fahren, weil er oder sie denkt, dass er oder sie natürlich wegen dem größeren Auto Vorfahrt hat. Fertig.
So viel zum Thema Recht haben....
.... Und nein, Vorbehalte gegenüber irgendwelchen Verkehrsteilnehmern habe ich natürlich absolut keine....
Ich habe mir keine Notizen gemacht zur Strecke am Vormittag. Dann gab es wohl auch nichts Besonderes. Klar ein paar Städte. Gigantische Hotels. Bettenburgen. Am Nachmittag erreiche Odiaxere. Von hier aus will ich die Route modifizieren. Klar, es wäre bestimmt schön, dem Eurovelo 1 auch durchs letzte Schlagloch an der Südwestlichen Spitze von Portugal zu folgen. Das ist aber eben auch ein ganzer Tag. Und das ist leider ein bisschen schwierig. Die geplante Route hat etwas mehr als 4.500 Kilometer. Ich schaffe in einer Woche 800 Kilometer. Mit Gewalt und wenn die Strecke nicht zu viele Höhenmeter hat schaffe ich vielleicht auch 900 Kilometer. Ich muss also entweder mehr Kilometer machen, am Ende doch noch ein Stück mit der Bahn fahren (beim Gedanken an Bahn + Fahrrad bekomme ich schlechte Laune) oder ich versuche eben wo es halbwegs vertretbar ist die Strecke ein bisschen abzukürzen. Daher fahre ich von Odiaxere an der südlichen Küste von Portugal (ach ja Algarve genannt...) durch die Berge bis zur Westküste nach Aljezur. Die Strecke durch die Berge ist wirklich schön. Ungefähr ein Drittel des Straße ist in halbwegs gutem Zustand. Es der Anstieg ist gut zu fahren. Inzwischen brennt die Sonne auch wieder heiß vom Himmel. Nachdem ich die Hälfte der Strecke geschafft habe ist der Asphalt zu Ende und es geht wieder über beinahe endlose Schotterpisten. Ich fahre in kleinem Gang weiter bergauf. Doch auch bergab ist an mehr als Schrittgeschwindigkeit nicht zu denken. Und so rolle ich gemütlich und in Gedanken versunken ganz langsam vor mich hin. Es gibt eigentlich keine Möglichkeit die Schlaglöcher zu umfahren. Es gibt einfach zu viele. Einzig bleibt mir entsprechend langsam zu fahren. Und passiert es mir fast, dass ich beim Fahren einschlafe. Nun ja. War halt irgendwie einfach langweilig....
Am späten Nachmittag erreiche ich Odeciexe. Die Unterkunft liegt in der Stadt. Gegenüber ist ein Restaurant. Da werde ich heute Abend mal ganz entspannt etwas Essen. Doch vor dem Abendessen gibt's noch ein bisschen was zu tun. Proviant einkaufen, Müsli und Milch fürs Frühstück und so weiter. Der kleine Laden ist eine Minute zu Fuß von der Unterkunft entfernt.
Nach dem Dusche gibt's dann Abendessen im Restaurant. Mir fällt auf, dass meisten Portugiesen (die Innen vermutlich auch...) englisch sprechen. Auch die Karte im Restaurant ist zweisprachig. Das habe ich im Spanien so nicht erlebt.
Und....!! Es gibt durchaus leckeres Veggi Essen.
Ich tippe dann noch das Tagebuch und gehe kurz vor Mitternacht ins Bett.
Der Abend ging nun aber sehr schnell vorbei....
Dienstag, 19.09.2023 — Odeciexe - Carvalhal
8. Tag
Wetter morgens: ziemlich kühl, wolkenlos, kein Wind
Tages-Kilometer: 140 km
Gesamt-Kilometer: 775 km
Durchschnitt: 21,4 km/h
Fahrzeit: 6h31
Wetter tagsüber: sonnig und warm (unterwegs mal 23 Grad Celsius irgendwo gesehen, war am Nachmittag aber schon wärmer), windig (leider oft von vorne oder von der Seite, kein Rückenwind)
Wetter abends: wird nach Sonnenuntergang kühl, kein Wind, wolkenlos
Abfahrt: 9 Uhr
Ankunft: 18 Uhr
Ich bin tatsächlich erst um Mitternacht ins Bett gegangen. Irgendwie habe ich den Abend ein bisschen arg getrödelt. Ich habe auf jeden Fall gut geschlafen bis um kurz nach 6 Uhr. Ich bleibe noch ein bisschen im Bett liegen und stehe gegen 6:30 Uhr auf. Mir fällt der kräftige Geruch des Restaurants von gegenüber auf. Es roch gestern Abend schon sehr lecker nach Holzfeuer und Grillen. Doch heute Morgen ist das natürlich geschlossen und es riecht immer noch so kräftig. Da fällt es mir wieder ein. Das ist natürlich von dem Waldbrand, der hier um die ganze Stadt Odeciexe gewütet hat. Das war hier sicher eine ziemlich gefährliche Sache, so wie ich das gestern schon sehen konnte.
