Radreise nach Athen - 2021
Sonntag, 04.07.2021 — Pfunds - Meran
5. Tag
Wetter morgens: starke Bewölkung, noch trocken, kein Wind kühl, bald sonnig
Tages-Kilometer: 117 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 609 Kilometer
Durchschnitt: 21,9 km/h
Fahrzeit: 5h20
Wetter tagsüber: bedeckt, hin und wieder sonnig, aber windig, am späten Nachmittag kräftiger Regen
Wetter abends: wieder trocken, aber starke Bewölkung
Abfahrt: 8:30 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Ich habe gestern Abend noch die ersten Minuten vom Fußballspiel der Ukraine gehen England angeschaut, bin aber dabei fast eingeschlafen. Also Fernseher aus und ab ins Bett. Um kurz nach 3 Uhr bin ich kurz aufgewacht, habe das GPS Gerät kontrolliert und dann wieder geschlafen bis um 7 Uhr. Ich hab mir Müsli zum Frühstück gemacht, meine Sachen gepackt und hoffe, dass ich um 8:30 Uhr los komme. Heute geht's über den Reschenpass. Ich hoffe das Wetter bleibt trocken. Es sieht ziemlich nach Regen aus.
Während ich gemütlich frühstücke kommt die Sonne hervor. Das lockt natürlich gleich zu neuen Taten. Zügig packe ich jetzt meine Sachen zusammen, trage alles runter, trenne noch meinen Müll (weil das hier groß geschrieben wird und ich das auch wirklich gut finde) lade den Bobby, hänge an und los geht's! Bis Nauders sind es knapp 20 Kilometer. Und erst mal kann ich wieder gemütlich warm fahren. Doch lange währt die Freude nicht. Zur Wehranlage Altfinstermünz sind schon ein paar Höhenmeter fällig. Da ist auch irgendwie mal kurz der 1. Gang gefordert. Nachdem ich die Wehranlage passiert habe bin ich plötzlich in der Schweiz gelandet. Hm.... Egal. Kontrollen wegen Corona gibt's keine. Der Weg verläuft nun auf einer gut ausgebauten Straße immer bergab. Schade um die Höhenmeter, die ich zuvor erarbeitet habe. Schließlich erreiche eine Grenzstation, die aber nicht besetzt ist, also biege ich nach links ab und lande wieder in Österreich. Nun geht's aufwärts nach Nauders. Es ist hier, wie auch auf der Straße zuvor sehr wenig Verkehr. Also ganz entspannt zum Fahren, mal davon abgesehen, dass es ziemlich nach oben geht. Fürs große Kettenblatt ist es zu steil, aber im 4. Gang passt es. Die Bäume spenden Schatten und es geht es eben Meter für Meter aufwärts nach Nauders. Ehrlich gesagt endet der Anstieg gar nicht in Nauders, sondern in einem Weiler etwas Außerhalb. Was eigentlich egal wäre, aber nach Nauders geht's dann gleich nochmal bergab. In Nauders selber ist viel los. Ich fahre ein Stück raus aus der Stadt und mache eine kurze Pause. Ich muss jetzt doch erst mal was essen. Mir geht der Saft aus. Na ja, ein Teller Müsli zum Frühstück hält eben nicht so lange. Frisch gestärkt fahre ich weiter zum Reschenpass. Ich habe auch noch extra Doppelkekse gefuttert, damit ich die nächsten Höhenmeter noch gut schaffe. Aber so viele Höhenmeter kommen gar nicht mehr. Ein bisschen geht's noch hoch, dann ist schon der Reschensee zu sehen. Hm... Das war jetzt einfach. Mehr Höhenmeter kommen wohl nicht mehr. Dafür ist die Aussicht auf den Reschensee sehr schön. Ich bin hier ja schon mal mit dem Fahrrad vorbeigekommen, als ich vor ein paar Jahren die Jugendgruppe vom THW besucht habe. Damals bin ich aber eine andere Route gefahren. Nun geht's den Reschenpass abwärts. Aber nicht auf der Hauptstraße, sondern auf einen sehr gut ausgebauten Radweg. Da gibt's aber gleich mal einen echten Aufreger!! Der Radweg ist gesperrt wegen einen Radrennen! Echt jetzt...?!?! Nee, oder?!? Ich soll auf der Hauptstraße fahren erklärt mir der Kerl mit der Warnweste. Es sei gefährlich, wenn die Leute hier fahren und ich dazwischen bin. So ungefähr habe ich sein Englisch verstanden. Währenddessen sind ein paar "Sportler" an uns vorbeigefahren. Haben die noch alle Latten