Irland - Schottland Tour 2019
Freitag, 19.07.2019 — Melrose - Waren
Wetter morgens: in der Nacht etwas Regen, am Morgen dichte Bewölkung, kein Wind
Wetter tagsüber: ab und zu sonnig, meist dichte Bewölkung, am späten Nachmittag etwas Nieselregen, merklich windig, 18 Grad
Wetter abends: windig, Regenschauer, am späten Abend wieder trocken
Gefahrene Tages-Kilometer: 120,0
Durchschnittlich: 20,0
Reine Fahrzeit: 5,57
Gesamt Kilometer: 2782,0
Wie jeden Morgen nutze ich die Zeit in der mein Müsli etwas einweichen kann, um das Tagebuch zu führen. Ich habe nicht gut geschlafen. Vermutlich hatte ich zu viel getrunken, denn ich musste zweimal im der Nacht raus aus dem Zelt und aufs WC. Gegen kurz nach 7 Uhr stehe ich auf. Ich bin noch ziemlich durcheinander weil ich wieder mal alles mögliche geträumt habe. In der Nacht hat es etwas geregnet, dafür hat der Wind aufgehört. Leider ist mein Zelt nun von innen als auch von außen komplett nass. Ich reibe es mit einem Tuch so gut es geht trocken und hoffe auf ein bisschen Sonne, damit es noch trocken wird. Andrerseits wäre es nicht so schlimm, da ich es heute Abend ohnehin wieder aufbauen werde. Der Weg führt heute nach Osten. Bis zur Küste und dort werde ich dann hoffentlich auch mein Zelt aufstellen und übernachten.
Gegen kurz vor 10 Uhr komme ich los. Der Weg aus Melrose hinaus ist leicht zu finden. Mein Ziel für heute ist Berwick-upon-Tweed. Die kleine Stadt an der Küste ist ungefähr 80 Kilometer entfernt. Das ist sicher nicht so viel, aber warum sollte ich mir wieder so viel vornehmen. Der Weg führt zunächst nach Osten und immer wieder auch mal ein bisschen nach Norden. Das ist zwar nicht ganz meine Richtung, aber der kräftige Rückenwind lässt die Kilometer wirklich sehr gut machen. Der Weg führt immer über kleine Sträßchen mit wenig Verkehr. Gehen 14 Uhr erreiche ich Berwick-upon-Tweed. Gefahren bin ich knapp 80 Kilometer. Das ist schon ein bisschen wenig, entscheide ich und schaue im Internet wo die nächsten Campingplätze sind. Auch wenn die Stadt wirklich schön an der Küste liegt und sicher einen schönen Campingplatz und sicher auch einen leckeren Chips Shop hat möchte ich schon gerne noch ein bisschen weiter fahren. In Waren gibt es den nächsten Campingplatz. Das wären nochmal 40 bis 50 Kilometer. Nun ja. Dann los. Der Weg führt zunächst an Strand entlang. Dann geht es weiter durch die Dünen. Sehr schön und auch ganz gut zu fahren. So macht die Tour richtig Spaß! Die Sonne kommt auch ein bisschen durch. Zwischendurch merke ich, dass die Wärme die der Wetterdienst für Deutschland vorhergesagt hat nun auch hier angekommen ist. Es ist wirklich als hätte jemand die Heizung eingeschaltet. Ewig geht der Weg leider nicht am Meer entlang. Und bald biegt er wieder ins Inland ab. Nun gibt's auch wieder Höhenmeter. Zum Glück aber halbwegs machbar. Damit habe ich dann aber wohl die letzten Berge in Schottland hinter mir gelassen. Der Wind wird wieder ein Thema. Ziemlich kräftig weht der mal wieder in die falsche Richtung. Nun ja. Ich komme aber voran. Am späten Nachmittag gibt's dann etwas Regen. Zum Glück nicht viel. Und am frühen Abend erreiche ich den Campingplatz in Waren bei Bamburgh. Ich bin echt froh, denn für heute reicht es mir dann auch. Weil heute der letzte Schultag in England war sind viele Familien auf dem Weg in die Ferien. Und der Campingplatz ist sehr voll. Zum Glück bekomme ich noch einen platz fürs Zelt. Leider ist es hier nicht so, wie in Irland, wo man sich einfach irgendwo sein Zelt auf dem Campingplatz aufstellen darf. Es gibt strenge Vorschriften zu Abstand zum Nachbarn und so weiter. Okay, Brandschutz macht schon Sinn. Und so gibt es Parzellen für jeden. Egal ob riesengroßes Zelt, oder Mini... Ich bekomme zum Glück noch einen Platz. Ich baue mein Zelt schnell auf, da es schon wieder regnet. Dann gehe ich duschen und anschließend esse ich zu Abend. Somit wäre der Tag für heute erledigt. Ach ja, ich merke leider schmerzhaft, dass ich nicht mehr in Schottland bin. Es gibt kein Tennent's Bier mehr. Nur noch eine Dose, die ich noch im Rucksack habe. Das englische Bier schmeckt im Vergleich zum Tennant's echt nicht so gut. Oder zum Teil auch echt scheiße....