Heute gibt es wieder Müsli zum Frühstück. Ich habe gestern unterwegs bei einem großen Supermarkt angehalten und die Sachen gekauft, die es in den kleinen Läden nicht zu kaufen gibt. Natürlich habe ich viel zu viele Kekse gekauft. Nun ja. Die wird mein Keksantrieb sicher im Laufe der Tages verbrauchen. Während mein Müsli einweicht bereite ich schon die nächste Etappe vor, bzw packe die ersten Sachen in die Gepäcktaschen.
Ich bin gegen 9 Uhr startklar und tage mein Fahrrad und das Gepäck runter zur Straße. Die Gepäcktaschen ans Fahrrad hängen, dann kann es los gehen. Durch die kleine Ortschaft komme ich gut zurück zum Track. Der führt dann auch gleich eine Schotterpiste ziemlich steil bergauf. Das war Aufwärmen in Rekordzeit. Ein bisschen stimmt der Track und die Wirklichkeit anschließend nicht überein. Hier in den Bergen wird in riesengroßen Gewächshäusern allerhand Gemüse gepflanzt. Nur was genau kann ich im Vorbeifahren nicht erkennen. Auf jeden Fall muss ich mich ein paar mal nach einer Alternative schauen, denn dort wo die Route verkaufen soll ist entweder ein Zaun oder ein Tor. Meisten sind die Wege gut zu fahren. Kein weicher Sand.
Nachdem ich einige Kilometer auf guten Nebenstraßen unterwegs war, erreiche ich ein Gehege mit Zebras, Straußen und anderen Tieren, die eigentlich in die Savanne gehören. Es war wohl ein Tierpark, der jedoch am Vormittag noch keine Besucher anzog. Ein bisschen weiter erreiche ich dann der Atlantik. Steil geht es hinter, um ein paar hundert Meter weiter wieder steil bergauf zu gehen. Trotzdem war es herrlich den Ausblick von oben auf die schöne Bucht mit dem Sandstrand zu haben. Die nächsten 40 Kilometer ist "Happy cycling" angesagt. Die Route verläuft entlang vieles Nebenstraßen durch die nun fast menschenleeren Touristenstädte oder Dörfer entlang der Küste.
Viel Sonne 23 Grad, mäßiger Wind
Und immer wieder Strand....
Die Freude hat ein schnelles Ende, als die Route die befestigte Nebenstraße verlässt und ich im weichen Sand stecken bleibe. Ich schiebe erst ein Stück in der Hoffnung, dass es hinter einer Kurve wieder besser wird, doch das ist nicht der Fall. Ich schaue auf der Karte nach, wie weit der Weg wohl so bleibt: Über viele Kilometer. Das ist also keine Option. Es ist für mich unmöglich zu fahren. Ich suche nach einer Umfahrung. Die gibt es tatsächlich und die ist auch kein allzu großer Umweg. Insgesamt 18 Kilometer, wovon ich über die Hälfte dann wieder im Schritttempo auf einer Schotterpiste zurücklege. Aber immerhin besser, als durch den weichen Sand quälen.
Vor der Stadt Sines führt die Route auf eine vierspurige Hauptstraße mit viel Verkehr. Es ist laut, die Autos stinken und Abstand beim Überholen ist für manche Autofahrer ein Fremdwort. Dabei wäre ohne Not genug Platz vorhanden auf einer vierspurigen Straße. Nun ja... Die Stadt Sines durchquere ich schnell und fahre dann auf einer Nebenstraße parallel zur Autobahn weiter. Solange, bis die Nebenstraße in die Autobahn mündet. Mist, das ist doch die Route. Oder bin ich falsch gefahren? Nach etwas mehr als 100 Kilometern kann es schon mal passieren, dass ich an einem Abzweig nicht aufgepasst habe. Ich stelle fest, dass die Autobahn einige hundert Meter zuvor geendet hat und dies nun wieder eine Hauptstraße ist, die ich befahren darf. Verkehr ist ohnehin kaum. Solche Autobahnen würden sich sicher manche Leute wünschen.