am Zaun?? Ich bedanke mich beim Security Kerl und fahre den "Sportlern" hinterher. Die ersten fünf hab ich am Berg mit Anhänger überholt und so gings grade weiter. Ich will ja nicht angeben, aber unter einem Radrennen verstehe ich etwas, dass anstrengend ist.... Als mein Tacho bei einem Stück bergab mal bei 65 km/h war hab ich dann doch etwas Schiss bekommen und hab die bremse gezogen. Aber das schöne an dem Radrennen was, dass ich zügig vorangekommen bin. In Mals hab ich dann die Strecke verlassen. Was sicher besser. Ich wollte mir unbedingt die Stadt nochmat ansehen. Ich war führe wirklich jahrelang jeder Jahr hier und hatte eine sehr schöne Zeit hier in Südtirol. Der kleine Umweg war es mir wert. Den Rest des Nachmittag fahre ich in Gedanken an die Zeit auf der Matscher Alm vor mich hin. Es geht immer am Etsch entlang, durch endlose Apfel-Plantagen. Min paar Regentropfen reißen mich dann doch aus meinen Gedanken. In den Bergen haben sich dichte Wolken gesammelt und es begint ganz leicht zu regnen. Die Leute haben mir vor Jahren erklärt, dass es in Südtirol nur eine Woche im Jahr Regen gibt, ansonsten ist es sehr trocken. Doch irgendwie erwische ich fast jedesmal einen dieser Tage mit Regen. Kurz vor Meran wird aus dem leichten Regen dann ein kräftiger Wolkenbruch. Bis ich einen Platz zum Unterstehen finde bin ich völlig nass. Ich warte trotzdem, bis der Regen etwas nachgelassen hat und fahre dann das letzte Stüct bis Meran. Ich hatte unterwegs einige Zeit überlegt, ob ich heute endlich mal im Zelt schlafen soll. Doch nun bin ich froh, dass ich eine feste Unterkunft habe. Ich finde die Unterkunft recht schnell. Im Garten gibt's einen Pool. Den nutze ich, denn im Wasser stört der Regen nicht. Anschließend mache ich mich auf den Weg in die Innenstadt von Meran. Ein bisschen bummeln, die Altstadt anschauen, die Therme und so weiter. Es gibt viele Geschäfte hier. Alles Nobelmarken, mit Preisen, die unbezahlbar erscheinen. Da tut sich schon eine Zweiklassen-Gesellschaft auf, oder haben wir denn inzwischen nicht sogar wieder eine Dritte Klasse? Na ja, das gehört eigentlich jetzt nicht hier her. Ich laufe zurück zum Hotel und komme unterwegs an einer Pizzeria vorbei. Genau das Richtige nach so einen Tag. Ich genieße die Pizza, tippe mein Tagebuch und mache mich dann auf den Weg ins Hotel. Allmählich bin ich wirklich müde.
Montag, 05.07.2021 — Meran - Levico Terme
6. Tag
Wetter morgens: sonnig, leichte Bewölkung, mild
Tages-Kilometer: 121 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 730 Kilometer
Durchschnitt: bis Trento 26,3 km/h, danach noch 20,3 km/h
Fahrzeit: 5h56
Wetter tagsüber: sehr sonnig, warm, etwas Wind, ganz leichte Bewölkung, über 30 Grad Celsius
Wetter abends: klarer Himmel, ein paar vereinzelte Wolken, warm, 25 Grad Celsius
Abfahrt: 9:15 Uhr
Ankunft: 17:45 Uhr
Ich bin gestern um 22 Uhr ins Bett gegangen und ziemlich schnell eingeschlafen. Allerdings bin ich immer wieder mal aufgewacht, weil es ziemlich warm war im Zimmer. Der Regen hat kaum für eine Abkühlung gesorgt. Um 6 Uhr wache ich auf, packe einen Teil meiner Sachen zusammen und gehe in die Tiefgarage um nach dem Fahrrad zu schauen. Nach dem Regen von gestern will ich den Sand von der Kette reiben und das Fahrrad auch ein bisschen sauber machen. Außerdem will ich jetzt den Druck in den Reifen erhöhen. Solange ich auf unbefestigten Wegen oder Schotter unterwegs war, war es gut mit etwas weniger Druck zu fahren. Aber nun auf Asphalt läuft es mit mehr leichter. Ich komme ganz ordentlich ins Schwitzen und das noch vor dem Frühstück... Das Frühstück gönne ich mir gleich im Anschluss und putze anschließend gründlich die Zähne. Nun kanns los gehen. Weiter nach Süden. Ich bin wieder mal gespannt was die heutige Etappe bringt.