Aber ich bin ja auch nicht zum Bier trinken hier, sondern zum Radfahren. Ich tippe noch mein Tagebuch und schaue mich ein bisschen um, wo ich morgen vielleicht die nächste Übernachtung mache und gehe dann ins Bett.
Samstag, 20.07.2019 — Waren - Whitley Bay
Wetter morgens: in der Nacht Regen, am Morgen Regen, kein Wind, als ich das Zelt eingepackt habe etwas Regen.
Wetter tagsüber: immer wieder etwas Sonne, dann teilweise kräftige Schauer.
Wetter abends: sonnig, sehr windig!
Gefahrene Tages-Kilometer: 106,52
Durchschnittlich: 19,9
Reine Fahrzeit: 5,26
Gesamt Kilometer: 2888,9
Wie jeden Morgen nutze ich die Zeit in der mein Müsli etwas einweichen kann, um das Tagebuch zu führen. Leider regnet es wieder. In der Nacht hat es wohl mal aufgehört, aber zum Morgen fing es dann wieder an. Das ist nicht so toll. Gegen Mittag sagt der Wetterdienst Gewitter vorher. Also wird es erst mal nicht besser. Mist....
Dann werde ich heute wohl mal wieder im Regen fahren. Denn hocken bleiben will ich hier am Campingplatz auch nicht.
Ich sitze noch gemütlich beim Frühstück, da hört der Regen auf und die Sonne kommt heraus. Wunderbar! Ich esse noch schnell mein Müsli leer und reibe dann mein Zelt trocken. Jedenfalls von außen, so gut es geht. Den Rest macht hoffentlich die Sonne in der nächsten halben Stunde, bis ich alles eingepackt habe. Ich beeile mich, damit die Wolken es sich nicht doch nochmal anders überlegen und meine Sachen wieder nass werden. Außerdem baue ich noch kurz das Solarpanel auf, denn die Powerbank ist ziemlich leer und heute Abend muss ich mein Smartphone wieder aufladen. Wenigstens muss ich nicht noch zusätzlich das GPS Gerät laden. Ein Vorteil....
Grade als ich mein Zelt zusammen lege und einrolle kommen schon die ersten Tropfen vom Himmel. Uff, grade noch rechtzeitig geschafft. Zum Glück hört es auch gleich wieder auf. Ich bin um kurz vor 10 Uhr startklar und mache mich auf den Weg. Die strecke verläuft wieder auf vielen kleinen Nebenstraßen. Erst einmal nach Nordosten zur Küste. Und dann nochmal ein bisschen ins Inland. Gegen Mittag erreiche ich die Küste. Der Weg führt nun durch die Dünen. Das macht Spaß zum Fahren. Allerdings ist es sehr rutschig auf den engen und Wegen zwischen den Dünen. Außerdem sind die Wege teilweise steil. Nur ein paar Meter bergauf oder bergab aber es ist echt blöd. Wenn man nicht sehr aufpasst kommt man aus der nur 20 cm breiten Spur aufs nasse Gras und weil mein Fahrrad eben eher auf Straßen ausgelegt ist als auf Gelände fährt es sich teilweise wie auf Schmierseife. Zweimal habe ich kurz die Kontrolle über das Gespann verloren und nur wie durch ein Wunder bin ich nicht vom Fahrrad gefallen oder habe mir weg getan. Ich habe wirklich zweimal ganz genau gewusst, jetzt tut es gleich ziemlich weh und ich liege im Dreck.... Aber zum Glück ist nichts passiert. Ich bin also noch vorsichtiger gefahren. Für die schöne Landschaft war dann allerdings kaum noch ein Auge frei. Als der Weg wieder etwas besser zu fahren war konnte ich auch die Landschaft genießen. Von weitem sehen Regenschauer auch wirklich schön aus, aber wenn sie einen dann doch einholen ist es nicht so toll. Und heute gab es einige Regenschauer. Teilweise wirklich sehr kräftig. Bei den leichteren Schauern bin ich einfach weitergefahren und dachte an den älteren Herrn an einem der ersten Campingplätze: Marten, it's just a shower...!!