Die letzten Kilometer bis Carvalhal ziehen sich. Es gibt nur keine Übernachtung, die ich schon etwas früher hätte nehmen können. Ein bisschen Abwechslung bringen die Radfahrer, die mir in teilweise großen Gruppen mit 10 und mehr Leuten entgegen kommen. Manche Gruppen sind mit viel Gepäck unterwegs. Wohin die fahren weiß ich nicht. Sie kommen aus Norden.
Schließlich erreiche ich die Unterkunft in Carvalhal. Nicht gerade berauschend, dafür aber recht teuer. Es ist eigentlich ein Restaurant mit Gästezimmern. Ich hatte mir auf der Fahrt überlegt dort zu Abend zu essen, entscheide mich aber dagegen, schon auch um meinen Proviant ein bisschen abzubauen. Ich habe echt ein bisschen viele Kekse gekauft und die muss ich nicht unbedingt spazieren fahren.
Ich nutze den Abend noch, um meinen Aufenthalt in Lissabon zu planen. Ich werde morgen in Lissabon ankommen. Für die Stadt plane ich tatsächlich einen Ruhetag ein. Ich bin dann genau eine Woche unterwegs und bin dann über 800 Kilometer gefahren. Da darf es eine Pause geben. Ich schaue suche lange nach einer Übernachtung. Auf ein Bett im Schlafsaal in einem Hostel habe ich keine Lust. Ich muss auch nicht mitten in der tollen Altstadt von Bairro Alto übernachten.
Gegen 22:30 Uhr gehe ich ins Bett. Ich bin echt müde.
Mittwoch, 20.09.2023 — Carvalhal - Lissabon
9. Tag
Wetter morgens: trocken, sonnig, kein Wind, wolkenlos, kalt
Tages-Kilometer: 76 km
Gesamt-Kilometer: 851 km
Durchschnitt: 18,9 km/h
Fahrzeit: 4h00
Wetter tagsüber: sehr sonnig, trocken und warm, wenig Wind
Wetter abends: nach Sonnenuntergang wird es kühl, draußen hocken ist fast schon zu kühl in kurzen Klamotten
Abfahrt: 9:30 Uhr
Ankunft: 15 Uhr
Ich bin gestern Abend um 22:30 Uhr ins Bett gegangen. Ich war wirklich sehr müde. Ich bin sofort eingeschlafen und erst um 6:30 Uhr aufgewacht. Gut zu schlafen war echt super. Ich stehe auf und starte in den Tag. Ich weiche mein Müsli ein, tippe das Tagebuch von gestern fertig und bereite die nächste Etappe vor. Zwischendurch frühstücke ich. Die Sonne scheint schon hell ins Zimmer. Das wird heute wieder ein schöner Tag werden. Nur kalt ist es am Vormittag.
Weil ich mal wieder irgendwie zu lange getrödelt habe ist es schon wieder kurz nach 9 Uhr, als ich meine Gepäcktaschen und mein Fahrrad runter trage und startklar mache. Der Vorteil ist jedoch, dass es nicht mehr so kühl ist. Am Morgen konnte man den Atem sehen. Ich habe schnell wieder das Fenster geschlossen. Die Scheiben sind von innen beschlagen. Klar, es sind hier die meisten Fenster auch nur mit einer Scheibe. Ich fahre los und erreiche eine knappe Stunde später nach 23 Kilometern den Anleger der Fähre. Ein paar Autos stehen hier, die Fähre ist aber nicht in Sicht. Die hatte zuvor wohl eine Menge Radfahrer abgesetzt. Jedenfalls kam mir eine große Gruppe entgegen, die allerdings wenig Gepäck dabei hatten. Andere Radfahrer hatten da schon deutlich mehr auf ihren Gepäckträger gepackt. Nun muss ich warten bis die Fähre kommt. Ein Ticket habe ich schon gekauft.
Lange muss ich nicht warten und die Fähre legt an. Ein recht großes Ding. Die Überfahrt von Soltroia am Ende der kleinen Landzunge bis nach Setubal dauert nur eine knappe halbe Stunde. In Setubal verlasse ich den Eurovelo 1 noch einmal und fahre eine eigene Route. Auf diese Weise kann ich ein Route um knapp 40 Kilometer abkürzen. Das ist nicht besonders viel, bringt mich jedoch zwei Stunden früher nach Lissabon. Von Almada nach Lissabon gibt es erneut eine Fähre, nur ein paar Minuten unterwegs ist. Bevor ich zur Fähre gehe nutze ich die Gelegenheit und setze mich auf eine der zahlreichen Sitzbänke und genieße einfach den Blick auf Lissabon am gegenüberliegenden Ufer. Ein riesengroßes Häusermeer. Ich futtere ein paar Nüsse aus dem Proviant und dann geht's weiter zur Fähre nach Lissabon.