Nachdem ich die Rechnung bezahlt habe, trage ich mein Gepäck in die Tiefgarage lade den Bobby, hänge an, schiebe das Gespann die Einfahrt der Tiefgarage hinauf, starte das GPS Gerät und denke mir nur ziemlich laut... Scheiße...! Wo sind die ganzen Tracks der Reise hingekommen? Alles weg. Da fällt mir ein, dass ich gestern Abend die Aufzeichnungen der letzten Tage aufs Smartphone kopiert habe. Dabei habe ich auch eine ganze Reihe von Dateien mit denen ich nichts anfangen konnte in einem Ordner auf dem Smartphone verschoben. Das waren dann wohl meine Tracks für die Reise. Zum Glück habe ich die nicht gelöscht. Ich packe also erst mal wieder die Tasche am Bobby aus, suche das spezielle USB Kabel mit dem ich GPS Gerät und Smartphone verbinden kann, starte alles und übertrage die Tracks wieder zurück aufs GPS Gerät und hoffe, dass alles wieder funktioniert. Nach dem starten dauert es irgendwie besonders lange, bis sich überhaupt etwas tut auf dem GPS Gerät. Doch dann sind die Tracks wieder da. Zum Glück. Also kann es nun los gehen. Da das Hotel direkt am Track liegt brauche ich nur los fahren und schon bin ich auf dem Weg. Zunächst einmal heißt es wieder aufwärmen und nach 5 Kilometern kann ich dann Gas geben. Heute sind keine Höhenmeter zu erwarten. Es geht den ganzen Vormittag auf Radwegen entlang der Etsch. Quasi kein Schatten, dafür aber gut ausgebaute Wehe auf denen man richtig Strecke machen kann. Allerdings ist die Strecke irgendwann auch ein bisschen eintönig. Auf der einen Seite der Etsch in seinem enge Bett, auf der anderen Seite endlose Felder mit Apfelbäumen. Es ist erstaunlich wie hoch der Etsch von Deichen eingezwängt ist. Platz zum ausbreiten gibt es nicht. Alles ist dicht besiedelt oder voller Apfelbäume. Gegen Mittag mache ich eine kurze Rast. So langsam wird es wirklich warm. Ich esse ein bisschen vom Proviant und fahre dann weiter. Ich muss mal schauen, dass ich noch ein paar Kekse und vor allem Wasser kaufen kann.
Nur ein paar Kilometer weiter gibt's eine Station, wo ich mein Wasser auffüllen kann. So kanns wieder weiter gehen Richtung Trento. Inzwischen hat auch die Anzahl der Fahrräder deutlich nachgelassen. Die Strecke Meran - Bozen scheint wohl sehr beliebt zu sein. Na, ja. Ist natürlich einfach zu fahren, weil es nach Bozen nur abwärts geht, aber ich bin schon wirklich schönere Strecken gefahren. Das letzte Stück bis Trento ist zwar wieder interessant, weil die Berge wieder sehr eindrucksvoll und nahe an die Strecke kommen. Dafür verläuft auf der anderen Seite des Radweges die Autobahn. Und ähnlich fühlen sich auch die Kilometer auf dem Radweg an. Aber, ich kann natürlich ordentlich Strecke machen. Ein Schnitt von über 26 km/h ist mit Anhänger schon wirklich ganz gut. Dann erreiche ich am Nachmittag die Stadt Trento. Scheint groß zu sein. Liegt schön im Tal, umgeben von hohen Bergen. Dank GPS Gerät komme ich zügig durch die Stadt hindurch. Als sich die Häuser lichten fallen mir die deutschen Discount Tempel Aldi und Lidl ins Auge. Nun, ja mal eben noch ein paar Kekse kaufen wäre schon ganz nett. Also rein in einen der Tempel und (zu viel) Kekse gekauft. Macht nix, Kekse kann ich nie genug haben. Nach einer Pause und ziemlich voll gestopft mit Keksen kommt das Erwachen: Steigung. Aber wie. Und diesmal nicht nur ein paar Meter wie (gefühlt) am Fernpass, sondern es geht mal 2 Kilometer nach oben. In der Sonne und der feuchten Luft wird es dann schon wirklich warm. Gut, vielleicht lag es auch am vollen Bauch. Und jedesmal, wenn ich gehofft habe, das der Weg abzweigt und wieder flacher wird, ging es nochmal grade so weiter. Nun gut, im 1. Gang was das auch zu schaffen. Die Aussicht über Trento war natürlich schon gut. Und die Stadt scheint wirklich sehr groß zu sein.