Und einmal hatte ich einfach Glück. Ich wollte grade ein bisschen was zum Essen kaufen, da drehte ein leichter Schauer so richtig auf. Aber egal, ich stand ja im Supermarkt und habe halt gleich einen Teil vom Proviant gegessen während draußen wirklich ordentlich Regen runter kam. Als es nachgelassen hat, bin ich weiter gefahren. Die Sonne schien, als wäre nichts gewesen. Und so gab es den ganzen Tag über immer wieder mal eine Dusche. Am Nachmittag dann gab's nochmal einen sehr kräftigen Schauer. Da ist das Wasser dann sogar aus dem Kanal heraus gekommen und hat den Deckel angehoben. Ich habe zum Glück einen halbwegs trockenen unterstand gefunden. Ich habe die Zeit genutzt, um zu schauen, wo denn nun der Campingplatz für heute Nacht ist. Zwei bis drei Stunden Fahrt wären es noch. Und weil ich gestern Abend gehört habe, dass die Ferien in England begonnen haben und die Campingplätze grade jetzt am Wochenende sehr voll sind, beschließe ich dort mal anzurufen und vorab zu reservieren. Am Telefon erklärt man mir dann: Sorry, no Tents allowed on our site. Uff, was soll denn der Blödsinn...!!?!?! Nun, dann war es umso besser, dass ich dort angerufen habe. Der nächste Campingplatz der halbwegs in der Nähe des Track liegt ist hinter Newcastle. So weit will ich wirklich nicht mehr fahren! Also schaue ich kurzerhand welche Möglichkeiten es in der nähe von Newcastle gibt. In Whitley Bay werde ich fündig. Ich buche die Übernachtung via Internet und fahre dann weiter. Auch recht, dann gibt's halt eine Unterkunft. Auch wenns teurer ist als Zelten. Dafür aber trocken und nicht wieder eine 150 Kilometer Etappe. Dann verläuft der Weg leider erst mal durch irgendwelche hässlichen Industriegebiete. Aber kommt dann doch kurz vor dem Ziel wieder an die Küste. Mit tollen Blick auf einen kräftigen Schauer, der grade vor der Küste runter geht. Dann erreiche ich die Unterkunft. Die Gastgeberin ist sehr freundlich. Ich kann Fahrrad und Bobby in den kleinen Hof hinterm Haus stellen und dann erst mal mit dem Wasserschlauch sauber machen. Auch die Tasche vom Bobby ist völlig dreckig und bekommt erst mal eine gründliche Wäsche. Nachdem ich dann auch geduscht habe mache ich mich auf den Weg zum Abendessen. Ich halte nach einem Chips Shop Ausschau und esse gemütlich zu Abend. Anschließend kaufe ich noch Proviant und Milch fürs Frühstück. Und schließlich schaffe ich es auch noch die Postkarte für Mutter auszufüllen. So kann ich die dann morgen abgeben. Es ist ja wichtig, dass Mutter auch mal wieder etwas von mir liest....
Dann tippe ich mein Tagebuch und recherchiere noch ein bisschen im Internet wegen meiner weiteren Reise.