Ich fahre zur Unterkunft und kann dort mein Gepäck abstellen. Das Zimmer ist leider noch nicht fertig. Mit deutlich weniger Gewicht macht eine Stadtrundfahrt durch Lissabon einfach mehr Spaß. Das Kopfsteinpflaster allerdings ist so grob, dass es meinem Hintern wirklich keinen großen Spaß macht hier zu fahren. Sehenswert ist die Stadt jedoch auf alle Fälle. Ich schaue mir die Viertel an, die als sehenswert empfohlen wurden. Davon gibt es schon einige. Ich stelle auch fest, dass Lissabon sehr bergig ist. Teilweise führen die kleinen Straßen zwischen den Häusern so steil bergauf, dass ich selbst ohne Gepäck den kleinsten Gang brauche um hinauf zu kommen. Der Autoverkehr ist jedoch ein Albtraum. Dort wo sich irgendwie ein Auto durchquetschen kann wird auch gefahren, falls nicht gerade an so einer Engstelle jemand parkt. Die größeren Straßen sind total verstopft mit Autos. Vor jeder Ampel gibt es lange Staus. Mit dem Fahrrad kann ich die natürlich ein bisschen abkürzen, aber Spaß macht das nicht. Besonders, wenn einen die überholten und verärgerten Autofahrer dann bis zur nächsten Ampel wieder überholen. Auf solche Spiele habe keine Lust. Nach zwei Stunden kehre ich zur Unterkunft zurück. Mein Zimmer ist fertig und ich kann nur mal die Radlerklamotten ausziehen und duschen. Anschließend mache ich mich zu Fuß noch ein bisschen auf Tour durch die Stadt. Meine Unterkunft liegt in einem indisch / libanesischen Viertel. Es gibt unzählige kleine Geschäfte und noch mehr kleine Restaurants. Ich kaufe mir ein bisschen Proviant und Müsli fürs Frühstück. Dann esse ich zu Abend. Es ist inzwischen schon dunkel geworden. Die Straßen sind immer noch voller Menschen. Es ist wirklich interessant, war hier los ist.
Ich mache es mir noch ein bisschen im Zimmer gemütlich und gehe dann gegen 23 Uhr ins Bett.
Donnerstag, 21.09.2023— Ruhetag in Lissabon
10. Tag
Wetter morgens: Regen
Tages-Kilometer: 0
Gesamt-Kilometer: 851 km
Durchschnitt: 0
Fahrzeit: 0
Wetter tagsüber: sonnig und warm, teilweise bewölkt
Wetter abends: noch halbwegs warm
Abfahrt: x Uhr
Ankunft: x Uhr
Ich bin gestern um kurz nach 23 Uhr ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen. In der Nacht hat es zu regnen begonnen. Mir ist das zunächst einmal egal. Schließlich habe ich für heute ohnehin einen Ruhetag geplant. Ich hoffe nur, dass es am Vormittag irgendwann aufhört, denn so kräftig wie der Regen ist macht ein Stadtrundgang kein Spaß. Ich schlafe nochmal ein bisschen und stehe erst kurz nach 8 Uhr auf. Natürlich gibt's zum Frühstück wieder Müsli und dann dann hoffe ich mal auf besseres Wetter.
Gegen 10 Uhr lässt der Regen nach. Ich schaue mal nach der Wettervorhersage, wie die nächsten Tage werden sollen. Vielleicht bleibt das der einzige Regen in der nächsten Zeit.
Am frühen Nachmittag mache ich mich auf einen weiteren Stadtrundgang. Tatsächlich zu Fuß. Der Verkehr ist mir viel zu dicht. Überall in den Straßen stecken Autos. Und da wo die Leute mal ein paar Meter fahren können geben viele rücksichtslos Vollgas, eigentlich nur um schneller beim nächsten Stauende zu sein.
Es sind schon ein paar Kilometern zusammen gekommen. Ziemlich müde esse ich auf dem Rückweg noch in einem der unzähligen indischen Restaurants in der Straße in der auch meine Unterkunft liegt.
Dann gehe ich aufs Zimmer, mache es mir noch kurz auf dem Bett bequem, tippe das Tagebuch, putze die Zähne und gehe dann kurz vor 23 Uhr ins Bett.