Dann allerdings wechselte der Belag zu Schotter. Irgendwie wie früher, als die Leute hier entlang über die Via Claudia Augusta gegangen oder gefahren sind. Manche Stellen waren wirklich so, als wäre man genau in dieser alten Zeit unterwegs. Ganz passt da natürlich mein Fahrrad nicht ins Bild. Der Schotter machte es mir teilweise schwer vorwärts zu kommen. Volle Leistung und durch geht nicht, das Hinterrad dreht durch und rutscht weg. Also ganz piano. Oftmals werden die mühevoll gefahrenen Höhenmeter auch schnell wieder zu Nichte gemacht. Dank der großen Bremsen kein Problem. Schade nur um die Arbeit, die vernichtet wird. So ging das noch ein paar Mal, bis ich schließlich in Levico Terme ankomme. Ich hatte zwischendurch mal überlegt, wo ich heute Übernachten möchte. Ein paar Campingplätze gibt es hier auch, aber dichte Wolken in den Bergen deuten Regen an, also nutze ich die Annehmlichkeiten einer Pension. Außerdem muss ich heute unbedingt Waschtag machen. Die Radlerklamotten müssen gewaschmm werden. Die Pension liegt wieder direkt am Weg, so dass ich keinen Umweg fahren muss. Ich stelle mein Fahrrad ab, lade den Anhänger aus und genieße erst mal eine Dusche. Dann folgt der Waschtag, dass Einkaufen (Kekse, Kekse....), Abendessen, Tagebuch und die Planung für morgen. Bin schon ein bisschen neugierig, was mich morgen erwartet. Andererseits... Manchmal ist es besser es nicht genau zu wissen.
Ich mache noch einen kleinen Spaziergang durch Levico Terme. Eine sehr schöne kleine Stadt. Die Altstadt ist toll hergerichtet, dass Panorama der Berge ist echt klasse. Gefällt mir hier eigentlich ganz gut. Irgendwie hatte ich gar nicht mehr mit einer so tollen Bergwelt gerechnet. Na ja, dass der Fernpass und der Reschenpass nicht die einzigen Berge auf dem Weg nach Athen sein werden war mir aber auch klar.
Dienstag, 06.07.2021 — Levico Terme - Feltre
7. Tag
Wetter morgens: sehr sonnig, strahlend blauer Himmel, warm
Tages-Kilometer: 91 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 821 Kilometer
Durchschnitt: 16,6km/h
Fahrzeit: 5h26
Wetter tagsüber: sehr sonnig und warm, teilweise heiß. In den Bergen noch angenehm, im Tal stickig und fast schon unerträglich
Wetter abends: sonnig und warm, Bewölkung zieht auf
Abfahrt: 09:05 Uhr
Ankunft: 18 Uhr
Max. Geschwindigkeit: 68,3 km/h
Ich bin gestern gegen 22:30 Uhr ins Bett gegangen und wohl irgendwann gegen 4 Uhr aufgewacht. Draußen wurde es schon langsam hell. Ich habe das GPS Gerät vom Ladegerät genommen und mein Smartphone angeschlossen. Dann hab ich nochmal geschlafen bis um kurz vor 7 Uhr. Ich bin zum Frühstück und bereite mich nun auf die nächste Etappe vor. Ich bin wirklich gespannt was mich heute erwartet. Auf jeden Fall wieder ein schöner Tag und vermutlich auch einige Höhenmeter. Aber das gehört nun mal dazu.