Wichtig:
Zugfahrt von Rotterdamm nach Stuttgart dauert im Intercityzug ungefähr 8 Stunden. Es ist also an einem Tag zu schaffen. Nur leider kann ich keine Fahrkarte fürs Fahrrad kaufen. Ach die liebe Bahn.....
Zur Not muss ich Regionalzüge nehmen. Das dauert dann allerdings 15 Stunden und mehr. Na ja. Da kann ich mir ja noch überlegen, wie ich das mache. Auf jeden Fall kann ich nächste Woche noch weiter nach Süden fahren. Dann klappt es ja doch bis Harwich? Das wäre schon klasse!
Sonntag, 21.07.2019 — Whitley Bay - Redcar
Wetter morgens: sonnig, leichte Bewölkung, kein Wind
Wetter tagsüber: dichte Bewölkung, teilweise kräftiger Wind
Wetter abends: bedeckt, keine Sonne, windig, 19 Grad, am späten Abend dann Regen.
Gefahrene Tages-Kilometer: 114,14
Durchschnittlich: 18,2
Reine Fahrzeit: 6,15
Gesamt Kilometer: 3002,7
Wie jeden Morgen nutze ich die Zeit in der mein Müsli etwas einweichen kann, um das Tagebuch zu führen. Geschlafen habe ich ganz gut. Ich habe nur immer wieder überlegt, ob es es tatsächlich noch bis Harwich schaffen werde und wie ich dann die Rückfahrt gestalten kann. Jetzt weiß ich aber schon mal wenigstens, wann die Fähre ausläuft, wie die Zugverbindungen sind und und und. Also liegt es nun nur noch an mir entsprechend die Kilometer bis Harwich zu machen. Mal sehen, wie gut ich voran komme.
Gegen halb zehn fahre ich los. Die ersten Kilometer sind gut zu machen. Aber ich merke, dass sich leider doch wieder eine Haarwurzel am Gesäß entzündet hat und nun kräftig weh tut. Das macht die Fahrt nicht gerade angenehmer. Bis Tynemouth verläuft der Weg immer am Ufer entlang. Gesäumt von einer ewig langen Promenade. In Shields muss ich dann mit der Fähre übersetzen. Die Fahrt dauert nicht lange. Zum Glück bin ich heute nicht noch früher los gefahren. Denn das ist die erste Tour der Fähre und so muss ich nur eine viertel Stunde warten, bis zur Überfahrt. Die dauert auch nur gut 10 Minuten dann geht's weiter. Bis Sunderland geht's immer am Ufer entlang. Jedoch ist das gar nicht immer so toll, da viele Leute heute am Sonntag unterwegs sind und natürlich Rücksicht nehme auf die Fußgänger. Hinter Sunderland verlässt der Weg dann das Ufer und wird wirklich zu einem ganz üblen Dreckweg. Der Weg wird einfach überhaupt nicht gepflegt. Es gibt riesige Drecklöcher, das Gestrüpp reicht sehr weit in den Weg hinein. Brennnesseln und Dornen inklusive. Und überall wo "Zivilisation" in der Nähe ist, liegt Müll herum, dass es nur so graust! Und jede menge Scherben. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich heute angehalten habe, um meine Reifen auf Scherben zu kontrollieren. 10 mal bestimmt! Immer wieder gibt es stellen, an denen jemand ganze Müllhaufen versucht hat zu verbrennen. Die Überreste von Matratzen liegen noch herum. Zu sehen gibt es auch nicht viel, weil ja wie gesagt das Gestrüpp überall sehr hoch wächst. Es ist quasi wie fahren im Tunnel. Also Spaß macht mir das überhaupt nicht! Am Nachmittag führt dann der Weg durch ein paar große Städte und deren Industriegebiete und Hafenanlagen. Norton, Portrack und Middlesborough um ein paar davon zu nennen. Und hier wird der Weg wirklich zum Suchspiel. Es gibt Stellen, da weicht der Weg von dem Track ab, den ich im Smartphone gespeichert habe. Nun gut, dann folge ich mal der Beschilderung. Aber plötzlich sind die Schilder weg, oder durch Vandalismus zerstört. Also fahre ich zurück zum letzten Schild und fahre in die andere Richtung. Aber auch hier verläuft der Weg meist im Nirgendwo. Oder ich komme nach ein paar hundert Metern wieder da raus, wo ich vorhin abgebogen bin. Also beschließe ich, nur noch ganz stur nach dem Track im Smartphone zu fahren. Vereinzelt tauchen dann auch wieder Schilder auf. Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass ich mich wohl in den Städten nicht 100% auf die Beschilderung verlassen kann. Am Abend erreiche ich dann den Campingplatz in Redcar. Eine sehr nette Dame am Empfang macht den Tag dann doch noch etwas besser. Ich hole mir war zum essen und genieße erst mal mein Abendessen. Dann dusche ich, schreibe das Tagebuch und werde dann mal schauen, wie es mit der Tour weitergehen wird. So ganz sang- und klanglos werde ich die Tour ja nicht abhaken. Ich will schon noch ein paar Tage fahren. Erst mal bis Hull. Von dort gibt's eine Fähre nach Rotterdamm. Aber die gibt's nur mit Kabine und das Ganze kostet knapp 200 Euro. Schlecht schlafen kann ich auch für weniger Geld. Denn wenn ich daran denke, wie laut die letzte Fähre von Roscoff nach Cork war, dann brauche ich an Schlaf nicht zu denken. Die Überlegung die ich habe ist, ob ich vielleicht einfach doch ab Hull mit dem Zug nach Harwich fahre?
Eines ist auf jeden Fall sicher: Ich werde nicht mit aller Gewalt die Kilometer bis Harwich auf dem Fahrrad runter reißen. Das lohnt sich hier grade überhaupt nicht!
Der Zug von Hull nach Harwich kostet im schlimmsten Fall fast 180 Euro. Und dann habe ich noch keine Gewissheit, ob es mit dem Fahrrad und dem Bobby dann auch klappt. Also entscheide ich mich dafür, die Fähre ab Hull zu buchen. Die kostet zwar auch knapp 200 Euro. Aber dafür ist der Transport von Speedy und Bobby kein Problem. Ich habe die Buchung durchgeführt und am Mittwoch Abend geht's in Hull los. Bis dahin muss ich eben dort sein. Um 20 Uhr ist Boarding. Aber die strecke ist machbar. Und damit wäre die Frage wie es weitergehen wird geklärt. Ich bin jetzt auch echt müde und will ins Bett. Morgen geht's dann weiter nach Süden! Und hoffentlich wird ein strecke wieder interessanter. Aber so wie es aussieht wird es wieder besser. Vor allem führt die strecke wieder mehr an der Nordsee entlang.
Es hat wieder angefangen zu regnen. Hm, eigentlich sah es gar nicht nach Regen aus....
Montag, 22.07.2019 — Redcar - Scarborough
Wetter nachts: starker Sturm und Regen!
Wetter morgens: dichte Bewölkung und immer noch stark auffrischender Wind, teilweise stürmisch
Wetter tagsüber: sehr kräftiger Wind, teilweise stürmische Böen, sonnig und warm.
Wetter abends: sonnig, windig und sehr warm.
Gefahrene Tages-Kilometer: 86,13
Durchschnittlich: 17,1
Reine Fahrzeit: 5,00
Gesamt Kilometer: 3088,8
Wie jeden Morgen nutze ich die Zeit in der mein Müsli etwas einweichen kann, um das Tagebuch zu führen. Geschlafen habe ich heute Nacht so gut wie gar nicht. Der Wind ist in der Nacht so sehr aufgefrischt, dass ich um Mitternacht aufgewacht bin. Mein Hotel Hilleberg ist da schon fast davon geflogen. Der Wind zerrte sehr heftig am ganzen Zelt. Ich habe die Heringe so tief in den Boden gesteckt wie es irgendwie möglich war. Dabei habe ich das Zelt bereits geschützt zwischen einem Gebäude und einer hohen Mauer aufgebaut. Der Wind konnte es trotzdem teilweise kräftig erfassen. Ich dachte wirklich, dass es das Zelt heute Nacht noch zerreißen wird. Irgendwann bin ich dann wohl doch mal für ein paar Minuten eingeschlafen. Auch heute morgen ist der Wind noch sehr kräftig. Man hört wie die Nordsee kocht! Es ist halb sieben, als ich aufstehe und mir mein Frühstück mache. Ich bin gespannt wie ich beim dem Sturm heute mit dem Fahrrad voran komme.