Das Hotel hatte ein extra Gebäude nur für die Unterbringung der Fahrräder. Das war echt super. Leider nutze außer mir niemand die Haken an der Decke, denn niemand wuchtet ein Elektro-Fahrrad an die Decke. Somit war es ziemlich eng, aber mir war das egal. Ich habe mein Fahrrad und den Bobby von der Decke gepflückt, den Bobby beladen und mich nach etwas Smalltalk mit anderen Gästen auf den Weg gemacht. Die ersten paar hundert Meter waren noch ganz flach. Am einer schönen Stelle sieht man weit übers Tal hinweg. Eine gute Gelegenheit, um ein Foto zu machen. Ich fahre zur Seite, mache Fotos und kontrolliere beim Losfahren noch die Reifen. Das mache ich eigentlich immer wieder mal, falls sich etwas in den Reifen gebohrt hat, aber den Schlauch noch nicht beschädigt hat, kann ich eine Panne vielleicht verhindern. Doch da sehe ich eine große Dorne seitlich im Vorderreifen stecken. Ich ziehe das blöde Ding raus und höre schon, wie die Luft entweicht. Ach so liebe Zeit. So ein Scheiß. Nun ja, da hilft ärgern auch nichts, der Ersatzschlauch muss her! Ich hänge den Bobby ab, lade die Tasche aus, hole Werkzeug und wechsle den Schlauch. Dann aufpumpen (oh wie bequem ist das zu Hause mit dem Kompressor...!, alles wieder sauber einpacken, anhängen und weiter geht's. So ne Panne kann schon mal passieren. Den Schlauch flicke ich heute Abend in Ruhe. Dann geht's erst mal ein paar Kilometer ganz entspannt durchs breite Tal. Na so kann es von mir aus den ganzen bleiben. Aber kaum ist der Gedanke zu Ende gedacht zweigt der Weg vom Tal ab und führt hoch in die Berge. Jetzt am Abend weiß ich gar nicht mehr, wie viele Anstiege das heute waren. Auf jeden Fall ziemlich viele und teilweise sehr steil. Gegen Mittag erreiche ich den Passo Forcella. Nach über drei Stunden habe ich grade mal 35 Kilometer geschafft. Nicht viel, dafür aber anstrengend. Aber eines muss ich einfach auch zugeben: Die Landschaft hier ist absolut wunderschön! Und ich bin völlig erstaunt, wo die Leute überall gebaut haben. Da, wo ein bisschen Platz am Berg ist, steht ne Kirche und ein Dorf drumherum. Dann kommen aber auch Stellen, wo gar nichts ist, nur Natur. Kaum zu glauben, dass es so was hier gibt. Dann geht es abwärts. Ebenfalls wieder steil. Das geht natürlich deutlich schneller, aber bei 65 km/h hab ich dann doch Angst bekommen und bin langsamer gefahren. Denn vor einer Kehre haben die Bremsen angefangen zu kreischen. Nicht gut... Außerdem hab ich mal nach unten geschaut und gesehen, wie sich meine Gabel bewegt / biegt. Außerdem will ich nicht ein einer Woche zwei Satz Bremsbeläge runter schrubben.