Nachdem ich gefrühstückt habe versuche ich möglichst schnell mein Zelt in die Tasche vom Bobby zu bekommen. Denn es sieht doch ziemlich nach Regen aus. Und wer weiß, was der Sturm hier noch an Regen her treibt? Ich packe also ziemlich schnell zusammen und versuche dann mein Zelt irgendwie erst noch ein bisschen zu trocknen und dann zusammen zu legen. Das Trocknen geht dank des sehr starken Windes recht gut. Beim Zusammenlegen sieht es schon deutlich schwieriger aus. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Der Wind reißt es sofort in irgendeine Richtung davon. Und damit es nicht zu einfach wird verteilt eine kräftige Windböe meinen gesammelten Müll übers komplette Gras rund um das Zelt. Verdammt. Ich renne dem Müll hinterher und sehe grade noch, wie eine weitere Windböe mein Zelt aufs Korn nimmt und über die Mauer des Campingplatz wirbelt. Nicht gut.... So verteilt sich der Müll erst mal wieder und die Reste sammle ich ein, nachdem ich mein Zelt wieder unter Kontrolle habe. Ich gebe es auf das Zelt sauber zu falten und ordentlich in den Beutel zu packen. Ich rolle es irgendwie halbwegs sauber ein und stecke es dann in den Sack wo es hin gehört. Dazw kümmere ich mich um den Müll und schließlich packe ich die Tasche vom Bobby sauber voll und verstaue sie im Bobby. Dann kann es so langsam so gehen. Es ist ungefähr kurz nach 9 Uhr als ich los fahre. Zunächst geht es durch Redcar hindurch und dann am Ufer bzw der Promenade entlang Richtung Südosten. Die Wege sind natürlich sehr gut gemacht, weil hier viele Touristen unterwegs sind. Später dann verläuft der Weg entlang der Klippen durch die Dünen. Der Weg ist sehr schmal und zum Radfahren echt sehr anspruchsvoll. Irgendwann muss ich das Gespann auseinander bauen und erst 50 Meter irgendwelche Treppen hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf tragen. Was man so alles als Radweg bezeichnen kann.... Und irgendwann kommt eine kahl gefressene Wiese. Der Weg führt gradewegs dort hinauf. Keine Chance das zu fahren. Zu steil und der Untergrund ist zu weich. Es sind die ersten und hoffentlich einzigen 100 Meter, die ich schieben muss. Dann geht's aber wieder entspannt durch die Dünen weiter. Und schließlich kommt wieder Asphalt mit Schlaglöchern. Wenig später stehe ich an einem Schild und muss erst mal kurz schlucken und an meine Bremsbeläge denken. 25% Gefälle, das ist verdammt steil. Und vermutlich geht's auf der anderen Seite dann auch genauso steil wieder hoch...!?!?! Wie auch immer... 25% ist verdammt steil ich bin zwar sehr langsam gefahren, aber als ich unten angekommen bin, haben meine Bremsen geraucht!!! Denn das waren nicht nur 50 Meter, die es so steil dort runter ging. Dann kann ein kleines Fischer-Dorf und wie vermutet ging es dann auch wieder mit 25% Steigung nach oben. Aber ohne angeben zu wollen, was sind schon 25% Steigung nach über 3.000 Kilometern regelmäßigem Fahren?
Dann ging es weiter durchs Inland. Ich muss jetzt auch endlich mal Gas geben. Es ist schon 14 Uhr und ich habe grade mal 50 Kilometer gemacht. Schließlich erreiche ich die Stadt Whitby. Von dort verläuft der Weg auf einer alten Eisenbahnstrecke bis nach Scarborough. Zwar zunächst über 5 oder mehr Kilometer stetig nur bergauf, aber immerhin keine Strecken, wo ich mein Fahrrad und den Bobby tragen muss. Besonders gut ausgebaut ist die strecke leider nicht. Teilweise wachsen die Sträucher ganz in den Weg hinein. Und die unzähligen Schlaglöcher lassen kein besonders hohes Tempo zu. Also tuckere den Weg mit 15 km/h mal etwas mehr, mal weniger) daher bis Scarborough. In Scarborough mache ich eine kurze Rast und schaue im Internet wo der nächste Campingplatz zu finden ist. Es wären noch 15 Kilometer. Das ist kein Problem. Das mache ich, denn bis Scarborough waren es grade mal 90 Kilometer. Aber der Campingplatz nimmt mal wieder keine Zelte....! Ja so ein Dreck!!! Nun gut, dann nehme ich ein Zimmer in Scarborough und Schluss mit der Tour für heute. Per Internet finde ich schnell eine günstige Unterkunft. Die ist auch gut gelegen. Passt also alles gut zusammen. Nach dem Duschen mache ich einen Spaziergang durch Scarborough und ich muss sagen:
"I really like Scarborough"! Eine schöne Stadt an der Küste. Es gibt ein großes Schloß, dass aber so weit oben am Berg liegt, dass ich wirklich keine Lust hatte zum hoch laufen. Ich dann lieber zum Strand hinunter gelaufen und habe das bunte Treiben dort angeschaut. Es gab zahllose Touristen dort, jede Menge Fress-Buden und Geschäfte in den sie allen möglichen Kleinkram verkauft haben. Als es dunkel wird mache ich mich auf den Weg zurück zur Unterkunft. Ich will noch ein paar Sachen waschen und dann so langsam ins Bett. Morgen ist der letzte Tag, den ich komplett in England mit dem Fahrrad unterwegs bin. Es soll morgen auch ziemlich warm werden. Uff, ich heute heute Nachmittag schon ganz ordentlich geschwitzt. Der starke Wind hat zum Abend hin dann auch nachgelassen. Na hoffentlich bleibt das morgen auch so.
Dienstag, 23.07.2019 — Scarborough - Hull
Wetter nachts: kein Wind, mild
Wetter morgens: blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, warm, kein Wind
Wetter tagsüber: sehr viel Sonne, sehr warm (heiß), böiger Wind (meist aber von der Seite)
Wetter abends: trocken, sonnig, ziemlich warm
Gefahrene Tages-Kilometer: 125,78
Durchschnittlich: 21,7 (bis Hull 22,5)
Reine Fahrzeit: 5,46
Gesamt Kilometer: 3214,6
Wie jeden Morgen nutze ich die Zeit in der mein Müsli etwas einweichen kann, um das Tagebuch zu führen. Die Nacht in der Unterkunft war ganz angenehm. Ich muss bloß ziemlich schnell davon weg kommen am abend vier Dosen Bier zu trinken. Es sind zwar "nur" 440 ml mit 4%, aber steter Tropfen höhlt den Stein und ich merke wie es zur Gewohnheit geworden ist. Andererseits kann ich den ganzen Tag schließlich auch nicht nur Leitungswasser trinken.
Ich habe gestern nach der Ankunft meine Sachen so gut es ging im Zimmer verteilt, weil doch alles irgendwie etwas feucht war. Besonders wichtig ist mir hierbei immer der Schlafsack. Denn die Daumen vertragen die Feuchtigkeit nicht so besonders gut. Über Nacht sind die Sachen dann soweit trocken geworden, dass ich alles ohne Probleme die nächsten Tage in der Tasche vom Bobby lassen kann. Außerdem habe ich gestern Abend noch ein paar Radlerklamotten von Hand gewaschen. Dann habe ich am Donnerstag, wenn ich von der Fähre in Rotterdamm von Bord gehe ein paar frische Sachen um zum Bahnhof zu fahren. Auch diese Radlerklamotten sind halbwegs trocken geworden. Der Rest trocknet heute einfach wie immer während der Fahrt hinten am Rucksack und auf der Tasche vom Bobby. Ich muss mich jetzt nur aufraffen alles zusammen zu packen....