Also dann nochmal hoch zum Passo Croce d'Aune. Boah, der zog sich ewig. Meist in der Sonne, lief mir der Schweiß echt in die Fahrrad-Handschuhe. Die verwaschene Schrift auf der Straße zeigt, dass sich hier wohl schon die Profis bei Giro Italia hoch gequält haben, also bin ich da nicht ganz allein. Macht es in dem Moment aber auch nicht flacher.... Auch der Pass ist irgendwann geschafft und nach einer alten Weisheit geht es irgendwann auch wieder runter (und vermutlich wenige Kilometer weiter wieder hoch). Aber genug gejammert. Runter ging es wieder mit ordentlich Karacho, weil es eben schon Spaß macht durch die Kehren zu flitzen. Der Bobby macht da auch ganz gut mit! Nur die Bremsen.... Ich erreiche schließlich gehen 17 Uhr die Stadt Feltre. Leider ist hier aber immer noch nicht das Ende der Dolomiten erreicht. Aber das kümmert mich erst morgen. Zufällig komme ich an einem Fahrradladen vorbei. Die Gelegenheit nutze ich, um einen Satz neuer Bremsbeläge zu kaufen. Wer weiß, was noch kommt und da ist mir ein Satz als Reserve den ich ohnehin dabei habe doch zu wenig. Im ersten Fahrradladen gibt's aber nix. Der Kerl schickt mich weiter und zeichnet mir den Weg dort hin in eine kleine Karte. Sehr freundlich. Im zweiten Laden muss ich erst mal ne ganze Weile warten, weil der Verkäufer sehr lange und ausgiebig mit einer Kundin spricht. Scheint wohl bei allen Fahrradhändlern so zu sein, dass die sehr gerne und viel erzählen... (ein kleiner Insider)....
Mit eine Satz neuer Bremsbeläge im Rucksack fahre ich dann zum Hotel. Das wars dann für heute. Einkaufen, duschen, Tagebuch, Abendessen, Schlauch flicken, ein bisschen surfen und dann geht's ins Bett. Passt heute. Auf Stadtrundfahrt habe ich echt keine große Lust. Wobei ich immer wieder feststellen kann, dass selbst die kleinsten Dörfer in den Bergen ihren Ortskern wirklich sehr schön hergerichtet haben. Respekt!
Mittwoch, 07.07.2021 — Feltre - Lido di Jesolo
8. Tag
Wetter morgens: sehr sonnig, strahlend blauer Himmel, kein Wind, noch kühl
Tages-Kilometer: 127 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 948 Kilometer
Durchschnitt: 20,7 km/h
Fahrzeit: 6h08
Wetter tagsüber: sehr sonnig und heiß, leichter Wind
Wetter abends: sonnig, heiß, kein Wind
Abfahrt: 09:15 Uhr
Ankunft: 19:00 Uhr
Nachdem ich gestern Abend noch eine Weile den Verkauf der Route angeschaut habe und auch so irgendwie vor mich hin getrödelt habe war es dann auch wieder 22:30 Uhr, als ich ins Bett gegangen bin. Ich habe die Klimaanlage über Nacht abgestellt, weil das Ding einen unglaublichen Lärm produziert. Fenster öffnen macht keinen Sinn, weil viel zu viel Verkehr auf der Straße vor dem Hotel ist. Das ist eben der große Nachteil vom Tal. Da war mir die Ruhe in den Bergen schon lieber. Von der blöden Klimaanlage hab ich mir trotzdem ein bisschen Zugluft geholt und ein Muskel im der Schulter tut weh. Den brauch ich aber hoffentlich heute nicht zum Radfahren. Mal sehen.
Ich frühstücke jetzt, packe meine Sachen zusammen und dann geht's weiter.
Mein Fahrrad hat in der Tiefgarage übernachtet, während Bobby im Zimmer bei mir war. Ich prüfe die Reifen am Fahrrad, hänge den Bobby an und schiebe die steile Auffahrt hinauf. Schon hierbei muss ich schwitzen. Nachdem ich gestern Abend noch lange über die Strecke für heute nachgedacht habe, ist gestern noch ein wichtiger Entschluss gefallen: Gleich heute Vormittag macht der Track noch eine große Schleife von etwas mehr als 40 Kilometern und kommt eigentlich effektiv nur 5 Kilometer von meiner jetztigen Position wieder an der Hauptstraße heraus der ich grade bin. Ich habe mich schon die letzten Tage sehr oft gefragt was die Römer eigentlich geritten hat, solche teilweise extrem anstrengenden Wege zu nutzen, statt einfach im Tal zu bleiben? Na ja, wie auch immer. Ich werde die Via Claudia Augusta jetzt mal ein bisschen freier interpretieren und auf jeden Fall diesen Bogen auslassen. Selbstverständlich folge ich dann auch wieder dem Track. Die Freude über die gesparten Kilometer währte allerdings nicht besonders lange. Nach ungefähr 18 Kilometern verlässt die Via Claudia Augusta wieder das Tal. Es geht bergauf. Und wie!! Bergauf, bergauf, bergauf.... Gefühlt wurde die Strecke nach jeder Kurve noch ein bisschen steiler. Der Belag was Asphalt, der in der prallen Sonne auch schön warm war. Ich weiß nicht genau wie lange ich nur bergauf gefahren bin, eine Stunde? Anderthalb? 