Weil ich alle Sachen im Zimmer verteilt habe zum Trocknen, dauert es bis ich alles wieder eingepackt habe. Um kurz nach halb zehn komme ich los. Von der Unterkunft geht's zunächst ein ganz kurzes Stück bergauf, damit ich wieder den Track erreiche. Aus Scarborough finde ich gut und schnell hinaus. Die Stadt hat mir auch irgendwie gefallen. Zunächst geht es an der Küste weiter. Die Aussicht auf den blauen Himmel und das Meer ist herrlich! Aber bald verlässt der Track die Küste und führt ins Inland. Doch verläuft es ziemlich eben. Genau richtig, um erst mal etwas in Fahrt zu kommen. Bald kommt ein Anstieg mit 16%. Zu früh gefreut. Aber inzwischen bringen mich solche Anstiege auch nicht mehr aus der Fassung. Nur der Verkehr...! Es ist leider keine ganz kleine Nebenstraße. Zwar sind nicht viele Autos unterwegs an diesem Morgen auf der steilen und kurvenreichen strecke, aber wie die fahren ist echt krass. Überholen trotz Gegenverkehr und dann eben mit Vollgas und 50cm Abstand am Radfahrer vorbei, oder den Gegenverkehr zum starken Abbremsen zwingen. Unglaublich.... Nun ja, bald ist der Weg wieder weg von der Straße und ich fahre auf kleinen Nebenstraßen weiter. Die Straßen sind halbwegs gut und ich kann nochmal richtig Gas geben. Sehr zum Ärger für manche Leute auf dem Rennrad. Die mögen es bekanntlich gar nicht, von einem Mountainbiker überholt zu werden. Und dann auch noch von einem Mountainbiker mit Anhänger!!! Das ist eine Frechheit. Aber nach ein paar Kilometern ist keiner mehr hinter mir. Grins. Aber gut. Ist hier kein Rennen, sondern Urlaub!
Gegen Mittag macht der Track nochmal einen Abstecher zum Meer. In Sewerby mache ich Mittagspause und genieße die Sonne. Dann geht's weiter Richtung Inland. Mit genügend Wasser zum trinken ist die wärme heute zu ertragen. Es ist schon merklich wärmer, als in den letzten Tagen. Nach knapp 100 Kilometern mache ich nochmal eine Rast und schaue auf der Karte, wie weit es denn überhaupt noch ist bis Hull. Eigentlich wollte ich erst morgen in Hull ankommen. Ich hatte ziemlich vorsichtig kalkuliert, damit ich auf keinen Fall großen Stress habe, um die Fähre zu erreichen. Nun sieht es so aus, dass es noch 30 Kilometer sind bis Hull. Die schaffe ich auf jeden Fall auch noch heute ohne Probleme. Dann habe ich morgen den ganzen Tag über Zeit in Hull und kann entspannt zur Fähre. Ich suche im Internet nach einer Unterkunft. Da gibt's viele in Hull. Möglichst in der Innenstadt, damit ich zu Fuß ein bisschen die Stadt anschauen kann. Diesmal hat ein Hotel einen günstigen Preis. Auch gut. Dort kann ich dann noch ein Zelt auspacken und vielleicht sauber zusammenlegen?
Nun aber erst mal weiter nach Hull. Die vielen kleinen Abzweigungen und Sperren in den Parks rund um die Stadt machen das vorwärts kommen etwas mühsam. Und so geht meine Durchschnittsgeschwindigkeit leider nach unten. Aber es ist ja kein Rennen. Gegen kurz vor 18 Uhr erreiche ich das Hotel Royal in Hull. Nach der Anmeldung kommt jemand und bringt mein Fahrrad zum Abstellraum. Ich dusche und kaufe noch ein paar Sachen fürs Abendessen und Frühstück ein. Dann bin ich echt fertig. Die Wärme war schon anstrengend. Außerdem bin ich ein bisschen traurig, denn hier ist nun meine Tour zu Ende. Aber alles hat ein Ende und irgendwie bin ich auch wirklich ganz froh, die letzten Wochen ohne Unfall oder sonstigen Probleme geschafft zu haben. Es war eine sehr schöne Tour!
Ich genieße noch ein paar Bierle (die guten Vorsätze verschiebe ich auf später) und gehen um kurz vor 22 Uhr ins Bett.