6 Kilometer oder mehr?? Nun, das GPS Gerät hat es aufgezeichnet und ich kann mir das mal bei Gelegenheit anschauen. Die Wärme und die hohe Belastung über so lange Zeit machen mir schon zu schaffen. Jedenfalls sein meine Radlerklamotten wirklich komplett völlig nass. Ich ziehe ein Spur hinter mir her, mit dem Schweiß der die Arme hinter läuft und die Fahrrad-Handschuhe unter Wasser setzt. Ähnlich ist es auch beim Rest. Als ich schließlich den Anstieg geschafft habe ziehe ich eine frische Radlerhose an. Die andere kann ich auswringen und lege die erst mal in die Sonne zum Trocknen. Also das war schon echt krass. Nichtsdestotrotz kommt schnell auch der Blick für die Natur wieder. Autos oder Motorräder gibt's hier so gut wie nicht. Während der gesamten Zeit sind vielleicht fünf Autos an mir vorbei und drei Motorräder. Nachdem ich wieder teilweis abgetrocknet bin mache ich mich auf den Weg ins Tal. Nun müssen die Bremsen wieder die gesamte Arbeit von mir vernichten. Hm.... Das tun sie zwar gut, doch bald wieder mit hörbarem Kreischen. Als ich zwischendurch mal an einem "Steinschlag" anhalte reicht es nach heißem Metall und heißen Bremsbelägen. Der gewaltige Felsbrocken an dem ich anhalte ist schon eine Kehre weiter oben auf der Straße eingeschlagen und hat diese samt Leitplanke zerstört. Weil die Leitplanke ihn nicht aufhalten konnte ist es dann eben nochmal ein Stück weiter unten gelandet. Besser schnell weg von hier. Irgendwann habe ich das Ende der Abfahrt erreicht nun geht's flach weiter. Die Bremsen können abkühlen und die Bremsscheiben wieder eine normale und gesunde Farbe annehmen. Es geht nun auf einer mäßig befahrenen Straße weiter. Aber nur ein paar hundert Meter. Dann zweit die Via Claudia Augusta wieder auf einen Schotterweg ab. Ich bin neugierig und prüfe im GPS Gerät, wo der Weg wieder herauskommt. Wieder auf genau der gleichen Straße auf der ich jetzt schon bin. Ich muss die Straße einfach nur geradeaus weiterfahren und nach 10 Kilometern bin ich dann quasi wieder auf der Via Claudia Augusta. Also auf extra Höhenmeter habe ich heute wirklich keine Lust mehr. Ich würde sehr gerne heute Abend in Lido di Jesolo ankommen. Dort war ich vor vielen Jahren mal mit Wanderkumpel Passi, als wir von München aus nach Venedig gewandert sind. Irgendwie zieht es mich da einfach wieder hin. Die Erinnerung an die Wanderung mit Passi begleitet mich den ganzen Nachmittag. Wie damals waren es heute auch wieder beinahe nicht enden wollende Pflichtkilometer in glühender Hitze entlang irgendwelcher Deiche. Damals konnte ich die Hitze des Asphalt durch die Wanderschuhe spüren. Schatten gibt es nicht. Bäume sind auf dem Deich verboten. Um kurz vor 19 Uhr erreiche ich dann Lido di Jesolo. Ich kaufe mir noch etwas Saft zum Trinken, suche dann das Hotel, packe meine aus die ich zum Baden im Meer brauche und laufe dann zum Strand. Ab ins Wasser! Das hat wirklich gut getan. Mal davon abgesehen, dass Sonnenbrand und Salzwasser nicht ganz so angenehm ist, aber es war zum aushalten. Die Freute übers Meer überwiegt. Nach der Abkühlung dusche ich im Hotel, esse zu Abend und kümmere mich ums Tagebuch. Auch nur beim Sitzen und tippen läuft mir schon der Schweiß, als wäre es heute noch nicht genug gewesen. Mir jedenfalls reicht es. Ich gehe jetzt dann ins Bett.